Berufsorientierung braucht Netzwerkpartner

Berufsorientierung braucht Netzwerkpartner

Im Gespräch mit der Schulleiterin Ulrike Mangold über das BO-Programm und die Bedeutung der Kooperationspartner der Gemeinschaftsschule.

Nachdem die langjährige BO-Koordinatorin Regina Schmidt in den Ruhestand gegangen ist, kümmert sich zur Zeit die Schulleiterin Ulrike Mangold – bis zur Neubesetzung der Stelle durch das Ministerium – um die Koordination der berufsorientierenden Maßnahmen für die GMS-Kronshagen. Ulrike Mangold ist ein Profi auf dem Gebiet und hat bereits früher 14 Jahre als Berufsorientierungslehrerin gearbeitet. In Kronshagen hat sie in ihrer Funktion als Schulleiterin maßgeblich dafür gesorgt, dass die BO-Leistungen der Schule mit dem Berufswahl-SIEGEL des Landes ausgezeichnet wurden.

Frau Mangold, welche Pläne und Ideen möchten Sie bezüglich der Berufsorientierung an Ihrer Schule vorantreiben?

Wir möchten unser großes Angebot an berufsorientierenden Maßnahmen noch weiter stärken. Dazu zählen unbedingt auch neue Kooperationsvereinbarungen mit diversen Betrieben, die wir mit Unterstützung der IHK und dem Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT erweitern werden. Es ist ungemein wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler so viele praxisnahe Einblicke in die zukünftige Berufswelt wie möglich erhalten. Aktuell zeichnet sich übrigens eine Zusammenarbeit mit REWE Kronshagen als neuem Kooperationspartner ab. Innerschulisch arbeiten wir natürlich als Kultur- MINT– und BO-Schule ständig daran, dass wir sowohl interdisziplinär fächerübergreifend als auch durch unsere Projektarbeit unseren Schülerinnen und Schülern immer wieder neue Berufswahlmöglichkeiten vorstellen können, um so den Findungsprozess zu unterstützen.

Von welchen Projekten sprechen wir da?

Gerade durch Projektarbeiten, wie beispielsweise unser ‚MINT for girls‘ -Projekt erhalten Mädchen einen niedrigschwelligen Zugang zu neuen Berufsfeldern – auch zu solchen, die leider in der Arbeitswelt immer noch durch eine klischeehafte Rollenverteilung bestimmt sind. Bei uns haben sie die Möglichkeit, ihr Interesse und ihr Können selbst zu testen und es ist toll zu sehen, wie groß der Zulauf bei diesen Angeboten ist. In Zeiten des Fachkräftemangels halte ich gerade solche speziell zugeschnittenen Projekte für besonders wichtig. Im Bereich Kultur zählen wir in gleichem Maße auf unsere Kooperationen mit Künstlern, Designern oder Fachleuten aus der Veranstaltungs– und Tontechnik-Branche. Ich möchte auch noch erwähnen, dass wir uns mittlerweile ebenfalls auf die Unterstützung durch ehemalige Schülerinnen und Schüler verlassen können, die heute in beruflichen Führungspositionen sitzen, die es ihnen ermöglichen, unsere schulischen Projekte zu fördern.

Was ist mit den „normalen“ Berufsorientierungsmaßnahmen?

Wir bieten natürlich ein umfassendes und über alle Jahrgangsstufen verteiltes Berufsorientierungsprogramm an unserer Schule an. Dazu gehören klassische Maßnahmen wie zum Beispiel der Stärkenparcours in Jahrgangsstufe 7, der Besuch des Berufsinformationszentrums (BIZ) in Jahrgangsstufe 8, die Berufspraktika in Klasse 8 und 9 oder die Berufsberatung der Agentur für Arbeit, die bei uns für die Jahrgänge verpflichtend ist. Ich halte es für enorm wichtig, dass im Bereich Berufsorientierung die notwendigen Schritte altersgerecht aufeinander aufbauen und ineinandergreifen, nur so kann eine bestmögliche Orientierungshilfe gelingen. Darüber hinaus bieten wir auch besondere Orientierungsformate zum Beispiel in Form unserer ‚Ausbildungsbotschafter‘ an. Dank der Unterstützung der IHK haben unsere Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich mit Auszubildenden persönlich auszutauschen, um auf diesem Weg konkrete Einblicke in deren Ausbildungsalltag zu erhalten.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die alle zwei Jahre stattfindende Ausbildungsmesse?

Eine sehr große, denn sie ermöglicht eine direkte Kontaktaufnahme zu den Firmen und liefert die Informationsbeschaffung über Praktikums– und Ausbildungsmöglichkeiten. Die Teilnahme an der Messe ist für die Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 unserer Gemeinschaftsschule verpflichtend und der Besuch wird im Unterricht vor- und nachbereitet.

In welcher Form?

Die Schülerinnen und Schüler erstellen im Vorfeld einen Fragenkatalog, mit dem sie gut vorbereitet auf die Aussteller zugehen können. Sie wissen schon frühzeitig, welche Betriebe anwesend sein werden und haben die Gelegenheit zu recherchieren, was der Betrieb genau macht und welche Ausbildungsplätze er anbietet. Beim Messerundgang erhalten sie Stempel von den Betrieben, die sie besucht haben, und die gesammelten Informationen werden dann im Unterricht nachbereitet. Die anderen Jahrgangsstufen sind natürlich ebenfalls immer herzlich willkommen und wir freuen uns auch sehr, wenn die Eltern ihre Kinder begleiten und unterstützen.

Apropos Rolle der Eltern bei der Berufswahl. Wie ist das Interesse der Eltern an der Berufsinformationsmesse?

Wir merken auf jeden Fall immer wieder, wie wichtig die elterliche Begleitung ist und appellieren schon im Vorfeld an den Elternabenden, übrigens auch mit Hilfe unseres Berufsberaters, an die Eltern, ihre Kinder beim Berufswahlprozess zu begleiten. So eine wichtige Entscheidung wie die Berufswahl kann die Schule alleine nicht auffangen.

Wenn Sie sich bezüglich des BO-Unterrichts an Schulen etwas wünschen dürften, was wäre das?

Ich würde mir einfach mehr Stunden wünschen. Grundsätzlich bin ich aber mit unserem Programm zufrieden und wir werden weiter daran arbeiten, dass, gemäß unseres Berufsorientierungscurriculum, die Berufsorientierung noch stärker in alle Fächer implementiert wird, um die BO an der GMS-Kronshagen noch erfolgreicher weiterzuentwickeln.

Wir bedanken uns für das Gespräch!

TEXT Anja Nacken
FOTO Michael Ruff