Bildungsbegleitung und Berufliche Orientierung sind am RBZ Wirtschaft . Kiel wichtige Themen und werden durch verschiedenste Projekte und Initiativen des gesamten Kollegiums gestaltet.
Die Stellen der Bildungsbegleitungen wurden vor drei Jahren für alle Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ) und Berufsbildenden Schulen (BBS) in Schleswig-Holstein geschaffen. Die Stellenbeschreibung ist zwar umfangreich, legt aber den Schwerpunkt auf die Berufsorientierung, wobei jedes RBZ eigene Schwerpunkte in der Ausführung der Stelle setzen kann.
Als Bildungsbegleiterin am RBZ Wirtschaft . Kiel ist Daniela Schäfer seit 2021 tätig. Zunächst arbeitete sie als sozialpädagogische Projektmitarbeiterin und Schulsozialarbeiterin am RBZ. „Ich habe meinen eigenen Bildungsweg über eine Berufsausbildung, eine anschließende berufliche Weiterbildung und damit einhergehend einen höheren Schulabschluss absolviert. Daher kann ich Schülerinnen und Schülern raten, ihre schulische und berufliche Ausbildung abzuschließen, auch wenn es zwischendurch mal nicht reibungslos verläuft“, erklärt Schäfer. Sie hat im Anschluss Soziale Arbeit sowie Berufs- und Wirtschaftspädagogik studiert.
An verschiedenen Einrichtungen, darunter am RBZ Wirtschaft und am RBZ Technik in Kiel, sammelte sie zunächst Erfahrungen im Hinblick auf ihre aktuelle Tätigkeit. „Ich arbeite für die Schülerinnen und Schüler zwar weiterhin koordinierend und projektorientiert, jedoch nicht mehr direkt im Einzelkontakt“, erklärt Schäfer.
Ihre Hauptaufgabe liege jetzt darin, die unterschiedlichen multiprofessionellen Teams zur Berufsorientierung in den einzelnen Abteilungen zu koordinieren und neue Konzepte für die Berufsorientierung zu entwickeln. Diese Teams bestehen unter anderem aus Coachingfachkräften, einem Übergangsmanager, Schulpsychologen, Sozialarbeitern, Lehrkräften, Berufsberater und weiteren Kooperationspartnern wie Berater der AWO, des Jugendlichen Jobcenters, der Jugendberufsagentur.
Diese Teams sollen den Übergang von der Schule in den Beruf begleiten und die Schülerinnen und Schüler entsprechend beraten und unterstützen, so dass sie ihren Schulabschluss erreichen und sich eine Anschlussperspektive erarbeiten. Sollte das nicht gelingen, erfolgt eine weitergehende Unterstützung.
Im Rahmen von Projektarbeit gestaltet Schäfer Angebote für die Schülerinnen und Schüler mit externen Anbietern und Institutionen und konzipiert auch Workshops und Seminare.
Dem Leitsatz „Kein Schüler geht verloren“ folgend werden den Schülerinnen und Schülern Perspektiven aufgezeigt. In der Einzelbetreuung helfen die Coachingfachkräfte und der Übergangsmanager konkret dabei, den passenden Weg zu finden, Unternehmen zu kontaktieren oder Bewerbungen zu schreiben. „Wir haben hier ein sehr engagiertes Kollegium. Als ich an die Schule gekommen bin, war diese bereits zum zweiten Mal als Berufswahlsiegelschule zertifiziert worden“, so Schäfer. Das Berufswahlsiegel werde für herausragende Berufsorientierung vergeben. Die Lehrer setzten bereits viele Maßnahmen um, sie gestalteten beispielswiese EU-Projekte, Planspiele, Lernbüros oder Schülerfirmen.
Neben individuellen Angeboten gibt es gemeinsame Strukturen: Beispielsweise wurde 2023 das Thema „Medienkompetenz“ mit einer Vielzahl von Workshops für die gesamte Schule angeboten, welches weiterentwickelt und implementiert wird.
