Nicht nur ‚richtig’ oder ‚falsch’! – FabLab der Hochschule Flensburg

Nicht nur ‚richtig’ oder ‚falsch’! – FabLab der Hochschule Flensburg

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Franka Heers präsentiert das FabLab „Ideenreich“ der Hochschule Flensburg als außerschulischen Lernort.

Franka Heers ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Flensburg und verantwortlich für das didaktisierte FabLab “Ideenreich”. Mithilfe ihrer Konzepte gelangen Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal in Kontakt mit angewandter Wissenschaft. Sie selbst hat Maschinenbau (B.Eng.) und Systemtechnik (M.Eng.) an der Hochschule Flensburg sowie Berufliche Pädagogik (M.Ed.) an der benachbarten Europa-Universität studiert. Im Gespräch berichtet die Ingenieurin und Pädagogin, welche Ziele sie mit ihren Projekten verfolgt und warum sie an ein wachsendes Technikinteresse von Frauen glaubt.

ME2BE CAMPUS: Hallo, Franka. Wir stehen im FabLab der Hochschule Flensburg. Was genau ist das?

Franke Heers: Das FabLab ‚Ideenreich’ ist ein Labor und eine technische Begegnungsstätte auf dem Campus. Genutzt wird es von Studierenden unserer technischen Studiengänge, zum Beispiel Maschinenbau oder Systemtechnik. Zu festgelegten Zeiten haben aber auch alle anderen Studierenden sowie Schülerinnen und Schüler aus Flensburg Zugang. Hier gibt es 3D-Drucker, einen Laser-Cutter, eine Standbohrmaschine, eine Lötstation und viele Werkplätze. An extra dafür ausgestatteten PC-Arbeitsplätzen können wir unsere Ideen in druckbare Modelle umwandeln und sie anschließend ausdrucken. Auch Start-Up- Unternehmen können hier ihre Prototypen entwickeln.

Auch Start-Up- Unternehmen können hier ihre Prototypen entwickeln.

Du bist verantwortlich für das ‘didakti­sierte’ FabLab. Was steckt dahinter?

Meine Aufgabe ist es, der Öffentlichkeit das FabLab als außerschulischen Lernort zugänglich zu machen. Dafür laden wir Schulklassen ein, entwickeln interessante Lernkonzepte, organisieren thematische Workshops oder veranstalten ‚Innovation Camps’ über mehrere Tage.

Welche Ziele und Zielgruppen sind mit dem Konzept verbunden?

Unsere Zielgruppen sind Schülerinnen und Schüler aus allen Schulformen und Jahrgangsstufen, aber auch andere Gruppen oder Vereine können sich bei uns melden. Unsere Ziele sind, das FabLab als außerschulischen Lernort zu etablieren, die MINT-Förderung vom Kindesalter bis in die Hochschule zu stärken, die Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschulen zu intensivieren und über Berufs- und Studienmöglichkeiten zu informieren.

Franka Heers vom FabLab der Hochschule Flensburg

Franka Heers vom FabLab der Hochschule Flensburg.

Fünfte Klasse? Ist das nicht etwas früh für komplexe Technik?

Nein, das ist kein Problem. Alles, was wir an Technik anbieten, ist niederschwellig und leicht zugänglich, sodass der Einstieg gut funktioniert. Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen konstruieren bereits ihre Modelle am Computer und starten ihre 3D-Drucke selbst. Das macht ihnen großen Spaß.

Wie erleben Schüler diese technischen Innovationen im FabLab?

Oft sind Schüler erstaunt und sagen: „Ich wusste gar nicht, dass man Technik so kreativ gestalten kann!“ Meiner Meinung nach wird Technik in der Schule oft so vermittelt, als gäbe es immer ein ‚richtig’ oder ‚falsch’. Davon wollen wir weg. Wir orientieren uns an der sogenannten ‚Maker-Szene’ und der ‚Do-It-Yourself-Bewegung’. Nicht alles wegschmeißen, sondern Ersatzteile ausdrucken etwas reparieren und Ressourcen sparen. Dieses Denken kommt bei Schülern gut an.

Meiner Meinung nach wird Technik in der Schule oft so vermittelt, als gäbe es immer ein ‚richtig’ oder ‚falsch’. Davon wollen wir weg.

Weckt das FabLab auch das Technik­ interesse bei Schülerinnen?

Ja, auf jeden Fall! Wir stellen fest, dass Frauen Technik vor allem dann interessant finden, wenn es mit dem Thema Kreativität kombiniert wird. In Kürze veranstalten wir deshalb ‚Design Days’, die sich speziell an Schülerinnen aus Oberstufenklassen richten. Mit ihnen wollen wir moderne Produktionstechniken nutzen, um Schmuck und Designs herzustellen. Das klingt erst mal nach Klischee, soll aber verdeutlichen, dass man Technikinteresse nicht nur beim Herumschrauben an Autos ausleben kann!

Bist du selbst von der Maker­-Szene infiziert?

Definitiv. Ich merke, wie ich da langsam hineinwachse. Mir gefällt sowohl der Nachhaltigkeitsaspekt als auch der Community-Trend, dass man nicht alles wissen muss, sondern gegenseitig sein Wissen austauscht! Wenn ich an meine Studienzeit an der Hochschule Flensburg zurückdenke, kann ich nur sagen, dass ich sie von der ersten bis zur letzten Minute genossen habe. Aber das FabLab hätte ich mir damals schon gewünscht!

TEXT Christian Dorband
FOTOS Sebastian Weimar