Oliver Schmidt-Gutzat, Bürgermeister der Kreisstadt Heide, über Heides Leuchtkraft bei Erneuerbaren Energien, die Rückkehr in den Norden und den Charme der Heider
Oliver Schmidt-Gutzat hat die Welt gesehen – als Jurist war er viele Jahre bei internationalen Organisationen auf dem Balkan und in Afghanistan tätig. Irgendwann dann holte es ihn ein – das Heimweh! Und so verliebte er sich bei einem Heimatbesuch in die Kreisstadt Heide, denn „hier ist Leben, hier ist Charakter“, schwärmt er. Wie es dazu kam, was die Stadt auszeichnet und welche Perspektiven der Bürgermeister für die prosperierende Region sieht, erzählt er uns von ME2BE.
Herr Bürgermeister, seit dreieinhalb Jahren haben Sie dieses besondere Amt in Heide inne. Aufgewachsen sind Sie im eineinhalb Stunden entfernten Preetz. Was verbindet Sie mit Heide?
Schleswig-Holstein und die Menschen. Mit 19 Jahren verschlug es mich zunächst nach Lübeck, anschließend nach Hamburg und Saarbrücken – gefolgt von 15 Jahren auf dem Balkan und in Afghanistan. Irgendwann packte mich das Heimweh nach Schleswig-Holstein. Ich entdeckte Heide und zog – frisch mit dem Amt des Bürgermeisters betraut – hierher.
Weshalb wollten Sie überhaupt Bürgermeister werden?
Von Haus aus bin ich Jurist. Über die Jahre habe ich bei internationalen Organisationen viele Erfahrungen im Bereich Menschenrechte und Rechtsstaatsprinzip sammeln können. Während meiner Zeit auf dem Balkan hatte ich immer wieder mit Ministern und Bürgermeistern zu tun. Daraus resultiert mein Interesse an der Arbeit des Bürgermeisters.
Was fasziniert Sie an diesem Amt, und mit welchen Herausforderungen müssen Sie als Person der Öffentlichkeit umgehen?
Ich finde es toll, vor Ort mitzugestalten und die Ergebnisse unmittelbar sehen zu können. Die meisten Herausforderungen entstehen aus den Anforderungen unserer Zeit: Digitalisierung, Energiewende und nicht zuletzt die Erwartungen, die die Menschen zu Recht an eine lebenswerte Stadt haben. Uns ist wichtig, den Erwartungen gerecht zu werden, die Modernisierung der Stadt voranzutreiben und die Bürgerinnen und Bürger an solchen Prozessen zu beteiligen.
Kommunikation spielt dabei eine wesentliche Rolle. Wie versuchen Sie, junge Menschen zu überzeugen?
Neben unserer Webseite nutzen wir Facebook und Instagram. Jugendliche brauchen auch ihre eigenen Kanäle. Würden wir Älteren deren Kanäle überfrachten, bin ich überzeugt davon, dass sie sich andere suchen würden. Da müssen wir immer wieder den Mittelweg finden und dosierte Präsenz zeigen, die wir zukünftig leicht ausbauen möchten.
Politikerinnen wie Annalena Baerbock nehmen ihre Follower bei Instagram mit und geben ihnen konkrete Einblicke in ihre tägliche politische Arbeit. Kommt das für Sie in Frage?
Es kommt vor, dass meine Facebook-Posts auch bei Instagram gepostet werden. Von mir gibt es stets einen Wochenbericht, den ich relativ neutral und nüchtern halte. Ich weiß, dass das nicht jedermanns Geschmack ist, aber ich halte es für falsch, sich sprachlich zu verstellen. Ich berichte oder gebe auch mal Einblicke im Bildformat, beispielsweise vom Elbfest. Es sollte immer authentisch sein. In einer relativ kleinen Stadt wie Heide bin ich direkter Ansprechpartner und spreche viel mit jungen Bürgerinnen und Bürgern.
