Brunsbüttel – Das Hoch im Norden

Brunsbüttel – Das Hoch im Norden

Wenn man an Brunsbüttel denkt,  fällt einem zuerst das Atomkraftwerk und die Lage der Stadt an der Elbmündung ein. Aber Brunsbüttel ist noch viel mehr: der bedeutendste Seehafen im Westen von Schleswig-Holstein, ein wichtiger Industriestandort und ein beliebtes Ausflugsziel.

Nord-Ostsee-Kanal (NOK)

Man kann sich Brunsbüttel wie eine große Kreuzung vorstellen. Im Süden der Stadt fließt die Elbe entlang und im Norden liegt der Nord-Ostsee-Kanal (NOK), der in Brunsbüttel beginnt und bei Kiel in die Ostsee mündet. Der Nord-Ostsee-Kanal ist mit 34.879 Schiffen allein im Jahr 2012 die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt – noch vor dem Panamakanal, der den Atlantik mit dem Pazifik verbindet und dem Suezkanal, der vom Mittelmeer zum Indischen Ozean führt.

In Brunsbüttel kreuzen sich nicht nur die Elbe und der Nord-Ostsee-Kanal, von hier aus wird auch der Schiffsverkehr auf den beiden Wasserstraßen gesteuert. Brunsbütteler Lotsen und Kanalsteurer begleiten Schiffe elbaufwärts von Brunsbüttel bis nach Hamburg und auf dem Nord-Ostsee-Kanal von Brunsbüttel bis nach Kiel. Lotsen und Kanalsteurer sind erfahrene Nautiker, die einzelne Gewässer und Reviere so gut kennen, dass sie die Führer von Schiffen sicher vorbei an Hindernissen, Untiefen und dem Schiffsverkehr geleiten können.

Hafenstadt Brunsbüttel

Brunsbüttel hat nur 12.758 Einwohner, aber dafür ganze drei Häfen. Der sog. „Elbehafen“ ist ein Tiefwasser-Seehafen und mit insgesamt fünf Liegeplätzen (drei Plätze für Seeschiffe und zwei für Binnenschiffe) der bedeutendste Nordseehafen in Schleswig-Holstein und der sechstgrößte Seehafen in ganz Deutschland. Im Elbehafen werden unterschiedliche Güterarten wie Flüssiggut, Massengut und Stückgut umgeschlagen. In dem Brunsbütteler „Ölhafen“ werden dagegen auf jeweils fünf Umschlagbrücken und Liegeplätzen Mineralölprodukte verschifft, die den Hafen durch eine 32 Kilometer lange Pipeline von der Raffinerie Heide in Hemmingstedt aus erreichen. Der dritte Brunsbütteler Hafen, der „Hafen Ostermoor“, liegt auf der Südseite des Nord-Ostsee-Kanals in unmittelbarer Nähe zur Brunsbütteler Schleuse und verfügt über sechs Liegeplätze und fünf Umschlagbrücken. Im Elbehafen, Ölhafen und Hafen Ostermoor wurden 2012 zusammen knapp 11,5 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen. Betrieben werden die drei Brunsbütteler Häfen von der Betreibergesellschaft Brünsbüttel Ports und ihrem Mutterkonzern, der SCHRAMM group.

SCHRAMM group

Die SCHRAMM group ist ein inhabergeführter Verbund aus Einzelunternehmen, die gemeinsam alle wichtigen Facetten der maritimen Wirtschaft abdecken: Schleppschifffahrt, Hafenbetrieb, Güterumschlag, Transportlogistik, Schiffbau und maritimes Engineering. Die Zentrale der SCHRAMM group befindet sich in Brunsbüttel. Die Unternehmensgruppe betreibt aber auch Niederlassungen in Hamburg, Rendsburg, Glückstadt und auf Helgoland.

