Sechs Schülerinnen und Schüler, sechs unterschiedliche Lebenswege und Träume von einer selbstbestimmten Zukunft.
ME2BE hat mit Max, Anna, Jannik, Marike, Safiullah und Manal über ihre Schulzeit und ihre Zukunftspläne gesprochen. Auch wenn sie noch nicht alle ganz genaue Vorstellungen haben, wohin sie die berufliche Reise führen wird, sind sie bereit und sehr gespannt auf die Zeit nach der Schule. Untätig herumzusitzen ist für die sechs aus Bredstedt jedenfalls keine Option!
Max, 16, 10 C
„Da ich schon oft Klassensprecher war, war der Schritt, mich auch in der SV zu engagieren, sehr naheliegend. Ich mag es, zu organisieren und mich auf diese Weise ins Schulleben einzubringen. Ehrlicherweise finde ich es auch von Vorteil, dass dieses Engagement im Zeugnis vermerkt wird und vielleicht bei späteren Vorstellungsgesprächen hilfreich sein kann. Die SV plant regelmäßige Schulevents wie die Nikolausaktion oder neu in diesem Jahr den Valentinstag. Für die fünften Klassen haben wir kürzlich die komplette Organisation und Durchführung einer Halloweenparty übernommen, die viel Begeisterung ausgelöst hat. Aktuell sind wir in der Planung eines großen Schulfestes. Natürlich besteht die Aufgabe einer SV nicht nur darin, die Schülerinnen und Schüler zu bespaßen. Wir bringen uns auf Schulkonferenzen in wichtige Schulthemen, wie zum Beispiel die Handhabung des neuen 60-minütigen Unterrichtskonzepts, ein. Mein persönlicher Weg wird mich nach dem MSA an eine Highschool in die USA führen, an der ich neue Erfahrungen sammeln und natürlich mein Englisch verbessern werde. Nach meiner Rückkehr plane ich, mein Abitur an einer Schule in Flensburg zu absolvieren. Im Gegensatz zu meinem früheren Wunsch, im Ausland Jura zu studieren, möchte ich nun doch lieber in der Umgebung bleiben, da ich mein neues Hobby Vereinsfußball nur ungern aufgeben würde. Auf die kommende JOBNight freue ich mich schon sehr. Als vielseitig interessierter Mensch bin ich gerne über alles informiert und wer weiß, vielleicht eröffnen sich am Ausstellerstand des Oberlandesgerichts unbekannte Perspektiven.“
Max: Welche Vorteile bietet mir mein Auslandsaufenthalt im Berufsleben?
Lieber Max,
grundsätzlich ist ein Auslandsaufenthalt immer gewinnbringend. Du wirst jede Menge persönliche Erfahrungen sammeln können, die deinen eigenen Horizont erweitern und dich offener, selbstbewusster, engagierter und anpassungsfähiger ins Berufsleben einsteigen lassen. Die Verbesserung deiner Sprachkenntnisse ist ebenfalls für eine Karriereplanung wichtig, denn damit bist du zum Beispiel nicht nur auf das Studium, in dem dir viele englische Texte begegnen werden, besser vorbereitet, sondern gerade im Zeitalter der Globalisierung auch flexibler bei der Standortsuche deines Traumjobs. In den meisten international agierenden Unternehmen erhöhen gute Sprachkenntnisse und die Tatsache eines Auslandsaufenthaltes die Chancen, auf eine Einstellung, denn es zeigt, dass du offen für Neues bist und den Mut aufbringst, deine Komfortzone zu verlassen.
Fazit: Wer die Möglichkeit hat, seine Kompetenzen im Ausland zu stärken, sie unbedingt nutzen!
