„Will man etwas über die Verwaltung lernen, sollte man alles vergessen, was man über die Verwaltung zu wissen glaubt.“

„Will man etwas über die Verwaltung lernen, sollte man alles vergessen, was man über die Verwaltung zu wissen glaubt.“

Magnus, Auszubildender zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Heide, und seine erfrischenden Ansichten über die Welt der Verwaltung, die vorbildhafte Betreuung und das Erreichen persönlicher Ziele

Warum hast du dich für eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten entschieden?

Die Entscheidung war bedingt durch eine Verkettung von Ereignissen während meiner Schulzeit. Damals habe ich mehrere Praktika absolviert, eines auch bei der VR Bank in Husum. Dort habe ich mein Interesse für das Verwalten von Sachverhalten entdeckt. Das Interesse für das Bankwesen an sich hat sich nicht gefestigt, aber schon der Wunsch, einen auszuüben Beruf, in dem ich Aufgaben im Management übernehmen kann. Es folgten mehrere Praktika im Öffentlichen Dienst, beim Finanzamt in Husum, bei der Kfz-Zulassungsstelle sowie beim Kreis Husum.

Warum hat es dich mit deiner Präferenz für Management in den Öffentlichen Dienst gezogen und nicht etwa in Richtung Betriebswirtschaftslehre und freie Wirtschaft?

Die Nachfrage an BWL-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt schien mir gesättigt zu sein. Außerdem lege ich großen Wert auf Sicherheit und Perspektive. Die Unsicherheit, die in der freien Wirtschaft herrscht, war für mich weniger attraktiv als die Sicherheit eines wachsenden Verwaltungssektors.

Warum absolvierst du deine duale Ausbildung bei der Stadt Heide?

Mein Vater ist als Arzt im Krankenhaus der Stadt Heide tätig. Eigentlich komme ich aus Nordfriesland, kenne aber Heide durch ihn. Ich habe mich bei mehreren Verwaltungen beworben; letztlich fanden die Stadt Heide und ich zusammen. Bei der Stadtverwaltung, aber auch in der Stadt fühle ich mich sehr wohl. Egal wo ich angenommen werde, für mich war immer klar, dass ich dorthin ziehe, denn ich möchte mich voll und ganz auf den Job und die Stadt einlassen. Die Identifikation – gerade in einer Kommunalverwaltung – fällt nämlich viel leichter, wenn die Arbeit die Stadt betrifft, in der man lebt, so dass sich mit der Zeit eine lokale Identität entwickelt. Als ich im Rahmen meiner Ausbildung bei der Bauverwaltung eingesetzt wurde, konnte ich viel besser mitreden, weil ich die Straßen und Plätze kannte.

Was schätzt du an der Stadt?

Ich schätze die vielfältigen Möglichkeiten, mich hier zu beschäftigen; Möglichkeiten, die ich an meinem früheren Wohnort, einem Dorf, so nicht wahrnehmen konnte.

Entspricht die Ausbildung deinen Erwartungen?

Ja, sie sagt mir sehr zu und entspricht meinen Erwartungen. Die Verantwortlichen gehen auf einen zu, stehen bei Fragen immer zur Verfügung und binden Auszubildende aktiv mit ins Geschehen ein. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit, wie ich von Auszubildenden im Bekanntenkreis höre. Das gute Miteinander wird hier großgeschrieben, und man kennt dadurch auch sehr schnell die Namen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wie sahen deine Aufgaben bislang aus?

Ich wurde ganz unterschiedlich und je nach Bereich eingesetzt. In der Bauverwaltung beispielsweise bestand meine Aufgabe darin, im Baulastenverzeichnis Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern oder Kanzleien zu recherchieren. In der Personalabteilung hingegen umfasste meine Hauptaufgabe das Zusammentragen von Bewerberinformationen zur besseren Vergleichbarkeit.

Wie ist die duale Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt aufgebaut?

