BOM 2022 – die 16. wegweisende Messe in einer engagierten Schule

BOM 2022 – die 16. wegweisende Messe in einer engagierten Schule

Am Samstag, den 24. September fand die 16. Berufsorientierungsmesse (BOM) an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule in Kiel statt. Mehr als 80 Unternehmen, Einrichtungen und Schulen standen bereit, um mit den Schülerinnen und Schülern der 7. bis 10. Klassenstufen berufliche Perspektiven zu besprechen und die Lernenden zu beraten. Auf der Messe wurde auch dieses Jahr wieder deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Berufswelt für die Jugendlichen nicht nur graue Theorie blieb.

Eine gut organisierte Messe kann nur dann stattfinden, wenn ein sehr engagiertes Team diese mitgestaltet. Margrit Gebel, Lehrerin für Kunst und Deutsch, hält die Zügel für die BOM in den Händen. Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule im Laufe der Jahre eine der bekanntesten regionalen Berufsorientierungsmessen entstanden ist. Zusammen mit Henning Riske, Lehrer für Biologie, Geographie sowie Fachleiter für Informatik, ist sie für die Berufsorientierung an der Schule verantwortlich.

Wir von ME2BE waren nicht nur als Medienpartner der Schule, sondern auch als Aussteller dabei, als es hieß: „Berufsorientierung als Kompass für ein selbstbestimmtes Leben!” Auch in diesem Jahr haben wir unser kostenloses ME2BE-BOM-Magazin auf der Messe vorgestellt. Auf fast 80 Seiten präsentieren wir nicht nur die bekannte Kieler Schule und ihre Menschen, sondern liefern auch eine große Bandbreite an Informationen zu regionalen Unternehmen, Fragen der Berufsorientierung und unserem Bewerbungsratgeber. Das E-Paper kann jederzeit auf unserer Webseite abgerufen werden. Denn: Nach der Messe ist vor der Messe!

Die Messe im Überblick:

„Wir wünschen uns eine erfolgreiche Messe und dass die Ausstellerinnen und Aussteller, die Schülerinnen und Schüler, die Eltern und die Lehrkräfte heute eine echte Win-Win-Situation durchleben”, erklärt Margrit Gebel zum Auftakt. Auch der neue Schulleiter Dr. Ulf Schweckendiek freut sich auf die Veranstaltung: „Für mich ist es die allererste Berufsorientierungsmesse an dieser Schule. Ich hoffe, dass unsere Schülerinnen und Schüler die Chance nutzen und einen weiteren Schritt vorwärts zu ihrem Ziel kommen.”

Eine Frau mit einem Mikro steht neben einem Mann auf einer Bühne.

Margrit Gebel und Ulf Schweckendiek stimmen alle Beteiligten auf die 16. BOM ein.

ME2BE hat seinen Stand auf der Schulbühne, in der Sporthalle der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule. Von dort haben wir fast die ganze Messe im Blick. Direkt vor der Bühne stehen die Unternehmen, die schon seit vielen Jahren einen engen Kontakt mit der Schule pflegen und durch diverse Unterstützungsangebote das schulische Leben bereichern. Ein neuer Kooperationspartner ist auch dabei: der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. Die DEHOGA ist der 13. Partner der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule. Margrit Gebel heißt Ricci Giese, die Kreisausbildungsleiterin der DEHOGA Kiel, und Peter Böhm, den 1. Vorsitzenden, herzlich willkommen. Feierlich werden die Kooperationsverträge unterzeichnet. Ein wichtiges Zeichen, denn bereits seit vielen Jahren macht sich Ricci Giese für das Thema Berufsorientierung an der Schule stark.

Zwei Frauen schauen zu, wie ein Mann einen Vertrag unterschreibt.

Ein weiterer wertvoller Wirtschaftspartner für die Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule! Ulf Schweckendiek unterzeichnet den Kooperationsvertrag.

Die vielfältigen Karrieremöglichkeiten der Gastronomie in den Bereichen Service, Küche und Management bietet auf dieser Messe zum Beispiel das Hotel Birke an. Kaum eine Branche in Deutschland ist so abwechslungsreich wie das Gastgewerbe. Fast 90.000 junge Menschen erlernen aktuell einen der sechs Ausbildungsberufe in diesem Gewerbe. Nach der Ausbildung besteht die Möglichkeit, weltweit seinen Beruf auszuüben und die Faszination anderer Kulturen und Länder zu entdecken. Schülerinnen und Schüler, die an den Stand des Hotels Birke kommen, versuchen, durch ihre Sinne Lebensmittel zu erkennen. Wer erfühlt die ungekochten Nudeln, wie riecht Liebstöckel und wie sieht ein Blumenkohl aus? Viele Jugendliche testen hier ihr Wissen.