Anna, 16, 10 B
„Ich habe mich für das Wahlpflichtfach Öffentlichkeitsarbeit entschieden, weil es nach meiner Erfahrung immer wichtiger wird, Medienkompetenz zu erlangen. Heute geht ja kaum noch etwas ohne Internet bzw. entsprechende Endgeräte wie Handy oder iPad und wer dort schon auf die Tücken der Authentifizierungs- und Anmeldeverfahren hereinfällt, hat hinterher Probleme. Deshalb freue ich mich, dass wir unser Wissen als Medienscouts mit den Mitschülerinnen und Mitschülern gerade auch aus den unteren Klassen teilen können. Unsere Schule ist generell sehr fortschrittlich im Bereich der Mediennutzung und in einigen Bereichen brauchen wir kaum noch Bücher. Das heißt aber nicht, dass wir ungefiltert mit KI-gestützten Systemen arbeiten dürfen. Im Gegenteil, die Nutzung von ChatGPT ist beispielsweise an unserer Schule verboten, und die Lehrerinnen und Lehrer würden es ohnehin merken, wenn jemand plötzlich andere Textleistungen als üblich abgibt. Die Anwendungsmöglichkeiten sind dennoch spannend, aber ich finde es trotzdem besser, wenn man sich die Arbeit nicht abnehmen lässt, um auch wirklich etwas zu lernen. In meiner Freizeit treibe ich viel Sport und bin Gruppenleiterin bei den Pfadfindern. Dieses Engagement und mein Praktikum in einem Kindergarten haben meine Berufswahl beeinflusst und ich habe schon einen konkreten Plan, wie es nach der Schule für mich weitergeht. In zehn Jahren würde ich gerne neben dem Beruf immer noch genügend Zeit für sportliche Aktivitäten haben und alles Weitere wird die Zukunft ergeben.”
Anna: Woher weiß ich, dass mein Job der richtige für mich ist?
Liebe Anna,
da dich dein Praktikum im Kindergarten offensichtlich so sehr begeistert hat, dass du sogar eine Ausbildung in diesem Bereich machen möchtest, scheinst du doch ein gutes Gespür für deine persönlichen Wünsche und Neigungen zu haben. Während einer Ausbildung (zum Beispiel zur Erzieherin) bekommst du außerdem sehr viel theoretisches und praktisches Wissen an die Hand, welches dir deine zukünftige Berufsplanung noch klarer erscheinen lassen wird. Zusätzlich ist es empfehlenswert, dich mit den Menschen in deinem Umfeld über deine Pläne zu beraten und im Internet möglichst viel über das Berufsprofil und die Weiterbildungsmöglichkeiten zu recherchieren.
Fazit: Ob eine Berufswahl die richtige ist, lässt sich im Vorfeld nie genau vorhersagen, aber wenn das Bauchgefühl stimmt, ist das meist die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung.
Jannik 17, 10 D
„Ich bin Handyscout an unserer Schule und habe die dafür erforderliche Qualifikation durch den WPU-Kurs erlangt. Es ist ein gutes Gefühl, gerade den jüngeren Schülerinnen und Schülern durch Workshops das eigene Wissen weitergeben zu können. Die Tatsache, dass die Nutzung der Endgeräte in immer jüngeren Jahren stattfindet, macht einen frühzeitigen und kompetenten Umgang umso wichtiger. Durch meine ehrenamtliche Tätigkeit in den Konfirmationsgruppen unserer Kirchengemeinde habe ich Erfahrung im Umgang mit Kindern und profitiere auch persönlich von dieser Art ‚Lehrtätigkeit‘. Im Hinblick auf KI bzw. ChatGPT fasziniert mich der Fortschritt, dennoch bleibe ich bislang noch sehr kritisch. Beruflich habe ich mich noch nicht festgelegt. Ich interessiere mich für Naturwissenschaften und könnte mir einen medizinischen Beruf vorstellen. Nach dem MSA werde ich aber zunächst in Dänemark das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig in Apenrade besuchen und dort mein Abitur absolvieren. Durch meine Sprachkenntnisse, die ich hier über vier Jahre in Bredstedt erworben habe, sehe ich in Dänemark keine Probleme auf mich zukommen. Vielleicht werde ich danach auch dort studieren, da in dem Land das Studium vom Staat finanziell gefördert wird. Wer weiß, vielleicht werde ich mir dort eine berufliche Zukunft aufbauen. Ich lass alles auf mich zukommen – Hauptsache ist doch, dass man glücklich ist.”
Jannik: Welche Vorzüge hat ein dänischer Abschluss für mich?
