Schallplatten ein neues Leben geben: Mit diesem Geschäftsmodell hat die Schülerfirma NordReckord aus Eckernförde den JUNIOR Landeswettbewerb 2024 gewonnen. Auch Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen hat den Wettbewerb der insgesamt acht angetretenen Teams besucht.
Im Rahmen des Schülerfirmenprogramms der IW JUNIOR haben in Schleswig-Holstein im laufenden Schuljahr viele Schülerinnen und Schüler den Start-up-Spirit kennengelernt. Nach dem Prinzip „Learning by doing“ haben sie im Unterricht ein Geschäftsmodell entwickelt und eine Schülerfirma gegründet. Die besten acht Schülerfirmen des Landes von insgesamt fünf Schulen sind am 24. April beim JUNIOR Landeswettbewerb 2024 in der IB.SH in Kiel gegeneinander angetreten.
An diesem Tag hatten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, eine Fachjury aus Bildungs- und Wirtschaftsvertretern von ihrem Geschäftsmodell und einem stimmigen Gesamtkonzept zu überzeugen – mit einer Pitch-Präsentation auf der Bühne und einem Juryinterview an ihrem jeweiligen Stand.
Doch zunächst stand die Begrüßung der mehr als 120 Gäste, überwiegend Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern als Schulpaten, auf dem Programm. Ulrike Salka von der IB.SH und Anna Jenisch von IW JUNIOR lobten den Start-up-Spirit im echten Norden. Seit Programmbeginn im Land 1996 hätten weit mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler an dem Programm teilgenommen.
Diese würden stets von Schulpaten begleitet und erst durch deren Engagement sei das Programm so erfolgreich. Denn im Unterricht wird von ihnen nicht nur Wirtschaft gelehrt, sondern sie unterstützen dabei, eigenständige Schülerfirmen zu gründen. Mit dieser Entrepreneurship Education an Schulen werden wirtschaftliche Zusammenhänge praxisnah erlebbar, Jugendliche werden ermutigt, ihre Zukunft aktiv zu gestalten, und sie erfahren eine unternehmerische Berufsorientierung.
Die acht angetretenen Schülerfirmen gehören zu den besten in Schleswig-Holstein. Ihre Themen zeigten sich als sehr vielfältig und sorgten beim Wettbewerb für spannende Live-Pitches sowie einen inspirierenden Erfahrungsaustausch zu Businessidee und Entwicklung der Firma.
Neben dem Gesamtkonzept hatte die Jury Entwicklungsprozesse, den Umgang mit Herausforderungen und Aufgabenverteilungen im Team sowie Faktoren wie Begeisterungsfähigkeit und Innovationsgedanken in ihre Beurteilung einbezogen. Als erfahrende Juroren übernahmen Kathrin Gaffunder, IB.SH, Volker Pabst, Freenet DLS GmbH, Knut Nicholas Krause, Knk Business Software AG, Anja Pleus, TOPMOTIVE, Margrit Gebel, SCHULEWIRTSCHAFT Schleswig-Holstein, und Lydia Bahn, assono GmbH, diese Aufgabe gerne.
Zum Sieger kürten sie die Schülerfirma NordReckord von der Jungmannschule in Eckernförde für ihr Geschäftsmodell zum Upcycling von Schallplatten zu verschiedenen Produkten. Damit einher ging der erste Preis, vergeben von IW JUNIOR: die Teilnahme am Bundeswettbewerb vom 2. bis 4. Juni dieses Jahres in Frankfurt am Main.
Die Eckernförder Schule hatte vor neun Jahren mit einer Schülerfirma sogar den Europawettbewerb gewonnen. Die ehemalige Schülerin Ragna Jebsen zeigt sich auch heute noch begeistert. Bei der Preisverleihung stellte sie das Alumni-Netzwerk JUNIOR vor, bei dem sie selbst fünf Jahre lang als Vizepräsidentin auf europäischer Ebene tätig war.
Den zweiten Platz konnte sich die Schülerfirma V-Light vom Gymnasium Kaltenkirchen sichern. Die Schülerinnen und Schüler produzieren und vertreiben Lampen aus recycelten Einweg-Vapes und E-Zigaretten. Belohnt wurden sie als Preis mit einem von der IB.SH gestifteten Segeltörn auf der Kieler Förde.
Dritter auf dem Siegertreppchen war die Schülerfirma ReifenSitz, ebenfalls vom Gymnasium Kaltenkirchen. Sie verkauft selbst hergestellte Gartenmöbel aus alten Autoreifen. Der Preis für sie: Train the Brain – Masterclass in Tannenfelde von der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V.
Als Bürgermeister der Stadt Kaltenkirchen war auch Stefan Bohlen vor Ort. Kaltenkirchen sei eine aufstrebende Stadt mit Gewerbeflächen, gerade auch für den Mittelstand und Start-ups.
Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, der alle Schülerfirmen an ihren Ständen besucht hat, gratulierte den Siegern, betonte aber, dass alle Schülerinnen und Schüler zu den Gewinnern gehörten. Denn sie hätten die Chance genutzt, ihre Ideen umzusetzen. „Es ist großartig, dass junge Menschen es ausprobieren können, Unternehmer zu sein. Als Wirtschaftsminister hoffe ich, dass mehr junge Menschen diese Idee ergreifen, nach der Schule Unternehmer zu werden. Das gibt mir Hoffnung fürs Land“, so Madsen.
Die Chance, ihre Ideen zu verwirklichen, haben auch die fünf weiteren teilnehmenden Schülerfirmen genutzt. Von der Meldorfer Gelehrtenschule kommen die Firma Dithmarscher Genusskörbchen, die Geschenkprodukte von regionalen Bauern anbietet, sowie die Firma Quartizzy, die ein Quartettspiel mit Lehrkräften produziert. Die Firma FridoCo vom Helene-Lange-Gymnasium Rendsburg hatte die Idee für ein mehrsprachiges Kinderbuch mit Häkelfrosch. Die Firma SafRoo von der Johannes-Brahms-Schule Pinneberg produziert Kameraabdeckungen für Außenkameras von Tablets und die Firma soapub vom Gymnasium Kaltenkirchen Seifenspender aus Altglas. Insgesamt präsentierten sie einen bunten Strauß an geschäftsfähigen Ideen, die gemeinschaftlich zum Erfolg geführt wurden.
Zutiefst überzeugt von dem Schülerfirmenprogramm der IW JUNIOR zeigt sich auch Erk Westermann-Lammers, der Vorstandsvorsitzende der IB.SH: „Das Programm öffnet neue Horizonte und bringt das Unternehmertum möglichst früh in die Gesellschaft. Gerne begleiten wir es bereits seit 28 Jahren – jetzt auch in Kombination mit einer Messe in unseren neuen Räumlichkeiten.“
Institutionell wird die IW JUNIOR gGmbH in Schleswig-Holstein von der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH) und der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e.V. unterstützt. Die Sparkasse fördert den Landeswettbewerb, Veranstalter ist das Institut der deutschen Wirtschaft Köln JUNIOR gGmbH.
TEXT Hilke Ohrt
FOTO Sebastian Weimar