Wie Fakten dazu beitragen können, das Bewusstsein zu verändern, beweist die Isarnwohld-Schule mit ihrem Klimaboard
Antje Dworschak hat ihre Schulzeit in NRW verbracht und in Bielefeld und Kaiserslautern Physik auf Diplom studiert. Nach Beendigung ihres Studiums herrschte Lehrermangel und so bot sich ihr die Option, in den Schulbetrieb zu wechseln. Seit 1999 lehrt sie am Gymnasialzweig der Isarnwohldschule das Fach Physik und leitet seit 2019 die Klima-AG. Warum ihr die Aufgabe so sehr am Herzen liegt und warum man auch mit der Darstellung reiner Verbrauchszahlen etwas verändern kann, haben wir mit ihr und zwei AG-Schülern besprochen.
Wie kamen Sie auf die Idee, eine Klima-AG an der Schule anzubieten?
Dworschak: Meine Idee war es, mithilfe von Schülerinnen und Schülern ein Klimaboard in der Schule zu installieren, um aufgrund dieser Datenlage ein größeres Klimabewusstsein zu entwickeln. 2018 bin ich mit dieser Idee an den Schulverband herangetreten und dort auf großen Zuspruch und Unterstützung gestoßen. Seit 2019 hängt das Board nun in der Pausenhalle und zeigt regelmäßig die durch unsere AG erfassten Klimadaten der Schule an.
Waren Sie beim Erstellen mit der Programmiersprache vertraut?
Dworschak: Nein, ich habe mir technische Unterstützung durch einen Informatik-Werkstudenten der Uni Kiel geholt. Der angehende Lehrer im Fachbereich Informatik hat gemeinsam mit den Schülern an der Übertragung der Daten gearbeitet und leitet bis heute mit mir gemeinsam die AG. Im Hinblick auf Lerninhalte geht es in dieser Arbeitsgemeinschaft in erster Linie um die Informatik – ein Bereich, der leider momentan an unserer Schule nicht unterrichtet wird.
Dann geht es in dieser Klima-AG in erster Linie um Datenverarbeitung und nicht um Klimaschutz?
Jannis: Das kommt auf die Sichtweise an. In unserer AG geht es darum, die Zählerdaten zu sammeln, sie zu archivieren und grafisch für alle verständlich darzustellen.
Bo: Natürlich liegt hierbei die Idee zugrunde, dass wir anhand des Boards alle Mitschüler für die Themen Energieverschwendung und Klimaschutz sensibilisieren wollen.
Dworschak: Mittlerweile zeigen die Zahlen ihre Wirkung. Neuerdings gibt es an unserer Schule sogenannte Klimacoaches in den Klassen, die sehr verantwortungsvoll darauf achten, dass zum Beispiel die Fenster geschlossen oder die Lichter gelöscht werden, um Energie einzusparen.
Gibt es weitere geplante Aktionen zum Thema?
Dworschak: In Zusammenarbeit mit sechs weiteren Kollegen sind für dieses Jahr drei Klima-Aktionen geplant. Vor den Osterferien versuchen wir innerhalb von drei Tagen den CO2-Fußabdruck an unserer Schule zu verbessern. Aufgrund unseres Datenarchivs sind wir in der Lage, die Vergleichswerte des vergangenen Jahres als Benchmark zur Verfügung zu stellen. Der Aktionszeitraum endet am letzten Tag vor Ostern mit einer Kleidertauschbörse für die Schülerinnen und Schüler, bei der noch mal richtig an der CO2-Einsparung gearbeitet werden kann. Die Herstellung von Kleidungsstücken ist bekanntlich sehr CO2 intensiv und jedes getauschte Kleidungsstück, welches weiterverwendet wird, verringert die Belastung enorm. Jede Klasse, die an dieser Aktion teilnimmt und es schafft, den Vorjahreswert zu unterbieten, bekommt ein Klimazertifikat verliehen. Zusätzlich wird es eine gesponserte Baumpflanzaktion geben, bei der die teilnehmenden Klassen Patenschaften für neue Bäume übernehmen können, und vor den Sommerferien soll die Aktion ,Stadtradeln’ stattfinden, die durch den bewussten Verzicht auf das bequeme ,Elterntaxi’ die Schülerinnen und Schüler noch mal für den Klimaschutz sensibilisieren soll. Ich bin sehr gespannt, wie die Aktionen bei den Schülerinnen und Schülern ankommen werden.
Haben Sie generell festgestellt, dass das Thema Klimaschutz an der Schule immer mehr an Bedeutung gewinnt?
Dworschak: Auf jeden Fall. Durch die Einbeziehung der ganzen Schule, wie zum Beispiel bei unseren Aktionen, wird nicht nur der Gemeinschaftssinn, sondern auch das Interesse am Erreichen eines gemeinsamen Klimaziels gefördert. Die Schule ist mit 900 Schülerinnen und Schülern sowie dem entsprechend benötigten Platz ein großer Lebensraum, der auch klimatechnisch ins Gewicht fällt – da ist ein klimaorientiertes wirtschaftliches Handeln gefragt.
Haben Sie spezielle Wünsche an die Schülerinnen und Schüler hinsichtlich eines verbesserten Engagements?
Dworschak: Ich würde mir wünschen, dass sich der Klimaschutzgedanke bei allen Beteiligten fest etabliert und nicht nur durch isolierte Aktionen kurzfristig Wirkung zeigt. Es wäre wunderbar, wenn wir es schaffen, fächerübergreifend dem Thema mehr Raum zu geben, und sich daraus ein noch stärkeres Bewusstsein für die Klimaprobleme entwickeln würde. Gemeinschaftliche Veränderungen haben mehr Effektivität und Leuchtkraft als private Aktionen.
Seht ihr Schüler das genauso und möchtet ihr euer Wissen rund um den Klimaschutz zukünftig auch beruflich nutzen?
Jannis: Das Bewusstsein ist auf jeden Fall gewachsen. Allein die Verbrauchszahlen unserer Schule haben mich schwer beeindruckt. Ich möchte auf jeden Fall im Bereich Informatik bleiben, ob meine Studienwahl dann etwas mit dem Klima zu tun haben wird, wird sich noch zeigen.
Bo: Das sehe ich genauso wie Jannis. Unsere Aufgabe als Klima-AG an dieser Schule ist mit Sicherheit auch hinsichtlich der Berufswahl sehr hilfreich. Festzustellen, dass man auch mit Zahlen und Daten das Bewusstsein für Probleme verändern kann, war eine sehr gute Erfahrung.
Dieser Artikel ist in der GET BIM 2023 erschienen. Hier geht es zum E-Paper.
Mehr zur Isarnwohld-Schule: In der Rockmusik- und der Theater-AG lernen Schülerinnen und Schüler alles für den großen Auftritt und dabei ganz viel über sich selbst.
TEXT Anja Nacken
FOTO Henrik Matzen