Bestandsaufnahme – Ein Jahr BO-Unterricht in der Oberstufe der Isarnwohld-Schule Gettorf

Bestandsaufnahme – Ein Jahr BO-Unterricht in der Oberstufe der Isarnwohld-Schule Gettorf

ME2BE zieht ein Jahr nach Einführung des BO-Unterrichts in der E1 der Oberstufe der Isarnwohld-Schule Gettorf zusammen mit Projektbegleiter Volkhard Hanns eine erste Bilanz

Herr Hanns, wie bewerten Sie den Erfolg des 2022 neu installierten BO-Fachs in der Oberstufe?

Im Grunde gut. Meiner Wahrnehmung nach ist es bei uns auch besser gelaufen als an einigen anderen Schulen. Wir haben uns in der dafür vorgesehenen Wochenstunde auf die wesentlichen Inhalte konzentriert. Dazu gehörten Aspekte wie die Selbstreflexion ‚Was will ich werden?’, die Anfertigung einer Bewerbungsmappe und die Recherche nach geeigneten Ausbildungs- und Studienplätzen. Besonders beim Thema Bewerbung und Bewerbungsmappen hat der Unterricht die Jugendlichen stark gefördert, denn sie haben sich mit den Unternehmen wirklich auseinandergesetzt und ihre Bewerbungen dementsprechend gestaltet.

Erscheint vor dem Hintergrund der Wichtigkeit der BO eine Wochenstunde überhaupt als ausreichend?

Diese Tatsache halte ich ebenso für einen Nachteil wie die BO-Platzierung in den Randstunden des Stundenplans. Ich persönlich wäre für eine Bündelung des Unterrichts in Form eines Seminars oder einer Projektwoche.

Welche konkreten Vorteile sehen Sie in Ihrem Verbesserungsvorschlag?

Auf diesem Weg könnte das Thema Berufsorientierung kurz vor dem Schulabschluss noch einmal konzentrierter und fokussierter behandelt werden. An unserer Schule arbeiten wir bereits in den unteren Stufen durchgängig mit unserem Baukastensystem berufsorientierender Module. Von daher macht es meines Erachtens für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe beispielsweise keinen Sinn mehr, monothematisch über Wochen eine ‚Nabelschau’ darüber zu betreiben, wo ihre Kompetenzen liegen, um dann später wiederum Wochen an einer Bewerbungsmappe zu sitzen. Ich bin davon überzeugt, dass sie mithilfe einer Projektwoche in allen Themenschwerpunkten der Berufsorientierung schneller zu guten Ergebnissen kommen, da sehr viel zielorientierter gearbeitet werden kann.

Haben Sie noch weitere Verbesserungsvorschläge?

Man könnte in der 11. Klasse dem WIPO-Unterricht eine Stunde mehr einräumen und den BO-Unterricht sinnvoll an die zu behandelnden Themen, wie zum Beispiel ,Die Wirtschaftsstruktur Deutschlands’, anpassen und praxisnah über Berufsbilder und Unternehmensstrukturen sprechen. Ich bemerke auch in meinem Unterricht, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Durchführung von Planspielen zu Unternehmensgründungen viel interessierter sind als bei rein theoretischer Wissensvermittlung. Auf diesem Wege haben sie bessere Möglichkeiten herauszufinden, wo ihre Talente und Kompetenzen liegen könnten. Eine Verbindung sehe ich als klaren Vorteil.

Beraten Sie die Schülerinnen und Schüler auch konkret über Studienmöglichkeiten?

Natürlich. Wir sprechen darüber, wie und wo man recherchiert, aber auch wie und wann man sich bewirbt. Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten und Portale, die die Schülerinnen und Schüler kennen und nutzen sollten.

Auf unserem Portal DIGI:BO sind ebenfalls zahlreiche (auch) duale Studiengänge und Zugangsvoraussetzungen vorgestellt.

Das ist ein guter Tipp, denn gerade das duale Studium wird für die Jugendlichen immer attraktiver. Besonders bei unseren ehemaligen Gemeinschaftsschülerinnen und -schülern stößt die Möglichkeit, Ausbildung und Studium zu verbinden, auf großes Interesse. Die sind doch sehr basisorientiert.

Wir bedanken uns für das informative Gespräch!
Dieser Artikel ist in der GET BIM 2023 erschienen. Hier geht es zum E-Paper.
Mehr zur Isarnwohld-Schule: Sechs Schülerinnen und Schüler, sechs Visionen von einem selbstbestimmten Lebensweg.

TEXT Anja Nacken
FOTO Henrik Matzen