Staffelstabübergabe!
Neu ist Henning Riske nicht an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule in Kiel. Er unterrichtet hier seit 2015 Biologie, WiPo, Geschichte, Erdkunde und Informatik. Auch mit dem Berufsorientierungsunterricht kennt er sich aus und gestaltete ihn in den höheren Klassen mit. Trotzdem ist diese verantwortliche Position und ihre Leitung mit neuen Herausforderungen und jeder Menge Arbeit verbunden.
Sie unterrichten viele Fächer. Hört sich nach Leidenschaft an. Wollten Sie schon immer Lehrer werden?
Nein, wenn mir jemand früher prophezeit hätte, dass ich mal Lehrer werde, hätte ich ihn wohl ausgelacht. Ich habe sogar zwei Semester BWL studiert, bis ich begriffen habe, dass ich lieber mit Menschen als mit Zahlen arbeiten möchte.
Jetzt übernehmen Sie das BO-Aufgabengebiet von Hauke Stärke. Haben Sie schon Pläne, wie es weitergeht?
Zunächst einmal hat Hauke Stärke das hervorragend gemacht und zu Beginn eines neuen Schuljahres muss man sich erstmal in alles einfinden. Die Berufsorientierung an unserer Schule ist sehr gut und vor der Entwicklung neuer Ideen setzen wir erstmal auf die solide Weiterführung dessen, was wir haben.
Die Schule führt viele BO-Projekte durch. Welche sehen Sie als besonders wichtig an?
Da möchte ich auf jeden Fall die Potenzialanalyse in Klasse 7, die Werkstatttage in Klasse 8 und natürlich unsere große Berufsorientierungsmesse nennen.
Die Vorbereitung auf die Messe wird an Schulen unterschiedlich gehandhabt. Einige setzen beim Besuch ganz auf Spontanität. Wie ist Ihre Einstellung dazu?
Wir bereiten die Messe mit den Schülerinnen und Schülern immer gründlich vor. Dazu nutzen wir das Mittel der digitalen Berufsorientierung mit der Plattform DIGI:BO, die wir in Kooperation mit ME2BE aufgelegt haben, und wir geben den Jugendlichen die Ausstellerlisten an die Hand, nach denen wir (je nach Interessenlage) gemeinsam Fragen formulieren. Unvorbereitet auf die Messe zu gehen, halte ich für wenig produktiv. Das ist die Chance, gezielte Fragen zu stellen, und die sollte man nutzen.
Durch Corona war nicht jedes Projekt durchführbar. Welche sind Ihnen persönlich wichtig?
Insbesondere die externen Angebote wie die Werkstatttage und die Praktika. Selbstverständlich müssen auch Bewerbungstrainings und andere Dinge wieder normal stattfinden, trotzdem halte ich speziell die beiden erstgenannten Angebote für unerlässlich. Wenn man feststellt, mit wie viel Begeisterung sich einige schon in der 8. Klasse in den handwerklichen Berufsfeldern ausprobieren, ist das nicht nur schön mitzuerleben, sondern auch unter Umständen wegweisend für die spätere Berufswahl.
Welche Tendenz nehmen Sie generell bei der Berufswahl der Schülerinnen und Schüler wahr?
Ein großer Teil geht nach dem MSA erstmal weiter zur Schule. Es gibt aber auch eine steigende Anzahl handwerklich interessierter Schülerinnen und Schüler, die sich entsprechende Ausbildungsstellen suchen. Meiner Meinung nach oft eine kluge Entscheidung – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. Um in dieser Hinsicht noch mehr zu bewegen, halte ich einen Ausbau praxisbezogener Angebote für unbedingt notwendig. Kein Bericht oder Profil über ein Unternehmen kann ein Praktikum beziehungsweise praktische Einblicke ersetzen. Dennoch sind selbstverständlich digitale Betriebsführungen, wie wir sie in der Pandemie verstärkt eingesetzt haben, ein unverzichtbares Mittel zur ersten Orientierung.
Sie sind Vater von zwei Kindern und haben studiert. Wie wäre Ihre Reaktion auf einen handwerklichen Berufswunsch Ihrer eigenen Kinder?
Das wäre für mich überhaupt kein Problem. Ich komme aus einer Handwerkerfamilie und habe mich zu einem Studium entschlossen, umgekehrt ist das folglich auch kein Thema. Ich vertrete den Standpunkt, dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, wie sein beruflicher Werdegang aussieht.
TEXT Anja Nacken
FOTO Sebastian Weimar