Ralf Meier verantwortet am RBZ Wirtschaft . Kiel den Digitalisierungsprozess der Schule. Mit Weitblick und Liebe zur Sache.
Bereits seit gut 25 Jahren ist Ralf Meier für das RBZ tätig, zunächst an der Ludwig-Erhard-Schule, seit der Fusion mit der Schule am Ravensberg am neuen RBZ Wirtschaft . Kiel. „Ich habe, und das ist meinem Alter und meinem Interesse geschuldet, die gesamte Entwicklung der modernen digitalen Technik mitbekommen und kenne heutige Technologien, aber auch noch das analoge Zeitalter“, sagt der engagierte Berufsschullehrer.
Ralf Meier arbeitete als Softwareentwickler und hat nach drei Jahren Programmiertätigkeit zusätzlich auf Lehramt Elektrotechnik und Informatik studiert. „Mir fehlte beim Programmieren der Umgang mit Menschen“, sagt er. Darüber kann er sich heute nicht beklagen, denn er ist am RBZ in zweierlei Funktionen für die Schülerinnen und Schüler, aber auch für die Kolleginnen und Kollegen unterwegs und pflegt zudem zahlreiche externe Kontakte.
Er unterrichtet in der Berufsschule die Kaufleute für IT-System-Management und die Kaufleute für Digitalisierungsmanagement. In diesem Bildungsgang sind sechs Lehrkräfte für rund 60 Schülerinnen und Schüler zuständig, Meier leitet diesen Bildungsgang. „Insgesamt gibt es 31 Bildungsgänge, und im Bereich IT müssen wir abwägen, was für alle Lernenden relevant ist und für die jeweiligen Ausrichtungen passt. Dabei geht es um spezielles IT-Wissen und um digitale Methodenkompetenzen. „Bei der rasanten Entwicklung der digitalen Technik werden plötzlich Themen relevant, die bei der Entwicklung der Lehrpläne so noch nicht berücksichtigt wurden“, stellt der Berufsschullehrer fest. Daher müssten viele Unterrichtsinhalte über die Lehrpläne hinausgehen, um immer auf der Höhe der Zeit zu sein.
Bis vor einigen Jahren hat Ralf Meier zusätzlich Informatik an der Fachschule für Betriebswirtschaft unterrichtet. Nun fehlt ihm die Zeit für derartige Aufgaben. Denn neben seiner Tätigkeit als Lehrkraft hat er eine halbe Stelle als Abteilungsleiter Digitale Transformation inne. „Wir sind dabei, die zugewiesenen Mittel für das RBZ aus dem Digitalpakt in Höhe von 1,5 Millionen Euro umzusetzen, und zwar für die ganze Schule“, sagt er.
Aus den Mitteln seien beispielsweise viele alte Schultafeln durch digitale, sogenannte Active boards ersetzt worden. „Ich entscheide mit anderen Kollegen zusammen, wie die Klassenräume in Bezug auf die digitale oder IT-Infrastruktur aussehen sollten und was dafür angeschafft werden muss“, erklärt Meier. Außerdem ist er als Administrator für die gesamte Schule unterwegs, hält die Technik am Laufen, schaut nach Neuerungen und bringt immer wieder neue digitale Entwicklungen an die Schule.
Im administrativen Bereich ist einer seiner ehemaligen Schüler als Werkstudent tätig. Mit Stolz erzählt der Lehrer, dass von den rund 200 Lehrkräften am RBZ etwa 25 Personen ehemalige Schülerinnen und Schüler seien.
In seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter versteht sich Meier als Dienstleister für die verschiedenen Lehrkräfte. Denn diese melden Wünsche an, und er kann mit ihnen besprechen, „was geht und was nicht“. Dabei muss er gekonnt die vielen Anforderungen jonglieren. Die Bandbreite der Wünsche reicht von Elektromikroskopen über VR-Brillen bis zu 3-D-Druckern.
Für neue Anwendungen können sich die Lehrkräfte gleich schulen lassen. Hierfür sind vier Lehrkräfte zuständig, die Entlastungsstunden erhalten und dafür interne Schulungen für die Lehrkräfte des RBZs anbieten. Darüber hinaus werden Lehrerfortbildungen oder Vorträge für Schülerinnen und Schüler von außen organisiert.