Was sagt Ihr Sohn dazu, dass sein Vater Bürgermeister ist?
Was er so mitbekommt – Vater Bürgermeister, Mutter Diplomatin – findet er erstaunlich. Er ist politisch sehr interessiert. Ich finde es natürlich schön, dass er sich für Politik und Jura interessiert. Ich finde es aber auch wichtig, ihm nach der Schule Zeit zu geben, um herauszufinden, was er machen möchte.
Welche Perspektiven bietet Heide jungen Menschen?
Heide ist sehr familienfreundlich und die Landschaft äußerst ansprechend. Wir haben das Meer und die Natur in der Nähe und auch die Innenstadt ist grün. Aktuell tut sich eine ganze Menge im Bereich Erneuerbare Energien. Ich halte es für eine spannende Herausforderung, mich zu fragen, wie sieht Heide 2030, 2045 aus? Arbeitet man in der Verwaltung, kann man daran konkret mitwirken und mitgestalten – ob direkt bei der Städteplanung oder indirekter bei Veranstaltungen, im Bereich Verkehrsräume oder auch in aktuell entstehenden Bereichen.
Meinen Sie damit die Pläne zur Entstehung einer Batteriefabrik der Firma Northvolt bei Heide?
Genau, da sind gerade große Investitionen im Bereich der Batteriezellenfertigung für Elektroautos geplant. Natürlich auch mit dem Anspruch, umweltfreundlich zu produzieren und zu entsorgen – umweltfreundlicher als es derzeit der Fall ist. Die Herstellung von Batterien ist sehr energieintensiv. Northvolt möchte für den Großteil der benötigten Energie Windenergie nutzen und das ist es, was wir hier bieten. Wir möchten die Wertschöpfung bei uns vor Ort schaffen.
Was bedeutet das konkret für die jetzigen und künftigen Bewohnerinnen und Bewohner von Heide, wenn der Bedarf an Wohnraum und Kitaplätzen steigt?
In der Ansiedlung eines so großen Unternehmens bei der Stadt liegt eine große Chance für die Stadtentwicklung. Die neuen Einwohnerinnen und Einwohner verteilen sich auf die Region. Zudem eröffnet ein solch großes Unternehmen vielen die Möglichkeit, hierzubleiben, weil neue Arbeitsplätze entstehen, die vorher nicht oder wenig in der Region angeboten wurden – beispielsweise im Ingenieurbereich. So eine Ansiedlung erzeugt auch häufig Folgeansiedlungen anderer Firmen. Wir bekommen momentan fast wöchentlich Anfragen. Diese Entwicklungschancen wollen wir nutzen, am Puls der Zeit bleiben und Heide noch familienfreundlicher gestalten.
Was treibt weitere Unternehmen an, sich für einen Standort bei Heide zu interessieren?
Neben den Erneuerbaren Energien sind es auch die Synergien, die sich ergeben. Die meisten Anfragen sind jedoch aus dem Bereich Erneuerbare Energien. Wir als Region treffen letztlich die Auswahl.
Ist Heide als Leuchtturmstandort für Erneuerbare Energien denkbar?
Tatsächlich sind wir von der Landesregierung neben weiteren Regionen als Innovationszentrum ausgerufen. Die Auszeichnung zeigt die Attraktivität unseres Standorts, sie wird unsere Bekanntheit steigern und so auch junge Menschen mit ihren Familien anziehen. Neben Windenergie sind wir ja auch in der Erforschung und Entwicklung von Wasserstoff tätig und bewerkstelligen den Umbau einer ganzen Raffinerie auf Wasserstoff und künstliches Kerosin. Der Anspruch der Firma Northvolt an die Landesregierung ist, dass man mit dem Zug unter einer Stunde von Heide nach Hamburg kommt. Gerade solch eine optimierte Anbindung macht Heide auch für junge Menschen attraktiver.
