AzubIZ 2022 – ein Tag der beruflichen Orientierung von A bis Z

AzubIZ 2022 – ein Tag der beruflichen Orientierung von A bis Z

Die AzubIZ versprach auch in diesem Jahr im Regionalen Berufsbildungszentrum (RBZ) Steinburg in Itzehoe eine Begegnungsstätte für Schülerinnen und Schüler sowie über 100 Ausstellerinnen und Aussteller zu werden. Am Tag der beruflichen Bildung wurden 2500 Interessierte auf der Ausbildungsmesse erwartet, die von der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag unterstützt wird.

Auch wir von ME2BE waren dabei und haben unseren Stand im Foyer des RBZs aufgebaut. Während sich die ersten Schülerinnen und Schüler unserem Stand nähern und mit Werkstudent Julian ein Gespräch beginnen, brechen wir zu unserem Rundgang auf.

Dual studieren – aber wo?

Auf der AzubIZ ist fast jeder Berufszweig aus den Bereichen Handwerk, Dienstleistung, Medien, Gesundheit, Handel und Logistik vertreten. Zunächst treffen wir aber auf Hochschulen. Für viele Unternehmen ist der Fachkräftemangel eine Herausforderung, dem sie auch durch das Angebot dualer Studiengänge entgegenwirken können. Veranstaltungsmanagerin Celina Cameron vertritt die Fachhochschule Kiel: „Wir bieten Studieninteressierten verschiedene Modelle, ein Studium mit der beruflichen Praxis zu verbinden. Es gibt sowohl das industriebegleitende Studium, als auch das berufsbegleitende Studium und natürlich das duale Studium”, erklärt Celina Cameron. Begeisterung zeigt sie allerdings auch für die StartUp Challenge SH. Dieser Wettbewerb der Fachhochschule Kiel ist für Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein im Rahmen der Entrepreneurship-Education in diesem Jahr erstmalig ins Leben gerufen worden. „Letztlich gelingt hiermit ein praxisnaher Transfer von Theorie und Praxis, und viele engagierte Schülerinnen und Schüler möchten später dann auch ein duales Studium beginnen”, bekräftigt Cameron.

Eine Frau hält einen Flyer vor ihrem Stand.

Celina Cameron plädiert für ein Studium an der Fachhochschule Kiel.

Bernd Krohn, stellvertretender Schulleiter des RBZ Steinburg und Initiator des Projekts, stimmt ihr zu: „Schülerinnen und Schüler werden so in ihren unternehmerischen Kompetenzen gefördert. Sie agieren kreativ und es bereitet auch den meisten großen Spaß.” Besonders erfreut Krohn, dass ein Team des RBZ Steinburg in diesem Jahr bei der StartUp-Challenge den ersten Platz belegt hat. Das Team „Safe Pocket” entwickelte eine diebstahlsichere Pflaster-Tasche. Das Teammitglied Gurpinder Babbar gesellt sich zu uns und erzählt: „Unsere Idee ist ein echter Problemlöser. Die Präsentation war offenbar so überzeugend, dass wir tatsächlich gewonnen haben.” Wie das Projekt weitergeführt werden soll, ist noch unklar. „Das Preisgeld haben die meisten allerdings bereits ausgegeben. Einige sind in den Urlaub gefahren, aber ich habe meinen Anteil für meinen Führerschein aufgehoben.” Gurpinder war jedenfalls von der Idee des Wettbewerbs überzeugt: „Das vergesse ich niemals. Es war ein absolutes Highlight.” Wir von ME2BE sind ebenfalls davon begeistert, dass die Kreativität von Schülerinnen und Schülern auf diese Weise gefördert wird, und sie auf diese Weise einen praxisnahen Einblick in die Arbeitswelt erhalten können.

Ein älterer Mann und ein jüngerer Mann stehen gemeinsam vor einem Stand.

Bernd Krohn und Gurpinder Babbar sind vom Thema StartUp begeistert.

Die Nordakademie Hochschule der Wirtschaft war ebenfalls vor Ort, um Schülerinnen und Schüler von einem Studium zu überzeugen, denn ein duales Studium bietet durch seine frühzeitige Bindung an Ausbildungsunternehmen sehr gute berufliche Perspektiven. „Wir arbeiten mit vielen namhaften Unternehmen zusammen. Das macht ein Studium für viele bei uns sehr attraktiv“, erfahren wir am Stand. Von Angewandter Informatik bis zum Wirtschaftsingenieurwesen ermöglicht die Nordakademie eine Auswahl an interessanten Studiengängen. Und wer dual studiert, bekommt sogar ein Gehalt und steht an der Schwelle einer attraktiven Karriere.

Zwei junge Männer stehen an ihrem Stand.

