Die Gemeinschaftsschule Meldorf begeistert mit coolem Musik-Pavillon
MINT schmeckt an der Gemeinschaftsschule Meldorf besonders gut. Eigentlich steht die Abkürzung ja für Mathe, Informatik, NaWi und Technik. MINT bedeutet an der Schule in Dithmarschen aber auch: Mut, Ideen, Nach- haltigkeit und Taten! Hier dürfen Schüler den Schulhof mit einem Sound-Pavillon bereichern, in Partner-Betrieben eigene Projekte anpacken und Robotern das Klettern beibringen.
Ein paar Handgriffe noch, und schon schallt Katie Perry aus den Lautsprechern über den Schulhof: Fabian Staack hat mit dem Schraubenzieher Hand angelegt, damit die Musik vom Smartphone auf die neue Musikanlage übertragen werden kann. „Wir haben ein ganzes Jahr lang an einem Pavillon gebaut, der neben gutem Sound noch mehr kann: Die Solaranlage auf dem Dach produziert den Strom, und eine Kamera überwacht die Technik und warnt vor Langfingern“, erzählt der 17-jährige Schüler.
„lüttIng“ – kleiner Ingenieur – lautet das Zauberwort für die erfrischend neue Einrichtung auf dem Schulhof der Meldorfer Schule. So heißt nämlich die Initiative der NORDMETALL-Stiftung, Werner Petersen-Stiftung und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes SH, die gemeinsam mit der technischen Akademie Nord tolle Projekte wie das in Meldorf fördern. In einem Wahlpflichtkurs durften 18 Schülerinnen und Schüler der 9. Und 10. Klasse planen, Ideen entwickeln, sägen, schrauben und sich am Ende gemeinsam über den riesigen Erfolg freuen.
„Besonders das Ausprobieren hat Spaß gemacht. Dabei lernst Du, wie die Technik funktioniert“, berichtet Nina Scholl, die ihren Traumberuf schon gefunden hat: „Ich will Elektrikerin werden!“ Dieser Pavillon ist „Erfolgserlebnis pur“: „So erfahren die jungen Leute, wo ihre Interessen und Talente liegen. Und sie bekommen Zutrauen in ihre Fähigkeiten“, meint lüttIngBetreuer und Physiklehrer Thomas Kotschner. „Der Praxisbezug bei unseren MINTProjekten ist hervorragend. Sie helfen den Jugendlichen dabei, den richtigen Ausbildungsberuf zu finden.“
Auch bei Lukas Willert scheint die Sache klar zu sein, als der 15-Jährige den Roboter „Roberta“ von der Leine lässt: „Das Grund modell war uns zu langweilig. Wir haben es gründlich umgebaut und neu programmiert“, erklärt Lukas. In diesem speziellen Wahlpflichtkurs können die Mädchen und Jungs Computer-Programmieren und das Konstruieren mit Lego-Modulen perfekt kombinieren. Die Meldorfer gehören zu den ausgewählten Roberta-Modellschulen in Schleswig-Holstein und verfügen über elf Robotersätze, einen Testparcours, Software und einen ausgebildeten Roberta-Teacher. „Wir haben ein voll lenkbares Kettenfahrzeug gebaut. Es startet dank der installierten Sensoren, wenn Du in die Hände klatscht. Und es weicht Hindernissen automatisch aus“, erzählt Fabian, der Tüftler – er will nach der Schule Tischler lernen. Und Lukas, mit dem er das coole Fahrzeug gebaut hat, will als Industriekaufmann in die Berufswelt einsteigen.
MINT umfasst an der Meldorfer Gemeinschaftsschule (579 Schüler, 49 Lehrer) noch einiges mehr, verrät Schulleiterin Sabine Schwartz: „Wir pfegen eine enge Partnerschaft zu den Deutschen Amphibolin Werken (DAW) im Nachbarort. Dort entstehen Flachverblendersteine für die Bauwirtschaft. Im Praxis-Unterricht im Betrieb lernen unsere Schülerinnen und Schüler alles vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt.“ Die Bandbreite reicht von Technik und Informatik bis zu NaWi und Mathe: Auch Rechnen ist gefragt: Wie viele Steine brauche ich für eine bestimmte Fläche? Und mit dem Zeichenprogramm am PC entwerfen die Schüler eigene Projekte. Für so viel Engagement gab’s sogar den Innovationspreis des Landes Schleswig-Holstein – persönlich überreicht von Minister Robert Habeck. „Unsere gelebten Kooperationen sind für die Berufsorientierung unserer Schüler wichtig. Sie lernen verschiedene Berufsfelder und unternehmerische Abläufe kennen. Und der Betrieb hat etwas davon. Er lernt die heutige Jugend kennen, wie heutiges Lernen funktioniert. Und wenn alles passt, finden sich Azubi und Betrieb. Das klappte bisher in jedem Jahr“, betont Sabine Schwartz. „Besonders schön ist: Schüler, Lehrer und Mitarbeiter des Unternehmens feiern gemeinsam.“
Natürlich kann die Meldorfer Gemeinschaftsschule viel mehr als MINT: Da wird Ski gefahren und Theater gespielt. Große Kunstwerke schaffen die Jugendlichen auf dem Pausenhof, und Austauschfahrten führen zu einer befreundeten Schule nach Polen. Die Schule kümmert sich darum, dass jede Schülerin und jeder Schüler fit gemacht wird für den Wunschberuf. Und sie darf sich „Nationalparkschule“ nennen: Schüler haben sich zu Wattbegleitern ausbilden lassen, und ganze Klassen gehen den Geheimnissen der Nordsee auf den Grund. Das neueste Projekt der Meldorfer klingt spannend und schmeckt nach MINT: WATTwagen!
TEXT Joachim Welding
FOTOS Michael Ruff