Lehrer Dennis Dawson über praxisorientierten Unterricht, individuelle Schülertalente und die Vorzüge vielfältiger Berufsorientierung
Tausche Hauptstadt gegen Nordsee – In Berlin geboren, zog es den heute 35-jährigen Dennis Dawson als Kind samt Familie aus gesundheitlichen Gründen in den Norden. In Kiel studierte er die Fächer Geschichte und Sport. Nach dem Studium standen zwei Jahre Australien auf dem persönlichen Lehrplan, in denen er hauptsächlich auf Baustellen tätig war. Zurück in Deutschland arbeitete er die ersten acht Jahre an einer Schule in Buxtehude.
Herr Dawson, seit August letzten Jahres arbeiten Sie an der Isarnwohld-Schule in Gettorf. Welche Fächer unterrichten Sie?
Ich unterrichte WiPo, Englisch und Sport. Als Teil der Schulleitung koordiniere ich zudem die Berufsorientierung der Jahrgänge acht, neun und zehn. Der Bereich wird an dieser Schule sehr professionell behandelt, und die Berufsorientierung setzt bereits früh ein. Auch Pflichtveranstaltungen wie den Stärkenparcours in Jahrgang 7 halte ich für äußerst sinnvoll. Vieles ist meinem Vorgänger, Herrn Meier-Jessen, zu verdanken. Ich habe natürlich auch vor, Akzente zu setzen und weitere Impulse einzubringen.
Welche Berufsorientierung erwartet Ihre Schülerinnen und Schüler im Rahmen des WiPo-Unterrichts, und wie bereiten Sie sie auf die BOM vor?
Neben der Behandlung des Themas im Unterricht finden Exkursionen statt, beispielsweise Betriebsbesichtigungen oder Messebesuche. Wir freuen uns schon auf unsere interne Berufsmesse BIM am 31. März. Da ich neu an der Schule bin, arbeite ich die Schritte nach und nach ab. Aktuell akquiriere ich die Unternehmen, die wir bei der BIM gerne als Ansprechpartner für die Schülerinnen und Schüler dabei hätten.
Wie bewerten Sie die Berufsorientierung, die an Ihrer Schule gelebt wird?
Ich halte die Herangehensweise für vorbildlich. Während meiner Schulzeit war ich komplett orientierungslos – selbst nach dem Abitur wusste ich noch nicht, in welche Richtung es mich zieht. Dass sich mein Lehramtsstudium als richtiger Weg herausgestellt hat, ist mein großes Glück. Ich bin sehr froh, dass die Schülerinnen und Schüler an unserer Schule vielfältige Möglichkeiten haben, sich zu informieren und beraten zu lassen. Natürlich müssen sie diese Hilfen auch annehmen. Für Jugendliche, die sich nicht so gerne helfen lassen, gibt es glücklicherweise auch Onlineangebote wie Spiele, bei denen man seine Stärken und Talente und daraus resultierende Berufsempfehlungen herausfinden kann.
Wie gehen Sie mit Schülerinnen und Schülern um, denen der Zugang zum Thema Berufsorientierung schwerfällt?
Es ist wichtig, ihnen viele Optionen aufzuzeigen. Ich ermutige sie auch, das Beratungsangebot unserer Berufscoachin oder der Agentur für Arbeit in Anspruch zu nehmen. Da manche sich damit schwer tun, versuche auch ich, mit ihnen ihre Stärken zu erkennen und zu recherchieren, in welchem Beruf sie diese gut einbringen könnten. Im regulären, vielfach theoretischen Unterricht gehen solche Vorgehensweisen oft unter. Um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie die Theorie in der Praxis von Nutzen ist, gestalte ich meinen Unterricht möglichst praxisnah und versuche, Projekte zu integrieren.
Welche Berufsalternative hätte es für Sie gegeben, wenn Sie nicht Lehrer geworden wären?
