Die Friedrich-Junge-Schule und das Hotel Birke zeigen, wie es funktioniert!
Mit Engagement und Tatendrang haben der Berufsorientierungslehrer Hauke Stärke und die Landeskoordinatorin SCHULEWIRTSCHAFT Margrit Gebel von der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule zusammen mit dem familiengeführten Hotel Birke bewiesen, dass konkrete Einblicke, echte Emotionen und der Austausch zwischen Schülern und Unternehmen auch in der Pandemie möglich sind.
Treffpunkt: 3. März 2021, um 10 Uhr, im World Wide Web.
Herzlich begrüßt Alexandra Witt vom Hotel Birke die Achtklässler der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule an ihren Endgeräten zuhause sowie Margrit Gebel und Hauke Stärke am Laptop in der Schule.
Los geht’s:
Mit aufgeklapptem Notebook und eingeschalteter Kamera beginnt Alexandra Witt ihre Führung vor dem Eingang des Hotels bei strahlendem Sonnenschein. Anschließend führt sie die Schüler virtuell durch den Eingangsbereich, am Empfang vorbei in die menschenleere Bar.
Ein Hotel, vier Sterne, viele Möglichkeiten
Besucher haben sich an diesem Tag nicht in das sonst gut gebuchte Hotel Birke verirrt. Kein Wunder: Denn aufgrund der andauernden Pandemiegefahren können die Hotels nach wie vor keine Gäste empfangen.
Via Bildschirm ist das Hotel in Kiel-Hasseldieksdamm jedoch an diesem Tag gut besucht: 70 Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Junge Gemeinschaftsschule nehmen an der virtuellen Berufsorientierungsveranstaltung teil und erfahren nun, was das Hotel unter ‘normalen‘ Umständen für seine Besucher zu bieten hat: Neben 94 Hotelzimmern, Suiten und Appartements verwöhnt das Hotel Birke seine Gäste im Spa-Bereich und lädt im modernen Tagungsbereich zum Gespräch.
Noch Fragen? Erstmal nicht. Über die Chat-Funktion oder ein Handzeichen haben die Schüler über das Schulnetzwerk jederzeit die Möglichkeit, aktiv am Geschehen teilzunehmen und Fragen zu stellen.
Ausbildungsberufe im Hotel Birke
In welchen Berufen das 4-Sterne-Hotel ausbildet, erfahren die Schüler über einen Film, den die Azubis selbst produziert haben. Sie veranschaulichen mit viel Witz und Ideenreichtum ihren Arbeitsplatz und zeigen Perspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten auf, die eine Ausbildung zum Koch, zum Hotelfachmann oder zum Restaurantfachmann bietet. Detaillierte Informationen zu Arbeitszeiten, Gehalt und dem Umgang mit den Gästen erfahren die Schüler anschließend von Alexandra Witt.
Noch Fragen? Ja. Marleen, möchte über die Chatfunktion erfahren, welche Voraussetzungen sie für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau mitbringen sollte.
Eine gute Frage, die Witt direkt an die Schüler zurückgibt. Ein kurzes Brainstorming führt zu folgendem Ergebnis:
– Kommunikationsfähigkeit
– Sorgfalt
– Teamgeist
– körperliche Fitness
Ob die Achtklässler mit ihren Vermutungen richtig liegen, erfahren sie nach einer kurzen Stippvisite in der Küche. Frau Witt führt sie in den einladenden Restaurantbereich mit 80 Sitzplätzen, wo sechs Auszubildende des Hotels bereits warten, um über ihre Ausbildung im Hotel Birke zu berichten.
NACHGEFRAGT
… warum machst du eine Ausbildung zum Koch?
Im Interview:
Joschua, 25 Jahre, im ersten Lehrjahr zum Koch
Lala, 17 Jahre, im zweiten Lehrjahr zur Köchin
Milanto, 23 Jahre, im zweiten Lehrjahr zur Köchin
Milanto, wie sind Sie zu Ihrer Ausbildung im Hotel Birke gekommen?
“Ich komme aus Madagaskar und wollte nach meinem Studium im Tourismusbereich Erfahrungen im Ausland sammeln. Um die Sprache zu lernen, habe ich ein Jahr als Au Pair bei einer deutschen Familie gearbeitet. Mir gefielen Land und Leute so gut, dass ich anschließend in Deutschland bleiben und eine Ausbildung zur Hotelfachfrau machen wollte. Ich bewarb mich beim Hotel Birke und bekam zunächst eine Zusage für ein Praktikum. Ein guter Einstieg, da ich in dieser Zeit gemerkt habe, dass mein Herz für die Küche schlägt. Meine Chefin Frau Birke hat dies erkannt und mir eine Ausbildung als Köchin angeboten.”