Infos zum Thema dual studieren gibt es bei diesen Jungs aus erster Hand.

Das Handwerk ruft!

Für Schülerinnen und Schüler, die sich vielleicht weder im MINT-Bereich sehen noch klassische Handwerksberufe ausüben möchten, gibt es Alternativen: Wenn man jedoch mit Sabine Puigmarti am Stand der Kunstschule Wandsbek spricht, merkt man schnell, dass das eine das andere auf keinen Fall ausschließt. Von der Projektmanagerin lernen wir sogar, dass Design nicht nur ästhetisches Wissen, sondern auch handwerkliches Können erfordert. An der Kunstschule werden die Studierenden regulär im Fach Kommunikationsdesign unterrichtet;  seit Kurzem wird nun ein neuer Studiengang angeboten: Game Creation. „Wir empfehlen definitiv, bereits während der Ausbildung Praktika in verschiedenen Unternehmen zu absolvieren”, so Sabine Puigmarti. Die Schülerinnen und Schüler scharen sich um den Stand. Viele von ihnen möchten Kunst oder auch Informatik studieren, doch der Gedanke, Game Designer zu werden, lockt. Puigmarti erzählt: „Ich habe einige Jahre als Game-Testerin gearbeitet und um in dieser Branche Fuß fassen zu können, ist Arbeitserfahrung das Allerwichtigste.”

Eine Frau spricht mit einer Gruppe Schülerinnen.

Viele Schülerinnen und Schüler sind auf der Suche nach einem kreativen Beruf.

Plötzlich ertönt der Schulgong, und eine freundliche Stimme verkündet über die Lautsprecher des Foyers, dass viele Unternehmen auch vor dem Schulgebäude auf Interessierte warten. Die Herbstsonne strahlt, und wir begeben uns natürlich auch auf den Weg nach draußen. Sofort steigt uns ein beißender Geruch in die Nase. Die Schmiedehandwerker haben ein Feuer entfacht und zeigen Schülerinnen und Schülern, wie sie über einer Flamme Metall zu Fleisch- und Schürhaken bearbeiten. Wir erfahren, dass der Beruf Schmied, obwohl er zu den ältesten Handwerksberufen überhaupt gehört, inzwischen kein eigenständiger Ausbildungsberuf mehr ist. Die Bezeichnung lautet jetzt entweder Metallbauer oder auch Fachkraft für Metalltechnik. Der Beruf ist aber dennoch spannend geblieben. Max von Baack Spaten weiß: „Moderne handwerkliche Schmieden werden natürlich nicht, wie hier auf der Messe, mit Blasebalg betrieben.” Auch der Schmiedehammer funktioniert mittlerweile mechanisch und ist somit weniger körperlich anstrengend. „Herr Rosenthal vom RBZ und ich sprechen gerne mit den interessierten Schülerinnen und Schülern. Meine Kolleginnen und Kollegen arbeiten gerade in unserer Schmiede in Hohenlockstedt, aber für 2023 suchen wir dort auf jeden Fall neue Auszubildende”, lacht Azubi Max.

Ein junger Man nsteht vor einer mobilen Schmiede.

Max arbeitet, wo es glüht und Funken fliegen.

Auch bei den Kraftfahrzeugmechatronikern des Regionalen Berufsbildungszentrums dürfen die Schülerinnen und Schüler ihr Können beweisen. Hier wird die Zeit gestoppt, die es braucht, um einen Radwechsel an einem Übungswagen vorzunehmen. Als wir die Werkstatt besuchen, liegt die momentane Bestzeit bei 58 Sekunden. Auf Nachfrage bei den Azubis erfahren wir allerdings, dass Schnelligkeit im Beruf nicht allzu wichtig ist. „Normalerweise würden wir eher auf Qualität achten. Für einen kompletten Reifenwechsel mit Reinfahren, Aufbocken, vier Reifen wechseln und dem Einlagern benötigt man normalerweise eher eineinhalb Stunden”, erzählt Azubi Tom Dammann. „Die Schülerinnen und Schüler haben Lust, mal einen Reifen zu wechseln, aber für den Beruf des Mechatronikers interessieren sich zumindest heute hauptsächlich die Jungs. In unserer Klasse haben wir beispielsweise von 25 Teilnehmern nur zwei Mädels”, ergänzt sein Azubikollege Tjark Liebert.

Zwei Mechatroniker stehen vor einem Auto.

Tom und Tjark zeigen den Schülerinnen und Schülern, was sie als Kfz-Mechatroniker erwarten könnte.

