Die Anzahl der dual Studierenden hat sich seit 2010 mehr als verdoppelt. Dabei ist das duale Studium keine Ausbildung für all jene, die sich nicht entscheiden können, im Gegenteil. Die Studierenden haben die Wahl aus einer Vielzahl an Studiengängen, Hochschulen und Unternehmen. Besonders gefragt sind BWL, Ingenieurwesen, Informatik, aber auch Soziale Arbeit und ökologische Berufe. Aber nicht nur bei den Studierenden ist das praxisnahe Studium beliebt, auch Unternehmen haben die Vorteile der engen Zusammenarbeit mit den Hochschulen erkannt. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Kooperationsunternehmen von 27.900 auf 47.458 – ein typischer Synergieeffekt.
Seit wann gibt es das duale Studium?
Das praxisorientierte Studium ist kein Novum. Bereits Ende der 1960er Jahre wurden Fachhochschulen staatlich anerkannt und damit deren Abschlüsse aufgewertet. Eine dieser Institutionen ist die Hochschule Flensburg. In den 1990er Jahren wurden die Abschlüsse der Berufsakademien denen der dualen Studiengänge an Fachhochschulen gleichgestellt. Eine dieser Hochschulen ist die Nordakademie in Elmshorn. Unter dem Motto „Der beste Nachwuchs kommt aus den eigenen Reihen“ blickt die private Hochschule 2018 unter der Trägerschaft norddeutscher Unternehmen auf eine 25-jährige Geschichte zurück. Die anfänglich primär technisch orientierten Studiengänge der Fachhochschulen und Berufsakademien differenzieren sich seither stetig weiter aus. Mittlerweile können Schülerinnen und Schüler aus einem breiten Spektrum an Fächern wählen: ob Public Administration an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleitung in Altenholz, Soziale Arbeit oder Angewandte Psychologie an der Medical School Hamburg oder Architektur an der „hochschule 21“.
Was ist eigentlich ein duales Studium?
Es gibt nicht das eine Konzept des dualen Studiums. Grundsätzlich gilt: Bei einem dualen Studium teilt sich das Studium in zwei, bei trialen Studiengängen in drei Ausbildungsorte auf. Zulassungsvoraussetzungen sind das Abitur oder die Fachhochschulreife. Die meisten dieser Studiengänge sind jedoch dual strukturiert. Studierende absolvieren ein reguläres Bachelorstudium an einer Fachhochschule, Berufsakademie, Verwaltungs- oder Wirtschaftsakademie. In der vorlesungsfreien Zeit finden dann Praxisphasen in den Unternehmen statt, die an die Lehrinhalte des Studiums geknüpft sind. Dauer und Anordnung des Praxisanteils variieren je nach Studiengang und Hochschulen. Beim trialen Modell der FH Westküste können beispielsweise in vier, statt sechs Jahren gleich zwei anerkannte Abschlüsse erworben werden. Die Studierenden besuchen zusätzlich die Berufsschule, in der sie eine IHK-Prüfung (Bankkauffrau/mann, Industriekauffrau/mann) ablegen und somit zusätzlich über eine vollwertige Berufsausbildung verfügen.
Bei einem dualen Studium teilt sich das Studium in zwei, bei trialen Studiengängen in drei Ausbildungsorte auf. Zulassungsvoraussetzungen sind das Abitur oder die Fachhochschulreife.
Wie sieht ein „klassisches“ duales Studium aus?
Das klassische duale Studium dauert drei bis vier Jahre und beginnt zum Wintersemester. Jedes Semester besteht aus zwölf Wochen Theorieanteil an einer Hochschule sowie einer anschließenden Praxisphase im Unternehmen. In den ersten drei bis vier Semestern wird Grundlagenwissen vermittelt. Anschließend werden Schwerpunkte in Kernfächern vertiefend behandelt. Am Ende jedes Theorieblocks stehen die Klausuren an. Die Bewerbung um einen Studienplatz erfolgt in der Regel nur über das jeweilige Unternehmen. Dieses hat, da das duale Studium ein Gemeinschaftsprojekt ist, bereits mit einer Hochschule einen entsprechenden Studienverlaufsplan erarbeitet. Beliebte Studiengänge sind aufgrund der begrenzten Plätze stark umkämpft. Mehrstufige Bewerbungsverfahren und eine Vorlaufzeit bei Bewerbungen sind keine Seltenheit. Wie Lisa und Torge das duale Studium Bauingenieurwesen (B.Eng.) bei der GMSH und der FH Kiel gefällt und wie deren Studium strukturiert ist, erzählen sie euch hier.
