Mit Beginn des Jahres wurde die Friedrich-Junge-Schule – nach sieben Jahren Gemeinschaftsarbeit mit der Wik – wieder eigenständig, Pläne für einen Neubau wurden konkretisiert, der langjährige Schulleiter in den wohlverdienten Ruhestand entlassen und ein neuer Leiter gewählt. Die zu bewältigenden Aufgaben, die sowohl der personelle als auch der situative Strukturwandel aufwerfen, sind vielfältig. Dennoch ist von Pessimismus oder Ängsten innerhalb der ‘Friedrich-Junge-Familie’ nichts zu spüren. Im Gegenteil – man schaut mit Gelassenheit und Neugier in die Zukunft und besinnt sich auf die soliden gemeinschaftlichen Werte, die den Geist dieser Schule seit Jahrzehnten vorantragen.
ME2BE hat mit einigen neuen und älteren Mitarbeiterinnen über ihre Aufgaben, den Status Quo, ihre Wünsche und die Zukunftsperspektiven gesprochen.
Kristina Oswald
Ein toller Ort zum Arbeiten.
Kristina Oswald ist seit Januar 2022 die neue Leiterin des Schulsekretariats. Sie gibt unumwunden zu, dass sie sich durchaus Gedanken darüber gemacht hat, wie sie als Nachfolgerin von Frau Fissel, die dieses Amt 26 Jahre lang ausübte, als die „Neue“ an der Schule aufgenommen wird. Schon nach kurzer Zeit wurde ihr jedoch bewusst, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Sie ist begeistert von der offenen und freundlichen Art, mit der sie empfangen wurde und bezeichnet die Schule „als einen ganz tollen Ort zum Arbeiten“. Vorher kannte sie die Schule bereits aus Elternsicht, da ihre zwei Kinder hier ihre Abschlüsse absolviert haben. Jetzt, wo die gelernte Reiseverkehrskauffrau mit langjähriger Sekretariatserfahrung, mitten ins Schulgeschehen der FJ-Gem gesprungen ist, kann sie nur Gutes über die Schule berichten. Sie erledigt nicht nur alle anfallenden administrativen Aufgaben, sondern ist auch erste Ansprechpartnerin für die Lehrerschaft, Eltern und Schülerinnen und Schüler. Dass es manchmal etwas turbulent in ihrem Büro zugeht, nimmt sie mit Gelassenheit, denn das höfliche Benehmen der Schülerinnen und Schüler wiegt so manches auf. „Vielleicht liegt das gute Benehmen auch daran, dass Sekretariate allgemein den Ruf haben, dass dort die ‘Hexen vom Dienst’ sitzen“, fügt sie lachend hinzu. Mit etwaigen anstehenden Veränderungen, die auch ihre Arbeit betreffen werden, geht sie gelassen um, denn sie weiß, dass diese Schule nicht nur von Vorschriften, sondern vor allem von Menschen gestaltet wird.
Eike Wohlert
Ein großartiges Miteinander.
Eike Wohlert wollte von klein auf immer Lehrerin werden. Sie erzählt augenzwinkernd: „Das Lehrer-Gen muss bei uns erblich bedingt sein, denn meine Eltern waren beide in Lehrberufen, meine Schwester ist auch Lehrerin und meine Tochter wird ebenfalls Lehrerin.“ Nach dem Abitur 1982 studierte sie in Kiel und verbrachte ihr Referendariat in Kronshagen. Danach folgten berufliche Stationen in Dithmarschen, Büsum, Marne und Tellingstedt. Seit 1997 ist sie Lehrerin für Deutsch und Religion an der FJGem und die dortige Legasthenie- Beauftragte. Darüber hinaus hat sie einige Jahre das Dokumentationszentrum der Schulchroniken geführt und die Schulbücherei aufgebaut, von der sie hofft, dass diese nun nach Corona und mit Hilfe des Neubaus weiter ausgebaut werden kann. Sie liebt ihren Beruf und vor allem ihre Schule, die sie als einen Ort bezeichnet, an dem, „wie in einer Familie jeder versucht, für den anderen da zu sein“. Ihre Leidenschaft für den Schulbetrieb zeigt sich aber auch in kritischen Tönen, wenn es sich beispielsweise um Dinge wie Corona-Schulschließungen oder zeitweiligen Personalmangel handelt. Sie wünscht sich seitens des Ministeriums mehr Gestaltungsmöglichkeiten, die den kontinuierlichen Lernerfolg verbessern. Dies betrifft auch die Legasthenie-Gruppen. Sie verdeutlicht: denn „in kleineren Gruppen lässt sich einfach besser und gezielter arbeiten.“ , stellt sie klar. Trotzdem ist sie glücklich, an dieser „vergleichsweise kleinen Schule zu unterrichten, an der sich alle kennen und selbst in dieser besonderen Situation extrem motiviert sind“. Sie ist sich sicher, dass sich zukünftig spannende Weiterentwicklungsmöglichkeiten ergeben werden und freut sich auch als eine der dienstälteren Kolleginnen und Kollegen auf die neuen Herausforderungen.
