CAMPUS-Redakteur Chris im Gespräch mit Dr. Christoph Jansen, Präsident der Hochschule Flensburg.
Die Hochschule Flensburg ist die nördlichste Hochschule Deutschlands mit zurzeit rund 4.000 Studierenden in jeweils zehn Bachelor- und Masterstudiengängen und eine renommierte Adresse für die regionale Fachkräfteausbildung im deutsch-dänischen Grenzgebiet. Im Februar 2018 trat Christoph Jansen offiziell die Präsidentschaft der Hochschule Flensburg an. „Ich möchte Räume für Innovationen schaffen“, verkündete der promovierte Physiker bei seiner Antrittsrede, „Räume, die von allen Mitgliedern der Hochschule gefüllt werden sollen.“
Dr. Christoph Jansen studierte Physik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) und schloss dort 2003 seine Promotion im Fach Maschinenbau ab. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, als Leiter des EU-Büros sowie als persönlicher Referent des Rektors. 2007 zog es Jansen in die Privatwirtschaft, dort war er zuletzt als „Director Global Operations“ bei der Siemens AG in Erlangen tätig.
Hallo, Herr Dr. Jansen. Sechs Monate Ihrer sechsjährigen Amtszeit sind vorbei. Gefällt Ihnen die Arbeit als Hochschulpräsident? Sind Sie in Flensburg angekommen?
Ja, meine Arbeit gefällt mir ausgezeichnet und ich fühle mich in der Stadt Flensburg sehr wohl. An die Hochschule Flensburg zu kommen, war absolut die richtige Entscheidung.
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesteckt?
Was ich mir vorgenommen habe, ist sehr stark mit dem Projekt ‚Innovative Hochschule’ verbunden und Bestandteil eines gemeinsamen Strategieprozesses. Wir möchten zum Innovationsmotor der Region werden und sowohl für Schulen als auch für Unternehmen ein aktiver Bildungspartner sein. Als Hochschule ist es unser Ziel, studieninteressierten Schulabgängern einen erfolgreichen Übergang von der Schule zum Beruf zu ermöglichen und unsere Absolventinnen und Absolventen auf das Niveau zu führen, das Unternehmen langfristig benötigen.
Zeitgleich mit Ihrer Antrittsrede auf dem Sommerfest erhielt die Hochschule Flensburg Fördermittel vom Bund in Höhe von 6,7 Millionen Euro, um die Innovationskraft in der deutsch-dänischen Grenzregion zu stärken. Was genau steckt hinter dem Projekt „Grenzland Innovativ Schleswig- Holstein“?
Die Hochschule Flensburg verfolgt mit diesem Projekt eine stärkere Vernetzung und Positionierung als Innovationsmotor in der deutsch-dänischen Region. Der Ausbau soll insbesondere die forschungsbasierten Fachgebiete der Hochschule widerspiegeln: Windenergietechnik, Regenerative Energien, Maritime Technologien, Maschinenbau und Lebensmitteltechnologien. Geplant ist unter anderem die nachhaltige Einrichtung eines sogenannten ‚didaktisierten FabLabs’ zur MINT-Förderung von Kindern sowie eine engere Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschule. Ein weiteres Labor soll entstehen, das es der Hochschule ermöglicht, Probleme zu lösen, die sich aus der Energiewende und den Klimaschutzanforderungen ergeben. Außerdem verfolgt ‚Grenzland Innovativ’ das Ziel, für die Bio- und Lebensmitteltechnologie ein ‚Zentrum für Analytik im Innovations- und Technologietransfer’ (ZAIT) aufzubauen. Und mit der ‚VentureWerft’ soll die grenzübergreifende Entrepreneurship-Community und -kultur ausgebaut werden.
Sprechen Sie schon Dänisch?
Leider ist das eine Herausforderung, der ich mich bisher noch nicht gestellt habe.
Regenerative Energien, Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz – mit welchen Megatrends werden Sie sich zukünftig an der Hochschule Flensburg beschäftigen?
In meiner Tätigkeit bei der Siemens AG habe ich mich Jahre lang mit innovativen Technologien und unterschiedlichen Fragestellungen beschäftigt, beispielsweise in den Bereichen Umweltschutz, Informationstechnologie und Energiemanagement. Wie gehen wir zukünftig mit industriellen Abfällen um? Was müssen Unternehmen tun, um ihre IT-Sicherheit zu gewährleisten? Welche Prozesse digitalen Engineerings können Produktentwicklung optimieren? Genau diesen Themen begegne ich auch an der Hochschule Flensburg und halte sie nach wie vor für besonders förderwürdig.
Eine aktive Bildungspartnerschaft mit Schülern, Studierenden sowie potenziellen Arbeitgebern bedarf einer ausgeprägten Kommunikationskultur. Kommen Sie persönlich mit Studierenden und Unternehmern in Kontakt? Wann waren Sie zuletzt in der Mensa?
Kommunikation ist für mich ein immens wichtiger Faktor! Als anwendungsbezogene Hochschule zeichnen wir uns durch eine praxisnahe Qualifizierung von Fachkräften aus, die sich am unternehmerischen Bedarf ausrichtet. Hochschule im Elfenbeinturm finde ich fatal! Aus diesem Grund führe ich als Präsident permanent Gespräche mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft und natürlich auch mit Studierenden. Von AStA-Mitgliedern erhielt ich bei meiner Antrittsrede eine Holzkiste, um von dort aus regelmäßig mit Studierenden und der gesamten Hochschule zu diskutieren. Ich halte Wort. Alle zwei Wochen springe ich im Foyer unseres H-Gebäudes auf dieses selbstgebaute Podest und stelle mich allen Fragen und Diskussionen. Zu Ihrer zweiten Frage: Mein letzter Besuch in unserer erstklassigen Mensa war gestern. Es gab Putenschnitzel.
Herr Dr. Jansen, vielen Dank für das Gespräch!
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Laura Hasl, Michael Ruff