Im Gespräch mit Martin Schmedtje – Bürgermeister der Energie-Küste Brunsbüttel

Im Gespräch mit Martin Schmedtje – Bürgermeister der Energie-Küste Brunsbüttel

Der gebürtige Brunsbütteler Martin Schmedtje ist vor fünf Jahren als parteiloser Bürgermeister in seine Geburtsstadt zurückgekehrt. Im Gepäck: viele Kindheitserinnerungen und eine große Euphorie für die Belange der Bürgerinnen und Bürger. Heute wohnt Martin Schmedtje im einzigen Hochhaus der Stadt, entspannt nach Feierabend am liebsten am Aussichtspunkt im Kali-Park auf dem Motorrad oder mischt sich unter die Leute. Seine Vision: Die Menschen für die Stadt und ihre Möglichkeiten zu begeistern, denn als hochmoderner Industriestandort am Schnittpunkt zwischen Elbe und Nord-Ostsee-Kanal wird Brunsbüttel eine führende Rolle in der Energieversorgung der gesamten Republik einnehmen.

Herr Schmedtje, das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel ist bereits in aller Munde. Welche Ziele verfolgt die Stadt damit?

Ja, das stimmt. Kürzlich traf der erste Tanker mit tiefgekühltem Flüssigerdgas im Elbhafen von Brunsbüttel ein. In unmittelbarer Nähe ist ein Terminal für grüne Energie geplant. Das Vorhaben soll dazu beitragen, die spätere Umstellung des gesamten Standortes auf grüne Energie zu erleichtern.

Wie wird diese Umstellung aussehen?

Bereits Ende des Jahres wird ein fester Liegeplatz für die sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) gebaut – ein schwimmendes LNG-Terminal, welches aber langfristig durch die Errichtung einer beständigen Anlage ersetzt wird. Auf dem Weg der nationalen Energieversorgung in Deutschland entwickelt sich Brunsbüttel zum Energie-Import-HUB, an dem sich Prominente aus Politik und Wirtschaft die Klinke in die Hand geben: In Brunsbüttel werden tagtäglich Entscheidungen getroffen und Fakten für eine nachhaltige Energieversorgung geschaffen. Wir haben uns mit dem Thema LNG bereits seit Jahren beschäftigt. Dass diese Thematik nun so akut geworden ist, sehe ich vor allem als Chance.

Wie wirken sich diese Maßnahmen auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt aus?

Die Errichtung des LNG-Terminals wirkt sich sowohl positiv auf die ansässige Industrie als auch auf hiesige Bauunternehmen, die Wohnungswirtschaft, den Einzelhandel sowie zahlreiche andere Branchen aus. Einige Unternehmer halten daher bereits jetzt Wohnraum für Auszubildende und Mitarbeitende vor, um Anreize für junge Menschen zu schaffen. Auch die geplante Ansiedlung von Northvolt bei Heide wird bis nach Brunsbüttel strahlen und die Wirtschaft kräftig ankurbeln. Damit sich Fachkräfte und ihre Familien in der Region ansiedeln, muss die Infrastruktur ausgebaut werden – seien es schnelle Güter- und Personen-Zugverbindungen die in die Metropolregion Hamburg, der Ausbau der B5, Kindergärten, Schulen oder auch Wohnraum, der geschaffen werden muss.

Das hört sich nach viel Arbeit an. Welche Aufgaben übernimmt dabei der Bürgermeister?

Langweilig ist es in Brunsbüttel mit Sicherheit nicht! Die Aufgaben des Bürgermeisters sind ziemlich klar definiert: Er bereitet die Beschlüsse der Ratsversammlung vor und führt sie anschließend aus. Zudem sollte er Projekte voranbringen, Inspiration liefern und sich mit Leidenschaft für die Belange der Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Bei allem, was er tut, spielt die Kommunikation eine entscheidende Rolle. Denn gelingt es ihm nicht, die Bürgerinnen und Bürger bzw. die Ratsversammlung mitzunehmen, ist er in meinen Augen nichts mehr als ein zahnloser Tiger. Ich sehe mich daher als Dienstleister für die Stadt, aber auch für alle Menschen, die in ihr leben und arbeiten – sei es der Geschäftsführer aus der Industrie oder der Mensch wie du und ich, den ich nach Feierabend treffe. Das zeichnet mich aus: Ich bin nahbar und fast immer ansprechbar, denn Bürgermeister ist man in meinen Augen 24/7.

schiff, Zange, Messbecher

Wie wecken Sie die Neugier der Jugend für eine Stadt, die Nachwuchskräfte dringend benötigen wird?

Neben persönlichen Gesprächen in meiner offenen Sprechstunde, auf dem Markt und überall, wo man mich sonst so antrifft, setze ich auf eine gut besuchte Ausbildungsmesse. Während es früher darum ging, Jugendliche in einen Beruf zu vermitteln, erleben wir heute einen Paradigmenwechsel: Die Unternehmen buhlen um engagierte Auszubildende. Für die kommende Ausbildungsmesse im März ist die Nachfrage vonseiten der Unternehmen daher so hoch wie noch nie. Junge Menschen erwartet in Brunsbüttel eine spannende wirtschaftliche Zukunft, die beruflich alle Möglichkeiten bereithält!

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TEXT Sophie Blady
FOTO Stadt Brunsbüttel