Eine Frau lächelt, während ein junger Mann an einer Dose riecht.

Kennt sich Informatik-Student Ben mit Gewürzen aus?

Mit den Stadtwerken Kiel steht ein weiterer Wirtschaftspartner der Schule den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort. „Oft sind die Eltern die Gesprächstreiber, aber zu uns kamen auch schon eigenständig einige interessierte Schülerinnen und Schüler”, erzählt Kevin Dittmann, Ausbilder für den Beruf Industriemechaniker, und ergänzt: „Wir nehmen das Thema Nachwuchskräfte sehr ernst. Was zählt, sind nicht nur hervorragende Noten; wir geben engagierten und zuverlässigen Schülerinnen und Schülern die Chance, ihre berufliche Zukunft aktiv zu gestalten.”

Zwei Männer in blauen Oberteilen stehen an ihrem Stand.

Lucas und Kevin kennen die Zukunftschancen bei den Stadtwerken: fünf Ausbildungsberufe werden angeboten.

Berufe finden – vom Wunsch zur Wirklichkeit

Fragt man Schülerinnen und Schüler nach ihren Berufswünschen, gibt es manche Berufszweige, die vermeintlich unbeliebter sind als andere. Geruch, Schmutz oder harte Wetterbedingungen schrecken viele Jugendliche ab. Das Team der Müllverbrennung Kiel (MVK) weiß es jedoch besser: „Die Müllverbrennung entsorgt zwar Müll, aber wir verwerten ihn sicher und tragen damit zum Umweltschutz bei. Die Anlage der MVK gilt als eine der emissionsärmsten Waste-to-Energy-Anlagen für thermische Abfallverwertung in Deutschland”, heißt es auf unsere Nachfrage. Um diese wichtige Arbeit zu leisten, können sich die Schülerinnen und Schüler zwischen einem von drei Ausbildungsberufen entscheiden: Industriemechaniker (m/w/d), Elektroniker (m/w/d) und Kaufmann im Büromanagement (m/w/d).

Drei Männer stehen an ihrem Stand.

Umweltschutz? Für das Team der MVK kein Fremdwort!

Aber auch Timm und Jan-Luca von der Berthold Fasthuber Bauunternehmung GmbH & Co.KG wissen um den schweren Stand ihres Berufs. „Es ist definitiv nicht für jeden etwas. Jeden Tag draußen zu arbeiten – bei Wind und Wetter. Da darf man nicht zart besaitet sein”, erklärt Jan-Luca. Dabei schätzt er die Abwechslung in seinem Beruf: Garagenzufahrten, Parkplatzbefestigungen, Wohnstraßen, Industrieparkflächen und Hofeinfahrten – überall dort findet man Kanalbauer (m/w/d), Rohrleitungsbauer (m/w/d), Straßen- und Tiefbauer (m/w/d) und Tiefbaufacharbeiter (m/w/d).

Zwei junge Männer in schwarzen Outfits vor ihrem Stand.

Die Jungs von der Baufirma Fasthuber trotzen jedem Wetter.

Die Welt der Technik

Vor dem Team von Süverkrup entdecken wir drei Ausstellungsstücke. Es handelt sich um ältere Modelle eines Getriebes, eines Anlassers und eines Turboladers. Dass ihre Auszubildenden Bescheid wissen, wundert die Ausbildungsbeauftragte Britta Mues nicht: „Manchmal müssen Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker oder Kfz-Mechatroniker ein Auto richtig auseinandernehmen und in Einzelteile zerlegen, um eine Lösung zu finden oder ein Teil auszutauschen.” Da die Branche immer elektronischer wird, ist auch in diesem Beruf Köpfchen gefragt. „Man darf nicht unterschätzen, dass man sich auch viel Wissen im Bereich Physik aneignen muss. Da die Ausbildung sehr komplex ist, dauert sie auch dreieinhalb Jahre”, so Mues.

Zwei Frauen und zwei Männer in schwarzen Outfits stehen vor ihrem Stand.

Britta Mues und ihr Team kennen sich mit Autos aus.

