„Was will ich werden? Wie schaffe ich das? Welche Möglichkeiten habe ich überhaupt?“ Die Berufswahl geht immer mit Fragen an sich und das eigene Umfeld einher. Fünf Schülerinnen und Schüler der Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule haben mit ME2BE über ihre ganz unterschiedlichen beruflichen Interessen und Perspektiven gesprochen.
Merle, 15, Klasse 9c
„Ich bin eine sehr aktive und kreative Person, singe im Chor am Theater Kiel, tanze und nähe zu Hause Kleidung. Außerdem lese ich gerne Romane.
Seit den Osterferien bin ich in der Schülervertretung aktiv und engagiere mich in der Diversitätskoordination. Ich habe eine Vorliebe für Kunst und textiles Gestalten sowie das Fach Deutsch, besonders wegen meiner Deutschlehrerin. Mathematik gefällt mir weniger, außer Geometrie. Nach dem Abitur möchte ich reisen und könnte mir ein Studium im Bereich Design vorstellen. Ein weiterer Traum wäre es, Musicaldarstellerin zu werden.
Mein erstes Praktikum habe ich in einer betreuten Grundschule absolviert, das zweite in der Damenschneiderei im Opernhaus Kiel. Beide Praktika haben mir viel Spaß gemacht und ich habe viel gelernt. Eine Ausbildung zur Schneiderin oder ein Grundschullehramtstudium könnte ich mir ebenfalls vorstellen. Meine Mutter arbeitet in einer betreuten Grundschule und hat mich mit ihren Geschichten begeistert. Mein Vater ist Mikrobiologe an der CAU, aber das interessiert mich weniger. Auf Berufsmessen habe ich nicht viel für mich gefunden, aber bei der letzten habe ich etwas im Bereich Kommunikationsdesign an der Kunstschule Wandsbek entdeckt. Von meinem zukünftigen Arbeitgeber wünsche ich mir Flexibilität, die Möglichkeit remote zu arbeiten und zu reisen. Teamarbeit ist mir ebenfalls wichtig.
Wenn ich eine Superkraft haben könnte, würde ich gerne in meinen Träumen andere Welten entdecken, ähnlich wie beim luziden Träumen.”
Frage an die Zukunft: Welche Studiengänge gibt es im Bereich Design?
Liebe Merle, im Bereich Design gibt es eine Vielzahl an Studiengängen, die von verschiedenen Hochschulen angeboten werden. Zu den Klassikern der Design Studiengänge gehören Modedesign, Grafik-, Kommunikations-, Medien-, Web- und Produktdesign. Neben diesen klassischen Studiengängen gibt es auch spezialisierte Studienfächer wie Designpädagogik. Audiodesign fokussiert sich auf die Kreation von akustischen Umgebungen und Soundeffekten. Animation Design umfasst die Erstellung von Animationen für Filme, Spiele und digitale Medien. Auch Fächer wie Architektur und Innenarchitektur zählen zu den Design-Studiengängen. Hier entwirfst du die Gestaltung von Gebäuden oder Innenräumen. Es gibt zudem Berufe, in denen Design eine eher untergeordnete Rolle spielt wie Design-Ingenieur und Design-Pädagogik.
Fazit: Es gibt eine große Vielfalt an Studiengängen, um sich kreativ und fachlich und somit später auch beruflich zu entfalten. Kreativität ist essentiell, da du ständig neue Ideen entwickeln wirst. Der Bewerbungsprozess variiert je nach Hochschule und Studiengang, oft musst du jedoch eine Bewerbungsmappe einreichen, eine Eignungsprüfung bestehen und eventuell ein Praktikum absolvieren.
Klara, 17, Klasse 11a
„Ich würde mich als ehrlich und einfühlsam beschreiben. Ich versuche, meine Freunde zu unterstützen, sei es mit Worten, Taten oder einfach nur durch Zuhören. Privat tanze ich Ballett und nähe gerne. TikTok habe ich aufgegeben, da mir der Konsum von solchen Videos als sinnlos erscheint. Biologie und Mathe mag ich besonders, auch wegen der tollen Lehrer. Ich strebe das Abitur an und kann mir ein Studium oder eine Ausbildung im naturwissenschaftlichen Bereich vorstellen. Ich habe bereits ein Praktikum bei einem Fahrradmechatroniker absolviert, um mein eigenes Fahrrad besser reparieren zu können.
