Von der Stromerzeugung auf See bis zur Speisekarte der Zukunft – Schülerinnen und Schüler sind kreativ

Von der Stromerzeugung auf See bis zur Speisekarte der Zukunft – Schülerinnen und Schüler sind kreativ

Die Spannung ist mit den Händen zu greifen. Im rappelvollen Auditorium der Fachhochschule Kiel zittern über hundert Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte dem Urteil einer hochkarätig besetzten Jury entgegen. 16 Gruppen von Schülerinnen und Schülern haben am Finale des landesweiten „StartUp Challenge Schleswig-Holstein“ teilgenommen und in kurzweiligen Präsentationen ihre kreativen Geschäftsideen präsentiert.

„Alle sind Sieger“

„Wer hier heute dabei ist, zählt bereits zu den Siegern. Sie haben schon jetzt so viele Dinge gelernt, die für Ihr ganzes Leben wichtig bleiben werden“, macht Moderator Wirtschafts-Professor Kay Poggensee seinen jungen Gästen Mut und beruhigt deren flatternde Nerven. Begonnen hat der diesjährige Wettbewerb bereits im vergangenen Spätsommer, als Landeskoordinator Bernd Krohn Schüler und Lehrer in zahlreichen Kick-Off-Veranstaltungen auf den nächsten Durchgang der StartUp-Challenge „heiß“ gemacht hat. Er ist mit den Fortschritten „seines“ Wettbewerbs zufrieden: „Ich finde es beeindruckend, wie intensiv und vertrauensvoll sich die Zusammenarbeit zwischen den Schulen, den Gründerzentren und der Wirtschaft inzwischen entwickelt hat.“
193 Gruppen mit über 800 kreativen Schülerinnen und Schüler haben sich in diesem Jahr gemeldet – ein phänomenales Ergebnis! Gastgeber FH-Präsident Professor Björn Christensen: „Das dieses Projekt einmal so wachsen könnte, habe ich vor vier Jahren nicht für möglich gehalten.“

Ins Leben gerufen wurde die Startup-Challenge im RBZ Steinburg in Itzehoe auch vom stellvertretenden Schulleiter Bernd Krohn.

Wie alles begann

Gestartet wurde der Vorläufer der StartUp Challenge bereits im Jahr 2008 am Regionalen Berufsbildungszentrum Steinburg – von den Gründervätern Bernd Krohn, dem heutigen Landeskoordinator, und Professor Ralf Thiericke vom IZET Itzehoe. Seit dem Schuljahr 2021/2022 ist das nunmehr landesweite Projekt an der Fachhochschule Kiel angesiedelt. Aus den ursprünglich vier teilnehmenden Schulen oder Bildungszentren sind inzwischen 14 geworden.

Gewinnergruppe mit Schulleiterin, Ralf Thiericke und Christoph Kober vom IZET

Es ist soweit – die Preisverleihung

Der Sonderpreis des Kieler Unternehmens Idea Champ (500 Euro) geht an die Gruppe aus dem Berufsbildungszentrum Eckernförde für ihre Idee „SecondStep Footwear“ zum Verkauf von an Händler oder Hersteller retournierter Schuhe – ein Programm zum Schutz der Umwelt und zum Nutzen der Verbraucher, die neuwertige Schuhe zu günstigeren Preisen erstehen könnten.
Es folgt die Vergabe des dritten Preises, der von der Itzehoer IT-Firma Vishay mit 1 000 Euro gesponsert wird: Die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule Elmshorn haben „BudgieCare“, eine virtuelle Tierarztpraxis, entwickelt, um insbesondere Vögel vor unnötigen, gesundheitsgefährdenden Transporten zu Tierärzten zu bewahren sowie eine ärztliche Ferndiagnose und -Beratung zu ermöglichen. Motto: „Retten Sie die Wellensittiche!“

Die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule Elmshorn machten den dritten Platz!

Die Spannung steigt

Den zweiten Preis, der mit 2 000 Euro von den Nordzentren (Landesverband der Schleswig-Holsteinischen Innovations-, Technologie- und Gründerzentren e.V.) ausgestattet wird, erobert die Walter-Lehmkuhl-Schule, Neumünster. Die Gruppe hat ein Verfahren („Piezo Revolution“) entwickelt, mit dem durch außen an Schiffswänden angebrachte Sensoren Strom erzeugt werden kann. Diese Idee ist bereits auf Testfahrten mit einem Geomar-Forschungsschiff erprobt und zum Patent angemeldet worden. In einem weiteren Schritt könnten diese Module auch an stationären Wellenbrechern angebracht werden und darüber Strom ins Netz einspeisen.

„Piezo Revolution“ der Neumünsteraner Walther-Lehmkuhl-Schule erhielt den zweiten Platz.

…and the winner is…

Auch, wenn diese Idee kaum noch zu toppen zu sein scheint, den ersten Preis (Sponsor VR Bank mit 3 000 Euro) holt eine andere Gruppe ab: Deren Idee wurde bei einem Restaurantbesuch „geboren“ und sehr einfallsreich weiterentwickelt. Schülerinnen und Schüler des Regionalen Berufsbildungszentrums Steinburg war das Informations-Angebot auf herkömmlichen Speisekarten einfach zu dürftig und unkommunikativ. Mit ihrer Entwicklung „Swipe n Eat“ soll man in möglichst vielen Restaurants mehr über die gewünschten Speisen und ihre Zutaten erfahren. Und so auch mögliche Unverträglichkeiten umgehen können. Außerdem sollen Fotos der Speisen zukünftig auch zum Angebot gehören. Zielgruppe sind sowohl Gastronomen wie auch deren Gäste, die ihre Menu-Wünsche über eine App in Zukunft sehr viel präziser als bisher ordern könnten. Getreu ihrem Motto „Ein Restaurantbesuch, den Sie nie vergessen werden.“

Den ersten Rang belegte das Team „Swipe ´n Eat“ (Cassedy Krajnik, Fiona Neumann, Eihab Hassan, Marvin Schlott)

Bernd Krohn haben wir bereits 2022 auf der AzubIZ getroffen und mit ihm über die StartUp Challenge SH gesprochen.

TEXT Stefan Lipsky und Michael Ruff
FOTO Michael Ruff