Was tun Sie noch, um junge Menschen von Heide zu überzeugen?
Als Arbeitgeber bieten wir als Stadt die Möglichkeit, ein- bis zweimal in der Woche vom Home Office aus zu arbeiten – auch schon vor Corona. Wir möchten pendelnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, weniger fahren zu müssen und generell die technischen Möglichkeiten mehr zu nutzen. Im Zentrum der Stadt entsteht zudem gerade ein Co-Working-Space mit angebundenem Pop-up-Store. Junge Menschen erreichen wir auch durch unsere enge Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Westküste – zum Beispiel wenn Abschlussarbeiten zu Themen wie Markenbildung oder Attraktivität der Innenstadt entstehen. Von der Fachhochschule werden auch Befragungen durchgeführt, die sich unter anderem der Frage widmen: Was wünschen sich junge Menschen von einer attraktiven Innenstadt? Inzwischen haben wir Studierende aus ganz Deutschland und freuen uns über einen guten Ruf.
Welchen Fußabdruck möchten Sie als Bürgermeister von Heide einmal hinterlassen?
Heides Flair und die Menschen haben es mir von Anfang an angetan. Ich mag auch Heides Eigenständigkeit, dass die Stadt für sich steht. Hier ist Leben, hier ist Charakter. Ich möchte für die Digitalisierung und eine bürgernahe Verwaltung stehen und wünsche mir, dass man viele Dienstleistungen auch digital nutzen kann. Ich möchte den Menschen in Heide ein gutes Leben und gute Arbeit ermöglichen. Nächstes Jahr beginnen wir mit dem Bau eines Schulzentrums für 1300 Schülerinnen und Schüler. Das ist für mich wichtig: Gute Bildung, ein passendes Kitaangebot und auch die Möglichkeit, nach der Schule in der Region zu bleiben oder später zurückkommen, weil es hier genug gute Jobperspektiven gibt.
Welche Unternehmen spielen in Heide eine große Rolle?
Im Halbleiterbereich gibt es ein erfolgreiches Unternehmen; das gilt auch für eine Firma, die Wasserpumpen in die ganze Welt liefert. Ehemalige Studierende sind im Bereich der Produktionsüberwachung durch Kameras ebenfalls erfolgreich tätig. Vor allem das Westküstenklinikum bietet viele attraktive Arbeitsplätze und ist mit 2000 Angestellten der größte Arbeitgeber. Zusätzlich gibt es zahlreiche Handwerksbetriebe.
Was macht den typischen Heidener aus?
Der typische Heidener sagt von sich, dass er sehr speziell ist und ein bisschen zugeknöpft – Westküste eben. Ich muss aber sagen, dass das so gar nicht stimmt, denn die Menschen sind eigentlich wahnsinnig aufgeschlossen, aber auch direkt, wie alle Schleswig-Holsteiner. Hier gilt ein Wort und man kann sich darauf verlassen.
Die Azubis des Bürgermeisters über ihre Ausbildung in der Verwaltung
ERZÄHL MAL…
Magnus (21) ist im 2. Jahr seiner Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Heide
Ich kann jedem nur raten, ein Praktikum in einer öffentlichen Verwaltung, der Kommune, dem Kreis oder einem Amt zu absolvieren.
