Mathe meets Techno

Mathe meets Techno

Wie praktische Anwendbarkeit Mathematik auf ein neues Level hebt

„Die Technomathematik ist eine interdisziplinär geprägte und auf die Praxis ausgerichtete Form der Mathematik und dient dazu, technische und ingenieurwissenschaftliche Problemstellungen mit der Sprache und den Methoden der Mathematik zu erfassen, sie zu modellieren und zum Beispiel mit Hilfe von Algorithmen Lösungen zu erarbeiten”. So weit, so gut und so unverständlich für Laien! Aus diesem Grund wollten wir von ME2BE es genauer wissen und klären, was sich hinter dem Begriff und der Methodik der Technomathematik verbirgt und für wen sich ein solches Studium eignet. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fakten für euch zusammengetragen.

Was ist Technomathematik und wo wird sie angewandt?

In der heutigen Zeit wird nahezu jedes Produkt erst nach einer gründlichen Überprüfung seiner Funktionalität mittels mathematischer Simulationen hergestellt und auf den Markt gebracht. Das gilt für Flugzeuge, Autos, Smartphones sowie Hüftprothesen und Herzschrittmacher gleichermaßen. Die dafür benötigte Software, die diese Simulationen durchführt und mögliche Fehler identifiziert, basiert auf mathematischen Modellen und wird von Ingenieuren entwickelt und angewendet. Trotz des starken Einsatzes von Mathematik in der Ingenieurforschung stoßen Ingenieure jedoch oft an die Grenzen der verfügbaren mathematischen Werkzeuge. In solchen Situationen kommt die Technomathematik ins Spiel. Technomathematikerinnen und -mathematiker sind Allrounder und in der Lage an der Schnittstelle zwischen Mathematik und Ingenieurwissenschaften zu arbeiten. Sie übersetzen, mithilfe fortgeschrittener mathematischer Methoden, theoretische Lösungsansätze, die dann durch die Entwicklung spezifischer Computerprogramme zum Einsatz kommen. Diese Art der „wissenschaftlichen Programmierung“ erfordert ein solides Verständnis von Mathematik, von Informatik und ein fundiertes Wissen über technische Zusammenhänge. Die Technomathematik legt also den Fokus auf den Einsatz von Mathematik in Industrieanwendungen und hilft dabei Ingenieuren und Wissenschaftlern komplexe Probleme zu verstehen und innovative Lösungen zu finden.

Was bietet der Studiengang und warum ist er so spannend?

Der Studiengang Technomathematik vermittelt alle notwendigen Kenntnisse für diese Prozesse und vereint die Disziplinen Mathematik, Ingenieurwesen und Informatik auf ideale Weise. Er bildet praxisorientierte Mathematikerinnen und Mathematiker aus, die als kompetente Ansprechpartner für Techniker in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Industrie gefragt sind. Das Studium bietet eine erstklassige Ausbildung für alle, die sich für die Schnittstelle von Mathematik und Technologie interessieren und eine Karriere in einem spannenden und zukunftsweisenden Bereich anstreben.

Welche Voraussetzungen sollte man für ein Studium mitbringen?

Zugangsvoraussetzungen für ein Studium der Technomathematik sind die Allgemeine Hochschulreife, die Fachgebundene Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. Eine Zulassungsbeschränkung durch einen NC gibt es an den meisten Hochschulen nicht.
Für ein erfolgreiches Studium sind neben einer Leidenschaft für Mathematik auch Freude an Technologie sowie analytisches, logisches Denken und Abstraktionsvermögen von großer Bedeutung. Ein gewisses Maß an Beharrlichkeit bei der Lösung von Problemen ist ebenfalls von Vorteil. Da im Studium viel Projektarbeit stattfindet, ist Teamfähigkeit ein Muss, ebenso wie gute kommunikative Fähigkeiten und Kreativität. Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung des Studiums ist eine gewisse Motivation und Ausdauer erforderlich, da man sich schnell in verschiedene Fachgebiete einarbeiten muss. Darüber hinaus sollte man Interesse daran haben, später auch in einem internationalen Umfeld tätig zu sein.

In welchen Bereichen ist das Know-how von Technomathematikerinnen und Technomathematikern gefragt?

