Girls and Boys auf der Suche – Zukunftsmission an der Gemeinschaftsschule Husum Nord

Girls and Boys auf der Suche – Zukunftsmission an der Gemeinschaftsschule Husum Nord

Schon zum 13. Mal öffnete die hausinterne Jobmesse der Gemeinschaftsschule Husum Nord ihre Türen. Seit diesem Jahr trägt sie einen neuen Namen: Nordzubi! Insgesamt 50 Aussteller hatten sich angemeldet, um die Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Jahrgänge kennenzulernen. Auch die Eltern waren herzlich eingeladen, sich über die vielfältigen Karrieremöglichkeiten zu informieren. Etwa 200 Jugendliche nutzten die Gelegenheit, um sich über Berufsaussichten zu informieren und erste Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen.

„Herzlich willkommen auf der Nordzubi!”, begrüßte Nicole Düring, verantwortliche Lehrkraft für berufliche Orientierung, alle anwesenden Ausstellerinnen und Aussteller. Schulleiter Andreas Pawellek bedankte sich bei Frau Düring für ihr Engagement und richtete ebenfalls motivierende Worte an die Unternehmensvertreter: „Wir finden es wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler keine Berührungsängste haben. Hier ist ihre vertraute Umgebung und Sie kommen zu uns in die Schule. Und daher haben wir uns auch bemüht, vorwiegend lokale und regionale Unternehmen einzuladen.”

Auch Bürgervorsteher Robert Koch ließ es sich nicht nehmen, die Ausstellerinnen und Aussteller auf das zukunftsorientierte Event einzustimmen. Er richtete Grüße von Husums Bürgermeister Martin Kindl aus: „Diese Messe hat eine lange Tradition und präsentiert eine vielfältige Auswahl an Berufen und Unternehmen! Ich wünsche Ihnen, dass Sie viele positive Gespräche führen und viele Berufe füllen werden!”

Die Mission ist klar: Informationen aus erster Hand weitergeben und dabei potenzielle Ängste der Schülerinnen und Schüler abbauen. Zahlreiche Unternehmen brachten aus diesem Grund ihre Auszubildenden mit, die sich gut in die Lage der Suchenden hineinversetzen konnten, da sie selbst erst kürzlich vor der Entscheidung für den richtigen Ausbildungsplatz standen.

Berufsorientierung in Husum

Am gleichen Tag wie die Messe fand noch ein anderes Berufsorientierung-Event statt! Der „Girls‘ & Boys‘ Day“, organisiert vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Er findet jährlich im April als eintägiges Schnupperpraktikum oder Workshop statt und ermöglicht es Mädchen und Jungen, Einblicke in Branchen zu gewinnen und ihre persönlichen Potenziale zu erkunden. Es geht darum, den Schülerinnen und Schülern Berufe näherzubringen, in denen ihr Geschlecht bisher unterrepräsentiert ist. Mädchen sollen technologischen, naturwissenschaftlichen und handwerklichen Berufsfeldern und Jungen gerne eher sozialen, erzieherischen und pflegerischen eine Chance geben.

ME2BE hat sich auf der Messe umgehört und nachgefragt, welche beruflichen Möglichkeiten der Arbeitsmarkt in Husum und der umliegenden Region zu bieten hat und wer beim ‘Girls & Boys Day’ mitgemacht hat.

Unter den zahlreichen Ausstellern stoßen wir zuerst auf Dr. med. dent. Martin M.I. Sabandal, einen Zahnarzt, der seine Leidenschaft für die Zahnmedizin und die vielfältigen Karrieremöglichkeiten in diesem Bereich mit seinem Messestand vertritt. Seit zwei Jahren unterhält Sabandal eine eigene Praxis in Westerland (Sylt). Zuvor ging er auch einige Jahre einer Dozententätigkeit in der Zahnärztekammer Bremen nach. „Ist der Beruf des Zahnarztes ein sogenannter ‘Männerberuf’?”, fragen wir von ME2BE nach und weisen auf den “Girls’ & Boys’ Day” hin. Der Zahnarzt schüttelt lachend den Kopf: „Ich denke, mittlerweile gibt es sogar mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte” Zahnmedizin sei ein toller Berufszweig, erfahren wir. „Man muss den engen Kontakt mit Menschen wertschätzen.” Dabei sei vor allem von großer Bedeutung, dass der Patient sich wohlfühlt. Egal ob Kind oder Angstpatient; Zuhören, Erklären und Aufklären gehören zum Beruf des Zahnarztes. „Es wäre sicherlich eine gute Idee, in das Studium auch Psychologie-Kurse einzuführen”, mutmaßt Sabandal und beruft sich dann auf sein Mitarbeiterteam. Er ist zurzeit auf der Suche nach Auszubildenden und weiß, was er an seinen Zahnmedizinischen Fachangestellten hat. „Die Arbeit im Team macht alles besser. Für mich als Arzt, aber auch für den Patienten!”

