Zwei Schüler entwickeln einen Calisthenics-Park für die ganze Stadt
Jakob Lange und Ole Schlobohm besuchen die 12. Klasse der Siegfried-Lenz-Schule in Handewitt. Beide sind im ‚Sportprofil‘ der Oberstufe. Als im letzten Schuljahr im Unterricht die Aufgabe lautete, ein Realprojekt mit nachhaltigem Nutzen auf die Beine zu stellen, kam den beiden Sportbegeisterten die Idee, für ihre Schule und vielleicht sogar für ganz Handewitt einen sogenannten Calisthenics-Park zu etablieren.
Calisthenics ist eine besondere Trainingsmethode; der Begriff stammt, wie Ole uns erklärt, aus dem Griechischen und bedeutet „schöne Kraft“. In anderen Ländern ist Calisthenics bereits zu einer Trendsportart auf privaten und öffentlichen Plätzen avanciert, aber in Deutschland besteht in dieser Hinsicht definitiv noch Nachholbedarf. Um dies zu ändern und aufzuklären, starteten Ole und Jakob mit der Ausarbeitung ihres besonderen Sportprojektes.
Zur Erklärung: Beim Calisthenics-Training geht es ausschließlich um den Einsatz des eigenen Körpergewichts und nicht, wie im Vergleich zum Krafttraining, um die Stärkung einzelner Muskelgruppen. Bei Calisthenics stehen die Aktivierung und das Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen im Vordergrund und sollen langfristig zu einem besseren Körpergefühl beitragen. Dazu werden in Calisthenics-Parks (mit Hilfe von Stangen und Leitern) Trainingsgeräte wie Barren oder Reck nachempfunden und klassisches Geräteturnen mit akrobatischen Übungen kombiniert.
Die Begeisterung von Ole, der sich schon seit längerer Zeit, mit Hilfe einschlägiger Social-Media-Kanäle sowie mit einem eigenen Trainingspark im Garten seines Elternhauses, mit dieser Sportart beschäftigt, überzeugte auch Jakob und nach ausgiebiger Recherche stand für beide fest: Handewitt braucht einen Calisthenics-Park!
Dieses Projekt startete zunächst mit dem Entwurf einer recht bescheidenen Lösung, die kaum größer war als die in Oles Garten. Mit ihrem ersten Skizzenentwurf wurden sie bei einem ortsansässigen Metallgestalter vorstellig und baten um einen Kostenvoranschlag. Als dieser fast 2.000 Euro betrug, wurde den jungen Männern deutlich, sie wollten mehr und größer denken: „Für eine vernünftige Umsetzung der Idee brauchen wir Sponsoren.” Daraufhin wandten sie sich an den Vorsitzenden des Schulsportausschusses der Stadt Handewitt und bekamen mit dessen Hilfe schnell die Gelegenheit, ihr Projekt den städtischen Entscheidern vorzustellen. Ihre Präsentation, die eine weitaus größere Umsetzung vorsah, hatte vor dem Ausschuss großen Erfolg. Ganze 5.000 Euro wurden für das Projekt bewilligt. „Nach unserem Vortrag hinterließ der Zuspruch des Ausschusses ein wirklich gutes Gefühl, nun konnten wir unter ganz anderen Voraussetzungen zu einem Profi für den Bau von Calisthenics-Parks in Flensburg gehen“, fasst Jakob den glücklichen Anschub der weiteren Projektarbeit zusammen.
Mittlerweile steht der Park kurz vor seiner Fertigstellung und noch in diesem Jahr werden nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern alle Bürgerinnen und Bürger aus Handewitt von dieser Schüleridee und der ambitionierten Umsetzung profitieren. Der Calisthenics-Park wird hoffentlich eine Bereicherung für alle Sportbegeisterten der Region werden und setzt ein Zeichen dafür, dass mit der nötigen Leidenschaft und dem Einsatzwillen auch aus kleinen Ideen etwas Großes entstehen kann.
Darauf angesprochen, wie ihnen dieses Projekt auch im Hinblick auf berufliche Ambitionen geholfen hat, sagen beide, dass es in erster Linie großen Spaß gebracht und Berührungsängste mit städtischen Institutionen abgebaut hat. Was sie später beruflich machen werden, bleibt zwar offen, aber zwei Dinge stehen für die zukünftigen Abiturienten der Siegfried-Lenz-Schule fest: Ihr Name wird mit der Einführung des ersten Calisthenics-Parks verbunden sein und Sport eine feste Größe in ihrem Leben bleiben!
TEXT Anja Nacken
FOTOS Jan Kirschner