Watt geht? – Nationalparkschule Husum

Watt geht? – Nationalparkschule Husum

Im Herbst dieses Jahres wird die Ferdinand-Tönnies-Schule in Husum erneut als Nationalparkschule zertifiziert

Die Auszeichnung als Nationalparkschule ist nicht zuletzt Sarah Böhme zu verdanken, die in Zusammenarbeit mit ihrer Kollegin Dr. Ulrike von Hoerschelmann Ansprechpartnerin und Koordinatorin für das Projekt ist. Böhme ist seit 2008 an der Schule und unterrichtet die Fächer Mathematik, Biologie und Naturwissenschaften.

Zum Hintergrund: Das Kooperationsprogramm der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holstein zeichnet Bildungseinrichtungen aus, die den Nationalpark Wattenmeer intensiv und vielfältig in der pädagogischen Kita-Arbeit, im Unterricht und auf Exkursionen an außerschulischen Lernorten aufgreifen. Die Schülerinnen und Schüler erleben und erfahren dabei mit allen Sinnen den besonderen Naturraum, erforschen dessen ökologische Zusammenhänge und setzen sich mit wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten auseinander. Durch wiederkehrende Erfahrungen im Laufe der Schulzeit können sich die Lernenden stärker mit dem einmaligen Lebensraum vor ihrer Haustür identifizieren und verantwortungsbewusste Handlungsfähigkeiten zum Erhalt der Natur und Umwelt sowie der nachhaltigen Entwicklung der Region entwickeln.

Frau Böhme, in welcher Form arbeiten Sie an der fortlaufenden Zertifizierung als Nationalparkschule?

Das Thema Nationalpark ist in unserem Curriculum fest verankert. Dieser Lehrplan sieht die Begegnung und Auseinandersetzung mit diesem Lebensbereich in den verschiedenen Jahrgangsstufen vor. Wir starten direkt mit dem Thema Nationalpark-Wattenmeer in der ‚Vorhabenwoche’ der Jahrgangsstufe 5. Dabei stehen ein Besuch des Multimar Wattforums und eine anschließende Wattwanderung mit ortskundigen Rangern auf dem Programm. Ab Klasse 7 bieten wir im Wahlpflichtunterricht (WPU) einen Kurs mit dem Schwerpunktthema ‚Wattenmeer’ an. In diesem Unterricht werden ganzjährig Experimente und Exkursionen durchgeführt. Darüber hinaus stellen wir regelmäßig die Wanderausstellung ‚Vögel im Nationalpark Wattenmeer‘ an der Schule vor. Diese Exposition kann gebucht werden, und zu Präsentationszwecken gestalten wir für vier Wochen einen Raum an der Schule in Form eines kleinen Museums um. Daneben wird das Thema generell immer wieder im Unterricht aufgegriffen; so haben wir zum Beispiel das aktuelle Angebot der NPV (Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer) genutzt und den Schülerinnen und Schülern kürzlich das Theaterstück ‘Knut und der Knutt im Klassenzimmer’ präsentiert. Es handelt sich hierbei um eine kurzweilige und informativ gestaltete Inszenierung über den im Watt beheimateten Knutt-Vogel. Auch wenn wir das Wattenmeer direkt vor der Haustür haben, sind doch viele Dinge unbekannt und wir versuchen auf verschiedenen Ebenen und fachübergreifend Berührungspunkte zu schaffen, um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, welchen außergewöhnlichen, schützenswerten Lebensraum es in unserer unmittelbaren Umgebung gibt.

Im letzten Jahr war an der Schule eine ‚Nationalpark-Ecke Wattenmeer’ in Planung. Wie weit ist dieses Projekt mittlerweile fortgeschritten?

Die Nationalpark-Ecke wurde vor den Sommerferien in vielen Einzelteilen angeliefert, und wir haben sie mit professionellen Tipps der Nationalparkverwaltung aufgebaut. Nun sind wir dabei, diese mit den Schülerinnen und Schülern zu bestücken. Hier werden unsere Aktivitäten und Fundstücke rund um das Thema auf anschauliche, interaktive Weise dokumentiert und immer wieder ergänzt. Ähnlich wie im Multimar Wattforum bietet diese Wand die Möglichkeit, auf vielfältige Art und Weise das Leben im Watt erlebbar zu machen.

