„Solange du deine Flügel nicht ausbreitest, hast du keine Ahnung, wie weit du fliegen kannst …”
ME2BE hat sich auf Spurensuche nach den Ehemaligen der Kieler Friedrich-Junge-Schule begeben. Wir wollten wissen, was aus ihnen geworden ist und wie sie heute auf ihre Schulzeit zurückblicken. Alle haben unterschiedliche Lebenswege beschritten, sich beruflich qualifiziert und sind mit ihrer Wahl rundum zufrieden. In einem Punkt sind sie sich einig: Die Schule hat maßgeblich dazu beigetragen, ein festes Fundament zu schaffen, von dem aus sie ins Leben gestartet sind.
Carina Ewers – Abschlussjahrgang 2006, 32 Jahre
„Die Friedrich-Junge-Schule war für mich … der sichere Hafen, der mich zum Glück aufs weite Meer geführt hat.“
Als Lehrkraft für Deutsch und Religion sowie Stufenleitungsassistenz der Klassen 8 bis 10 an der Gemeinschaftsschule Friedrichsort ist Carina Ewers in ihrem Traumberuf angekommen. Der Weg dorthin verlief nicht auf gerader Bahn. Bis zum Realschulabschluss stand für die vielseitig interessierte, ehrgeizige Schülerin fest, dass sie ihr Abitur ablegen wollte. Nach einigen Kämpfen beugte sie sich dem Wunsch ihrer Eltern und begann zunächst eine dreijährige Ausbildung bei der IHK als Kauffrau für Bürokommunikation. Eine Zeit, die sie zwar bis heute nicht missen möchte, die den Drang nach einer Weiterqualifizierung aber nicht hat stoppen können. Noch während der Ausbildung holte sie auf der Abendschule die Fachhochschulreife nach. Parallel dazu reiften bei Carina Ewers konkrete Pläne für ein Lehramtsstudium. Um dieses Ziel zu erreichen, hieß es erneut, die Schulbank zu drücken. Nach einem Jahr am RBZ erwarb sie das Abitur und begann dann ihr Studium. Sie unterrichtet heute mit Begeisterung Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 bis 10 und begleitet sie in ihrer Entwicklung. Rückblickend bereut die engagierte Lehrerin nichts und sieht ihren beruflichen Lebensweg als Gewinn, denn sie ist davon überzeugt, dass sie ohne die ‚Abzweigungen‘, wie sie sie nennt, nicht dort wäre, wo sie heute ist. Diese Erfahrung versucht sie auch ihren Schülerinnen und Schülern mitzugeben und plädiert in manchen Fällen dafür, dass sie über eine Ausbildung nachdenken, ihre Komfortzone verlassen, um sich von dort aus weiterzuentwickeln.
Sina Riecken – Abschlussjahrgang 2009, 29 Jahre
„Die Friedrich-Junge-Schule war für mich … ein Meilenstein in meinem Leben.”
Für Sina Riecken, die aus dem traditionsreichen landwirtschaftlichen Betrieb ‚Rieckens Landmilch GmbH’ stammt, stand nach der Schulzeit definitiv fest, dass sie etwas Handfestes in diesem Berufsfeld ausüben wollte. Es folgte zunächst ein Jahr auf der Fachschule für Hauswirtschaft im ländlichen Raum in Hademarschen und danach die dazugehörige zweijährige Ausbildung in zwei verschiedenen Betrieben. Nach dem Abschluss absolvierte sie das vorgeschriebene Praxisjahr vor der Meisterprüfung in Kanada. Dort arbeitete sie als ‚second commis’ in einer 4 Sterneküche. Mit bestandener Meisterprüfung inklusive erlangter Fachhochschulreife erwarb Sie den Titel ‚Betriebsleitung der Hauswirtschaft mit dem Schwerpunkt Vermarktung und Tourismus’. Danach ging sie erneut ins Ausland, wo sie in Kalifornien und Neuseeland verantwortliche Positionen in verschiedenen Gastronomie- und Event-Betrieben bekleidete. 2017 führte sie dann ein – lediglich als Kurzurlaub geplanter – Besuch zurück nach Schleswig-Holstein und in den heimischen Betrieb in Großbarkau. Dort entschied sie sich, zusammen mit ihrem Mann die Familientradition fortzuführen, auszubauen und die vielfältigen zukünftigen Projekte mitzugestalten. Heute verantwortet sie unter anderem die Betriebsleitung des 40 Personen umfassenden Betriebs, den angeschlossenen Hofladen, die Direktvermarktung von eigenen und regionalen Produkten, den Social-Media-Auftritt und die Vermarktungssoftware, unterstützt das Personalwesen und packt überall dort an, wo ihr Know-how gefragt ist. Durch ihre fundierte Ausbildung und ihren großen Erfahrungsschatz im Management eines Unternehmens sieht die junge Mutter selbst in einer regelmäßigen 40-Stunden-Woche kein Problem. Über ihre Schulzeit sagt sie, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer ihr gezeigt hätten, dass man alles schaffen kann, außerdem habe sie viele positive Anstöße bekommen, von denen sie bis heute profitiere.