Ein FSJ habe ich im Hinterkopf, aber noch nicht fest geplant. Meine Mutter arbeitet in einer IT-Abteilung und könnte sich ein Lehramtsstudium für mich vorstellen. Mein Vater ist Brandschutzingenieur und sieht mich in seinen Fußstapfen. Meine Eltern unterstützen mich aber bei meinen eigenen beruflichen Entscheidungen. Wenn ich eine Superkraft haben könnte, wäre es Teleportation. Das würde mir den Schulweg ersparen und ich könnte einfacher reisen oder Besorgungen machen.”
Frage an die Zukunft: Was ist für mich besser, wenn ich im Bereich Biologie arbeiten möchte? Ausbildung oder Studium?
Liebe Klara, diese Entscheidung hängt von deinen Interessen, Zielen und deiner bevorzugten Lernumgebung ab. Ein Biologiestudium eröffnet dir viele Möglichkeiten und tiefe Einblicke in Disziplinen wie Genetik, Ökologie, Molekularbiologie und Biochemie. Du kannst an Forschungsprojekten teilnehmen und praktische Erfahrungen sammeln. Mit einem Biologieabschluss kannst du in der Biotechnologie, den Umweltwissenschaften, der Medizin, der Landwirtschaft und im Naturschutz arbeiten. Ein Studium ermöglicht auch weiterführende Abschlüsse wie einen Master oder Ph.D., was deine Karrierechancen verbessert. Eine Ausbildung bietet eine praxisorientierte Alternative und hat ebenfalls Vorteile, da sie meist praxisnah ist und nicht so lange wie ein Studium dauert, was wiederum einen schnellen Berufseinstieg ermöglicht. Du verdienst früher Geld und sparst Studiengebühren.
Fazit: Ein Studium ist ideal, wenn du tieferes Wissen erwerben und eventuell in der Forschung arbeiten möchtest. Eine Ausbildung ist besser, wenn du schnell ins Berufsleben einsteigen und praxisorientiert arbeiten möchtest. Du kannst auch nach einer Ausbildung ein Studium anschließen, um deine Qualifikationen zu erweitern. Überlege, welche Option am besten zu dir passt und informiere dich über die Anforderungen und Möglichkeiten beider Wege.
Jan-Peter, 15, Klasse 8c
„Meine Freunde beschreiben mich als freundlich und hilfsbereit. Ich unterstütze gerne jeden, der Hilfe braucht. In meiner Freizeit spiele ich Golf, gehe tanzen und treffe mich mit Freunden. Das Tanzen habe ich von meinen Eltern und Großeltern übernommen.
In der Schule bin ich im Technikteam und helfe zum Beispiel bei Veranstaltungen wie der Zeugnisvergabe der Abiturienten. Zudem bin ich in der Schülervertretung aktiv.
Ich mag fast alle Schulfächer, außer Kunst und Musik, da ich nicht besonders künstlerisch begabt bin. Mein bestes Fach ist Mathe. Ich strebe das Abitur an, weil ich unbedingt studieren und Lehrer werden möchte.
Dieses Jahr habe ich ein Praktikum als Elektroniker für Betriebstechnik in einer Chemiefabrik in Stade absolviert, wo meine Tante arbeitet. Nach den Sommerferien plane ich ein weiteres Praktikum, entweder im Kindergarten oder im Einzelhandel.
Meine Eltern unterstützen meinen Wunsch, Lehrer zu werden. Meine Mutter ist Krankenschwester und mein Vater arbeitet bei der Bundeswehr im Büro. Er hat vorgeschlagen, dass ich in Flensburg studiere, da man dort Grundschullehrer werden kann. Ich plane, dorthin zu ziehen und eventuell eine WG mit Freunden zu gründen.