„In Zukunft würde ich am liebsten einer Tätigkeit im Rechnungsprüfungsamt der Stadt Heide nachgehen. Dafür geeignete Eigenschaften wie Detailversessenheit, Integrität und Geduld bringe ich mit. Schülerinnen und Schülern, die ebenfalls an eine Ausbildung im Verwaltungssektor denken, rate ich: Wenn man etwas über die Verwaltung lernen will, sollte man alles vergessen, was man über die Verwaltung zu wissen glaubt. Ich kann jedem nur raten, ein Praktikum in einer öffentlichen Verwaltung, der Kommune, dem Kreis oder einem Amt zu absolvieren. Neben den abwechslungsreichen und so gar nicht verstaubten Tätigkeiten bei der Verwaltung schätze ich besonders die Sicherheit und Perspektive, die mir der öffentliche Dienst bietet. Die Unsicherheit der freien Wirtschaft erscheint mir dagegen weniger attraktiv. Nachdem ich mein Abitur am Hermann-Tast-Gymnasium in Husum absolviert hatte, stand für mich fest, dass der Ausbildungsplatz auch mit dem Umzug in eine andere Stadt verbunden sein würde. Ich denke, die Identifikation – gerade in einer Kommunalverwaltung – fällt viel leichter, wenn die Arbeit die Stadt betrifft, in der man selbst lebt, in der man eine lokale Identität besitzt. Als ich im Rahmen meiner Ausbildung bei der Bauverwaltung eingesetzt wurde, konnte ich so besser mitreden, weil ich die Straßen und Orte kannte. Die Betreuung innerhalb der Ausbildung empfinde ich als vorbildlich. Die Verantwortlichen betreuen mich umfangreich, gehen auf mich zu, stehen bei Fragen immer zur Verfügung und binden Auszubildende aktiv ein. Wenngleich mir alle Aufgaben zusagen, gefällt mir der Lernbericht, der am Ende eines jeden Praxisblocks ansteht, am besten. Die Herausforderung, das Erlernte strukturiert und verständlich dar- und den Verantwortlichen vorzustellen, bereitet mir viel Freude. Wenn ich Zeit habe, erkunde ich die grüne Stadt und ihre Umgebung – am liebsten zu Fuß oder per Fahrrad. Für die Zukunft wünsche ich mir, ein duales Fachhochschulstudium an der FHVD in Kiel und bei der Stadtverwaltung Heide anzuschließen.”
Christoph (22), im 2. Lehrjahr seiner Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Heide
Das Arbeitsklima im Rathaus ist in meinen Augen perfekt, und der Umgang sehr respektvoll.
„Nach meinem Realschulabschluss an der GMS Tellingstedt 2016 habe ich eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei der Firma Schorisch in Wesseln, einem Großhandelsbetrieb für Holz- und Baustoffe, absolviert. Während meiner dortigen Tätigkeit wurde mir jedoch bewusst, dass ich diesen Beruf nicht mein Leben lang machen möchte. Also suchte ich nach einer neuen Aufgabe. Durch meine ältere Schwester, die als Verwaltungsfachangestellte im nahegelegenen ‚Amt Eider‘ beschäftigt ist, kam das Interesse an dieser Arbeit, und ich habe mich als Verwaltungsfachangestellter beworben. Meines Erachtens bietet die Arbeit im öffentlichen Dienst viele Vorteile. Neben einem flexiblen Arbeitszeitsystem und der Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz sind Verwaltungsfachangestellte in vielen Institutionen gesuchte Fachkräfte. Das empfinde ich als vorteilhaft. Der Einsatz im Bereich ‘Öffentliche Sicherheit’ – also das Ordnungsamt – hat mir bisher am besten gefallen. Da wir laut unserem Ausbildungsplan noch viele Stationen durchlaufen werden, kann ich heute noch nicht sagen, für welchen Fachdienst ich mich am Ende entscheiden werde. Mein Lieblingsfach in der Berufsschule ist Rechnungswesen. Obwohl ich kein Mathegenie in der Schule war, kann ich von meiner ersten Ausbildung profitieren und der Erfolg motiviert mich sehr. Das Arbeitsklima im Rathaus ist in meinen Augen perfekt, und der Umgang sehr respektvoll. Unsere Ausbilderinnen und Ausbilder nehmen sich Zeit, um uns in die Arbeitsschritte einzuweisen und zusätzliche Maßnahmen, wie beispielsweise der anstehende Besuch eines sogenannten ‚Escape Room‘, sind in meinen Augen zeitgemäße, teamfördernde Maßnahmen, die ein modernes Verwaltungssystem unterstützen. Meine Ausbildungszeit werde ich in vollem Umfang ausschöpfen, weil ich es als sinnvoll erachte, so viele Dinge wie möglich von erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu lernen, die mir später in der Praxis hilfreich sein könnten.“
Alina (19) absolviert eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Heide
An der Ausbildung in der Stadtverwaltung hat mich insbesondere die Tatsache gereizt, dass ein Beruf im öffentlichen Dienst relativ krisensicher ist.
