Je höher, desto besser! – Baumkletterer Timo Herzberg über einen Beruf in 30 Meter Höhe

Je höher, desto besser! – Baumkletterer Timo Herzberg über einen Beruf in 30 Meter Höhe

Der gelernte Garten-Landschaftsbauer hat sich auf die Baumpflege spezialisiert und klettert heute für die Firma GartenSchön in die Baumkrone von bis zu 30 Meter hohen Bäumen. Im Interview erfahren wir, wie man eigentlich Baumkletterer wird und wie vielseitig und facettenreich der naturnahe Beruf mit Sinn für Umweltschutz und Natur tatsächlich ist.

 

Wie bist du auf die Idee gekommen, beruflich auf Bäume zu klettern?

Eigentlich wollte ich Tätowierer werden, da es für diesen Beruf jedoch keine Ausbildung gibt, habe ich mich dazu entschlossen, nicht Körper sondern Gärten zu gestalten. Da ich mich schon immer für Pflanzen, Tiere und natürliche Materialien wie Holz und Stein interessierte, lag eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer nahe. Der Trend zu pflegeleichten Gärten, mit viel Kieselsteinen und Beton desillusionierte mich jedoch schnell, sodass ich auf die Frage meines damaligen Chefs – wie es denn mit Baumklettern aussähe – sehr positiv reagierte und mich intensiv mit der Baumpflege auseinandersetze. Noch heute begeistert mich das riesengroße Spektrum, das diese Spezialisierung mit sich bringt.

Wie kann man Baumkletterer werden und welche Schritte sind erforderlich, um sich in diesem Berufsfeld zu spezialisieren?

Wer sich für den Beruf des Baumkletterers interessiert, sollte eine Ausbildung zum Garten- und Landschaftsbauer absolvieren. Ein eineinhalb wöchiger Kletterlehrgang bietet anschließend die Möglichkeit, sich für die Pflege und den Erhalt der Bäume zu spezialisieren und einen Baum-Kletterschein zu erwerben. Neben praktischen Fertigkeiten, wie Klettern, Abseilen und Beschnitt, bietet der Lehrgang theoretisches Wissen zur Baumpflege, Pilzbefall, Bodenbeschaffenheit und Synergieeffekten mit anderen Pflanzen und Bäumen. Wichtig ist, den Baum im Zusammenhang mit der umliegenden Flora und Fauna zu begreifen und dementsprechend zu pflegen.

Welche Arbeiten verrichtest du in den Bäumen?

Um den Gesundheitszustand der Bäume zu überprüfen, klettere ich bis in den Gipfel hinauf, schaue mir die Äste, den Stamm, die Blätter und die Umgebung des Baumes an, um anschließend eine Empfehlung zur Pflege geben zu können. Um meine Sicherheit zu gewährleisten, bin ich durch ein Seil gesichert, das ich zu Beginn der Arbeit am Baumwipfel befestige. Oft treffe ich mich während meiner Arbeit im Baum auf eine Vielzahl von Tieren, von Kellerasseln bis hin zu Mardern, die sich im Baum verstecken.

Warum engagieren Firmen wie GartenSchön Garten- und Landschaftsbau einen Baumkletterer? Gibt es keine Kräne oder andere Maschinen, die diesen Job schneller und effizienter übernehmen könnten?

Baumkletterer kommen immer dort zum Einsatz, wo kein Platz oder keine Gegebenheiten für den Einsatz von Gerätschaften sind, sei es im Moor, in Innenhöfen, kleinen Gärten, Schulhöfen oder anderen Institutionen. Unsere Arbeit lässt sich daher nicht so einfach ersetzen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Morgens ins Auto, dann ab zum Kunden und nach einem kurzen Vorgespräch klettere ich in den Baum, um die Substanz zu überprüfen und Schneidearbeiten vorzunehmen. Bei GartenSchön gehen wir immer im Team zum Kunden, sodass eine Kollegin oder ein Kollege die Bodenarbeiten übernehmen kann und sich um die umweltfreundliche Entsorgung des Holzes kümmert.

Welche Voraussetzungen sollte man erfüllen, um den außergewöhnlichen Beruf des Baumkletterers zu erlernen?

Um den Beruf des Baumkletterers zu erlernen, sollte man bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Zunächst einmal ist es wichtig, keine Höhenangst zu haben. Als Baumkletterer arbeitet man in den Baumkronen und muss in der Lage sein, sicher und selbstbewusst in den Bäumen zu agieren.

Eine gute körperliche Fitness ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die Arbeit als Baumkletterer erfordert körperliche Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit. Klettertechniken müssen beherrscht werden, und es ist wichtig, eine gute Balance und Koordination zu haben, um sich sicher in den Bäumen bewegen zu können.

Ein Interesse und Liebe zur Natur sowie zum Baumbestand sind weitere wichtige Voraussetzungen. Zudem können Wind und Wetter die Arbeitsbedingungen beeinflussen. Auch nehmen Baumkletterer oft eine beratende Rolle ein, wenn es um die Pflege und den Erhalt von Bäumen geht.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten bietet der Beruf des Baumkletterers?

Es besteht die Möglichkeit, sich als Industriekletterer fortzubilden, um etwa im Trassenbau in der Stromversorgung zu arbeiten. Hier werden Industriekletterer eingesetzt, um Hochspannungsleitungen zu warten, zu reparieren oder zu inspizieren. Sie führen Arbeiten an Masten, Türmen und Leitungen durch und gewährleisten so den reibungslosen Betrieb des Stromnetzes.

Was macht den Reiz des Kletterns aus?

Auch in meiner Freizeit liebe ich es, in Bäume zu klettern. Am Wochenende hänge ich manchmal eine Hängematte in den Wipfel einer Rotbuche in meinem Garten und spüre die Kraft der Natur und die Ruhe dort oben – je höher, desto besser!

TEXT Sophie Blady
FOTO privat