Auch mit Hilfe der Vogelstimmen im allseits beliebten Strandkorb im Eingangsbereich?

Genau! Der Strandkorb gehört zur Nationalpark-Ecke, ist durch die ‚Stiftung Mensch’ in Meldorf hergestellt und dank der finanziellen Unterstützung durch die VR Bank Westküste realisiert worden. In dem Strandkorb sind mittels MP3-Dateien Vogelstimmen zu hören und es vergeht kein Tag, an dem dieser von den Schülerinnen und Schülern nicht bevölkert wird.

Natur wird an der FTS generell groß geschrieben. Die Schule hat vor Jahren sogar einen eigenen Teich angelegt!

Unser Teich ist Forschungsraum und Klassenzimmer im Grünen in einem. Der Teich ist eigenhändig von den Schülerinnen und Schülern angelegt und mit Pflanzen und Tieren bestückt worden. Die Pflege und Aufgaben rund um diesen Teich sind in unserer Schule genau aufgeteilt: Der Technikkurs ist dafür zuständig, zweimal im Jahr zu kontrollieren, ob die Zäune und der Steg am Teich noch in Ordnung sind. Die unteren Stufen sind für die Teichpflege zuständig. Im Unterricht wird der Teich – den Altersstufen entsprechend – als Forschungsprojekt genutzt, sei es in Hinsicht des Studiums der Teichbewohner oder im Hinblick auf Wasseruntersuchungen. Natürlich nutzen wir diese Oase aber auch an heißen Sommertagen als luftige Ausweichmöglichkeit aus den Klassenzimmern. Wir haben überhaupt das große Glück, als Schule so viel Grünfläche in unmittelbarer Umgebung zu besitzen, die wir nutzen können.

Nochmal zurück zum Projekt Wattenmeer und Naturschutz. Nehmen Sie vor dem Hintergrund der Umweltthemen ein steigendes Interesse der Schülerinnen und Schüler daran wahr?

Unbedingt! Auf unserer Berufsmesse ist auch der Landesbetrieb für Küstenschutz Nationalpark und Meeresschutz regelmäßig anwesend und stellt die verschiedenen Berufsfelder in diesem Bereich vor. Diese sind ungemein vielfältig und hier nehmen wir wachsendes Interesse wahr. Trotzdem gehen generell momentan noch die wenigsten unserer Schulabgängerinnen und -abgänger in eine Ausbildung, sondern verfolgen eine weiterführende Schullaufbahn, obwohl sie eigentlich keine Lust mehr auf Schule haben. In dieser Hinsicht muss noch mehr Aufklärungsarbeit hinsichtlich alternativer Möglichkeiten erfolgen.

Haben Sie einen Wunsch, der Sie bei der Umsetzung Ihrer Arbeit unterstützen könnte?

Mein Wunsch wäre es, an der Schule noch digitaler zu werden. Tablets sind ausreichend vorhanden und es gibt so viele hervorragende freie Apps, beispielsweise zur Pflanzenbestimmung, die man bestens nutzen könnte, wenn denn die technischen Voraussetzungen dafür optimiert würden.

Zur Person:
Sarah Böhme hat ihre Schulzeit in Großhansdorf verbracht und ist nach dem Abitur nach Flensburg an die Pädagogische Hochschule (PH) gegangen, um Grund- und Hauptschullehramt zu studieren. 2003 startete sie in ihr Referendariat in Nusse und hat 2007 ihren Dienst an der FTS angetreten.

Sarah Böhme, Koordinatorin Nationalparkschule

Wattwanderung 13.5.2022 in Lundenbergsand (bei Husum)
Die drei 6. Klassen der FTS, sowie der WPU Kurs „Angewandte Naturwissenschaften“ waren unterwegs, um den Lebensraum Watt genaustens unter die Lupe zu nehmen.

TEXT Anja Nacken
FOTO Reinhard Witt, privat