Wenn ich eine Superkraft haben könnte, wäre es unendliches Wissen. Damit könnte ich Dinge entwickeln oder Probleme lösen, die bisher ungelöst sind.”
Frage an die Zukunft: Wird es in Zukunft möglich sein, auch in Kiel auf Grundschullehramt zu studieren?
Lieber Jan-Peter, in Schleswig-Holstein ist Bildung Ländersache, wodurch es unterschiedliche Regelungen gibt, auch in Bezug auf die Lehrerausbildung. Das Lehramtsstudium für Grundschulen wird derzeit in Kiel nicht angeboten. Möchtest du Grundschullehramt studieren, ist die Europa-Universität Flensburg die richtige Wahl. Dort und an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie der Musikhochschule Lübeck werden Lehramtsstudiengänge angeboten. Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ist die größte Lehrkräfte ausbildende Hochschule in Schleswig-Holstein. Wenn du also den Wunsch hast, Grundschullehramt zu studieren, wirst du bis auf weiteres dafür nach Flensburg gehen müssen.
Fazit: Sowohl die CAU als auch die EUF bieten Unterstützung durch ihre Zentrale Studienberatung (ZSB) an. Diese steht dir zur Seite, wenn du Hilfe bei der Wahl des richtigen Studiengangs benötigst oder während deines Studiums auf Probleme stößt. Hier kannst du herausfinden, was dir wichtiger ist: der Standort oder der Studieninhalt. Nutze die ZSB, um deine Entscheidung zu reflektieren und dich umfassend auf dein Lehramtsstudium vorzubereiten.
Joana, 19, Klasse 12b
„Ich bin neugierig und offen, besonders wenn ich mich wohl fühle. Ich lese viel, besonders Fantasy-Romane. Zuletzt besuchte ich eine Lesung von „Krieg der Seesterne“ von Krischan Koch. In der Schule gefallen mir besonders die Fächer Kunst und Deutsch. Der Kunstunterricht ist mein Favorit, da wir uns zuletzt intensiv mit Architektur beschäftigt haben.
Seit meiner Kindheit wollte ich studieren, wohl auch, weil meine Eltern studiert haben. Eine Ausbildung kann ich mir schwer vorstellen, außer vielleicht als Goldschmied oder in einem naturwissenschaftlichen Bereich. Lehrerin wollte ich auch mal werden, aber die hohe Stress- und Lärmbelastung sowie der geringe Freizeitanteil schrecken mich ab. Eine akademische Laufbahn an der Uni kann ich mir hingegen gut vorstellen. Ein Praktikum beim Floristen hat mir zwar Spaß gemacht, aber der Verdienst ist leider gering.
Wenn ich eine Superkraft haben könnte, würde ich Unsterblichkeit wählen. Der Gedanke, irgendwann zu sterben und vergessen zu werden, ängstigt mich. Es gibt so viel Wissen auf der Welt, das man nie alles lernen kann, und ich finde es schade, nur eine kurze Zeitperiode der Menschheitsgeschichte mitzuerleben.”
Frage an die Zukunft: Wie schaffe ich es, meine beruflichen Ziele und persönliche Wünsche in Einklang zu bringen?
Liebe Joana, um deine beruflichen Ziele und persönlichen Wünsche erfolgreich in Einklang zu bringen, ist es entscheidend, dass du dich zunächst selbst reflektierst. Nimm dir Zeit, um klar zu definieren, was dir beruflich wichtig ist und welche persönlichen Wünsche du verwirklichen möchtest. Priorisiere dann deine Ziele, um zu bestimmen, welche Aspekte deines Lebens du vorrangig angehen möchtest. Setze klare Grenzen zwischen Beruf und Privatleben. Ein gutes Zeitmanagement hilft dir dabei, sowohl berufliche als auch private Aktivitäten zu planen und unter einen Hut zu bringen. Sei flexibel und lass dich nicht von unerwarteten Ereignissen stressen, sondern passe deine Pläne entsprechend an. Suche Unterstützung bei Mentoren, Freunden oder Familie, die dich auf deinem Weg begleiten können. Weiterbildung und kontinuierliche persönliche Entwicklung sollten ebenfalls auf deiner Agenda stehen.”
