Sechs Schülerinnen und Schüler, sechs Visionen von einem selbstbestimmten Lebensweg. ME2BE sprach mit Mia-Cara, Bennet, Sina, Paul Ole und Meggy über Fragen an ihre berufliche Zukunft nach ihrer Zeit an der Isarnwohld-Schule in Gettorf. Deren Antworten können auch anderen bei der Suche nach der passenden Ausbildung oder dem geeigneten Studium helfen.
Mia-Cara, 8 Klasse, 13 Jahre
ist eine Kümmerin und wünscht sich einen Beruf, in dem sie für andere da sein kann…
Mia-Cara ist sehr hilfsbereit und aufgeschlossen. Sie interessiert sich momentan für soziale Berufe im Bereich Erziehung oder Pflege. Sie kann sich ebenso eine Tätigkeit als Tierpflegerin vorstellen, denn sie liebt Tiere über alles und kümmert sich in ihrer Freizeit um ihren Hund. Da ihre Mutter Kindergärtnerin ist, hatte Mia-Cara bereits die Gelegenheit, den Berufsalltag ihrer Mutter kennenzulernen. In diesem Jahr wird sie ihr Praktikum in einem Kindergarten in Gettorf absolvieren. Einen reinen Bürojob kann sie sich nicht vorstellen, dafür ist sie viel zu gerne in der Natur und in Bewegung. Die Berufsorientierung an der Schule findet sie hilfreich und hofft, auf der Messe noch mehr Anregungen über berufliche Möglichkeiten hinsichtlich ihrer Interessengebiete zu erhalten.
In zehn Jahren hätte sie gerne einen ausgebauten Van, mit dem sie durch die Welt kurven und so viele Eindrücke wie möglich sammeln kann.
Welche Stärken sind hilfreich für den Beruf als Tierpflegerin?
Liebe Mia-Cara,
der Beruf als Tierpflegerin ist anstrengend, deshalb ist körperliche Fitness sehr wichtig. Bei der Arbeit in Zoos, Naturparks und Tierheimen solltest du gerne draußen arbeiten und keine Scheu vor unangenehmen Tätigkeiten, wie die Beseitigung von Exkrementen haben, handwerkliches Geschick ist bei der Pflege von Gehegen ebenfalls gefragt. Du musst sorgfältig und verantwortungsbewusst sein und über ein gutes Einfühlungsvermögen verfügen, um die Tiere bestmöglich und artgerecht pflegen zu können. In der Ausbildung zum Tierpfleger lernst du zudem alles über Verhalten, Ernährung, Zucht, Pflege und Anatomie der Tiere und solltest bereit sein, dich stets weiterzubilden. Deine Arbeit wird sich aber nicht nur auf die Tiere beschränken, sie bedeutet auch eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen oder Zoobesuchern.
Fazit: Tierliebe allein reicht leider nicht, um eine gute Tierpflegerin zu werden, trotzdem ist das die Grundvoraussetzung für die Berufswahl!
Bennet, Klasse 12 O2E, 18 Jahre
Bennet zockt gerne in seiner Freizeit, geht aber bei der Berufswahl lieber auf Nummer sicher…
Bennet möchte nach dem Abitur Jura studieren. Während eines Praktikums in einer Anwaltskanzlei hat er gemerkt, dass ihn diese Tätigkeit interessiert. Durch zwei vorangegangene Praktika im Baugewerbe konnte er für sich einen handwerklichen Beruf ausschließen. Seine Freunde bezeichnen ihn als offenen Menschen, der Herausforderungen liebt – und genau solch einer Herausforderung will sich Benett mit einem Jurastudium stellen. Er weiß, dass der Weg bis zum Ziel lang sein wird, aber der sportbegeisterte Abiturient lässt sich so schnell nicht entmutigen. Trotzdem hat er bereits einen Plan B in der Tasche, falls es mit dem Studium doch nicht klappt, denn er will sich auf der BO-Messe an den Ständen der Bundeswehr und der Polizei über die dortigen beruflichen Möglichkeiten informieren. Doch zunächst wird er trotz des großen Prüfungsdrucks fleißig an seinem Abidurchschnitt arbeiten, um die Zulassung für das Jurastudium zu erhalten. In welche Fachrichtung er als Anwalt gehen möchte, weiß er noch nicht genau, aber Strafverteidiger zu werden und große Fälle zu bearbeiten, würde ihn schon reizen.