„Ich komme aus Linden und bin in der benachbarten Stadt Heide auf die Gemeinschaftsschule gegangen. Danach war ich zwei Jahre am BBZ und habe dort meine Fachhochschulreife erworben. Ich hätte noch ein Jahr bis zum Abitur, aber durch das belastende Online-Schooling während der Pandemie stand für mich fest: Es ist an der Zeit, eine Ausbildung zu beginnen! Durch meine positiven Praktikumserfahrungen im Bereich Bürowesen lag der Schluss nahe, mich in diese Richtung zu bewerben. An der Ausbildung in der Stadtverwaltung hat mich insbesondere die Tatsache gereizt, dass ein Beruf im öffentlichen Dienst relativ krisensicher ist. Es ist mir bewusst, dass sich eine Ausbildung bei der Stadtverwaltung für manche ziemlich langweilig anhört, aber das ist sie ganz und gar nicht. Im Gegenteil! Allein schon nach meinen ersten Stationen in der ‚Bußgeldstelle’ und im Bereich ‚Soziale Sonderleistungen’, wurde mir bewusst, wie vielfältig und nah an menschlichen Bedürfnissen diese Aufgaben tatsächlich sind. Zum Ende des ersten Ausbildungsjahres bekomme ich nun Einblicke in den Bereich ‚Gebäudemanagement’. Kürzlich konnte das traditionelle Fest ‚Heider Marktfrieden’ wieder stattfinden. und wir mussten die Nutzungsbedingungen der Turnhallen für die Aussteller prüfen. Eine interessante und verantwortungsvolle Aufgabe, die zeigt, dass wir nicht nur ausschließlich im Büro sitzen. Durch die Außentermine bekommt man eine ganz andere Sichtweise auf die Zusammenhänge, die das Funktionieren einer städtischen Struktur garantieren. Übrigens eine Tatsache, die ich mittlerweile auch in meiner Freizeit nicht außer Acht lassen kann. Jetzt, da ich weiß, dass sich zum Beispiel der Erhalt von Denkmälern und Brunnen nur durch gemeinschaftliches Handeln sichern lässt, gehe ich mit anderen Augen durch unsere Stadt.”
Jule (20) absolviert ein duales Studium Bauingenieurwesen bei der Stadt Heide und an der Fachhochschule Kiel
Die Stadt Heide als Ausbilder ist vorbildlich.