Christine Schulze-Ziebarth
Ein guter Ort zum Lernen.
Christine Schulze-Ziebarth ist seit 22 Jahren an der Friedrich-Junge- Schule. Sie unterrichtet Musik, Deutsch, Religion, Schwimmen und Deutsch als Zweitsprache (DAZ). Die “Kieler Sprotte” absolvierte in Kappeln an der Schlei ihr Referendariat und war danach mehrere Jahre an verschiedenen Schulen als Lehrerin tätig, bevor sie eine dauerhafte Anstellung an der FJGem antrat. Sie liebt ihre Arbeit mit den Kindern und empfindet ihren Beruf als sehr erfüllend. Bis heute ist sie vom Schulleben an ihrer Schule inklusive Klassenfahrten und Feiern sowie netten Schülerinnen und Schülern und Eltern begeistert. Mit großem Engagement und sehr viel Herz widmet sie sich als Fachleiterin auch ihren DAZ-Gruppen. Ihre Aufgabe dort ist es, die sprachliche, aber auch menschliche Integration ausländischer Kinder zu fördern und zu unterstützen. Als größte Veränderung im Vergleich zu ihren schulischen Anfängen bezeichnet sie die Tatsache, „dass die Umwandlung von Real- zur Gemeinschaftsschule zu einer Heterogenität der Schülerschaft geführt hat und viele wichtige Aufgaben, wie die Überwindung sprachlicher Unterschiede oder spezielle lernfördernde Maßnahmen, zusätzlich geleistet werden müssen. Dabei sollte darauf geachtet werdenn, immer jedem in vollem Umfang gerecht zu werden”. Ihrer Meinung nach ist diese Aufgabe nur durch eine veränderte Bildungspolitik, sprich durch die Erhöhung von finanziellen Mitteln, und einer damit verbundenen besseren Verteilung der Aufgaben zu bewältigen. In Bezug auf die FJGem ist sie froh, die Schule „als Heimat mit guten Lernbedingungen aufgrund der sehr engagierten Lehrerschaft” bezeichnen zu können. Der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung machen aus der Schule einen „guten Ort des Lernens” – inmitten einer für sie traumhaft idyllischen Umgebung.
Antje Hirschfeld
Eine Schule mit einmaligen Werten.
Antje Hirschfeld trat 1972 ihren Dienst an der Friedrich-Junge-Schule an. Sie war im Laufe ihrer Tätigkeit Lehrerin, anschließend Konrektorin und schließlich Leiterin der Schule. Als sie vor 15 Jahren in Pension ging, konnte sie “nicht loslassen“, erzählt sie lachend und hat nie aufgehört die Schule bei Bedarf mit ihrer fachlichen Qualifikation weiterhin zu unterstützen, sei es als Angestellte – auch im Sonderschulbereich –, als Begleitperson bei Klassenfahrten oder als Vertretung bei längeren Erkrankungen von Kolleginnen und Kollegen. Deshalb ist sie auch mit 79 Jahren immer noch Teil des Schullebens und mit Freude dabei. Eine besondere Herzensangelegenheit ist für sie die seit 20 Jahren durchgeführte Geschichtsprojektfahrt der Klasse 10 nach Berlin, die aus einem ihrer Schulprojekte nach dem Mauerfall hervorgegangen ist. Bis heute besucht sie mit den Schülerinnen und Schülern wichtige Stationen, wie den „Ort der Information unter dem Stelenfeld” und beleuchtet mit den Jugendlichen diesen Teil deutscher Geschichte. Natürlich kommt auch der Spaß auf diesen Reisen durch beispielsweise Musicalbesuche zum Thema nie zu kurz. Sie bewertet den „Geist der Friedrich-Junge-Schule, der durch die Schulfamilie getragen wird” als einmalig und hofft, „dass die Schule es schafft, trotz aller Neuerungen die Werte und ihren Erziehungsauftrag aufrechtzuerhalten“. Daneben wünscht sie sich, dass die Digitalisierung vorangetrieben wird und mehr Fortbildungsveranstaltungen in jeglicher Hinsicht stattfinden können. Zur Fortbildung gehört auch ihre Berlinfahrt, die sie, so lange es geht, weiterhin gerne betreuen wird.