Zahnarzt

Martin Sabandal ist für seine Praxis auf der Suche nach ZFA-Nachwuchs.

Einige Berufe werden oft als typisch weiblich betrachtet und der Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten ist ein gutes Beispiel dafür. Mit einem Anteil von 98,7 Prozent weiblicher Beschäftigter ist die ZFA ein Beleg für geschlechtsspezifische Berufsbilder, so die Bundeszahnärztekammer. Zudem bleibt die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten laut einer Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) weiterhin unter den Top 10 der beliebtesten Ausbildungsberufe bei Frauen.

ME2BE trifft auf das vierköpfige Team des Zahngesundheit Nordfriesland e.V.. Die Mitglieder der Zahngesundheit NF haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern und zu erhalten. Dies geschieht durch verschiedene Prophylaxeangebote in Kindertagesstätten, Grundschulen und weiterführenden Schulen. Beliebtes Hilfsmittel hierbei ist die Handpuppe Krokki, die auch in Husum mit dabei ist. „Zahnarzthelferin ist der schönste Beruf der Welt!”, sagt Sandra Sievers voller Elan. “Mittlerweile heißt der Beruf natürlich Zahnmedizinische Fachangestellte“, verbessert sie und erklärt uns, warum ihr Beruf so vielversprechend ist. „Jeder Tag ist anders! Man ist der erste und letzte Ansprechpartner für die Patienten. Und die Weiterbildungsmöglichkeiten sind so groß.” Wir fragen nach, warum dann so wenige Jungs sich für diese Ausbildung entscheiden. Frau Sievers zuckt bedauernd mit den Schultern: „Die Lehrlingsgehälter sind sehr gut. Aber man könnte vielleicht argumentieren, dass man als Mann mit dem Gehalt keine Familie finanzieren kann.” Was auch in diesem Gespräch klar wird, ist, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahnmedizischinischen Fachangestellten ist. Der eine kann ohne den anderen nicht arbeiten! Dabei ist der Zahnarztbesuch etwas, was für jeden Menschen sehr wichtig ist. Daher braucht die Branche auch immer neuen Nachwuchs. Uns fällt ein passender Vergleich ein: Die Zähne müssen von Fachkräften gewartet werden, so wie man auch sein Auto in die Wartung bringt, um es von KFZ-Mechatronikern kontrollieren zu lassen.

Drei Frauen

Sandra Sievers, Nicole Reimers-Kühn mit Krokki und Ute Friedrichsen haben ihren Beruf zur Berufung gemacht.

Mit dem Gedanken im Kopf gehen wir zum nächsten Messestand. GEORG C. Hansen GmbH & Co. KG ist ein Fachhandel für Bäder, Haustechnik, Stahl, Bau, Dach, Werkzeug, Arbeitskleidung und Fahrradbedarf. Julia Nissen und Tristan Boseck von GEORG C. erzählen uns von ihrer ‘Girls-Day’-Praktikantin. „Wir hatten heute ein Mädchen da, die sich den Beruf des Fahrradmechatronikers angeguckt hat”, erzählt Julia Tissen. „Sie war wirklich begeistert. Der Beruf ist etwas für Leute, die auch für den Radsport brennen”, ergänzt ihr Kollege Tristan Boseck.

Die Ausbildung zum Fahrradmechatroniker qualifiziert die Auszubildenden für die Wartung und Instandsetzung von Fahrrädern. Zusätzlich zu diesen technischen Fähigkeiten umfasst die Ausbildung auch die Betreuung von Werkstatt- und Servicekunden sowie die Unterstützung bei Beratung und Verkauf. Um erfolgreich in diese Ausbildung einzusteigen, sind folgende Voraussetzungen erforderlich: ein Interesse am Thema Fahrrad, ausgeprägtes handwerkliches Geschick, die Fähigkeit zu sauberem, organisiertem und zuverlässigem Arbeiten, technisches Verständnis sowie mindestens ein guter Hauptschulabschluss.