In zehn Jahren hofft er, das Studium, das er am liebsten an der CAU absolvieren möchte, beendet zu haben und in Kiel in einer eigenen Wohnung zu leben.
In welche Bereiche kann ich nach dem Jurastudium gehen und in welche Richtung sollte ich gehen?
Lieber Bennet,
während deines Studiums werden die verschiedenen Rechtsbereiche beleuchtet. Nach dem Erwerb von allgemeinem Grundlagen wissen und fundierter Kenntnisse in den drei großen Gebieten – Öffentliches Recht, Strafrecht und Zivilrecht im Grund- und Hauptstudium– muss im Rahmen des Schwerpunktbereichsstudiums aus insgesamt elf Schwerpunktbereichen einer gewählt werden: z.B. Handels- und Gesellschaftsrecht, Sozialrecht mit arbeitsrechtlichen Bezügen, Information und Kommunikation, Europa- und Völkerrecht sowie Maritimes Wirtschaftsrecht. Dies dient der Spezialisierung in einem Teilbereich der Rechtswissenschaft. Überlege, was dir am meisten zusagt, sprich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie deinen Dozentinnen und Dozenten, was sie dir raten würden und wo, falls dich das interessiert, später die meisten Fachleute gesucht werden.
Fazit: Die Möglichkeiten sind zahlreich und während des Studiums klären sich solche Fragen meist von ganz alleine!
Sina, 8 Klasse, 14 Jahre
hat immer ein offenes Ohr und gute Ratschläge für ihre Freunde …
Trotzdem kommen für Sina Berufe wie Psychologin oder Gesprächstherapeutin nicht infrage. Sie hat sich bereits klar dafür entschieden, Pathologin zu werden. Die Pathologie wird auch als Krankheitslehre bezeichnet und dient der Diagnosestellung von Krankheiten durch entnommenes Gewebe und Zellen. Die Erforschung von Todesursachen und Krankheiten fasziniert Sina schon seit längerer Zeit und sie möchte alles dafür tun, ihr berufliches Ziel auch zu erreichen. Nach der Schule plant sie, in Kiel Medizin zu studieren und dort die Facharztausbildung zu absolvieren. Sie bedauert es, dass es keine Praktikumsmöglichkeiten in diesem Bereich gibt und wird ihr Praktikum nun in einem Kindergarten machen. Erfahrungen im Umgang mit kleinen Kindern hat Sina durch ihre Geschwister ausreichend, aber beruflich zieht es sie doch eher in die Forschung.
In zehn Jahren wünscht sie sich ihren Traum verwirklicht zu haben und in einem schönen Zuhause mit einer eigenen Familie zu leben.
Was passiert, wenn ich nach der Ausbildung nicht angenommen werde?
Liebe Sina,
Pathologen sind gesucht und können in Krankenhäusern, in pathologischen- oder Rechtsmedizinischen Instituten, in der Medizinforschung oder in der Pharmaindustrie arbeiten. Das breite Feld an Möglichkeiten zeigt, dass du dir, wenn dir nach der Probezeit keine Weiteranstellung angeboten wird, eine andere Stelle suchen kannst. Solltest du dennoch nach dem Studium keine Anstellung finden, ist es ratsam, sich umgehend bei deiner Agentur für Arbeit zu melden, um dich beraten zu lassen und Unterstützung in jeglicher Form zu beantragen.
Fazit: Auch für Studenten ist eine Karriereplanung mit Hilfe von qualifizierten Beratungsstellen absolut empfehlenswert!