Inka Talakerer
Ein positives Klima.
Inka Talakerer ist seit acht Jahren an der Schule und lehrt Deutsch, Mathematik und Sport. Seit vier Jahren ist sie darüber hinaus als Verbindungslehrerin tätig. Diese Aufgabe nimmt sie sehr gerne wahr. Als Verbindungslehrerin ist sie Unterstützung und Begleitung für die Schülervertretung der Schule und ein Bindeglied zwischen Schülerinnen und Schülern, Lehrern sowie Eltern. Sie beschönigt ihre Aufgabe und das – gerade während der Pandemie – brachliegende Engagement seitens der Schülerschaft nicht, denn für sie sind das „positive Klima, der gute Umgang und das nette Miteinander” an der Friedrich-Junge-Schule sehr viel bedeutender. Sie ist überzeugt, dass sich aus diesem positiven Gemeinschaftsgefühl zukünftig noch verstärkt neue Gestaltungsmöglichkeiten ergeben werden. Um sich gemäß ihres Auftrages als Verbindungslehrerin zu informieren und Dinge voranzutreiben, beteiligt sie sich an einem Online-Austausch unter Verbindungslehrern in ganz Schleswig-Holstein und denkt aktuell über eine ‚Anwerbung’ von Schülervertretern auch in den unteren Klassen nach. Sie freut sich über die neuen zu erwartenden Impulse in Bezug auf die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Schule, Kindern und Eltern. „Schülerinnen und Schüler müssen wahrnehmen, dass sie mitdenken und demokratisch mitentscheiden dürfen, schließlich geht es um ihre Belange.” Das reicht von der Anbringung einer Uhr auf dem Pausenhof, über die Bestückung und das Handling von Spielekästen oder die Durchführung von Mottotagen bis hin zu langfristigen Entscheidungen, die ein gelungenes Schulleben auch für nachrückende Jahrgänge betreffen werden. Die Mitarbeit in der SV ist für Inka Talakerer eine persönlichkeitsbildende Maßnahme auf dem Weg ins Erwachsenenleben.
Petra Wanjohi
Ein zweites Zuhause.
Petra Wanjohi kommt aus Kiel und hat dort Englisch und Französisch studiert und in dieser Zeit einige Semester an renommierten Colleges in England verbracht. Ihre Freude an Fremdsprachen entwickelte sich ausgehend von Schüleraustausch-Programmen. Sie hat während ihrer Schulzeit auf diese Weise andere Kulturen und deren Sprache kennen- und schätzen gelernt und bis zum heutigen Tag anhaltende Freundschaften geschlossen. Wieder zurück in Kiel und mit dem deutschen Abschluss in der Tasche, absolvierte sie ihre Referendariatszeit in Bargteheide. Danach war sie 13 Jahre an der Timm-Kröger-Schule als Lehrkraft tätig und wechselte 2013 an die Friedrich-Junge-Schule. Ihre schulischen Aufgaben sind breit gefächert und reichen von der Organisation des Schüleraustauschs mit Frankreich über diverse Projektbetreuungen, Übernahme der Klassenleitung von Förderklassen bis hin zur Gleichstellungsbeauftragten der Schule. Ihrer Ansicht nach ist diese Schule „wie ein zweites Zuhause“ und von mangelndem Enthusiasmus, trotz Corona und den damit verbundenen Ein- schränkungen, weit entfernt. Im Gegenteil! Sie nimmt eine positive „Jetzt-erst-recht- Stimmung” wahr, die zur Zufriedenheit aller Beteiligten beiträgt. Ganz besonders freut sie sich auf die Neugestaltung der Schule, die „mit Sicherheit auch neue Impulse für den Unterricht setzen wird.” Sie schwärmt von großzügigen Räumlichkeiten, den zukünftig geplanten Lerninseln sowie den neuen digitalen Möglichkeiten, die auf vielfältige Weise die Begegnungssituationen zwischen Lehrenden und Lernenden auf ein noch höheres Level bringen werden.
TEXT Anja Nacken
FOTO Sebastian Weimar, Christina Kloodt, privat