ChemCoast Park Brunsbüttel

Die Wirtschaft in Brunsbüttel war lange Zeit von der Seefahrt geprägt. Wegen der guten Lage der Stadt an der Elbe und am Nord-Ostsee-Kanal haben sich in den letzten Jahrzehnten aber auch immer mehr Industrieunternehmen, vor allem aus der chemischen Industrie, in der Stadt angesiedelt.  Im ChemCoast Park Brunsbüttel, dem größten Industriegebiet in Schleswig-Holstein, findet man bekannte Unternehmen wie Linde, Lanxess, RWE, Total und die Covestro Deutschland AG, mit mehr als 600 Mitarbeitern und 100 Auszubildenden der größte Arbeitgeber in Brunsbüttel und der gesamten Region.

Brunsbüttel ist aber nicht nur für Unternehmen attraktiv, sondern auch für Touristen, die den Schiffsverkehr auf der Elbe und auf dem Nord-Ostsee-Kanal hautnah erleben möchten. In der Stadt gibt es etliche Aussichtspunkte, wo Besucher riesige Container- und Kreuzfahrtschiffe aus nächster Nähe bewundern können. In dem ganzjährig geöffneten Schleusenmuseum finden interessierte Gäste außerdem viele Schautafeln, Modelle und Exponate zur Entstehungsgeschichte des Nord-Ostsee-Kanals, wie zum Beispiel das prachtvolle Geschirr des Pferdes, auf dem Kaiser Wilhelm II. 1895 bei der feierlichen Eröffnung des Kanals saß.

Nordseeküsten-Radweg

Viele Touristen besuchen Brunsbüttel mit dem Fahrrad. Durch die Stadt führen drei bekannte Radwege, die „Deutsche Fährstraße“, der „Elberadweg“ und der „Nordseeküsten-Radweg”. Die Deutsche Fährstraße ist eine touristische Ferienstraße und passiert auf dem Weg von Kiel nach Bremervörde in Niedersachsen 50 Brücken, Schleusen, Sperrwerke und Fähren. Der Elberadweg ist der beliebteste Radweg Deutschlands und zieht sich von dem tschechischen Wintersportort Spindlermühle aus durch Dresden, Magdeburg, Hamburg und Brunsbüttel bis nach Cuxhaven. Der Nordseeküsten-Radweg führt schließlich über 5.942 Kilometer durch die sechs Nordseestaaten Niederlande, Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen sowie Großbritannien und ist damit der längste Radweg der Welt.

Wattolümpiade

Aus Dänemark, Schweden und Norwegen kommen auch zahlreiche Teilnehmer der „Wattolümpiade“, die seit 2004 jeden Sommer am Elbdeich Soesmenhusen in Brunsbüttel stattfindet. Bei dieser etwas anderen Olympiade treten die sog. „Wattleten“ im Wattschlick gegeneinander in verschiedenen „dreckigen Sportarten“ an. Auf dem Programm stehen dabei Disziplinen wie Fischtennis, Gummistiefelweitwurf, Tauziehen, Schlickschlitten-Rennen und der Aal-Staffellauf, bei dem der Staffelstab durch einen mit gekochtem Reis gefüllten Fahrradschlauch ersetzt wird. An der Wattolümpiade 2012 nahmen 300 Watt-Athleten teil und wurden dabei von über 2.200 Zuschauern angefeuert. Wer es ein wenig „sauberer“ mag, der kann im Sommer in Brunsbüttel auch klassische Konzerte besuchen. Brunsbüttel ist ein Spielort des Schleswig-Holstein Musik Festivals, eines der größten klassischen Musikfestivals der Welt, das seit 1986 jedes Jahr im Juli und August an ungewöhnlichen Spielstätten wie Gutshäusern, Scheunen, Kirchen, Schlossparkanlagen, Fährschiffen und Werftgebäuden stattfindet.

www.chemcoastpark.de

www.shmf.de

www.nordsee-radweg.com

www.deutsche-faerhrstrasse.de

www.wattoluempia.de

RGB_oluempia19_sw

TEXT Slaven Marinovic
FOTOS Jan Sievers, www.wattoluempia.de