Paul, Klasse 10, 15 Jahre
Paul ist spontan und einfallsreich, auch bei der Reparatur seines Mopeds …
Paul wusste schon früh, dass er einen handwerklichen Beruf ergreifen möchte. Jetzt, kurz vor dem MSA, hat er sich trotzdem dazu entschieden, zunächst noch sein Fachabitur abzulegen und erst danach in eine Ausbildung zu starten. Da ihm das Lernen leicht fällt, nutzt er auf diesem Weg seine Chance, einen höher qualifizierten Schulabschluss zu erreichen. Sein Ausbildungswunsch steht aber bereits fest: Er möchte Metallbauer werden. Grundlagen im Umgang mit dem Werkstoff hat er sich selbst beigebracht und nutzt sein Wissen beispielsweise bei der Reparatur seines Mopeds oder der hauseigenen Traktoren. Über Ausbildungsinhalte und Möglichkeiten hat er sich über das Internet informiert und auch ein Praktikum in diesem Bereich absolviert. Sein Wunsch ist eine Ausbildungsstelle in einem Betrieb mit überschaubaren Strukturen, da er in einem festen Team arbeiten möchte. Aufgrund seiner klaren Vorstellungen kommen etwaige berufliche Alternativen für ihn nicht in Betracht.
In zehn Jahren möchte er neben seinem Beruf in seiner Heimatregion einen Resthof mit viel Platz und ein paar Tieren unterhalten. Hier sieht er auch seine familiäre Zukunft.
Wie viel Geld verdiene ich während meiner Ausbildung?
Lieber Paul,
diese Frage ist leider nicht verbindlich zu beantworten. Deine Ausbildungsvergütung hängt von deinem zukünftigen Ausbildungsbetrieb und davon ab, ob es sich um ein tariflich gebundenes Unternehmen handelt. Folglich können wir an dieser Stelle keine genauen Angaben machen. Dein Gehalt wird sich aber auf jeden Fall von Jahr zu Jahr erhöhen und liegt bei ca. 670 EURO im ersten bis ca. 900 EURO im vierten Ausbildungsjahr.
Fazit: Erkundige dich bei der Bewerbung nach der Gehaltsentwicklung und ob der Betrieb Zusatzleistungen wie zum Beispiel eine Fahrtkostenübernahme für Auszubildende oder Ähnliches übernimmt. Das stockt das monatliche Gehalt ein wenig auf.
Ole, Klasse 10, 16 Jahre
ist ein „Landmaschinen-Freak” und macht seine Leidenschaft zum Beruf…
Maschinen haben es dem technikbegeisterten Ole bereits als Kind angetan. Wer ihn außerhalb der Schule sucht, findet ihn meistens zu Hause in der elterlichen Werkstatt, in der er an Trekkern & Co. „schraubt“. Ole ist stolz, wenn es ihm gelingt, defekte Maschinen wieder zum Laufen zu bringen, und er kann sich eigentlich nur richtig ärgern, wenn dies mal nicht der Fall ist. Nach einem Praktikum sah er sich in seinem Berufswunsch bestätigt, nach dem Schulabschluss eine Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker zu beginnen. Ole weiß bereits, dass seine Ausbildung breit gefächert sein wird und er dadurch die Möglichkeit erhält, sich in vielen Bereichen zu qualifizieren und zu spezialisieren. Den Berufsorientierungsunterricht an der Schule fand er sehr sinnvoll und die verschiedenen Praktika, die er während seiner Schulzeit durchlaufen hat, haben ihm gefallen.
In zehn Jahren möchte er in einer eigenen Wohnung auf dem elterlichen Hof leben und seinem Beruf nachgehen. Gettorf zu verlassen, kommt bislang nicht in seinen Zukunftsplänen vor, aber solange es Maschinen gibt, die repariert werden müssen, ist das ja auch nicht nötig.
Was mache ich nach meiner Ausbildung als Landmaschinenmechatroniker? In welche Bereiche kann ich in den Beruf einsteigen?