Joschua, welche Aufgabenbereiche gibt es in der Küche des Hotels?
In der Küche arbeitet ein Saucier, der traditionellerweise die Soßen zubereitet, sich bei uns aber auch um die Zubereitung von Fleisch und Fisch kümmert. Er arbeitet aber auch in der Frontküche mit dem Entremetier zusammen, der für die Beilagen verantwortlich ist. In der kalten Küche kreiert ein Gardemanger Salate und die kalten Speisen. Bei uns übernimmt er auch die Aufgabe des Patissier und ist für die Desserts verantwortlich.
Lala, in welchen Bereichen haben Sie bereits mitgearbeitet?
Ich durfte bereits im zweiten Ausbildungsjahr den Bereich des Gardemangers und des Sauciers kennenlernen. Von unserer Speisekarte koche ich am liebsten das Wiener Schnitzel, das geht relativ leicht und schmeckt sehr lecker.
Milanto, Sie sind bereits im zweiten Ausbildungsjahr, wie hat sich der Unterricht in der Berufsschule durch die Pandemie verändert?
Beim ersten Lockdown fand kein Präsenzunterricht in der Berufsschule statt. Wir bekamen Aufgaben, die wir zuhause bearbeiten mussten. Fragen beantwortete unsere Lehrerin per E-Mail. Beim zweiten Lockdown hatten wir ausschließlich Onlineunterricht.
Joschua, Sie sind im ersten Ausbildungsjahr. Welche Dinge lernt ein Koch zu Beginn?
Zu Beginn der Ausbildung habe ich viel über den Umgang mit Lebensmitteln gelernt. Wie sie gelagert werden müssen, damit sie nicht verderben, aber auch wie sie hygienisch zubereitet werden. Bei uns hat jedes Schneidebrett eine bestimmte Farbe: Auf grünen Brettern schneiden wir Obst, auf roten Fleisch und auf blauen Fisch.
Lala, wir haben bereits mit den Schülern über die Voraussetzungen gesprochen, die man für den Beruf in einem Hotel benötig. Welche Voraussetzungen sollten Auszubildende aus Ihrer Sicht mitbringen?
Man braucht Leidenschaft für das, was man tut.
Bevor Alexandra Witt die Schüler mit ihrem aufgeklappten Laptop zu den Hotelfach-Azubis führt, haben sie noch Zeit, Fragen zu stellen. Eine Sache brennt ihnen tatsächlich auf den Nägeln: Sie wollen von den Azubis wissen, ob der Beruf Koch schon immer ihr Traumberuf gewesen sei. Das Urteil fällt zwar unterschiedlich aus, doch alle sind sich einig: aus heutiger Sicht ist Koch der absolute Traumberuf und alle drei sind sehr glücklich, sich für diesen Beruf entschieden zu haben
NACHGEFRAGT…
Warum machst du eine Ausbildung zum Hotelfachmann/frau?
Im Interview:
Felice, 20 Jahre, im zweiten Lehrjahr zur Hotelfachfrau
Marit, 16 Jahre, im ersten Lehrjahr zur Fachkraft im Gastgewerbe
Lone, 23 Jahre, im zweiten Lehrjahr zur Hotelfachfrau
Marit, wie haben Sie sich für die Ausbildung im Hotel Birke beworben?
Ich habe ein Langzeitpraktikum für ein berufsvorbereitendes Jahr im Hotel Birke begonnen, jedoch nach kurzer Zeit gemerkt, dass mir die Arbeit so gut gefällt, dass ich mich direkt um einen Ausbildungsplatz bewarb – mit Erfolg.
Felice, welche Bereiche durchläuft eine angehende Hotelfachfrau in der Ausbildung?
Den Veranstaltungsbereich, die Rezeption, das Housekeeping, den Service und manchmal auch die Küche. Bis auf die Küche konnte ich bereits alle Bereiche kennenlernen.
Was lernt man in der Berufsschule?
In der Berufsschule haben wir sowohl Praxis- als auch Theorieunterricht. Ich habe gelernt, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, einen Tisch einzudecken. Auch über den Umgang mit den Gästen und die Rechte und Pflichten einer Hotelfachfrau konnte ich viel erfahren.
Sie haben bereits ein ganzes Jahr an der Rezeption gearbeitet. Wie hat sich die Arbeit durch Corona verändert?
