Metall und Design mit Herz und Hand – Niclas Nickels Leben als selbständiger Handwerksmeister

Metall und Design mit Herz und Hand – Niclas Nickels Leben als selbständiger Handwerksmeister

Der gelernte Feinwerkmechaniker Niclas Nickel (Spitzname: Nickel) hat sich im idyllischen Arnis als Metallbaumeister selbständig gemacht. Im CAMPUS-Gespräch berichtet er, warum eine gute Buchführung wichtig ist, welche Arbeiten ihn seinem Großvater näherbringen und wie es sich anfühlt, wenn die Auftragsbücher leer sind.

Hallo Nickel, du bist dein eigener Chef und arbeitest in einer schönen Werkstatt in Arnis an der Schlei. Wie bist du dazu gekommen?

Ich habe eine Ausbildung zum Feinwerk­mechaniker abgeschlossen und mich anschließend im Bereich Metall, Design und metallhandwerkliche Supportdienstleistungen selbständig gemacht. In der Werkstatt arbeitete schon mein Großvater als Schlosser und Kunstschmied. Kürzlich habe ich noch meinen Meisterbrief erworben und bin jetzt Metallbaumeister.

Was produzierst du in deiner Werkstatt?

Alles aus Metall und nach Möglichkeit aus einer Hand. Sprich: wenn jemand einen Tisch in Auftrag gibt, dann baue ich ihn genau nach dessen Vorstellungen und kümmere mich auch um die Tischplatte. Dabei versuche ich immer, meine eigene Kreativität einzubringen und die Erwartungen des Kunden zu übertreffen. Also alles aus einer Hand. Was die Metallverarbeitung angeht schon. Allerdings arbeite ich mit verschiedenen Handwerkern zusammen, etwa wenn es zum Beispiel um Holz geht.

 

 

Hat sich dein Lebenstraum als Selbständiger erfüllt?

Im Prinzip schon. Ich kann mir meine Zeit einteilen und besitze auch die Freiheit, an meinem Motorrad herumzuschrauben, wenn keine dringenden Aufträge zu erledigen sind. Als Handwerker muss man aber zuerst einmal eine Menge Geld in Werkzeug investieren, um überhaupt verdienen zu können. Das hat mir schon schlaflose Nächte bereitet. Zwar habe ich mit meiner Werkstatt geringe Fixkosten. Für regelmäßige Aufträge muss ich allerdings sorgen, damit jeden Monat genug Geld da ist.

Was ist wichtig, um als Selbständiger zu bestehen?

Definitiv eine gute Buchführung! Denn ich bin kein Mensch, der sich gerne um solche Dinge kümmert und brauche auf jeden Fall jemanden, der mich in diesem Bereich unterstützt. Mein Vater greift mir zum Glück beim Papierkram unter die Arme, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Außerdem braucht man Durchhaltevermögen. Nicht aufgeben, wenn es mal schlecht läuft! Dann gibt es eben nur Brot, der Kinoabend fällt aus oder man muss auch mal am Wochenende arbeiten.

Welche Ziele möchtest du erreichen?

Es ist wichtig, sich Ziele zu setzen. Aber meine habe ich im Prinzip schon erreicht. Ich wollte immer ein eigenständiges und entspanntes Leben führen. Millionen muss ich dabei nicht verdienen.

Was war dein bisher schönster Auftrag?

Vor Kurzem habe ich einen französischen Balkon mit einer stilisierten Sonne fertiggestellt, der jetzt hier in Arnis hängt. Das war viel Arbeit, alle Teile von Hand kalt zu biegen. Anschließend wurde der Stahl in taubenblau pulverbeschichtet, das sieht toll aus. Aber das Schönste ist und bleibt, dass bereits mein Opa in der Werkstatt, in der ich jetzt arbeite, auf ähnliche Weise gearbeitet hat. Das macht mich sehr glücklich und bringt mich ihm näher – auch wenn ich damit in sehr große Fußstapfen trete.

 

 

Ist es die Mischung von Kreativität und handwerklicher Arbeit, die dir so gefällt?

Mich auf diese Weise zu verwirklichen und meinen Kunden zu zeigen, dass sie mir vertrauen können, das ist es, was mich wirklich zufrieden macht.

Wie schaltest du nach der Arbeit am besten ab?

Am liebsten mache ich eine Tour mit meinem Motorrad – eine siebzig Jahre alte Triumph.

Mit dem Meisterbrief hast du sogar die Hochschulzugangsberechtigung erworben. Wäre ein Studium für dich eine Option?

Auf gar keinen Fall. Ich bleibe im Handwerk. Ich war schon immer ein Macher und muss am Ende des Tages immer etwas selbst Geschaffenes in den Fingern haben.

 

INTERVIEW Christian Dorbandt
FOTOS Sebastian Weimar