An der Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule fand vom 18. bis 22. September 2023 zum ersten Mal eine Vorhabenwoche in der 7. Klasse statt. Das Motto lautete „Berufsorientierung im digitalen Zeitalter“. Für die 23 Schülerinnen und Schüler waren diese fünf Tage die ersten konkreten Schritte in Richtung Berufsorientierung. Das abwechslungsreiche Programm wurde von Coach Nadine Maier und ME2BE Projektleiterin Sonja Patzlaff vorbereitet und gestaltet. Neben Vertreterinnen und Vertretern aus der Wirtschaft wurden sie tatkräftig durch die Klassenlehrerinnen der 7b Ann-Kathrin Wille und Nina Haverkamp unterstützt.
Die Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule legt einen besonderen Fokus auf die Berufsorientierung. Schon früh startet dieses wichtige Programm, u.a. mit der Identifikation individueller Stärken, der gezielten Vorbereitung auf Praktika und der Entwicklung von Bewerbungskompetenzen. Die Schule hat sich zum Ziel gesetzt, die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Zeit nach dem Schulabschluss vorzubereiten. Sie betont dabei die enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen. Besondere Aufmerksamkeit wird auch der Jugendberufsagentur gewidmet, die den Übergang in die Arbeitswelt erleichtert.
Ann-Kathrin Wille ist neben ihrer Tätigkeit als Deutsch- und WiPo-Lehrerin, auch BO- Koordinatorin. Im Zuge dessen sucht sie immer nach Möglichkeiten, die Jugendlichen frühzeitig auf ihre Zukunft vorzubereiten und den Prozess der Berufsorientierung zu optimieren. Der Stärken Parcours im zweiten Halbjahr der siebten Klassenstufe ist aus ihrer Sicht von der Anlage her pädagogisch sinnvoll, allerdings sind die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler manchmal etwas realitätsfern. Nach einem Gespräch mit Axel von Kortzfleisch, dem Geschäftsführer der ME2BE MEDIEN GmbH, kam die Idee auf, eine Zusatzkomponente zum Stärken Parcours zu entwickeln: Eine Vorhabenwoche schon zu Beginn der 7. Klasse. Genau das war Ann-Kathrin Wille bereit mit ihrer Klasse auszuprobieren und „hatte gar keine zu großen Erwartungen, weil es ein neues Projekt ist und ich gespannt bin, ob die Schülerinnen und Schüler sich darauf einlassen oder nicht.“
Das Hauptziel bestand darin, den Schülerinnen und Schülern der 7. Klasse bewusst zu machen, welche Stärken und Fähigkeiten sie besitzen. Im Fokus steht auch die Entdeckung verschiedener Berufsfelder. Die Schülerinnen und Schüler sollen in die Lage versetzt werden, Berufswahlentscheidungen zu treffen. Gleichzeitig wird ihnen Medienkompetenz vermittelt, die Berufsorientierungswebseite DIGI:BO vorgestellt und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten digitalen Wissens in der Wirtschaft aufgezeigt.
Jeder Tag der Vorhabenwoche hatte seinen eigenen Leitgedanken, so dass die Klasse langsam an das Thema Berufsfindung herangeführt wurde. Neuland war es trotzdem für die 23 Siebtklässlerinnen und -klässler. Die 12-jährige Mia Sophie wusste „es geht ein bisschen um Berufsorientierung, aber im Großen und Ganzen habe ich mich überraschen lassen“.
Bereits am ersten Tag diskutierten sie die Vor- und Nachteile sowie mögliche Gefahren und Chancen von digitalen Medien. Anspruchsvoll war für die Klasse die Diskussion zur Bedeutung von „Mobbing“. Anhand von kurzen, altersgerechten Videos (www.klicksafe.de) wurde der Umgang mit Cybermobbing und Online-Konflikten verdeutlicht. In fünf „Expertenteams“ aufgeteilt, sammelten die Schülerinnen und Schüler eigenständig im Internet Informationen zu „Mobbing“ und „Datenschutz“ und präsentierten im Anschluss ihre Ergebnisse digital. Es wurde klar, wie schnell Mobbing sich in der digitalen (Berufs)Welt verbreiten kann und schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit und die Arbeitsfähigkeit von Menschen hat.