Am Stand der HELL Gravure Systems GmbH & Co. KG erfahren wir, dass das Unternehmen nicht nur Mechatroniker, sondern auch Industriekaufleute ausbildet. Wer sich anschließend noch weiterbilden möchte, der kann sich noch für das duale IBS-Studium Informatik entscheiden. Tasha und Jesper vertreten auf der Messe ihren Arbeitgeber, der Innovationsführer bei der Herstellung von Gravursystemen für die Druckvorstufe ist. Als Industriekaufleute sind sie Experten im Bereich Einkauf, Disposition, Logistik, Buchhaltung sowie Vertrieb und wollen zukünftige Auszubildende ebenfalls für ihren Beruf gewinnen.

Ein junger Mann und eine junge Frau präsentieren ihren Stand.

Jesper und Tasha präsentieren ihren Arbeitgeber über unsere DIGI:BO-Plattform.

Ein duales Studium der Informatik bietet auch die Vater Holding GmbH an. Sie ist spezialisiert auf Dienstleistungen in den Bereichen IT, Elektro und Personal. „Bei uns hat man die Möglichkeit, als Informatiker durch alle Bereiche durchzugehen. SAP, EAP, Cloud-Dienste – alles ist möglich. Gerade arbeiten wir an einem Computer, der dafür da sein wird, Krebszellen im Körper so genau zu erkennen, dass man diese einfacher entfernen kann”, erzählt uns ein Mitglied des Teams. Und dafür braucht es, wie bei so vielen Unternehmen, dringend neue Fachkräfte, die sich mit Informatik in einer Ausbildung oder einem Studium beschäftigen wollen.

Eine Frau und ein Mann halten Flyer in den Händen.

Die Vater-Gruppe ist in Norddeutschland zuhause und sucht stetig Nachwuchs.

Begeisterung zeigen und bewahren

„Wenn ich auch nur eine Schülerin oder einen Schüler erreiche, dann hat sich das frühe Aufstehen an einem Samstag gelohnt”, sagt Stephanie Sönnichsen, Technische Administration der Heinrich Karstens Bauunternehmung GmbH & Co. KG, begeistert. Das Familienunternehmen in der dritten Generation, welches in der Bau- und Gartenbranche tätig ist, besitzt in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Zweigstellen. Zusammen mit ihrem Team wünscht sich Sönnichsen, dass viele Jugendliche das lernen können, was ihnen Freude bereitet: „Die meisten Schülerinnen und Schüler kommen nicht wegen des Bauwesens zu uns, sondern um im Landschaftsbau als Gärtnerin oder Gärtner anzufangen und gestalterisch zu arbeiten. Wir haben aber auch schon Studenten der Hochschule Wismar aufgenommen, die Bauingenieur werden und bei uns ein Praktikum absolvieren wollen.” Vom konfuzianischen Firmenmotto „Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten” ist auch  Stephanie Sönnichsen überzeugt: „Die Azubis müssen wirklich Lust auf ihren zukünftigen Beruf haben. Wer eigene Ideen mitbringt und sie äußern darf, fühlt sich wohl und bleibt auch gerne im Betrieb.”

Drei Menschen in gelben Warnwesten stehen an ihrem Stand.

Sören Mordhorst, Carola Thode und Stephanie Sönnichsen wollen von den Messebesuchern gesehen und gehört werden.

Am Stand nebenan erfahren auch wir Neues: Obwohl Schiefer so zerbrechlich aussieht, ist er es nicht. Deshalb arbeiten Dachdecker mit Haubrücke und Hammer, um das Sedimentgestein bearbeiten zu können. „Schiefer nutzt man für Fassaden, Schornsteine oder auch auf dem Dach. Abgesplitterte Reste kommen in Schuttcontainer und werden zum Beispiel auf Baustellen zum Gruben befüllen genutzt”, erklärt uns Leif, ein Vertreter der Dachdeckerinnung. Dachdeckerinnen und -decker machen Gebäude witterungsfest und schützen Menschen dadurch vor den Naturgewalten. Daher muss man als angehende Dachdeckerin oder Dachdecker lernen, mit vielseitigen Materialien und Techniken umzugehen. Wir erfahren noch mehr: „Der Kölner Dom ist beispielsweise in Schiefer gedeckt. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis dort mal ein Ziegel erneuert werden musste. Insgesamt ist Schiefer nachhaltiger als ein Tondachziegel, da bei diesen mehr Energie aufgewendet werden muss, um sie herzustellen”, so Leif.

Ein Dachdecker bearbeitet eine Schieferplatte.

Als Dachdecker ist Leif nicht nur schwindelfrei, sondern auch handwerklich talentiert.