Fazit: Indem du diese Schritte der Reflektion und Planung aktiv angehst und an der Verwirklichung deiner Ziele arbeitest, kannst du einen Weg finden, um deine beruflichen Ambitionen und persönlichen Wünsche in harmonischen Einklang zu bringen. Eine (für dich) gute Work-Life-Balance ist wichtig für die persönliche Gesundheit.
Ahmed, 19, Klasse 12a
„Ich bin geduldig, besonders im Umgang mit anderen, und leidenschaftlich an Geschichte interessiert. Besonders fasziniert bin ich auch von politisch-philosophischen Hintergründen. Mein Lieblingsfach ist Geschichte. Im Geschichtsunterricht fand ich besonders eine Exkursion durch Kiel, bei der wir verschiedene Denkmäler besuchten, spannend.
In der Schülervertretung engagiere ich mich, da mich die Inaktivität der vorherigen SV enttäuschte. Vor einigen Monaten haben wir den Instagram-Account ‘TJGgegenrechts’ gegründet. Ich nutze TikTok und merke, wie es mich beeinflusst. Es macht mir Sorgen, da Kinder oft nicht zwischen Show und Realität unterscheiden können. Politisch gefährliche Inhalte sind auf TikTok ein Problem. Jüngere Nutzer betrachten solche Inhalte oft nicht reflektiert. Ursprünglich wollte ich den Mittleren Schulabschluss machen und mich für eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker bewerben, wurde jedoch überall abgelehnt. Eine Polizeiausbildung könnte ich mir vorstellen, um Menschen in schwierigen Situationen zu helfen. Ich habe Praktika im Kfz-Bereich und im Einzelhandel gemacht. Diese Berufe erschienen mir viel Routine zu beinhalten. Als ich jünger war, war es mir wichtig, jeden Tag dasselbe zu tun. Nach dem Abitur überlege ich, zu studieren, weiß aber noch nicht, in welchem Bereich. Ein Studium garantiert keinen gut bezahlten Job. Ursprünglich wollte ich Politikwissenschaft studieren, bin aber unsicher wegen der Berufsaussichten.
Meine Lieblingssuperkraft wäre die von Spiderman. Das erste Mal sah ich Spiderman in einem Comic, den ein Amerikaner während des Irakkriegs verloren hatte. Spiderman tut Gutes und hilft Menschen.”
Frage an die Zukunft: Welche Berufe werden in naher Zukunft aussterben?
Lieber Ahmed, in naher Zukunft werden viele Berufe aufgrund technologischer Fortschritte und sich ändernder Rahmenbedingungen stark betroffen sein. Hauptgrund dafür ist die Digitalisierung. Zu den am stärksten bedrohten Berufen gehören Einzelhandelskaufleute, da der Onlinehandel stark zunimmt. Versicherungsmakler und Bankkaufleute sind ebenfalls gefährdet durch den Umstieg auf digitale Produkte und Filialschließungen. Post- und Paketboten stehen durch neue Technologien wie Drohnenlieferungen vor einem Umbruch. Auch traditionelle Berufe sind vom Aussterben bedroht: Modisten, Buchbinder, Schäfer, Hufschmiede und Köhler leiden unter abnehmender Nachfrage und technischen Neuerungen.
Fazit: Viele Berufe werden aussterben, aber das heißt nicht, dass bald keine Arbeitsplätze mehr existieren. Neue Arbeitsplätze und Berufsbilder entstehen durch digitale Geschäftsmodelle. Intelligente Tools und Roboter werden zu Kooperationspartnern, übernehmen mühselige Arbeiten und ermöglichen schnelleren Informationsfluss. Berufe mit guten Zukunftsaussichten sind vor allem in technischen und kreativen Bereichen zu finden. Berufsfelder wie IT, Gesundheit, erneuerbare Energien und personalisierte Dienstleistungen bieten vielfältige Karrierechancen.
TEXT Patricia Rohde
FOTO Reinhart Witt