Bernd Krohn: Motor der StartUp Challenge SH

Bernd Krohn: Motor der StartUp Challenge SH

Die „StartUp Challenge SH“ ist ein landesweiter Wettbewerb der Fachhochschule Kiel für Vollzeitschüler an beruflichen Schulen der 11. Klassen. Dabei geht es darum, in einem Team eine Geschäftsidee auszuarbeiten und diese dann vor einer Jury möglichst gut und plausibel zu präsentieren. Einer der Initiatoren des Projektes ist Bernd Krohn aus Itzehoe. Dort liegt auch der Beginn dieser Idee: 2008 fand in lokaler Zusammenarbeit mit dem Gründerzentrum IZET der erste Steinburger Gründerwettbewerb statt. Mittlerweile haben beim aktuell dritten Durchgang der StartUp Challenge 14 berufliche Schulen aus Schleswig-Holstein teilgenommen.

Bernd Krohn, 1959 in Itzehoe geboren, ehemaliger Berufsschullehrer und stellvertretender Schulleiter am rbz steinburg in Itzehoe, ist der Landeskoordinator der StartUp Challenge SH.

Herr Krohn, wie war Ihr eigener beruflicher Werdegang?

Ich habe 1978 mein Abitur gemacht und dann eine kaufmännische Ausbildung bei einer Bank in Itzehoe begonnen. Schon an der Berufsschule merkte ich, dass das Lehren mich sehr reizte und ich viel Lust dazu spürte. Viele rieten mir damals vom Studium ab, weil es eine hohe Lehrerarbeitslosigkeit gab. Aber ich habe es trotzdem gemacht und landete dann 1986 als Referendar wieder an meiner alten Berufsschule, diesmal nur auf der anderen Seite des Klassenraumes. Ich blieb dort an der Schule. 1997 wurde ich Abteilungsleiter des kaufmännischen Bereiches, die letzten Jahre war ich Mitglied der Schulleitung.

Und die Idee eines Gründerwettbewerbs?

2004 betreute ich als Lehrer ein Team von fünf Schülern für die bundesweite Aktion „Jugend gründet“. Das Team kam völlig überraschend bis ins Bundesfinale in Berlin. Darüber war ich so begeistert, dass bei mir die Idee entstand, solch ein Format auch auf lokaler Ebene in Itzehoe zu etablieren. Aus der Initiative „Steinburg plus“ kannte ich den Leiter des IZET, Ralf Thiericke, mit dem ich im Jahr 2008 mit meiner Klasse der Berufsfachschule für Kaufmännische Assistenten einfach mal loslegte. Daraus entstand der „Gründerwettbewerb Steinburg+“. Am Anfang bekam jeder aus dem Siegerteam als Preis eine Tafel Schokolade (schmunzelt). 2010 kam dann zur Bewertung eine externe Jury aus Vertretern der regionalen Wirtschaft dazu und das Format wurde stetig verbessert. Schon kurze Zeit danach wollten wir aufgrund des großen Erfolges des Steinburger Wettbewerbs dies gerne auf Landesebene ausweiten. Nach einigen Jahren geduldiger Arbeit haben wir es geschafft: Seit 2021 gibt es die landesweite „StartUp Challenge SH“ unter der Leitung der Fachhochschule Kiel und des SHIBB. Von anfangs 4 Berufsschulen konnten wir uns schon im dritten Jahr auf 14 Schulen steigern.

Was hat Sie motiviert, dieses Projekt anzufangen? Es kostet ja auch eine Menge Energie…

Ich bin mit der Region Itzehoe tief verwurzelt und engagierte mich neben meinem Hauptberuf sehr gerne ehrenamtlich. Der Erfolg dieses Projektes ist meine Motivation, es bringt mir Spaß, junge Leute zu fordern und stärker zu machen, ihnen zu zeigen, was sie können.

Was zeichnet das Prinzip „StartUp-Challenge“ aus?

Unser Wettbewerb zeichnet die Vernetzung zwischen den regionalen Gründerzentren, der dortigen Wirtschaft und den Berufsschulen aus. Die Zusammenarbeit läuft an jedem Standort eng, vertrauensvoll und sehr erfolgreich. Auch die Fachhochschule Kiel bereichert als praxisorientierte Hochschule durch viele gemeinsame Aktionen diesen Wettbewerb. Dieses Zusammenspiel gibt es meines Wissens nach in dieser Konstellation bundesweit sonst nirgends.

Sie sprechen von der Verzahnung der Beteiligten. Ist das sonst anders?

Sie war schon immer da und sie musste auch da sein. Gerade in den Ausbildungsberufen, zwischen den Berufsschulen, den Innungen und Betrieben. Da gibt es schon sehr lange persönliche Kontakte. Die Challenge wertet die Schule als Partner im Vollzeitbereich noch weiter auf, es geht dabei um das Thema „Entrepreneurship Education“. Die Kontakte mit der Wirtschaft, die jetzt entstehen, kommen den Schülern sehr zugute. Beispielsweise können sie auch erleben, wie eine Fachhochschule funktioniert, dies ist für sie eine wertvolle Erfahrung.