Die Arbeit an der Rezeption hat sich durch die Pandemie sehr verändert: Vor Corona übernahm ich eher begleitende Aufgaben und unterstützte die Schichtleitung: Ich bereitete Meldescheine vor, überprüfte Anreiseliste und sorgte für Ordnung. Seitdem viele Angestellte in Kurzarbeit sind, fällt die Schichtleitung auf uns Azubis zurück. Das ist eine große Herausforderung, an der wir sehr gewachsen sind.
Marit, Sie sind erst seit kurzem bei uns und haben Ihre Ausbildung während der Pandemie begonnen. Welche Tätigkeiten fallen in Ihren Ausbildungsbereich?
Zurzeit habe ich die Serviceleitung im Frühstücksdienst inne. Alles klappt zurzeit sehr gut. Ich serviere den Gästen das Frühstück und sorge dafür, dass auch für die nächste Schicht alles wieder sauber und ordentlich hinterlassen wird. Wer eine Ausbildung zum Hotelfachmann machen möchte, sollte ein gutes Gedächtnis besitzen und offen für neue Herausforderungen sein.
Unter normalen Umständen lernen unsere Auszubildenden viel von unseren langjährigen Mitarbeitern. In Zeiten von Corona war dies ja leider nicht möglich. Fühlten Sie sich trotzdem gut betreut Marit?
Ja, auf jeden Fall. Wir hatten etliche Schulungen, in denen wir Azubis viel über den Umgang mit den Gästen gelernt haben und erfuhren, wie der Tisch korrekt eingedeckt wird. Abschließend konnten wir unser Wissen in einer kleinen Prüfung unter Beweis stellen.
Lone, Sie haben in Ihrer Ausbildung das Marketing kennengelernt. Was haben Sie gelernt?
Ich war zwei Monate im Marketingbereich tätig und habe die Kollegen dabei unterstützt, Werbebilder und Dekos für das Haus zu erstellen. Auch an der Gestaltung und Pflege unserer Website durfte ich mitwirken und ab und zu einen Post oder eine Story für unsere Social Media Kanäle Facebook, Instagram und TikTok vorbereiten.
Spannend war auch zu erfahren, wie viele Arbeitsschritte es braucht, um einen Flyer zu entwickeln.
Welche Aufgaben haben Ihnen bisher in Ihrer Ausbildung am besten gefallen?
Sehr kreativ war die Erstellung eines Redaktionsplans. Es hat mir viel Freude bereitet zu überlegen, was wir unseren Gästen von unserer Arbeit zeigen können. Auch gut gefallen hat mir die Organisation von Veranstaltungen und Hochzeiten. Oft bedeutet dies zwar viel Arbeit, manchmal sogar die ganze Nacht, aber die Stimmung ist einfach super, und das Arbeiten macht sehr viel Spaß.
Gerade bei Veranstaltungen ist Felice, wie ist die Arbeit im Team?
Unser Team ist bunt gemischt. Wir verstehen uns alle sehr gut. Wichtig für die Arbeit im Hotel ist, dass man gerne im Team arbeitet, da die Unterstützung das A und O ist und wir uns alle aufeinander verlassen müssen.
Noch Fragen? Leon möchte wissen, wie lange der Arbeitstag eines Auszubildenden andauert?
– Laut Dienstplan neun Stunden inklusive einer Stunde Pause. Bei Hochzeiten oder großen Feierlichkeiten kann ein Arbeitstag auch mal länger dauern, aber meist vergeht er wie im Flug.
– Die Verwaltung erstellt einen Abteilungsplan, der alle Azubis ihren Abteilungen zuweist und meist zwei Wochen im Voraus zur Verfügung steht.
Zum Abschluss der virtuellen Hotelführung stellen Rainer Birke und Ehefrau Jasmine Birke sich bei den Schülern vor und laden sie dazu ein, sich bei Interesse für einen Praktikumsplatz oder eine Ausbildung im Hotel Birke zu bewerben.
Gut zu wissen:
Das Hotel Birke stellt jedes Jahr ungefähr zehn Auszubildende ein. Eine Verkürzung der Ausbildung ist möglich, wenn die Berufsschulnoten stimmen, die Leistung im Betrieb überzeugt und ein guter Schulabschluss vorliegt. Wer erst einmal reinschnuppern möchte, ist herzlich eingeladen, sich beim Hotel Birke um einen Praktikumsplatz zu bewerben.
TEXT Sophie Blady
FOTOS Christina Kloodt