Torben Wolgast über seine Begeisterung für Berufsorientierung
Eine Rekordzahl an regionalen Arbeitgebern stellt sich am 24. Februar auf der KROBIM vor. Auf der Berufsinformationsmesse von Gemeinschaftsschule und Gymnasium in Kronshagen werben Firmen und Hochschulen für ihre Angebote bei Studium und Ausbildung. Torben Wolgast vom Gymkro hat die Messe mit einer Kollegin von der Gemeinschaftsschule vorbereitet.
Herr Wolgast, mit rund 50 Firmen gibt es bei der siebten Auflage der Messe KROBIM so viele Aussteller wie nie zuvor. Woran liegt das?
Ein Grund für das wachsende Interesse ist sicherlich der zunehmende Fachkräftemangel. Es gibt sogar Firmen, die eigentlich gerne dabei wären, denen aber das Personal fehlt, um sich auf der Messe zu präsentieren. Außerdem ist die Veranstaltung inzwischen etabliert. Viele Aussteller bleiben uns treu und es kommen neue hinzu. Dadurch gibt es ein großes Spektrum. Es reicht von handwerklichen Ausbildungen über duale Studiengänge bis zum Studium an der Uni Kiel. Großunternehmen wie die Deutsche Bahn oder die Post sind ebenso vertreten wie der Mittelstand.
Was bedeutet das größere Jobangebot für die Schülerinnen und Schüler?
Selbst ohne Topnoten stehen viele attraktive Ausbildungswege offen. Die Bandbreite an beruflichen Möglichkeiten wächst insgesamt. Manche fühlen sich von dem riesigen Angebot allerdings überfordert. Bei der Orientierung kann die Messe eine große Hilfe sein. Wenn Schülerinnen und Schüler an einem Stand mit Personalern, Azubis oder dem Chef eines kleineren Unternehmens ins Gespräch kommen, erhalten sie eine realistische Vorstellung von den jeweiligen Jobs. Das führt manchmal zur Erkenntnis, dass ein bestimmter Beruf nicht zu ihnen passt. Aber auch das hilft beiden Seiten weiter.
In Schleswig-Holstein ist inzwischen in Klasse zehn beziehungsweise elf die Berufs- und Studienorientierung als einstündiges Unterrichtsfach obligatorisch. Hilft Ihnen das in der Praxis?
Diese ganzjährige Verankerung ist auf jeden Fall ein Gewinn. Ich brenne für die Berufsorientierung und habe jetzt mehr Zeit und einen festen Rahmen, um Schülerinnen und Schüler auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Dabei geht es um grundlegende Fragen: Welche Stärken und Schwächen habe ich? Welche Ausbildungen oder Studiengänge passen zu meinen Interessen? Unsere Aufgabe ist es, auf das Leben vorzubereiten. Das gelingt nicht allein mit Mathe oder Deutsch. Neben abstrakten Fähigkeiten braucht es möglichst frühzeitig eine konkrete Entscheidung für einen Beruf – der bestimmt schließlich einen wesentlichen Teil des Lebens nach der Schule.
Gibt es tatsächlich einen Trend, auch mit Abitur eine Ausbildung zu absolvieren?
Es kommt auch bei uns vor, dass ein Absolvent mit einem exzellenten Zeugnis eine Ausbildung zum Tischler macht. In der Oberstufe werden aber meist Jura, Medizin und Lehramt genannt, wenn man nach den Plänen für die Zeit nach dem Abitur fragt. Einige wollen vor einem Studium etwa über ‚Work-and-Travel’ ein Jahr ins Ausland, andere ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolvieren.
Lässt sich nachvollziehen, inwieweit die KROBIM die beruflichen Entscheidungen der Schülerinnen und Schüler beeinflusst?
Unsere langjährigen Erfahrungen zeigen, dass die Messe neben der allgemeinen Orientierung durchaus zu handfesten Ergebnissen führt. Auf Basis der geknüpften Kontakte werden Plätze für Praktika und Ausbildungen vergeben. Studienfächer werden mit Blick auf einen konkreten Betrieb ausgewählt. Und es gibt Fälle, bei denen die Schule aufgrund des Messekontakts nach der zwölften Klasse verlassen wird, um mit der Fachhochschulreife direkt bei einem Unternehmen in der Region einzusteigen.
TEXT Peter Ringel
FOTO Jochen von Spreckelsen