Kommen wir zu den Schülern. Wer ist dabei?

Der Wettbewerb ist für alle elften Klassen des Vollzeitbereiches der beruflichen Schulen offen. Die meisten kommen im Moment aus dem Bereich „Wirtschaft“, aber auch andere Fachbereiche wie z.B. Technik können ohne Probleme teilnehmen. Die StartUp Challenge ist ein Wirtschaftsprojekt und geht, obwohl an der Schule angesiedelt, weit über Schule hinaus. Sie soll ein wichtiger Beitrag sein, auf das Wirtschaftsleben vorzubereiten, um dort bestehen zu können.

Wie funktioniert ihr „Recruiting“ für die Challenge?

Zu Beginn des Schuljahres besuche ich alle beteiligten Schulen und werfe mit der Challenge die Schüler sozusagen „ins kalte Wasser“. Man muss bedenken, dass sich die Schüler erst seit wenigen Wochen kennen und dann müssen sich gleich zu Beginn Teams zusammenfinden und diese gemeinsam an einem besonderen Projekt arbeiten. Es ist eine Herausforderung: „Ihr könnt das Ziel erreichen. Wir pushen euch und lassen euch nicht im Stich. Und ihr könnt die 3.000 Euro Siegerprämie gewinnen!“ Wir brauchen solche Formate, bei denen man Schüler herausfordern kann und sie ihrer Kreativität und Phantasie freien Lauf lassen, selbst entscheiden können. Unser Projekt ist mehr als Schule. Das werden die Schüler nicht vergessen, ganz unabhängig von ihrer Platzierung am Schluss.

Gruppe

Die Teilnehmenden der StartUp-CHallenge 2024.

Was macht das mit den Teilnehmern?

Die Schüler kommen aus einem Schulsystem, in dem sie eigenständiges Arbeiten in Teams kaum kennengelernt haben. Das zu erleben, ist für viele ein Riesenschritt in der persönlichen Entwicklung. Weiterhin müssen sie sich vor einer Jury und einem großen Publikum präsentieren. Mit diesen Erfahrungen können die Schüler später auftrumpfen und haben es leichter, zum Beispiel bei einem Bewerbungsgespräch zu bestehen.

Es ist zudem wertvoll, dass die Schülerinnen und Schüler an diesem Wettbewerb konkrete Erfahrungen in der Teamfähigkeit erleben. Der Höhepunkt der Challenge ist das Landesfinale an der FH Kiel. Dort treffen alle regionalen Siegerteams in einem Wettstreit aufeinander. Damit sich die Teams untereinander besser kennenlernen, haben wir das Landesfinale in diesem Jahr auf zwei Tage inklusive Übernachtung in der Jugendherberge erweitert. Das wurde von allen Beteiligten sehr positiv aufgenommen.

Ihr Fazit?

Das große Interesse an diesem noch jungen Wettbewerb freut mich sehr. In diesem Jahr haben über 800 Schüler mit 160 Ideen teilgenommen. Das zeigt mir deutlich, zu was junge Leute in der Lage sind. Die meisten nehmen das als Motivation, sich zu engagieren. Auch die Rückmeldungen der Lehrer und der Schulen sind positiv: „Wow, was für ein Projekt, das ist eine tolle Sache!“ Die Schüler sagen, dass sie mutiger geworden sind und gestärkt in die Zukunft gehen. Eine typische Resonanz ist: „Frei vor Menschen zu reden – das hätte ich mich vorher nie so getraut.“
Aber das funktioniert nur, wenn man ein gutes Team hinter sich hat: Mit den regionalen Lehrerteams funktioniert die Zusammenarbeit hervorragend. Dort in den Klassen wird die wichtige Arbeit geleistet und es entwickelt sich eine Eigendynamik in der Leistung. Mittlerweile ist die StartUp Challenge an einigen Schulen sogar fest in den Stundenplan eingebunden. Zusätzlich hat die Fachhochschule Kiel die Gelegenheit, sich und ihre Möglichkeiten bei den Schülern vorzustellen, denn sie haben nach den zwei Jahren Vollzeitschule die Fachhochschulreife erlangt und können dort studieren.
Und: Wann hat man als Schüler schon mal die Chance, seine eigenen Fähigkeiten und Stärken auszuprobieren, ohne dabei zu scheitern? Es geht hier nämlich nicht um Noten oder Versetzung!
Die StartUp Challenge SH bietet dafür die Möglichkeiten.

Herr Krohn, vielen Dank für das Gespräch.

Hier geht es zum Interview mit dem Gewinnerteam.

TEXT und FOTO Michael Ruff