Ohne sie läuft nichts: Mitarbeiter in der Verwaltung

Ohne sie läuft nichts: Mitarbeiter in der Verwaltung

Sie halten das Leben in Städten und Gemeinden in Gang: die Mitarbeiter in den Verwaltungen. Die Ausbildung dort ist speziell.

In den Amtsstuben sitzen nur Beamte mit Ärmelschonern und genießen ein stressfreies Leben mit Schreibmaschine und Bleistiftanspitzer? Ganz ehrlich: Das ist ein gemeines Klischee und falsch dazu. Wie vielfältig und modern die Ausbildungslandschaft ist, beweist etwa die Hansestadt Lübeck: 4.600 Mitarbeiter/innen arbeiten in der Stadtverwaltung und in vier Eigenbetrieben. Über 180 Azubis lernen an der Trave in über 20 Ausbildungsberufen in den Bereichen Verwaltung, gewerblich-technische Berufe, Pflege und Hauswirtschaft.

Ärmelschoner haben hier nichts zu suchen, engagierte Mitarbeiter/innen sorgen dafür, dass das Leben rund läuft. Egal, ob Azubis im Tiefbauamt oder bei der Feuerwehr lernen, in der Stadtbücherei oder in der Verwaltung: Immer geht es darum, das Leben in der Stadt am Laufen zu halten. Das ist eine wichtige Aufgabe! Denn die Menschen vertrauen darauf, dass ihr tägliches Leben funktioniert. Und dafür sind die Verwaltungen verantwortlich. Dabei kommt es auf jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin an. Wer die Möglichkeiten einer zukunftssicheren Ausbildung entdecken will, braucht nur mal in den Online-Seiten der Landeshauptstadt Kiel zu stöbern, eine der größten Arbeitgeberinnen und Ausbildungsbetriebe in Schleswig-Holstein. Hier arbeiten rund 4.500 Leute, die für den reibungslosen Betrieb der Stadt sorgen. Ohne sie würden keine neuen Wohngebiete geplant, Straßen saniert oder das Abwasser geklärt. Sie machen Paare auf dem Standesamt ebenso glücklich wie Häuslebauer mit einer Baugenehmigung. Sie sorgen dafür, dass im Schwimmbad vergnüglich geplanscht werden kann und die Grünanlagen gepflegt aussehen. Sie besorgen Bücher für die Stadtbibliothek und räumen den Schnee von den Straßen. Sie kochen Essen in der Kantine, löschen Feuer und retten Leben (Berufsfeuerwehr!). Sie kümmern sich um alle Anliegen der Bürger in der Verwaltung – vom Reisepass bis hin zum Wohnberechtigungsschein. Sie befassen sich auch mit spezieller Software und Computersystemen, die nötig sind, damit die Kolleginnen und Kollegen digital arbeiten können.

Verwaltungsmitarbeiter

Mitarbeiter in den Verwaltungen machen sowohl Paare auf dem Standesamt glücklich als auch Häuslebauer mit der Baugenehmigung.

Die Mitarbeiter üben also die unterschiedlichsten Berufe aus – am Schreibtisch, auf der Straße, in Labor oder Werkstatt. Im Mittelpunkt stehen dabei aber immer die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt und Kommune.

Verwalten und gestalten

Die Ausbildungs- und Arbeitsplätze gelten als modern, sicher und sozial. Schüler, die sich dafür interessieren, sollten wissen, was das Wesentliche einer Stadtverwaltung ist, das kommt bei der Bewerbung gut an. Auszubildende mit Interesse am Gemeinwesen haben die Chance, die Stadt nicht nur verwalten, sondern auch mit zu gestalten. Gerade für den Beruf der Verwaltungsangestellten wünschen sich die Städte Offenheit für die soziale und kulturelle Vielfalt der Menschen. Deshalb ist es ganz unabhängig von den Zeugnisnoten wichtig, dass Bewerber Spaß am Umgang mit Menschen haben – mit den Bürgern ebenso wie beim Teamwork mit den Kollegen. Übrigens: Junge Leute mit Migrationshintergrund sind in allen Verwaltungen stets willkommen. Sie werden künftig noch stärker gebraucht!

Während die gewerblichen Berufe, wie in Deutschland üblich, als duale Ausbildung (Praxis im Betrieb und Theorie in der Berufsschule) gestaltet sind, sieht es im Öffentlichen Dienst anders aus: Beamtenanwärter/innen lernen die Praxis in ihren jeweiligen Verwaltungen, die fachtheoretischen Ausbildungsinhalte dagegen vermitteln Lehrgänge an der Verwaltungsakademie Bordesholm. Sie umfassen insgesamt 990 Stunden, so dass Anwärter/innen siebeneinhalb Monate der insgesamt zwei Jahren ihrer Ausbildung an der Akademie verbringen. In dieser Zeit wohnen sie im benachbarten Internat. Bei Verwaltungsfachangestellten ruht die Ausbildung sogar auf drei Säulen: Praxisinhalte vermitteln die Verwaltungen, die Theorie die Berufsschulen. Zusätzlichen vertiefenden Unterricht in 493 Stunden vermittelt die Verwaltungsakademie in Bordesholm, wo die Azubis auch wohnen können.