Lieber Jannik,
der Besuch der DGN in Dänemark bietet mit Sicherheit viele Vorteile für dich. Zum einen bist du später durch die Zweisprachigkeit in der Lage, in Deutschland und Dänemark zu studieren. Das wird dir bei deiner weiteren Ausbildung und im Beruf von Nutzen sein. Zum anderen ist eine Horizonterweiterung in kultureller und sozialer Hinsicht auf jeden Fall ein Gewinn für deine weitere Lebens- und Ausbildungsplanung. Wenn du tatsächlich nach dem Abitur in Dänemark studieren möchtest, solltest du dich allerdings genau erkundigen, welche Zugangsvoraussetzungen an den Universitäten in Dänemark herrschen. Du musst Wahlfächer auf einem bestimmten Niveau belegt haben, um für einen Studiengang zugelassen zu werden und du solltest es auch nicht versäumen, dich rechtzeitig für einen Studienplatz zu bewerben. Die Studienplätze in Dänemark sind nämlich rar!
Fazit: Abschlüsse im Ausland bieten einzigartige Entwicklungsmöglichkeiten und fördern sprachliche und kulturelle Kompetenzen.
Marike, 16, 10 A
„Mein Wahlpflichtkurs ist Kunst, und momentan steht die Gestaltung der Pullis für den Schulabschluss an. Kunst macht mir viel Spaß, aber einen künstlerischen Beruf kann ich trotzdem für mich ausschließen. Ich habe bereits eine feste Ausbildungsstelle zur Automobilkauffrau in Husum und darauf freue ich mich sehr. Bevor ich mich für diese Ausbildung entschieden habe, habe ich auch mit Unterstützung meiner Eltern einige freiwillige Praktika in den Sommerferien absolviert. Auf diese Weise konnte ich, unterschiedliche Berufsbilder kennenlernen und konnte zum Beispiel eine Tätigkeit im Altersheim oder Finanzamt für mich ausschließen. Im Gegensatz dazu hat mich das Praktikum im Autohaus sofort angesprochen, obwohl ich vorher so gar nichts mit Autos zu tun hatte. Die familiäre Atmosphäre und das zwischenmenschliche Miteinander in diesem Unternehmen haben mir einfach gefallen. Am meisten bin ich auf die neuen Herausforderungen gespannt und insbesondere darauf, vielen neuen Leuten zu begegnen, aber da ich es liebe, neue Dinge zu lernen und über eine schnelle Auffassungsgabe verfüge, mache ich mir keine Sorgen. Die Schulzeit war eine tolle Zeit und ein Ort, an dem ich und meine Freunde gut aufgehoben waren, aber nun freue ich mich auf alles, was noch kommt. Für meine Zukunft wünsche ich mir, ein finanziell selbstständiges Leben führen zu können.”
Marike: Ergibt es Sinn nach meiner Ausbildung zur Automobilkauffrau das Abitur abzulegen?
Liebe Marike,
das kommt ganz auf deine Karriereambitionen an. Wenn du nach deiner Ausbildung zur Automobilkauffrau gerne ein Studium in Betriebswirtschaft im KFZ-Gewerbe oder Automobilwirtschaft belegen möchtest, ist das Abitur die Zugangsvoraussetzung dafür. Alternativ kannst du natürlich auch Qualifizierungslehrgänge in den Fachgebieten Handel, Verkauf, Einkauf, Marketing, Verwaltung oder Betriebswirtschaft absolvieren. Es kommt immer ganz darauf an, für welchen Bereich du dich während deiner Ausbildung besonders interessierst und dir spezialisiertes Wissen aneignen möchtest. Du solltest dich auf jeden Fall frühzeitig bei deinem Arbeitgeber darüber informieren, ob die Kosten für Aufstiegsweiterbildungen übernommen werden und ob du sie berufsbegleitend absolvieren kannst.
Fazit: Auch ohne Abitur stehen dir vielfältige Karrierechancen in der Automobilindustrie offen.
Safiullah, 16, 9 D
„Ich bin vor eineinhalb Jahren aus Afghanistan gekommen und bin seit dieser Zeit hier an der Schule. Der Anfang war aufgrund der sprachlichen Probleme nicht einfach, aber je besser es mit der Verständigung wurde, desto schneller habe ich Freunde gefunden und konnte natürlich auch dem Unterricht besser folgen. Ich besuche zusätzlich vier Stunden die Woche die DaZ-Klasse. Das hilft sehr und die gezielte Hilfe in einzelnen Fächer, in denen man noch nicht so gut ist, bringt mich weiter. Ich möchte gerne meinen ESA erreichen und danach eine Ausbildung zum Pflegeassistenten machen. Danach steht vielleicht auch einem MSA nichts mehr im Wege. Früher wollte ich Arzt werden und in der Türkei studieren, aber durch die politischen Umstände waren wir aber zur Flucht gezwungen und damit ist der Traum vom Arztberuf geplatzt. Heute bin ich einfach nur froh, später in einem Krankenhaus als Pflegeassistent arbeiten zu können und kranken Menschen auf diese Weise zu helfen. Demnächst werde ich an den Wochenenden in einem Altenheim aushelfen und dort auch einiges lernen können. Die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer an meiner Schule ist toll, und das fortschrittliche und offene Schulsystem macht es leichter, seinen Weg zu finden. In diesem Jahr kann ich bereits ohne Betreuer die JOBNight besuchen und alleine mit den Ausstellern sprechen, darauf freue ich mich und bin schon sehr gespannt.“
Safiullah: Welche Möglichkeiten habe ich nach meiner Ausbildung zur Pflegefachkraft?