Ralf Meier hat immer ein offenes Ohr in die Wirtschaft hinein. Dabei kommen ihm und der Schule zuweilen seine ehrenamtliche Tätigkeit für die DIWISH (Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein) zugute. In diesem zentralen Netzwerk der IT-, Medien- und Designwirtschaft in Schleswig-Holstein leitet er seit sieben Jahren die DIWISH-Fachgruppe „Digitale Bildung in der Schulwelt“. Da ist es erforderlich, in vielen Bereichen immer am Ball zu bleiben und Kontakte in die Politik zu halten. „Viele Jahre hat die Fachgruppe dafür gekämpft, dass Informatik als Schulfach verpflichtend an allgemeinbildenden Schulen eingeführt wird. Nun ist Schleswig-Holstein eines der wenigen Bundesländer, in denen das Schulfach Informatik verpflichtend eingeführt worden ist. Durch Corona wurde dann klar, dass eine digitale Grundbildung für die Schülerinnen und Schüler essentiell wichtig ist“, so Meier.
Ein weiteres Beispiel ist das Thema Big Data für die Lernenden im Bereich Kaufmann/-frau für Digitalisierungsmanagement. Die Impulse dafür kamen aus den Betrieben, und in Zusammenarbeit mit dem DIWISH konnte ein Referent aus der Praxis für die Fortbildung der Lehrkräfte zum vernünftigen Umgang mit großen, zum Teil auch öffentlichen Datenmengen gefunden werden. Anschauliche Beispiele zum Inhalt werden anschließend im Unterricht praktisch umgesetzt. In der Praxis wird beispielsweise durch die Zusammenführung von Wetterdaten, Ferienterminen und weiteren Faktoren die Menge der zu produzierenden Backwaren für Bäckereien vorab bestimmt.
Nach Themen wie E-Commerce, welches heute in Betrieben selber gelehrt wird, spielt aktuell das Thema KI eine große Rolle für die ganze Schule. „Konkret bin ich dabei, Lösungen zu entwickeln, die einen datenschutzkonformen Zugriff auf KI-Tools für die Schülerinnen und Schüler erlauben. Von diesen kann nicht verlangt werden, dass sie sich mit ihrer E-Mail-Adresse anmelden, um eine Authentifizierungsmail zu bekommen, oder ihre Handynummer preisgeben, um am Unterricht teilnehmen zu können“, erläutert Ralf Meier die Komplexität des Themas.
Auch im Rahmen freiwilliger Lehrerfortbildungen, vermittelt er seinen Kolleginnen und Kollegen, wie sie die KI-Tools, zum Beispiel ChatGPT, je nach Unterrichtsfach sinnvoll nutzen können.
Die Schule ist, um ein weiteres Beispiel zu nennen, ebenfalls im Bereich der sogenannten immersiven Medien mit den Techniken Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) sehr gut aufgestellt. Das hat Meier mit den Kollegen für die Fotografen an der FotoMedienSchule im RBZ initiiert; beispielsweise sind VR-Brillen angeschafft und die Infrastruktur hierfür implementiert worden. Allerdings umfasst das nur einen kleinen Teil der Ausstattung der FotoMedienSchule, denn der IT-Spezialist hat nach dem Umzug der FotoMedienSchule in den Altbau des RBZs diese digital komplett mit ausgestattet.
Seit Jahren werden gute Kontakte nach außen gepflegt, und Meier schätzt das Netzwerken. Neben den erwähnten Kontakten in die Wirtschaft und die Betriebe hinein gibt es gute Verbindungen zur Fachhochschule und zum Wissenschaftspark auf der anderen Straßenseite. In diesem Zusammenhang ist beispielweise das Kieler FabLab zu nennen, eine offene Hightech-Werkstatt, mit der eine Kooperation zum Projekt 3-D-Druck besteht. Zudem finden Auslandskontakte statt, so mit Dänemark ein Austausch zum autonomen Fahren auf dem Wasser; ein Thema, das für die Schifffahrtskaufleute interessant ist. Das vertieft wiederum den Kontakt zur FH, da diese mit den dänischen Kollegen kooperiert.
Ralf Meier hat einen spannenden Arbeitsplatz in einem Umfeld mit viel Kontakt zu den unterschiedlichsten Menschen.
TEXT Hilke Ohrt
FOTO privat