Frau und Mann

Julia Nissen und Tristan Boseck stehen in Husum bereit, um neue Azubis zu finden.

Auch bei BAT Agrar hören wir von einer weiteren Erfahrung am “Girls’ Day”. Ausbildungsleiterin Lisa-Marie Hohnsbehn erzählt: „An unserem Standort in Ratzeburg hatten wir Mädchen zu Besuch. Sie hat den Beruf Verfahrenstechnologe mit der Fachrichtung Mühlen- und Getreidewirtschaft kennengelernt.”

BAT Agrar zählt zu den führenden Agrarhandelsunternehmen in Deutschland, Österreich, Dänemark und Polen. Das Unternehmen ist nicht nur im Großhandel mit Betriebsmitteln für den Pflanzenbau tätig, sondern arbeitet auch eng mit den Landwirten vor Ort zusammen. Dies umfasst den Vertrieb von Misch- und Spezialfutter sowie Betriebsmitteln und die Erfassung und den Absatz von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Getreide und Ölsaaten. Darüber hinaus betreibt BAT Agrar sieben Werke zur Herstellung von Tiernahrung, vor allem für Rinder, Schweine und Geflügel.

„Für Verfahrenstechnologen melden sich doch eher männliche Bewerber. In unserem Ausbildungsberuf der Kaufleute für Groß- und Außenhandelsmanagement ist das Geschlechterverhältnis deutlich ausgeglichener.”

Die Ausbildung zum Verfahrenstechnologen Mühlen- und Getreidewirtschaft bietet spannende Einblicke in die Verarbeitung von Getreidesorten zu Mehl mittels technischer Mahlverfahren. Bis 2006 hieß der Beruf noch Müller (m/w/d). Zu den Aufgaben gehören die Qualitätskontrolle des Lieferguts mittels Probenanalyse, die Steuerung des Mahlprozesses mithilfe moderner Technik sowie die Wartung und Instandhaltung von Maschinen und Anlagen. Für diesen Beruf sind ein Verständnis für technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge, sorgfältiges Arbeiten und gute Entscheidungsfähigkeiten von großer Bedeutung.

Zwei Frauen

Auf der Messe: So vielfältig die Geschäftsfelder bei BAT Agrar sind, so vielfältig sind auch die Ausbildungsmöglichkeiten.

Wer war noch da?

Unabhängig von den traditionellen Rollenvorstellungen ist die Suche nach einer passenden Ausbildung von entscheidender Bedeutung in einer Zeit, in der Fachkräftemangel weit verbreitet ist. Die Nordzubi-Messe bot eine Fülle an Möglichkeiten, um einen Berufsweg kennenzulernen, der den individuellen Vorstellungen und Fähigkeiten entspricht. Letztendlich sollte für die Schülerinnen und Schüler nur das Streben nach persönlicher Entwicklung und beruflicher Erfüllung zählen. Einen guten Einstieg in die berufliche Orientierung haben die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Husum Nord durch die Unterstützung von Nicole Düring.

Auf der Messe waren ebenfalls die Polizeidirektion Flensburg, der Rettungsdienst Kreis Nordfriesland, die Wüstenberg Landtechnik und die Kreishandwerkerschaft Nordfriesland Süd vertreten und informierten über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten in ihrer Branche.

ME2BE war in Husum auf unserer eigenen Mission unterwegs. Wir sind im Bereich der Beruflichen Orientierung und Beruflichen (Weiter-)Bildung in Schleswig-Holstein und Hamburg tätig. Im Altbau der Gemeinschaftsschule Husum Nord war Werkstudentin Jessie am Abend in zahlreiche angeregte Gespräche verwickelt. Viele Schülerinnen und Schüler interessierten sich für DIGI:BO. Auf unserer regionalen Berufsorientierung-Plattform bieten wir Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften Informationen und Unterrichtsmaterialien für eine umfassende und vielseitige Berufsorientierung an.

ME2BE-Messestand

DIGI:BO bietet Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften Informationen und Materialien für eine umfassende und vielseitige Berufsorientierung – im Unterricht oder zu Hause.

Bis zur nächsten Messe!

Euer ME2BE-Messeteam

TEXT und FOTO Patricia Rohde