Die Hochschule Flensburg und die Europa-Universität Flensburg haben im November 2019 insgesamt 35 Studierende mit einem Deutschlandstipendium ausgezeichnet. Erstmals wurden die Urkunden durch die Präsidenten beider Hochschulen in einem gemeinsamen Festakt im Foyer des Audimax verliehen.
„Warum vergibt man überhaupt Stipendien?“ Mit dieser Frage eröffnete der Präsident der Hochschule Flensburg (HSFL), Dr. Christoph Jansen, die Veranstaltung und wandte sich an die Stipendiaten (liebevoll „Stips“ genannt): „Stipendien sind ein wichtiger Baustein für Studierende. Sie ermöglichen erstens, dass sie einen starken Fokus auf ihr Studium legen können und bedeuten zweitens eine eindeutige Auszeichnung, die einen Mehrwert für das spätere Berufsleben darstellt.“ Das Deutschlandstipendium fördert begabte Studierende aller Studiengänge an den staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland. Neben guten Noten werden bei der Vergabe vor allem gesellschaftliches Engagement und persönliche Leistungen berücksichtigt. Die Stipendien sind jeweils mit einem Geldbetrag von monatlich 300 Euro für den Zeitraum eines Jahres dotiert.
Interviews mit „Stips“ und Förderern (von links): Torsten Haase (Pressesprecher der Hochschule Flensburg), Alina Gronostay (Wirtschaftsinformatik HSFL), Nils Mehdorn (Maschinenbau HSFL), Maren Dobelstein (Human Resources, Vishay), Tobias Busch (Personaleiter Raffinerie Heide), Kathrin Fischer (Pressesprecherin EUF), Tessi-Marleen Pomarius (Bildungswissenschaften EUF) und Bjarne Raab (Bildungswissenschaften EUF). | Foto: Christina Kloodt
Der Präsident der Europa-Universität Flensburg (EUF), Prof. Werner Reinhart, begrüßte die Stipendiatinnen und Stipendiaten und hob hervor, das in diesem Akt beide Hochschulen erstmals gemeinsam die Potenziale ihrer Studierenden demonstrierten. Er dankte den Ausgezeichneten für ihr Engagement und formulierte das Ziel: „Wir wollen Menschen, die sich einmischen und sich mit den Zukunftsfragen Europas und der Welt auseinandersetzen. Wir wollen Menschen entlassen, die Fantasien entwickeln, das Vorgefundene weiterzuentwickeln, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen!“
Beide Präsidenten bedankten sich namentlich bei den neun Förderern der Deutschlandstipendien, die zur Hälfte aus dem privatwirtschaftlichem Sponsoring sowie aus Bundesmitteln finanziert werden: Fiehn-Stiftung der Stadt Rendsburg, Werner-Petersen-Stiftung, Raffinerie Heide, MLP Finanzberatung SE, Schiffbauer Dipl-Ing. Hans S. Kannt-Stiftung, Arbeitgeberverband Flensburg, Schleswig, Eckernförde e.V., Ferchau Engineering, Vishay und Dänisches Bettenlager. Die 25 „Stips“ der Hochschule Flensburg studieren in den Studiengängen Maschinenbau, Energiewissenschaften, Wind Engineering, Angewandte Informatik, Medieninformatik, Schiffsbetriebstechnik, Bio-, Lebensmittel und Verfahrenstechnologie, Internationale Fachkommunikation, Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik. Die 10 „Stips“ der EUF studieren in den Bildungswissenschaften sowie in den Transformationsstudien.
Samanta Rohm, Hochschule Flensburg, wissenschaftliche Mitarbeiterin, 2. Semester MA Systemtechnik: „Momentan unterstütze ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Planung für die Energieversorgung des neuen Zentralklinikums. Mir wird das Deutschlandstipendium zum dritten Mal verliehen. Für meine Bachelorarbeit habe ich bereits den VR Bank-Preis erhalten. Dort ging es um die Kopplung einer Gas- und Dampfturbinenanlage mit dem Fernwärmenetz der Stadt Flensburg. Mein Traum ist, nach dem Masterstudium zu promovieren und nach einigen Berufsjahren in der Industrie als Dozentin an die Hochschule Flensburg zurückzukehren. Ein Thema, dass uns noch lange beschäftigen wird: Regenerative Energien – das habe ich hier studiert!“
Tessi-Marleen Pomarius, EUF, 1. Semester, BA Bildungswissenschaften, Sonderschulpädagogik und Evangelische Theologie: „Nach den ersten Monaten an der EUF habe mich jetzt eingelebt und finde mich gut zurecht. Obwohl ich kein Vergleich zu anderen Hochschulen habe, schätze ich schon jetzt die Nähe zu den Professorinnen und Professoren. Sie nehmen sich auch nach einem Seminar die Zeit, um meine Fragen zu beantworten. Ich habe nach meiner Erzieherausbildung über den zweiten Bildungsweg einen Studienplatz erhalten und möchte später als Lehrerin für Sonderschulpädagogik an einem Förderzentrum arbeiten. In meinem Wohnort Kiel engagiere ich mich bei den „Offenen Hilfen“, einem ambulanten pädagogischen Fachdienst für die Betreuung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit und ohne Behinderungen. Das Stipendium wird mir helfen, das Studium und mein Engagement zu finanzieren. Meine Familie ist natürlich stolz auf mich und kann es noch gar nicht fassen.“
Nils Mehdorn, Hochschule Flensburg, 5. Semester, Maschinenbau: „Das Deutschlandstipendium erhalte ich zum zweiten Mal. Mein Ziel ist, nach dem Studium als Ingenieur im Konstruktionsbereich zu arbeiten. Dass mein Stipendium vom Unternehmen Vishay gefördert wird, habe ich im letzten Jahr erfahren. Einen persönlichen Kontakt konnten wir bereits herstellen. Ein Besuch in den Fertigungshallen der Firma in Heide war ausgesprochen interessant. Leider gibt es in Schleswig-Holstein relativ wenig Maschinenbauunternehmen. Für das anstehende Praxissemester und die Bachelorarbeit muss ich mich eventuell wieder Richtung Süddeutschland orientieren. Schade, denn ich bin leidenschaftlicher Segler und bin deshalb ursprünglich von München nach Flensburg gezogen!“
Maren Dobelstein, Leiterin Human Resources, Firma Vishay, Heide: „Wir vergeben auch 2019 wieder zwei Stipendien für Studierende aus den Bereichen Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Als Elektronikunternehmen sehen wir grundsätzlich die Notwendigkeit, den Aufbau qualifizierter Fachkräfte zu unterstützen. Deshalb suchen wir die Verbindung zu den Hochschulen und arbeiten insbesondere mit der Hochschule Flensburg seit vielen Jahren eng zusammen. Da wir in unserem Unternehmen eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung haben und viele unserer Maschinen selbst bauen, gibt es auch bei uns Bedarf an Konstrukteurinnen und Konstrukteuren. Im vergangenen Jahr konnten wir erstmals einen Deutschlandstipendiaten und Absolventen der HSFL in unserem Unternehmen einstellen.“
Tobias Busch, Personaleiter der Raffinerie Heide: „Wir fördern insbesondere den Studiengang Verfahrenstechnik und erfüllen damit eine soziale Verantwortung. Natürlich wünschen wir uns auch, dass Absolventinnen und Absolventen den Weg in unser Unternehmen in Heide finden. Wir bieten Praktika und Werkstudierendenverträge an sowie die Möglichkeit zur Anfertigung einer Abschlussarbeit.“
TEXT: Christian Dorbandt
FOTO: Christina Kloodt, Christian Dorbandt