Tradition und neue Wege

Die Messe erstreckt sich nicht nur über die Sporthalle, sondern auch über mehrere Klassenräume. Wir sehen uns um und kommen in einen Raum, der voller Schülerinnen und Schüler ist. Wir bleiben bei dem Stand der Sanitätshaus Kowsky GmbH stehen. Hier sind diverse Prothesen und Orthesen ausgestellt. „Wir haben 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ganz Norddeutschland. Das Sanitätshaus Kowsky gibt es tatsächlich schon mehr als 100 Jahre. Bei uns kann man ganz besondere Berufe ausüben, wie zum Beispiel den Orthopädieschuhmacher”, erzählt uns ein Mitarbeiter. Tätigkeiten wie diese, die die Gesundheit der Menschen verbessern, bieten somit eine zukunftssichere Berufsperspektive.

Vier Mitarbeiter in roten T-Shirts stehen an ihrem Stand.

Mit Teamarbeit für die Gesundheit an 14 Standorten.

Der Stand von Malermeisterin Lena Baumgarten sticht sofort ins Auge. Schülerinnen und Schüler dürfen sich auf einem großen Aufsteller mit Pinsel und Farbe ‚verwirklichen’. Viele malen Herzen, andere abstrakte Farbverläufe. Lena Baumgarten, die sich vor eineinhalb Jahren selbständig gemacht hat, gefällt jedes Ergebnis: „Als Maler muss man gar nicht gut zeichnen können. Die Technik des Malens erlernt man ja erst in der Ausbildung.” Auch Lena Baumgarten hat schließlich mal klein angefangen. Obwohl ihre Mutter gerne und oft die Wohnung strich, durfte Lena als Kind nie mithelfen. „Während meiner Schulzeit mochte ich das Fach Kunst, aber ich hatte es nie als wirklichen Berufszweig angesehen.” Kurzerhand entschied sie sich nach einem Praktikum, in dem sie ihr Talent entdeckte, für eine Ausbildung zur Malerin. Nach einigen verletzungsbedingten Rückschlägen ging sie der Idee nach, ihre Ausbildung fortzusetzen und den Farb- und Lacktechniker und Malermeister anzuschließen. Ihr Betrieb profitiert davon. „Bei uns ist vieles in Pink gehalten: die Firmenwagen und unsere Arbeitskleidung. Das schreckt tatsächlich einige Männer ab. Dabei hat unser Frauenüberschuss auch Vorteile. Ich merke, dass Frauen auf der Baustelle häufig ordentlicher sind und sauberer arbeiten, aber verallgemeinern kann man das natürlich nicht. Auch Männer sind bei uns herzlich willkommen, wenn sie Lust auf besondere Wandmaltechniken und Arbeiten an Unikaten haben.”

Eine Frau spricht mit zwei Schülerinnen.

Lena Baumgarten möchte ihr Handwerk gerne an Schülerinnen und Schüler weitergeben.

Berufsorientierung – bei uns und überall

Wir beenden unseren Rundgang und kehren an unseren Messestand zurück. Heute sind unsere beiden Werkstudenten Ben und Julian vor Ort. Gemeinsam stellen sie unsere Onlineplattform DIGI:BO vor und beantworten viele Fragen zum Thema Ausbildung und duales Studium. Die lokal verankerte Onlineplattform DIGI:BO bietet Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften Informationen und Materialien für eine umfassende und vielseitige Berufsorientierung. Informative Berufsbilder, praxisnahe Tipps zum Bewerbungsverfahren und wertvolle Einblicke in Unternehmen vor Ort sind hier gebündelt und verständlich aufbereitet. Ben, der selbst Angewandte Informatik studiert, erzählt: „Am Laptop klicke ich mich gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern durch DIGI:BO und kann dabei auf Berufsbilder und Unternehmen der Region verweisen, die die jeweiligen Ausbildungen anbieten.“ Julian ergänzt: „Häufig merken die Jugendlichen erst, wenn wir ihnen die Perspektiven eines Berufsfeldes zeigen, welche Möglichkeiten ihnen durch eine Ausbildung oder ein duales Studium wirklich offen stehen.”

Und diese vielfältigen Möglichkeiten wurden hoffentlich während des Besuchs der BOM deutlich. Die Schülerinnen und Schüler erhielten einen Überblick, welche beruflichen Möglichkeiten es in der Landeshauptstadt und in der näheren Umgebung gibt, so dass sie bereits erste Kontakte zu Unternehmen herstellen konnten. Die Vielzahl der Aussteller, vom Zoll über Lidl bis hin zur Deutschen Bahn zeugt nicht nur von der Attraktivität der Stadt, sondern macht die BOM immer wieder zu einem ganz besonderen Ereignis an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule.

TEXT UND FOTOS Patricia Rohde