Interview mit dem Siegerteam von „Swipe ’n Eat“
Das Ergebnis war eindeutig: Bei der Endausscheidung zur diesjährigen StartUp-Challenge von 14 berufsbildenden Schulen und regionalen Bildungszentren an der FH Kiel landete die Präsentation des Konzeptes einer innovativen Restaurant-Speisekarte auf den Bewertungsbögen der Jury überall auf Platz eins. Ein Gespräch über den Erfolg der vier SchülerInnen des RBZ Itzehoe und den Weg bis dorthin.
Alle vier sind im kaufmännischen Zweig der Vollzeitschule und streben die Ausbildung zum kaufmännischen Assistenten mit Fachholschulreife an.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diese App zu entwickeln?
Marvin: Nach dem Kick-off im August waren Teamfindung und das Entwickeln einer Idee angesagt. Wir kannten uns aus den ersten Wochen der Klasse und merkten schnell, dass wir alle kompatible und unterschiedliche Stärken haben. Wir saßen in der Kneipe und suchten nach Ideen. Fiona sah sich um und fragte sich, was denn genau auf den Tellern ist und ob man zum Beispiel als Allergiker alles essen könnte.
Du sagst, jeder hat seine eigenen Stärken, welche sind das?
Marvin: Dass ich reden kann, gern Sachen in die Wege leite.
Eihab: Ich bin eher Techniker und kann mit Computern umgehen.
Cassidy: Meine Aufgabe ist eher das Kreative, das Design des Prototypen. Ich hab’ die Tipps der anderen aufgegriffen und umgesetzt.
Fiona: Ich achte auf die Details, habe den Businessplan im Detail bearbeitet und zusätzliche Features eingebracht.
Wie habt ihr euch als Team gefunden?
Marvin: Wir wussten am Anfang nicht einmal, wo wir alle herkommen. Wir haben geguckt, wer am besten zusammenpasst. Eihab und ich hatten uns gleich gefunden und weiter gesucht.
Cassidy: Fiona und ich haben uns auch gleich gefunden, wir wollten zusammenarbeiten. Marvin oder Eihab wollten wir noch im Team haben und dann haben wir beide bekommen. Wir hatten das Gefühl, das könnte eine gute Truppe sein.
Und jetzt sind wir auch eine Freundesgruppe geworden. Das ist auch total schön, man lernt sich durch den Wettbewerb besser kennen und das ist gut. Man ist aufeinander angewiesen und es ist schön, zu wissen, dass drei hinter einem stehen.
Besucht ihr alle gerne Restaurants?
Cassidy: Ja, wir gehen alle gerne und gut essen und wir alle fanden die Idee mit der App gut. Wir hatten großes Interesse daran und so wurde es im Laufe der Gedankengänge einfach immer cooler. Wir wollten sie immer mehr umsetzen, das gab uns Bestätigung. Wir waren davon überzeugt.
Marvin: Wir waren im Prozess, auch im Restaurant. Und wir konnten uns einfach nicht entscheiden, was wir essen wollten – uns fehlte unsere App. (alle lachen)
Gab es Höhen und Tiefen?
Marvin: Ja, vor allem während der Vorbereitung auf Kiel. Da war viel Arbeit nötig, was aber gut war und uns weitergeholfen hat. Nach dem Sieg in der ersten Runde in Itzehoe fiel uns erstmal ein Stein vom Herzen. Aber wir sagten uns: „Wenn wir in Kiel gegen die Besten gewinnen wollen, müssen wir noch viel tun.“ Wir haben das Design und die Präsentation komplett auf den Kopf gestellt und uns intensiv mit Lehrern unterhalten. Das hat sich ausgezahlt, den Vortrag können wir inzwischen im Schlaf. Das bringt Spaß, wir fühlen uns wohl und sind überzeugt von unserer Idee.
Wie wurdet ihr im Prozess begleitet?
Cassidy: Bis zum regionalen Finale wurden wir von zwei Lehrerinnen betreut. Nach der Themenfindung fing die Arbeit dann richtig an. Es gab viel Feedback, ein Projektmanagement, der Businessplan musste rechtzeitig abgegeben werden. Unsere Präsentation haben wir dann vor der Klasse gezeigt, um ein Gefühl fürs Vortragen zu bekommen.
Marvin: Nach dem Regionalfinale haben wir uns dreimal mit Frau Freitag und Christoph Kober vom IZET getroffen, die uns gecoacht haben. Danach waren wir dann auf uns allein gestellt. Was viel zum Sieg beigetragen hat: Wir sind das Ding wirklich hunderte Male durchgegangen. Selbst am Abend vorher bis spät in die Nacht. Wir wollten bereit sein, es im Schlaf machen zu können.
Und der Tag der Entscheidung?
Marvin: Wir hatten gute Konkurrenz. Wir waren zwar von uns überzeugt, aber als wir die anderen sahen, hat es uns schon etwas eingeschüchtert. Denn die waren auch sehr gut. Wir trugen als letzte vor. Aber als das vorletzte Team vorgetragen hatte, kam schon das Gefühl, wir könnten es sein, wir könnten die Gewinner sein.
Cassidy: Das war echt schön. Das war ein ganz anderes Gefühl, als in Itzehoe zu gewinnen.
Marvin: Wir waren alle am Schwitzen bis zum Schluss. Bei der Siegerehrung waren wir einfach glücklich. Dann gab es von allen Gratulationen, meine Eltern waren sehr stolz. Wir sind dadurch sehr gewachsen. Das hat uns am meisten gebracht: Selbst stolz auf uns zu sein. Bei der Rückkehr haben wir in der Schule jede Menge Glückwünsche von Lehrern und Schülern bekommen.
Habt ihr nach eurem Sieg schon Ideen für eure Zukunft?
Marvin: Ich hatte schon vorher die Idee, mich selbstständig zu machen und wollte da mehr reinkommen. Die StartUp-Challenge ist dafür der beste Anfang, das war meine Motivation zum Mitmachen. Mich interessiert der Software-Bereich, weniger die Gastro.
Eihab: Ich habe schon im letzten Jahr teilgenommen, da lief es im Team aber nicht so gut. Meine Motivation war es jetzt besser zu machen. Ich möchte mich auf jeden Fall selbstständig machen.
Cassidy: Ich bin noch unschlüssig, wie meine Zukunft aussehen soll. Vielleicht die IT-Branche oder die Arbeit mit Menschen. Ich will vorher noch Praktika machen, um mich auszuprobieren
Fiona: Ich weiß noch nichts über meine Zukunft.
Hinter dem Preisgeld von 3000 Euro steckt aber auch sehr viel Arbeit. War es das Ziel, zu gewinnen?
Marvin: Ja.
Danke für das Gespräch.
Hier geht es zum Interview mit dem Landeskoordinator der StartUp-Challenge SH.
TEXT und FOTO Michael Ruff