„Ich ergänze die umfassende wirtschaftliche Berufsorientierung, die bereits durch das Kollegium angeboten wird, durch eine allgemeine Berufsorientierung“, erklärt Schäfer. Es gehe dabei ebenfalls darum, den Schülerinnen und Schülern die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, damit sie sich bei der Berufsfindung selbst orientieren könnten. Dazu gehöre beispielsweise, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und so die Berufswahl einzugrenzen.
Zudem werden moderne digitale Möglichkeiten genutzt, und die Schülerinnen und Schüler lernen, verschiedene Apps für den Berufsfindungsprozess zu verwenden und deren Nutzen zu bewerten. „Ich arbeite ebenfalls mit den IT-Scouts zusammen“, so die Bildungsbegleiterin. Über diese EU-finanzierte Initiative soll den Schülerinnen und Schülern Mut für technische und IT-Berufe gemacht werden. Gemeinsam mit den IT-Scouts hat Schäfer in einigen Klassen Projekttage zu sogenannten Future Skills am Beispiel Künstliche Intelligenz durchgeführt.
Nicht überall wird das gleiche Programm unterrichtet, sondern von Abteilung zu Abteilung differenziert. In der Berufsfachschule (BFS) I steht beispielsweise der Ausbildungsmarkt im Vordergrund, in der BFS III findet neben der dualen Ausbildung die Möglichkeit des dualen Studiums sowie des Studiums an der FH Berücksichtigung und am Beruflichen Gymnasium werden Wege der Berufsausbildung sowie der verschiedenen Studienmöglichkeiten aufgezeigt. Die Angebote zur Berufsbildung gelten für die gesamte Schule, einen Schwerpunkt bilden die Vollzeitabteilungen, in denen die Lernenden die Schule mit dem ESA, dem MSA, der Fachhochschulreife oder dem Abitur verlassen.
Daniela Schäfer ist auch bei verschiedenen externen Netzwerktreffen dabei und führt eigene Veranstaltungen durch. Zur Orientierung in Richtung Studium gibt es zum Beispiel Studieninformationstage in Kooperation mit den verschiedenen Hochschulen.
In der Woche der beruflichen Bildung Schleswig-Holstein (25. November bis 1. Dezember) findet in diesem Jahr mit ME2BE zusammen das Speed-Dating-Format NOSH NETWORK statt und am 2. Juli eine Ausbildungsmesse gemeinsam der IHK zu KIEL. Damit werden Firmen gezielt mit Lernenden zusammengebracht.
Die Netzwerkarbeit ist eine wichtige Aufgabe der Bildungsbegleitungen. In unterschiedlichen Formaten finden gemeinsame Kooperationen statt. Schäfer berichtet von der Netzwerkrunde „Duale Ausbildung“, in der das Bildungsmanagement der Stadt Kiel, die Bildungsbegleiterinnen der vier RBZen in Kiel, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammern, der Arbeitsagentur, des JugendlichenJobcenters, der JBA sowie die Kreisfachberaterinnen der Gemeinschaftsschulen und der Gymnasien gemeinsame Veranstaltungen organisieren und durchführen. „Außerdem bieten wir Veranstaltungen für Eltern an, bei denen es darum geht, über schulische und berufliche Bildung aufzuklären“, so Schäfer.
Darüber hinaus informieren alle vier Kieler RBZ-Bildungsbegleiterinnen gemeinsam in den Gemeinschaftsschulen vor Ort die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen über die vielfältigen Angebote und Möglichkeiten an den RBZ sowie über die Zugangsvoraussetzungen für weiterführende Bildungsgänge wie BFS I, BFS III oder Berufliches Gymnasium.
„Der Bedarf an begleitenden, beratenden und unterstützenden Angeboten in Schulen ist groß, denn die Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler sind komplexer geworden“, betont Daniela Schäfer.
TEXT Hilke Ohrt
FOTO Paul Hamann