Absolventen und Absolventinnen des Studiengangs Technomathematik finden in verschiedenen Industriezweigen Beschäftigung, in denen Simulationen und Modellierungen einen wichtigen Teil der Produktentwicklung darstellen und teure experimentelle Untersuchungen ersetzen. Diese Branchen umfassen beispielsweise Maschinenbau, Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie, Elektrotechnik, Logistik, Medizintechnik, Biotechnologie, chemische und pharmazeutische Industrie sowie Verfahrenstechnik. Darüber hinaus bieten sich auch Möglichkeiten in Bereichen wie Bauingenieurwesen, Softwareentwicklung, Consulting sowie in Ingenieur- und Planungsbüros. Einige Absolventinnen und Absolventen entscheiden sich nach einem weiterführenden Studium und einer Promotion für eine Tätigkeit in Forschung und Lehre an Fachhochschulen, Universitäten sowie in öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen. Technomathematikerinnen und -mathematiker werden auf dem Arbeitsmarkt stark nachgefragt, da sie wesentlich zur Entwicklung innovativer Technologien und Lösungen beitragen.

An welchen Hochschulen kann man Technomathematik studieren?

Die schlechte Nachricht zuerst: In ganz Deutschland werden lediglich 15 Studiengänge Technomathematik angeboten. Die gute Nachricht ist aber, dass dieser vergleichsweise seltene Studiengang in Hamburg an gleich zwei Hochschulen angeboten wird. Sowohl die Technische Universität Hamburg (TUHH) als auch die Universität Hamburg (UHH) bieten gemeinsame Bachelor- und Masterstudiengänge an und vereinen somit die Angebote beider Universitäten.

Was erwartet einen im Studium an der Technischen Universität Hamburg?

Das 6-semestrige Studium der Technomathematik an der TUHH beinhaltet nicht nur die mathematischen Grundlagen, wie sie in jedem Mathe-Bachelor in Deutschland unterrichtet werden, sondern verknüpft diese bereits ab dem ersten Semester mit Anwendungen in Mechanik, Elektrotechnik und Informatik.

In den ersten drei Semestern an der TUHH stehen die mathematischen Grundlagen im Fokus, darunter Analysis, Lineare Algebra, Numerik und Stochastik sowie die Förderung mathematischer Denkweisen. Im Anschluss kann man aus einem breiten Angebot an Veranstaltungen der Mathematik an der TUHH und der UHH sowie den Ingenieurwissenschaften der TUHH frei wählen.

Zusätzlich erhalten Studierende in diesem ersten Zeitraum Einführungen in die Grundlagen der Mechanik und Elektrotechnik sowie Grundlagen des Programmierens in den Informatik-Veranstaltungen.

Im vierten, fünften und sechsten Semester besteht die Möglichkeit zur Vertiefung. Je nach Wahl der vertiefenden Module machen mathematische Vorlesungen etwa 60 bis 70 Prozent des Studieninhaltes aus, während der Rest aus den Ingenieurwissenschaften und der Informatik stammt. Dadurch erhalten Studierende einerseits eine fundierte mathematische Grundausbildung und andererseits – durch gezielte Wahl geeigneter Wahlpflichtmodule – einen guten Einblick in die Modellbildung verschiedener Anwendungsfelder.

Im Rahmen eines Proseminars und eines Seminars sammeln Studierende Erfahrungen darin, wie man ein eigenes Thema bearbeitet und anschließend vor den Mitstudierenden präsentiert. Zusätzlich gibt es Module in Betriebswirtschaftslehre und in nicht-technischen Bereichen wie zum Beispiel Sprachkursen.

Das Studium schließt mit der Bachelorarbeit ab, in der eine spezifische wissenschaftliche Fragestellung behandelt wird. Diese Arbeit kann sowohl theoretische als auch algorithmische Inhalte haben oder einen anwendungsbezogenen Charakter aufweisen. Der Abschlussgrad lautet Bachelor of Science (B. Sc.).

Bewerbungsfristen: Jährlich zum Wintersemester im voraussichtlichen Zeitraum vom 1. Juni bis zum 15. Juli.

Ausführliche Information zur Bewerbung und zu den Zulassungsmodalitäten sowie zu dualen Studienmöglichkeiten unter www.stuhhdium.de

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TEXT Anja Nacken
FOTO Shutterstock