Digitale Medien bieten auch berufliche Möglichkeiten, die es früher nicht gab. Social Media Redakteurin Patricia Rohde stellte ihren Beruf vor, und die Schülerinnen und Schüler starteten eine eigene kleine Kampagne, um ihre Schule zu präsentieren. Als Werkzeug für die digitale Berufsorientierung wurde die DIGI:BO-Webseite vorgestellt. Dort erkundeten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen verschiedene Berufsfelder mit interaktiven Übungen wie Eingaben von Interessen und Nutzung von Filtern und Suchfunktionen. Dabei entdeckten sie interessante Berufe, die sie zuvor nicht kannten. Tim (12 Jahre) gefiel die Seite, „weil man dort Berufe auswählen und im Anschluss direkt nachgucken kann, ob die eigenen Stärken dazu passen.“ Ann- Kathrin Wille fasst zusammen, dass sogar einige Berufe wirklich bei den Schülern hängen geblieben sind, die sie vorher gar nicht kannten, zum Beispiel Maskenbildnerin oder welche unterschiedlichen beruflichen Möglichkeiten es gibt, wenn man gerne Fußball spielt.
Eine große Herausforderung stellte für viele Kinder der „Stärkenzettel“ dar. Hierbei sollten sie selbst und gemeinsam mit Mitschülern ihre individuellen Stärken identifizieren. Nina Haverkamp, Englisch- und Sportlehrerin der Klasse, weiß, warum das für Kinder in diesem Alter so schwierig ist, denn “es fällt den meisten schwer, über ihre Stärken zu reden. Ihnen fällt eher ein, was negativ ist, nicht was positiv ist.”
Um die Bedeutung und die tragende Rolle der eigenen Stärken zu vertiefen, entwickelten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen ein Improvisationstheaterstück. Die Themen wie Wertschätzung, Mut und Respekt sind nah an ihrer Lebenswirklichkeit, „denn am meisten Freude bereitet Kindern in dieser Klassenstufe aktive Dinge wie Gruppenarbeit Spaß und sie präsentieren sich gerne, es geht um eine spielerische Umsetzung“, bemerkt Nina Haverkamp. Wenig verwunderlich, dass die Aufführung am Ende sowohl die Klasse als auch das Klassenleitungsteam und die Projektleiterinnen Nadine Maier und Sonja Patzlaff begeisterte.
Die Schüler diskutierten natürlich auch, auf was es bei einem Vorstellungsgespräch ankommt. Sie unterschieden dabei auch zwischen einem analogen oder digitalen Gespräch. Um den Schülerinnen und Schülern einen praktischen Aspekt zu geben, wurde am Ende der Woche ein Rollenspiel in Kleingruppen durchgeführt. Die abschließende Feedbackrunde brachte noch mehr Klarheit, was in einem Vorstellungsgespräch gut und angemessen ist, was man verbessern kann und was unerlaubte Fragen sind. Emil, 12 Jahre, ist jetzt gerüstet:
„Es war gut, weil wir gelernt haben, wie wir uns bei einem Vorstellungsgespräch benehmen sollen.“
Raus aus dem Klassenzimmer kam die 7b nur digital: Geschäftsführer Jörg Hansen der Firma “Consist Software Solutions” aus Kiel zeigte der Klasse seine Firma in Form einer virtuellen Betriebsführung. Im Vorfeld hatten die Schülerinnen und Schüler Fragen vorbereitet. Die Firma ist in der IT-Branche angesiedelt. Jörg Hansen beantwortete
die Fragen und interviewte live einen Teil seiner Mitarbeitenden. Die zugeschalteten Personen stellten sich und ihre Berufe vor. Dabei gingen sie auf Stärken ein, die sie für ihre Tätigkeiten benötigten. Schülerin Verlova weiß zu schätzen, dass sich „die Mitarbeitenden extra für die Klasse Zeit genommen haben und Ihnen von Ihrer Arbeit erzählten“.
Ann-Kathrin Wille zieht folgendes Resümee: Den Schülerinnen und Schülern hat die Vorhabenwoche gefallen und sie fühlen sich besser über Berufe und digitale Berufsorientierungsseiten informiert. In Zukunft plant die BO-Koordinatorin, die Woche noch praxisorientierter und vielfältiger zu gestalten. Möglicherweise wird die Veranstaltung in die achte Klasse verlegt, um die Schüler gezielter auf ihr bevorstehendes Praktikum vorzubereiten.
Mehr zur Toni-Jensen-Schule: Über die ehrenamtliche Arbeit der Schülervertretung
TEXT Sarah Riester
FOTO Sophie Blady, Sarah Riester