Kim-Kristin Haß – Abschlussjahrgang 2011, 30 Jahre
„Der Friedrich-Junge-Schule verdanke ich … eine unbeschwerte Schulzeit.“
Kim-Kristin Haß ist seit 2019 Ausbildungsleiterin für die ‚Duale Ausbildung’ bei der GM.SH Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR. Nach ihrem Realschulabschluss wechselte sie zunächst ans RBZ Kiel und erlangte dort ihr Fachabitur. Danach zog es sie ins Ausland. Im französischen Lyon hat sie ein Jahr in einem Waldorfkindergarten gearbeitet. Diese Erfahrung war zugleich ein persönliches Experiment, denn für sie stand bereits vor dem Frankreichaufenthalt fest, dass sie in der Heimat ein duales Studium beginnen möchte. Nach ihrer Rückkehr bot sich diese Chance in Form einer Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel bei Citti in Kombination mit einem BWL-Studium an der Wirtschaftsakademie mit dem Schwerpunkt Handel. Bis heute ist sie persönlich und beruflich von diesem Konzept, der Verbindung zwischen Theorie und Praxis, überzeugt. Während des Studiums hatte sie sich zunächst auf das Personalwesen spezialisiert und stieg dann im Unternehmen sukzessive als Referentin der Ausbildungsleitung auf. Seit dem Wechsel zur GM.SH verantwortet sie den Bereich Duale Ausbildung und fühlt sich in ihrem Aufgabenfeld und der Arbeit mit einer jungen Zielgruppe rundum wohl. Wenn sie an ihre Schulzeit zurückdenkt, stellt sich vor allem ein Gefühl der Unbeschwertheit ein. Sie erinnert sich gerne an ihre engagierten Lehrerinnen und Lehrer, an spezielle Wahlpflichtkurse und die vielen Möglichkeiten, die ihr die Schule eröffnet hat. In Bezug auf ihre heutige Arbeit profitiert sie von den dort gemachten Erfahrungen und genießt, beispielsweise auf BO-Messen, den Kontakt zu den Pädagoginnen und Pädagogen aus ihrer Schulzeit.
Karoline Höppli – Abschlussjahrgang 2012, 27 Jahre
„Die Friedrich-Junge-Schule war für mich … die Basis für meine Zukunft.“
Karoline Höppli ist als Hotelfachfrau im Steigenberger Hotel Hamburg tätig und studiert zusätzlich Tourismus-, Hotel,- und Eventmanagement im letzten Semester. Dass ausgerechnet sie, als schüchternes Schulmädchen, mal in einem Beruf mit sehr viel Kundenkontakt landen würde, konnte sie sich nach dem Realschulabschluss (heute MSA) an der Friedrich-Junge-Schule nicht vorstellen. Trotz einiger unterschiedlicher Praktika hatte sie bis zum Schulabschluss keine Vorstellung, wie ihr beruflicher Weg einmal verlaufen würde. Auf Anraten ihrer Lehrerin Margrit Gebel ging sie dann ein Jahr auf die „Fachschule für Hauswirtschaft im ländlichen Raum“ in Hademarschen. Diese Zeit war, wie sie im Nachhinein sagt, wichtig für einen beruflichen Reifungsprozess, an den sich dann eine dreijährige Ausbildung zur Hotelfachfrau im Hotel Birke in Kiel anschloss. Danach war sie ein Jahr Au-pair in Kanada. Nach ihrer Rückkehr holte sie ihr Fachabitur in Hademarschen nach und erwarb dort eine zusätzliche Qualifikation als hauswirtschaftliche Betriebsleitung sowie einen Ausbilderschein. Ihre Bachelorarbeit beschäftigt sich mit dem auch für Gastronomie aktuellen Thema ‚Fachkräftemangel‘. Sobald der Bachelor erreicht ist, plant sie, wieder nach Kanada zu gehen und dort neue Eindrücke zu sammeln.
Laura-Sophie Behrens – Abschlussjahrgang 2015, 23 Jahre
„Die Friedrich-Junge-Schule war für mich … wie eine zweite Familie.“
Laura-Sophie Behrens ist Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte der Rechtsanwalts- und Notarsozietät Dres. Ruge Purrucker Makowski RPM. Nach dem Schulabschluss begann sie sofort mit der Ausbildung. Sie liebt ihren Beruf und ist von der Vielfältigkeit und der stetigen Weiterentwicklung der Rechtsprechung fasziniert. Schon in der Schulzeit fiel sie durch ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn auf, den sie im ‚Jugend Debattiert-Wahlpflichtkurs‘ bei Margrit Gebel schärfen konnte. Diese war es auch, die Laura-Sophie Behrens auf die Ausbildung aufmerksam machte, denn trotz vieler guter Eigenschaften der redegewandten Schülerin hatte sie noch keine genaue Vorstellung von ihren beruflichen Perspektiven nach der Schule. Auf den BO-Unterricht der Schule angesprochen gibt sie zu, dass ihr das ständige Engagement der BO-Lehrerinnen und die zu leistende Arbeit damals sehr lästig waren. Rückblickend weiß sie, dass dies genau der richtige Weg war. Keine Mitschülerin und kein Mitschüler aus ihrer Abschlussklasse hat die Schule ohne einen Ausbildungsplatz verlassen, und alle waren, nach ihrer Wahrnehmung, mit ihrer Wahl zufrieden. Sie schaut gerne auf die Schulzeit zurück, in der die Lehrerinnen und Lehrer sie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler mit sehr viel persönlichem Interesse auch durch schwierige Zeiten gelotst haben. Es wurde gefördert, aber auch gefordert – und das mit Erfolg.
TEXT Anja Nacken
FOTOS Christian Dorbandt, GMSH, Sebastian Weimar, Antonia Grubert, privat