In den Gängen der Technischen Hochschule Lübeck arbeiten junge Studierende an wegweisenden Projekten, die unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen könnten. ME2BE hat mit Blendi, Bente, Samuel und Niklas gesprochen.
Blendi (25) studiert im 7. Semester Physikalische Technik an der TH Lübeck
„Nach dem Abitur studierte ich zunächst auf Physik und Mathe-Lehramt in Rostock. Dann sah ich, dass in Lübeck Physikalische Technik angeboten wird und habe gewechselt. Im Moment schreibe ich meine Bachelorarbeit über eine 3-Strahlen-Lithografie-Anlage. Ich teile den Lasterstrahl in drei Teile, dabei entstehen spezielle Muster in Nanostrukturen. Mein Ziel ist es, Solarzellen mit einem höheren Wirkungsgrad zu entwickeln. Ob das funktioniert, wird sich zeigen. Mit Solarzellen hatte ich bereits in der 10. Klasse Berührung und mir war klar, dass ich auf jeden Fall im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten möchte. Das ist schließlich unsere Zukunft.
Da ich das Skifahren liebe, sehe ich jedes Jahr die Gletscher in den Bergen und wie sie sich zurückziehen. Eine krasse Erfahrung habe ich im Sommerurlaub in Slowenien gemacht. Dort hat es geregnet, wie ich es noch nie erlebt habe. Und auch hier in Lübeck gab es im August Starkregen – da liefen Keller und sogar Busse voll.
Wir müssen nach vorne denken, und mit meiner Arbeit kann ich die Photovoltaik nach vorne bringen. Das Schöne hierbei ist, dass ich nicht nur an Lasertechnik forsche, sondern auch ganz handfest an Regelungstechnik arbeite und auch mal was löte. Für meinen späteren Job habe ich dann ein sehr hohes Wissensniveau im Gepäck. Nach meiner Bachelorarbeit will ich auf jeden Fall noch den Master machen.“
Bente (22) studiert im 7. Semester nachhaltige Gebäudetechnik an der TH Lübeck
„Ursprünglich wollte ich Architektur studieren, habe dann aber schnell gemerkt, dass mir das Kreative darin gar nicht liegt. Ich mochte schon in der Schule Physik und Chemie. Und da ich also sehr technisch ausgerichtet bin, kam ich nach Lübeck, um nachhaltige Gebäudetechnik zu studieren. Hier geht es darum, in Zukunft ressourcenschonend und nachhaltig zu bauen. Das war mir von Anfang an wichtig. Ich möchte einen Beitrag leisten, dass die Welt lebenswert bleibt.
Einen speziellen Moment erlebte ich auf Island. Dort die Natur und die Gletscher zu sehen, ist fantastisch. Das sieht in 20 Jahren im Zweifelsfall aber anders aus.
Um die Gebäude in Zukunft so zu bauen und auszurüsten, dass sie umweltfreundlich und klimaneutral sind, müssen wir anders denken. Ein wichtiges Thema dabei ist die Dämmung. Aber ab einem gewissen Punkt bringt es nichts mehr weiterzudämmen. Wir müssen das Thema Haus und Energie also neu denken. Meiner Meinung nach wird die Wärmerückgewinnung in Zukunft noch eine viel größerer Rolle spielen als heute. Um auf diesem Gebiet arbeiten zu können, muss man die Technologie verstehen, etwa wie Wärmepumpen funktionieren und sie in industrielle Anwendungen bringen. Da geht es letztlich auch darum, Gebäude so zu sanieren und zu optimieren, dass sie insgesamt möglichst effizient sind.“
Samuel (29) studiert im 5. Semester Umweltingenieurwesen und -management an der TH Lübeck
„Ich lebe nach dem Pfadfindergrundsatz ‚Orte immer besser zu hinterlassen, als man sie vorgefunden hat‘. Beim Spazieren am Meer den ganzen Müll zu sehen oder im Hamburger Hafen die großen Schiffe, ist schon krass und trifft mich. Ich frage mich schon länger, in welcher Welt ich leben möchte und beschäftige mich sehr damit, was um mich herum so passiert. Ich möchte Dinge verändern. Das geht nicht so gut vom Schreibtisch aus. Deshalb bin ich nach Lübeck gekommen, um Umweltingenieurwesen und -management zu studieren. Im Umweltschutz geht es ja um technische, ökonomische, ökologische und soziale Ebenen. Das lässt sich nur interdisziplinär lösen. Mein Schwerpunkt ist das Thema Kreislaufwirtschaft. Ich möchte Teil einer Bewegung sein.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Wuppertal. Nach meiner Ausbildung zum Chemielaboranten habe ich zwei Jahre im Biopharmazielabor bei Bayer gearbeitet. Da wollte ich aber raus, weil es mich in die Forschung zog. Ich habe dann noch den Meister gemacht, aber schnell gemerkt, dass ich ein Studium brauche, um weiterzukommen. So kam ich nach Lübeck. Meine Lebensgefährtin war bereits hier, der Umzug fiel mir also nicht schwer. Lübeck mag ich sehr, auch das Meer und das Umland.
Niklas (27) studiert im 4. Semester Angewandte Informationstechnik an der TH Lübeck
„Ich bin seit 3,5 Jahren Teammitglied des Wissenschaftszentrums für Elektromobilität, Leistungselektronik und Dezentrale Energieversorgung (EMLE) und arbeite an diversen Forschungsprojekten mit, unter anderem an einer Megawatt starken Ladestation mit Batteriespeicher. Aktuell brüte ich über meiner Master-Thesis und baue ein Speichersystem aus Batteriespeicher, Brennstoffzelle und Elektrolyseur auf. Das Thema Wasserstoff ist total spannend. Batterien sind zwar schnell, liefern aber nur begrenzt Energiemengen. Wasserstoff hingegen kann große Volumina bereitstellen. Dadurch werden wir tageszeitunabhängig, wenn etwa die Sonne nicht scheint und kein PV-Strom vorhanden ist.
Ich bin in Eutin geboren und habe hier in Lübeck mein E-Technik-Abitur gemacht. Eigentlich wollte ich ja Maschinenbau studieren, aber in der Fachrichtung waren die Studienplätze schon vergeben. Dann hatte ich Glück und Spaß an der Elektrotechnik gefunden und entschloss mich, diese Richtung zu studieren. Später kam dann noch mein Interesse für regenerative Energien dazu. Die Speichertechnik ist ja für unsere Zukunft absolut wichtig, wenn wir klimaneutral werden wollen. Ich wirke an neuen Technologien und der Zukunft mit, das gefällt mir. Vor allem wird die Tätigkeit immer interdisziplinärer: Maschinenbau, E-Technik, Chemie, Physik – da ist alles dabei. Im Mai bin ich mit dem Studium fertig. Danach würde ich gerne an der Technischen Hochschule Lübeck in der Forschung bleiben.“
ME2BE sprach mit Physik-Professorin Nadine Buczek und Chemie-Professor Mark Elbing über Klimawandel, Studienangebote – und wie Algen helfen können, die Energiewende zu pushen. Erfahre hier mehr!
TEXT Daniel Hautmann
FOTO Sophie Blady