Ich wollte immer Journalist oder Meeresbiologe werden, doch mein Umfeld riet mir davon ab, da es schwierig sei, in diesen Bereichen einen Job zu finden. Ich habe mich davon einschüchtern lassen und mich dagegen entschieden. Da ich schon immer Sport geliebt habe, kam ich auf die Idee, dass Sportlehrer ein geeigneter Beruf für mich wäre. Weil ich Geschichte schon immer spannend fand, ebenso die dänische Sprache, studierte ich diese drei Fächer, Dänisch jedoch nicht bis zum Schluss. So führte mich letztlich meine Liebe zum Sport zum Lehrerberuf.
Was kennzeichnet Sie als Lehrer?
Ich finde es wichtig, dass die Klasse auch mal Spaß hat und der Unterricht nicht durchgehend ernst ist. Dadurch bereitet auch mir der Unterricht große Freude und wir lachen alle viel gemeinsam.
Die Jahrgänge acht, neun und zehn betrifft der Besuch der Berufsmesse, aber auch das Praktikum sowie der Abschluss und die damit verbundene Suche nach einer passenden Ausbildung oder weiterführenden Schule. Beraten Sie vorwiegend in Richtung Ausbildung oder auch im Hinblick auf ein mögliches Studium?
Vor den Herbstferien hatten die Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs ihr zweiwöchiges Praktikum. Einige konnten sich sogar bereits eine Ausbildungsstelle sichern. Der achte Jahrgang absolvierte ein einwöchiges Praktikum vor den Sommerferien. Wir beraten die Jugendlichen individuell und daher entweder in Richtung Ausbildung oder Richtung Gymnasialzweig, zu dem man von unserer Schule aus relativ einfach wechseln kann. In Jahrgang sieben nutzen unsere Schülerinnen und Schüler den Stärkenparcours, und wir bieten ihnen eine individuelle Potenzialanalyse. In Klasse acht können sie bei den Werkstatttagen unterschiedliche handwerkliche Tätigkeiten ausprobieren. Wer möchte, kann in der Jahrgangsstufe zehn noch ein weiteres freiwilliges Praktikum anschließen.
Welche Aufgaben umfasst Ihre Verantwortung für die Website der Schule?
Unsere aktuelle Website ist etwas in die Jahre gekommen, doch im Hintergrund bauen wir eine neue, die zeitnah online gehen soll. Zu meinen Aufgaben gehört auch, die Website zu pflegen und zu optimieren. An der vorherigen Schule war ich Koordinator für digitales Lernen, daher bringe ich Erfahrung mit.
Wie steht es um die Digitalisierung an Ihrer Schule?
Jeder Klassenraum ist mit großen Bildschirmen ausgestattet, die auch bei Sonneneinstrahlung wunderbar funktionieren. Zudem verfügt die Schule über rund 130 iPads, für die man zahlreiche iPad-Koffer mieten kann, und über ein sehr gutes Wlan.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Schule?
Praxisorientiertes Arbeiten mit den Schülerinnen und Schülern halte ich für den Schlüssel. Ein Stück weit lösen wir das bereits mit der Projektprüfung im Jahrgang neun ein. In digitaler Hinsicht wird schon viel praktisch gearbeitet. Um die Praxis mit der Theorie zu verbinden und von der Theorie aus zu einem Endprodukt zu gelangen, wäre es toll, es würde auch händisch noch mehr erarbeitet, beispielsweise im Rahmen von Projekten, in denen mehrere Fähigkeiten eingebracht werden, um fächerübergreifend ein Endprodukt zu kreieren. Ich wünschte mir, die Schule würde noch schülerorientierter arbeiten, damit die Schülerinnen und Schüler verstehen, wofür sie die Dinge überhaupt lernen. Empfinden sie zu viel Druck, schalten viele von ihnen ab. Daher würde ich es begrüßen, statt ihre schwächeren Leistungen zu fokussieren, vorwiegend ihre Stärken zu stärken.
Die Schule ist für mich ein Ort der vielfältigen Möglichkeiten – besonders im Hinblick auf die Berufsorientierung, aber auch den Wechsel zwischen den Schulzweigen.
Dieser Artikel ist in der GET BIM 2023 erschienen. Hier geht es zum E-Paper.
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TEXT Kristina Krijom
FOTO Henrik Matzen