Wie der Rotary Club-Eider aus Kiel ein umfassendes Mentoring- Programm in der Friedrich-Junge Gemeinschaftsschule etabliert

Wie der Rotary Club-Eider aus Kiel ein umfassendes Mentoring- Programm in der Friedrich-Junge Gemeinschaftsschule etabliert

Auf dem Weg zu einer selbstbestimmten beruflichen Zukunft brauchen Schülerinnen und Schüler einen Rucksack voller Erfahrung und Know-how. Dieses Gepäck ist entscheidend für die ersten Schritte auf der großen Bühne des Arbeitslebens. So beginnt im Oktober 2023 ein spannendes Kapitel, in dem die Mitglieder des Rotary Clubs Kiel-Eider und des jungen Rotaract Club Kiel gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule die Bühne der Berufswelt betreten.

Denn der Rotary-Club Kiel-Eider hat sich dieses Jahr mit einem ganz besonderen Mentoring-Programm, das Abschlussschülerinnen und -schülern Orientierung für den Weg nach der Schule anbietet, finanziell und personell unter die Arme zu greifen. Die Organisation übernahm ein professioneller Jugendcoach, der das Programm mit Workshops zu Fragen wie „Wer bin ich?“, „Welche Fähigkeiten habe ich?“ und „Was möchte ich erreichen?“ eröffnete. Die Rotarier nutzten den Austausch, um die Gen Z besser kennenzulernen und sich auf ihre Schützlinge einzustimmen.

Ein Erfahrungsbericht der Zehntklässlerin Marike

„Erstmals erfuhr ich von dem besonderen Mentorenprogramm bei einem schulinternen Training mit Maximilian Hüsl, bei dem wir unsere Stärken und Schwächen herausgearbeitet haben. Diese Chance wollte ich nutzen und meldete mich bei der Initiatorin und Lehrerin, Margrit Gebel, für das Programm an”, erklärt Marike. Bei dem Treffen lernte die Zehntklässlerin zusammen mit Mitschülerinnen und Mitschülern die Clubmitglieder kennen und erfuhr, welchen Beruf sie ausüben oder ausübten und wie sie ihre Freizeit verbringen. Darunter ein Professor vom Geomar, Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, ein Kardiologe, ein Abteilungsleiter der Förde Sparkasse, ein Schiffbauingenieur, ein Eisfabrikant sowie der ehemalige Schulleiter der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule, Thomas Willers.

Danach hatte sie die Qual der Wahl, denn jede Schülerin und jeder Schüler durfte sich einen Mentoren aussuchen. Nicht nur die Interessen mussten matchen, auch die Chemie sollte stimmen, denn das Projekt erstreckte sich bis zum Schulabschluss im Juni 23. Ein halbes Jahr, in dem sich die Mentoren mit ihren Mentees ungezwungen und ganz individuell zu Treffen verabredeten. „Ich habe mich für Dr. Maria Schwarte entschieden, weil sie bis vor Kurzem ihre eigene Apotheke leitete und sich im Vorstand des St. Antoniushaus, einem Sozialdienst katholischer Frauen, für Kinder und Menschen mit Behinderung engagiert. Da ich mich sehr für soziale Arbeit begeistern kann und mich der Lebensweg von Frau Dr. Maria Schwarte neugierig machte, habe ich mich sehr auf ihre Unterstützung gefreut. Wir haben uns oft im Café oder in einem kleinen Büro über ihrer ehemaligen Apotheke getroffen. Besonders konnte sie mir beim Schreiben von Bewerbungen helfen. Noch wertvoller waren für mich jedoch die zahlreichen Anekdoten und Tipps im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten. Sie konnte mir Erfahrungen weitergeben, die viele meiner
Freundinnen wahrscheinlich mühsam im Laufe ihres Berufslebens sammeln müssen”, berichtet Marike. Neben persönlichen Einzeltreffen, umfasste das Mentoringprogramm etwa vier zweistündige Gruppentreffen in der Mensa der Schule. „Wer zwei bis drei Stunden im Monat dafür hergeben kann und von der Erfahrung und den Tipps profitieren möchte, für den ist das Projekt genau das Richtige“, so Marike.

Die passende Expertise

Doch warum war es für Marike eigentlich so hilfreich, Ratschläge von jemandem zu erhalten, der nicht aus der Familie oder dem Bekanntenkreis stammt? „Mir gefiel die Idee, von dem Wissen erfahrener und erfolgreicher Menschen zu profitieren. Da ich mich beruflich für den sozialen Bereich interessiere, besaß es für mich einen großen Mehrwert, mit jemandem aus diesem Bereich zu sprechen und Antworten auf Fragen zu erhalten, wie zum Beispiel: Wie verhält man sich im sozialen Bereich? Worauf muss man achten? Was wird erwartet?“ Alles begann damals mit einem Praktikum, das Marike im Kindergarten absolvierte und ihr gut gefiel.

Ob sie sich einen Beruf im sozialen Bereich auch auf Dauer vorstellen kann, weiß die Zehntklässlerin noch nicht, doch kennt sie Dank der vielen Gespräche mit Dr. Maria Schwarte nun bereits Kriterien, die ihr bei ihrem zukünftigen Beruf wichtig sind: „Ich mag es, mit Menschen zu arbeiten, vor allem mit Kindern. An der Arbeit mit den Kleinsten schätze ich die ehrliche, authentische Art, die sie an den Tag legen. Ich finde es wichtig, ruhig und auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren und glaube daran, dass man damit viel bei ihnen bewirken kann. Meine Wunschstelle ist abwechslungsreich und inmitten eines netten Teams. Der Job sollte auch eine gewisse Sicherheit mit sich bringen, da ich mich nicht gerne von einem kurzzeitigen Vertrag zum nächsten bewegen möchte.“ Alternativ zum sozialen Bereich könnte sich Marike auch vorstellen, im wissenschaftlichen Bereich zu arbeiten – womöglich im Fachbereich Chemie. Rückblickend hält sie fest: „Ich empfehle jedem, bei solchen Projekten wie dem Mentorenprojekt des Rotary Clubs Kiel mitzumachen, da es den Horizont erweitert und man wertvolle Einblicke in ein mögliches Berufsfeld erhält.“ Offiziell ist das Projekt abgeschlossen, doch Marike und ihre Mentorin haben vor, weiter in Kontakt zu bleiben.

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TEXT Kristina Krijom
FOTO Sebastian Weimar