Corinna Schumacher kommt aus Kiel und hat in Mannheim studiert. Die Ausbildung zur Berufsberaterin sowie zur Beraterin für Behinderte und Rehabilitanden hat sie bei der Agentur für Arbeit gemacht. Seit 26 Jahren ist sie die Berufsberaterin der Friedrich-Junge-Schule in Kiel. Sie ist mit viel Herz und großer Freude dabei und schätzt besonders die Zusammenarbeit und das gute Klima vor Ort.
Frau Schumacher, wie beurteilen Sie das Interesse an der Berufsberatung – damals und heute?
Meiner Wahrnehmung nach hat das Interesse deutlich zugenommen. Das liegt an der heutigen Fülle an Ausbildungs- und Schulmöglichkeiten. Sich in diesem Dschungel an Informationen, auch was das Netz betrifft, zurechtzufinden, stellt viele vor große Herausforderungen.
Also ist in diesem Fall Ihre Präsenz an der Schule für die Schülerinnen und Schüler von Vorteil?
Das denke ich schon. Ich bin einmal in der Woche an der Friedrich-Junge-Schule, halte Sprechstunden ab, unterrichte ab Klasse 8. Mit den 9. Klassen gehen wir in unser Berufsinformationszentrum (BIZ), damit sie Informationsmöglichkeiten in unserer Agentur kennenlernen. Daneben nehme ich noch an Elternabenden teil.
Gibt es von Ihrer Seite ein neues Format für die berufliche Orientierung?
Neben dem Stärkenparcours für die Klasse 7, der ja auch relativ neu ist und dieses Jahr zum Glück erstmalig in Präsenz stattfinden konnte, gibt es seit dem letzten Jahr das Projekt ARENA4YOU-Stadiontag für die Jahrgangsstufe 9.
Was verbirgt sich hinter ARENA4YOU?
Das ist ein Konzept des Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Bundesinstitut für berufliche Bildung und der gpdm mbH zur Unterstützung der Berufsorientierung. Schülerinnen und Schüler erhalten hierbei Einblicke in die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten innerhalb der Event-Arenen des Landes – in unserem Fall in die des Holstein-Stadions. Durch Gespräche mit Stadion-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern und viele praktische Übungen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern erhalten die Jugendlichen viele Anregungen zur beruflichen Orientierung.
Wie sehen in der Praxis gerade Ihre Beratungsschwerpunkte aus?
Wir beraten in jede Richtung. Die Tendenz geht momentan allerdings vermehrt in Richtung weiterer Schulausbildung. Aber auch hierbei besteht Aufklärungsbedarf. Wenn die Noten nicht entsprechend sind, muss rechtzeitig über einen Plan B, zum Beispiel bezüglich einer Ausbildung nachgedacht werden – über die dann auch viel erreicht werden kann, z. B. höhere Schulabschlüsse.
Wie wichtig ist dabei die Unterstützung der Elternhäuser?
Enorm wichtig. Ich bin immer sehr glücklich, wenn Eltern ihre Kinder begleiten. Das bietet den Schülerinnen und Schülern einfach ein größeres Maß an Sicherheit und fördert eine schnellere Entscheidungsfindung im Hinblick auf die berufliche Zukunft.
Der BO-Unterricht an der FJGem wird groß geschrieben. Haben Sie den Eindruck, dass die Jugendlichen hier gut vorbereitet werden?
Auf jeden Fall. Ich spreche jedes Jahr regelmäßig mit allen Jugendlichen der Abschlussjahrgänge und merke immer wieder, dass sich alle Gedanken gemacht haben und durch das BO-Konzept der Schule gut begleitet und vorbereitet worden sind. Meine persönliche Erfolgsquote messe ich daran, dass es mir gelingt, für alle Schülerinnen und Schüler eine Anschlussperspektive zu finden.
TEXT: Anja Nacken
FOTO privat