Lieber Ole,
als Land- und Baumaschinenmechatroniker findest du Arbeit bei Produktionsfirmen für land- und forstwirtschaftliche Anlagen, in Reparaturwerkstätten, in Betrieben, die bautechnische Anlagen verleihen oder in Vertriebsunternehmen für landwirtschaftliche Maschinen. Du kannst dich auch nach deiner Ausbildung und erforderlicher Gesellenzeit zum Meister in Land- und Baumaschinentechnik weiterbilden. Darüber hinaus besteht für dich auch die Möglichkeit, nach der Ausbildung in den Ersatzteil- und Servicevertrieb oder Maschinenverkauf zu wechseln. In diesem Fall wäre eine zusätzliche kaufmännische Ausbildung ratsam.
Fazit: Wie du siehst, bieten sich dir viele Möglichkeiten, übrigens nach entsprechender Weiterqualifizierung auch der Weg in die Selbständigkeit.
Meggy, Klasse O1G, 15 Jahre
Meggy ist kreativ, lebensfroh und sprüht vor Ideen…
Meggy hat viele Interessen, sie engagiert sich in der Kirche und bei den Pfadfindern, spielt Handball, Ukulele und Cajon-Trommel, außerdem besucht sie die Musicalschule. Da sie bereits die Hauptrolle in zwei Kinofilmen gespielt hat, liegt ihr Berufswunsch nahe: Sie möchte zum Film – egal ob vor oder hinter der Kamera. Die ersten Möglichkeiten, ihr schauspielerisches Talent zu zeigen, hatte Meggy in der Theater-AG der Isarnwohld-Schule; dabei entdeckte sie ebenfalls ihr Interesse an der Inszenierung von Theaterstücken. Sie kann sich nur schwer einen anderen Beruf vorstellen, in dem sie auf gleiche Weise ihre Kreativität ausleben kann. Dennoch ist die engagierte Schülerin für Alternativen offen. Sie hat gerade am Berufsorientierungsunterricht in der Oberstufe teilgenommen und war sehr erstaunt, wie viele interessante Ausbildungs- und Studiengänge es in Deutschland mittlerweile gibt. Bevor sie aber eine Entscheidung fällen muss, genießt sie noch eine Weile die Schulzeit, in der sie gemeinsam mit ihren Freundinnen und Freunden Projekte auf die Beine stellen kann.
In zehn Jahren hätte sie gerne einen erfüllenden Beruf, der sich auch mit einem Familienwunsch vereinbaren lässt. Bis dahin möchte sie noch viel reisen und die Welt entdecken.
Ist es für mich sinnvoll, eine Ausbildung zu machen, oder habe ich auch als Quereinsteiger eine Chance?
Liebe Meggy,
grundsätzlich besteht die Chance, auch als Quereinsteiger in Berufen tätig zu werden, deren Bezeichnung nicht offiziell geschützt ist. Das gilt beispielsweise für den Beruf des Immobilienmaklers oder des Social-Media-Managers. Das heißt aber nicht, dass von Bewerbern ohne Ausbildung keine Fähigkeiten erwartet werden. Im Gegenteil! Man muss über eine große Portion Talent, Fachwissen, Können und Motivation verfügen, um den Job zu bekommen und sich später darin zu behaupten. Man sollte im Vorfeld zumindest Praktika sowie Fort- oder Weiterbildungskurse absolviert haben und bestenfalls über Arbeitsproben oder Referenzen verfügen.
Fazit: Ob du dir ohne Grundlagen, die eine Ausbildung bieten kann, einen Quereinstieg zutraust, kannst nur du entscheiden.
Dieser Artikel ist in der GET BIM 2023 erschienen. Hier geht es zum E-Paper.
Mehr zur Isarnwohld-Schule: Die Schülervertretung braucht Unterstützung, denn sie weiß, dass ihre Arbeit ein wichtiger Teil des Schullebens ist.
TEXT Anja Nacken
FOTO Hendrik Matzen