Azubi Amina Miri

Mehr als nur Büroarbeit: Amina ist eine der Azubis der Hansestadt Lübeck

Und wer es genau wissen will: Noch einige weitere Ausbildungsberufe im öffentlichen Dienst sind ein bisschen anders als in der freien Wirtschaft: Straßenwärter/in, Umwelttechnische Berufe, Vermessungstechniker/in, Wasserbauer/in, Fachangestellte für Bäderbetriebe und Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste. Hier lernen die Azubis die Theorie wie die Verwaltungsfachangestellten an der Akademie in Bordesholm.

Auch die Stadt Elmshorn legt den Schwerpunkt ihrer Angebote in die Ausbildung von Verwaltungsfachangestellten. Aber auch in technischen und pädagogischen Berufen will die Stadtverwaltung künftig verstärkt oder erstmalig ausbilden. Sogar Berufe, die man auf den ersten Blick nicht in einer Kommune vermutet, sind in Elmshorn möglich: Von der Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice über Bauzeichner/in und Fachinformatiker/in bis zu Vermessungstechniker/in.

In der Kreisverwaltung Dithmarschen in Heide arbeiten unter den rund 500 Beamten und Angestellten gleich 20 Azubis und Studierende in vielen verschiedenen Berufen, darunter auch die/den Verwaltungsfachangestellte/en. Wer die Karriere im Blick (und die Fachhochschulreife in der Tasche) hat, dürfte sich hier vor allem für den beliebten Dualen Studiengang Allgemeine Verwaltung/ Public Administration interessieren – dabei lernen die Studierenden in der Verwaltung die Berufspraxis kennen, und an der Fachhochschule in Altenholz bei Kiel wird der anspruchsvolle „Stoff“ studiert. Übrigens: Auch das Amt Mitteldithmarschen (Verwaltungen in Meldorf und Albersdorf) bietet die beiden genannten Ausbildungen an, darunter das Duale Studium.

Verwaltung ist speziell: Fachchinesisch erklärt

Wer im Öffentlichen Dienst arbeiten will, lernt auch typische Begriffe beispielsweise des Beamtenrechts kennen, die es woanders nicht gibt. Hier die wichtigsten davon:

Beamte auf Probe: Um Beamte/r auf Lebenszeit zu werden und damit unkündbar, müssen die jungen Leute nach ihrer Ausbildung eine Probezeit durchlaufen. Erst, wenn die Eignung, Befähigung und fachliche Leistung festgestellt wird, darf er/sie ins Beamtenverhältnis übernommen werden. Die Probezeit dauert zwei bis drei Jahre.

Dienstbezüge: So heißt das Gehalt von Beamten, auch Besoldung genannt, und umfasst das Grundgehalt, Zuschläge, Zulagen (z. B. Stellenzulage, Ministerialzulage), Auslandsdienstbezüge, vermögenswirksame Leistungen, Urlaubsgeld und jährliche Sonderzuwendungen (Weihnachtsgeld).

Dienstherr: Arbeitgeber werden bei Beamten „Dienstherr“ genannt. Das sind Kommunen, Landkreise, Bundesländer oder auch der Bund.

Ernennung: Beamte werden ernannt und in ein Amt berufen. Sie bekommen keinen Arbeitsvertrag. Stattdessen wird ein Dienst- und Treueverhältnis zwischen Dienstherr und Beamten/in begründet. Arbeitnehmer werden im öffentlichen Dienst ganz normal aufgrund eines Arbeitsvertrages beschäftigt.

TVöD: Der „Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst“ ist die „Bibel“ für die Entgelte, also das Einkommen der Angestellten (nicht der Beamten und Azubis). Wieviel Geld die Azubis verdienen, regelt der TVAöD (Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes).

Welche Berufe kannst du bei einer Kommune lernen?

Jede Stadt hat eine ganz eigene Organisation, je nachdem wie groß sie ist und welche Eigenbetriebe (zum Beispiel Schwimmbäder, Kurbetrieb) sie unterhält. Entsprechend sieht auch das Angebot der Berufsausbildungen aus. Diese Berufe sind typisch für Großstädte in Schleswig-Holstein wie Kiel oder Lübeck:

Arbeit im Freien:
Friedhofsgärtner/in
Landschaftsgärtner/in
Tiefbaufacharbeiter/in

Verwaltung und Beratung:
Verwaltungsfachangestellte/r
Fachangestellte/r für Medien und Informationsdienste, Fachrichtung Bibliothek

Helfen und Assistieren:
Brandmeisteranwärter/in
Notfallsanitäter/in
Oberbrandinspektoranwärter/in

Versorgen und Verpflegen:
Hauswirtschafter/in
Koch/Köchin

Technik im Büro:
Bauzeichner/in, Fachrichtung Tief-, Straßen und Landschaftsbau
Fachinformatiker/in, Fachrichtung Systemintegration

Handwerk/Industrie:
Fachkraft für Abwassertechnik
Industriemechaniker/in
Elektroniker/in, Fachrichtung Betriebstechnik

TEXT Joachim Welding
ILLUSTRATIONEN Ibou Gueye