Die Handwerksbranche hat auf der AzubIZ aber noch einiges mehr zu bieten. Die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik der Knaak & Nonnast GmbH haben ebenfalls etwas Besonderes vorzustellen. Hier werden Rohre gelötet, obwohl dies gar nicht zwingend ihrem alltäglichen Geschäft entspricht. „Den Jugendlichen auf der Messe bereitet die Arbeit mit dem Feuer natürlich zunächst einmal Spaß. Theoretisch können Heizungen oder Wasserrohre noch gelötet werden, aber dies ist heutzutage gar nicht mehr so gängig. Wir lernen diese Technik aber weiterhin, da sie bei Kälteleitungen in Wärmepumpen doch noch notwendig sein kann”, erklärt uns Azubi Nick. Das Verfahren mit dem Brenngas Acetylen sterbe zwar langsam aus; Berufe im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik blieben aber weiterhin systemrelevant.

Ein junger Mann steht vor einer Wärmepumpe.

In Nicks Rücken steht die Zukunft: eine Wärmepumpe der Klimatechnik.

Fast zum Abschluss unseres Rundgangs treffen wir auf die Stände der Zimmerer und Maurer. Auch hier können wir etwas bestaunen. Die angehenden Maurer haben im Laufe des Tages einen Bogen gebaut. Auch bei Bauunternehmen Dirk Kage GmbH werden unter anderem Maurer ausgebildet. Mitarbeiter Marcel Koch weist darauf hin: „Nach einer Ausbildung zum Maurer kann man sich bei uns auch noch weiterbilden. Besonders beliebt sind der Techniker und der Meister.” Zwar ist die diesjährige AzubIZ zunächst die letzte Messe, die er und Kollegin Vanessa Rohweder besuchen werden, dennoch sind sie überzeugt: „Messen sind für Berufsorientierung auf jeden Fall wichtig.”

Eine Gruppe Maurer steht an einem Mauerbogen.

Marlon (ganz rechts) und seine Berufsschulkollegen sind vom Beruf als Handwerker überzeugt.

Ein Mann und eine Frau stehen an ihrem Stand.

Marcel Koch und Vanessa Rohweder suchen neue Auszubildende.

Die Zimmerleute wollen uns unbedingt ihre Leonardo-Brücke zeigen. Dem Erfinder Leonardo da Vinci gelang es, durch verschränkte Bauteile eine Brücke zu konstruieren, die ohne Fixiermittel auskommt. „Um so eine Holzkonstruktion zu bauen, benötigen die Auszubildenden einen Aufriss, aber im dritten Lehrjahr könnten sie das Ganze auch schon eigenständig berechnen”, erklärt Herr Schlichting vom RBZ Steinburg. „Mathe ist definitiv ein wichtiges Schulfach für einen Zimmermann. Viele sehen bei sich allerdings ein Defizit. Wenn wir uns aber jetzt nicht um neue Auszubildende bemühen, dann gerät dieser Beruf in Vergessenheit.” Wir von ME2BE hoffen, dass dies nicht passieren wird!

Drei Zimmermänner stehen hinter einer Holzbrücke.

Die Zimmerleute haben einen anspruchsvollen Beruf, der auch in Zukunft noch relevant bleiben wird.

Berufsorientierung zum Anfassen!

Wir beenden unseren Rundgang und kehren zu unserem Messestand zurück. Julian stellt gerade einer Gruppe von Schülerinnen unsere Onlineplattform DIGI:BO vor. Auf dieser Webseite finden Interessierte umfassende Informationen zu regionalen Betrieben sowie weitere Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten. „Bevor ihr eine Ausbildung startet, solltet ihr euch auf jeden Fall unseren Ratgeber anschauen”, schlägt Julian vor. „Darin findet ihr Bewerbungstipps, aber auch allgemeine Infos zum Thema Ausbildung.” Eine Schülerin nimmt sich einen unserer Sticker und fragt: „Achso, da kann ich nachlesen, wie man ein Anschreiben verfasst? Ich möchte mich bald für mein Pflichtpraktikum bewerben.” Julian stimmt ihr zu und zeigt auf unserem Computerbildschirm, wie die Schülerin über unsere DIGI:BO-Seite manövrieren kann.

Ein Schüler spricht mit einem Werkstudent.

Informatikstudent Julian hat unsere DIGI:BO-Plattform mit programmiert.

Natürlich gibt es auf einer so weitläufigen Messe noch viel mehr zu sehen und zu erleben: von dualen Studiengängen an der Fachhochschule Westküste bis hin zu einer Karriere bei der Vishay Siliconix Itzehoe GmbH. Wir haben auf der AzubIZ jedenfalls viele neue, interessante Einblicke erhalten. Im nächsten Jahr kommen wir auf jeden Fall wieder nach Itzehoe und sind gespannt auf die Gespräche mit den Ausstellern sowie den Schülerinnen und Schülern!

Euer ME2BE-Messeteam

 

TEXT UND FOTOS Patricia Rohde