Du möchtest die Welt retten?
Es gibt viele Möglichkeiten, die Welt ein klein wenig zu verändern, zum Beispiel durch die Nutzung regenerativer Energien. Die Hochschule Flensburg bietet zum Beispiel den dualen Studiengang Regenerative Energietechnik an. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Windtechnik AG kannst du Energie- und Umwelttechnik oder an der FH Westküste Umweltgerechte Gebäudesystemtechnik studieren. Wenn du lieber mit Menschen arbeiten möchtest, dann ist vielleicht das duale Studium Soziale Arbeit (Staatlich anerkannter Sozialarbeiter/in und Sozialpädagoge/pädagogin) bei der Stadt Elmshorn etwas für dich.
An wen richtet sich ein duales Studium?
Ein duales Studium im Allgemeinen und ein triales im Besonderen sind aufgrund ihrer kompakt strukturierten Lehrinhalte mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden und erfordern ein diszipliniertes Arbeiten. Damit das Studium in der Regelstudienzeit absolviert werden kann, ist es nicht vorgesehen, dass nebenbei fachfremde Seminare belegt werden, und während der vorlesungsfreien Zeit finden die Praxisphasen in den Partnerunternehmen statt. Zum Ausgleich stehen den Studis jedoch gesetzlich geregelte Urlaubstage zu. Die gemeinsame Planung des Studienziels durch Unternehmen und Hochschule in Verbindung mit den kleinen Seminargruppen, führt zu einem überdurchschnittlichen Betreuungsverhältnis der Studierenden durch die Lehrenden. Wer also einen klar strukturierten Studienverlauf mit enger Zusammenarbeit und intensiver Unterstützung bevorzugt, ist mit einem dualen Studium gut beraten. Ebenso all jene, die in möglichst kurzer Zeit ein wissenschaftliches Studium samt beruflicher Ausbildung erlangen möchten.
Auf einen Blick
Die Vor- und Nachteile des dualen Studiums sind eine Frage der Perspektive und des persönlichen Interesses. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, welche Studienbedingungen positiv oder negativ zu bewerten sind.
Vorteile
• die Kombination aus wissenschaftlicher Theorievermittlung und einem hohen Praxisanteil
• die unmittelbare Anwendung theoretischen Wissens im Praxismodul
• der Erhalt einer Ausbildungsvergütung (während des gesamten Studiums)
• die eventuelle Zahlung der Semesterbeiträge durch die Unternehmen
• die persönliche Betreuung und enge Zusammenarbeit sowohl im Unternehmen als auch an der Hochschule
• die größeren finanziellen Mittel sowie die bessere Ausstattung der Fachhochschulen, Berufs- und Wirtschaftsakademien aufgrund ihrer direkten Kooperation mit Unternehmen
• die Möglichkeit eines Auslandssemesters auch im dualen Studium
• geringere Abbruchquoten
Nachteile
• begrenzte Anzahl von Studienplätzen und starke Konkurrenz bei beliebten Unternehmen
• geringe Vergleichbarkeit aufgrund der unterschiedlichen Studienordnungen
• gute bis überdurchschnittliche Noten erforderlich
• Ausbildungsleitungen lassen sich häufig die Leistungsnachweise vorlegen
• keine Semesterferien (dafür ca. 24 Tage Urlaub im Jahr)
• Studiengänge in der Regel auf Wirtschafts-, Ingenieurswissenschaften sowie Informatik fokussiert
• eventuelle Nachzahlung der Studiengebühren für den Fall des Studienabbruchs
TEXT Marc Asmuß
ILLUSTRATIONEN Ibou Gueye