Das wechselt mit jedem Berufsschulblock. Der eine Teil findet in der Verwaltung statt, der andere am Berufsbildungszentrum Dithmarschen. Alle zwei Monate wechselt man für ein bis zwei Monate in eine neue Abteilung.

Welche Aufgaben gefallen dir besonders?

Ich interessiere mich für alle Aufgaben. Am allerbesten gefällt mir jedoch der Lernbericht, den wir am Ende eines Praxisblocks erstellen. Die Herausforderung, das Erlernte strukturiert und verständlich darzustellen und den Verantwortlichen vorzustellen, bereitet mir viel Freude.junger Mann an Stein lehnend

Gab es innerhalb der Ausbildung bisher besondere Herausforderungen?

Man muss sich doch etwas an die Mentalität der Dithmarscher gewöhnen, wenn man aus dem eher eigensinnigen, zurückhaltenden Nordfriesland stammt. Hier sind alle etwas direkter. Aber das hat auch eine offene Fehlerkultur zur Folge, die von Vorteil ist – gerade in der Ausbildung, wie ich finde.

Was überrascht dich an der Ausbildung?

Dass es neben der Tätigkeit im Büro auch sehr viele Außentermine geben kann und die Aufgaben hier entgegen gängiger Vorurteile gegenüber dem Verwaltungssektor sehr abwechslungsreich sind. So war ich bereits mit Vollstreckungsbeamtinnen und -beamten im Außeneinsatz unterwegs, mit dem Bauamt bei Besichtigungsterminen, und während meiner Zeit bei der Personalabteilung durfte ich Bewerbungsgesprächen beiwohnen. Es war sehr interessant, mal auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen.

Weißt du bereits, in welchem Bereich du einmal arbeiten möchtest?

Ich wünsche mir, später einer Tätigkeit im Rechnungsprüfungsamt der Stadt Heide nachzugehen. Der Tagesablauf ist geregelt, dennoch gibt es viel fachkundigen Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen, aber auch inhaltliche Abwechslung. In der Abteilung geht es lebhaft zu, das gefällt mir.

Wie sehen deine Pläne nach der Ausbildung aus?

Ich möchte im gehobenen Beamtendienst tätig sein und plane daher ein duales Fachhochschulstudium an der FHVD in Kiel und der Stadtverwaltung Heide zu absolvieren.

Kommt eine Verkürzung der Ausbildung für dich in Frage?

Ob es um die Ausbildung oder einen Sport geht, ich persönlich würde keinem raten, einen kürzeren Weg einzuschlagen. Ich finde, es ist besser, das Tempo mitzugehen, anstatt vorweg zu preschen. Diese Denkweise orientiert sich an Luc Alphand, der mehrfach die Rallye Dakar gewonnen hat. Er fuhr die ganze Zeit angepasst an das gängige Tempo, um dann bei einer bestimmten Etappe allen davonzufahren.

Welche Talente oder Vorlieben sind in deiner Ausbildung von Vorteil?

Gut wären Detailversessenheit, Integrität und Geduld – auch mit sich selbst, wenn man Prozesse im Öffentlichen Dienst nicht auf Anhieb versteht. Auch in der Berufsschule gilt es, sich daran zu gewöhnen, dass nicht jedes Fach wie in der Schule für sich steht, sondern Kenntnisse kombiniert angewandt werden müssen.

Wie verbringst du deine Freizeit?

In meiner Freizeit entdecke ich zu Fuß oder per Fahrrad gerne die grüne Stadt Heide und Umgebung.

Was würdest du jungen Menschen raten, die ebenfalls mit einer Ausbildung im Verwaltungswesen liebäugeln?

Wenn man etwas über die Verwaltung lernen will, sollte man alles vergessen, was man über die Verwaltung zu wissen glaubt. Ich kann jedem nur raten, ein Praktikum in einer öffentlichen Verwaltung, der Kommune, dem Kreis oder einem Amt zu absolvieren.

Text: Kristina Krijom

FOTO Michael Ruff