Die Schülerinnen und Schüler des WPU-Unterrichts „Lernen fürs Leben“ der Jahrgangsstufe 10 an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule in Kiel haben als Erste am neuen Schulprogramm „Lernen durch Engagement“ teilgenommen. Während ihrer zweimonatigen Projektarbeit haben sie erlebt, wozu sie fähig sind und wie gut es sich anfühlt, etwas für andere zu tun.
Die Schülerinnengruppe Avesta, Maja und Asmaa hat sich als LdE-Projekt für das Thema Lebensmittelverschwendung entschieden. Ihr Hauptaugenmerk lag dabei auf der Aufklärung ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie waren erstaunt und entsetzt über die Mengen an noch verwertbaren Lebensmitteln, die täglich weggeworfen werden und haben sich mit den Lösungsansätzen für dieses Problem beschäftigt.
Warum habt ihr euch für das Thema Lebensmittelverschwendung entschieden?
Avesta: Weil uns das Thema wichtig ist und wir bemerkt haben, dass es vielen überhaupt nicht bewusst ist, wie groß das Ausmaß des Problems ist. Das Internet ist voll von solchen schlechten Beispielen und wir fanden, dass wir andere darüber aufklären müssen.
Maja: Genau, auf der einen Seite verhungern auf der Welt immer noch viele Kinder und auf der anderen Seite werfen wir achtlos Lebensmittel weg, die noch gut und die für ärmere Menschen überlebenswichtig sind.
Wie seid ihr bei der Projektarbeit vorgegangen?
Avesta: Wir wollten die Tafel besuchen, da sich diese Organisation genau mit diesem Thema befasst und gerettete Lebensmittel an Bedürftige ausgibt, aber leider gab es aus terminlichen Gründen keine Möglichkeit. Bei unserer Recherche sind wir aber auf die App ‚Too Good To Go‘ gestoßen, die Kunden mit Restaurants und Geschäften verbindet, die unverkaufte, überschüssige Lebensmittel haben und diese zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholer abgeben.
Maja: Wir haben uns dort angemeldet und so die Idee hinter der App verstanden. Es geht darum, dass zum Beispiel verschiedene Bäckereien dort eingetragen sind und sogenannte magic-bags anbieten. Das sind Tüten mit unterschiedlichen übriggebliebenen Backwaren, die am Tag der Herstellung nicht verkauft wurden und die man abends für einen geringen Preis abholen kann. Auf diese Weise werden Brote usw. nicht einfach weggeworfen – was die Bäckereien ansonsten machen müssten.
Avesta: Auch das Thema Essensverschwendung in Restaurants oder auf Kreuzfahrtschiffen hat uns sehr interessiert und wir haben dabei ungeheuer viel gelernt. Dass Essen verschwendet wird, wussten wir schon vorher, aber warum das in der Gastronomie sogar oft vorgeschrieben ist, wussten wir nicht.
Maja: Darüber haben wir uns in der Gastronomie des Hotels Birke informiert und dort erfragt, was mit dem übrig gebliebenen Essen geschieht und was das Hotel unternimmt, damit möglichst wenig übrig bleibt.
Welche Antworten habt ihr auf eure Fragen bekommen?
Maja: Das Hotel achtet sehr darauf, was aber nicht immer ganz so einfach ist. Man muss wissen, dass sogar Speisen, die komplett unberührt auf dem Buffet stehen geblieben sind, aus hygienischen Gründen nicht wiederverwendet werden dürfen. Deshalb wird genau beobachtet, was die Gäste bevorzugen und die Mengenverhältnisse der Speisen werden dann an die jeweilige Nachfrage angepasst.
Was habt ihr durch euer Projekt gelernt und persönlich in eurem Umgang mit Lebensmittel verändert?
Maja: Jeder kann dazu beitragen, privat keine Lebensmittel zu verschwenden und dass es auch im großen Stil Möglichkeiten gibt, Lebensmittel zu retten. Ich möchte die App weiter nutzen und mich noch mehr mit dem Thema Weiterverwertung von Lebensmitteln beschäftigen. Wir haben bei unserer Projektrecherche viele Rezepte gefunden, die tolle Möglichkeiten zur Resteverwertung aufzeigen.
Avesta: Ich möchte die App auch weiter benutzen und zuhause ebenfalls verstärkt darauf achten, so wenig wie möglich wegzuwerfen. Ich interessiere mich generell für das Thema Ernährung und möchte eine Ausbildung zur Diätassistentin absolvieren und später als Ernährungsberaterin arbeiten. Das Projekt hat mir nochmal einen anderen Aspekt in Bezug auf Lebensmittel und Ernährung gezeigt.
Für Avesta, Maja und Asmaa (die leider nicht am Interview teilnehmen konnte) hat ihre Projektarbeit gezeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht und auch kleine Maßnahmen schon helfen können, etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln zu unternehmen.Mehr zur
Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule:
Im Oktober 2023 betreten die Mitglieder des Rotary Clubs Kiel-Eider und des jungen Rotaract Club Kiel gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern des 10. Jahrgangs die Bühne der Berufswelt.
TEXT Anja Nacken
FOTO Sebastian Weimar