Lieber Safiullah,
nach deiner Ausbildung als Gesundheits- und Pflegeassistent hast du die Möglichkeit, in Krankenhäusern, Altenheimen oder Einrichtungen zur Betreuung und Pflege von Menschen mit Behinderung zu arbeiten. Als Weiterqualifizierung bietet sich eine zweite Ausbildung zum Pflegefachmann an. Im Anschluss an diese höhere Qualifizierung steht dir dann zum Beispiel eine Weiterbildung zum Praxisanleiter offen. Praxisanleiter geben ihre Kenntnisse an neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Auszubildende weiter und sind Teil der Personalentwicklung. Eine weiterführende Karrierechance ist der Beruf des Pflegedienstleiters. Dieser würde dir beispielsweise die Chance eröffnen, eine Führungsposition in einem Pflegeheim zu übernehmen.
Fazit: Wie du siehst, gibt es genügend Arbeitsstellen und viele Aufstiegschancen. Vielleicht merkst du ja bereits während deiner Ausbildung zum Pflegeassistenten, in welchem Bereich du im Anschluss arbeiten möchtest und kannst dich dementsprechend früh spezialisieren.
Manal, 17, 8 D
„Ich komme aus dem Jemen und besuche seit vier Jahren die GMS Bredstedt. Auch für mich war es am Anfang schwierig, mit den Mitschülerinnen und Mitschülern in Kontakt zu kommen, aber das hat sich verändert, seitdem ich besser Deutsch spreche. In der DaZ- Klasse gefällt es mir sehr gut, denn hier verstehe ich oft den Lernstoff der einzelnen Fächer besser, weil die Lehrerin alles sehr viel langsamer und verständlicher erklärt. Im Unterschied zu meiner Heimat bekommt man an einer deutschen Schule viel mehr Unterstützung und hat auch mehr Freizeit. Zu Hause hatten wir täglich sieben Stunden Unterricht mit nur einer Pause. Bei den Abschlussprüfungen war man bereits durchgefallen, wenn man in einem Fach nicht gut war und musste die ganze Prüfung wiederholen. Das ist hier anders und besser. Wie es für mich schulisch oder beruflich weitergeht, weiß ich noch nicht genau. Am liebsten würde ich zur Berufsschule nach Husum wechseln und eine Ausbildung absolvieren, aber dafür brauche ich einen Schulabschluss. Später würde ich gerne mit Kindern arbeiten.“
Manal: Ich würde gerne mit Kindern arbeiten. Welcher Beruf passt zu mir?
Liebe Manal,
es gibt einige Berufe, in denen du mit Kindern arbeiten kannst. Du kannst zum Beispiel Erzieherin, Kinderpflegerin, Heilerziehungspflegerin oder sozialpädagogische Assistentin werden. Die Berufs- oder Fachschulen bereiten dich auf diese Berufe vor. Eine weitere Möglichkeit wäre der Beruf der Haus- und Familienpflegerin. Hierbei übernimmt man kurzzeitig die Kindererziehung und Haushaltstätigkeiten in Familien, in denen sich die Eltern aus Krankheitsgründen nicht selbst kümmern können.
Fazit: Auskunft über genaue Möglichkeiten und berufsvorbereitende Maßnahmen kannst du bei der Agentur für Arbeit erhalten. Diese Möglichkeit solltest du auf jeden Fall nutzen!
Dieser Artikel ist in der JobNight 2023 erschienen. Hier geht es zum E-Paper!
Mehr zur Gemeinschaftsschule Bredstedt: Einblicke in den Medienunterricht
TEXT Anja Nacken
FOTO Reinhard Witt