„Mein Abitur habe ich am Gymnasium Hohe Geest in Hohenwestedt absolviert. In der zwölften Klasse besuchte ich verschiedene (Fach-)Hochschultage in Kiel, Dresden und Hannover. Dort schaute ich mir mehrere Unis und FHs an und besuchte auch Probevorlesungen – das war wirklich hilfreich. Dadurch hat sich bei mir herauskristallisiert, dass mein Studium eher in die Ingenieursrichtung gehen soll und so habe ich mich für den Studiengang Bauingenieurwesen entschieden. Physik hatte ich übrigens nach der neunten Klasse abgewählt. Doch Bauphysik hat nicht viel mit Schulphysik zu tun. Mathe lag mir in der Schule, deshalb habe ich mir da keine großen Sorgen gemacht. Aber selbst mit schlechteren Noten in Mathe hätte ich dieses Studium versucht. Ich finde es spannend, dass man als Bauingenieur Projekte plant, die tatsächlich gebaut werden. Außerdem begeistert mich, wie viele Aspekte die Planung mit sich bringt und dass man sich in diverse Richtungen spezialisieren kann. An der FH Kiel entdeckte ich damals das industriebegleitende duale Studium Bauingenieurwesen. Viel Zeit blieb mir nicht mehr, einen dualen Partner zu finden. Die Stadt Heide hatte ihre Ausschreibung gerade veröffentlicht und dann fügte sich alles. Während des Semesters besuche ich an vier Wochentagen die Hochschule und freitags bin ich bei der Stadt Heide tätig. Dort verbringe ich zusätzlich die Semesterferien in Vollzeit. Die an der FH erlernte Theorie, kann ich direkt bei der Arbeit anwenden. Teilweise begegne ich bei der Ausbildung in der Stadt auch Inhalten, die im Studium erst später behandelt werden. Außerdem lerne ich das reale Arbeitsleben kennen, erhalte Routine und eine Vergütung – da lohnt sich der erweiterte Workload im Vergleich zu einem nicht dualen Studium. Die Stadt Heide als Ausbilder ist vorbildlich. Einmal im Monat habe ich ein Feedback-Gespräch mit meinem Ausbildungsleiter, gewinne Einblicke in diverse Projekte und darf viel mitarbeiten. Bei der Stadt interessieren mich besonders Aufgaben, die im Bereich Projektleitung liegen, denn ich übernehme gerne Verantwortung. An der FH gefallen mir die praxisnahen Projektarbeiten am besten. Ich mag es lieber, an realen Gebäuden zu arbeiten, als abstrakte Bauteile zu bemessen.“
Claudia (22) ist im 2. Jahr ihrer Ausbildung zur Verwaltungswirtin bei der Stadt Heide
Bei der Stadt Heide fühle ich mich wohl; man hat mit allen fast familiären Kontakt und erlebt eine besondere Hilfsbereitschaft.
„Bevor ich meine Ausbildung zur Verwaltungswirtin bei der Stadt Heide begonnen habe, hatte ich am BBZ in Heide eine Ausbildung zur kaufmännischen Assistentin absolviert und meine Fachhochschulreife erworben. Die Ausbildung zur Verwaltungswirtin umfasst zwei Jahre und findet blockweise abwechselnd bei der Stadt und an der Verwaltungsakademie Bordesholm statt. Für diese Ausbildung habe ich mich entschieden, weil ich mich weiterentwickeln möchte. Außerdem war es mir wichtig, meine Talente im Beruf einbringen zu können: meine strukturierte Arbeitsweise, meine Vorliebe für Organisation und meine kommunikativ-offene Art. Ich wurde in Spanien geboren und bin dort aufgewachsen, deshalb war es mir wichtig, einen Beruf zu finden, in dem ich viel mit Menschen zu tun habe. In erster Linie hat mich mein Freund bei diesem Schritt unterstützt und mich auf die Idee gebracht, nach einer Ausbildung im öffentlichen Dienst zu suchen. Zuvor hatte ich einige Semester Tourismusmanagement studiert, jedoch wurde das Studium aufgrund der Pandemie in den Online-Unterricht verlagert, da war mir die Ausbildung lieber und erfüllte meinen Wunsch nach einer Verbindung von Praxis und Theorie. Meine Eltern arbeiten im Tourismussegment. So wurde mir schon früh bewusst, dass auch ich eine Bürotätigkeit anstreben möchte. Die Ausbildung ist genau das Richtige für mich, wenngleich ich nicht gedacht hätte, dass man in der Schule mit so vielen Rechtsvorschriften zu tun hat. Wenn man das Lernen jedoch kontinuierlich fortsetzt, ist das kein Problem. Bei der Stadt Heide fühle ich mich wohl; man hat mit allen fast familiären Kontakt und erlebt eine besondere Hilfsbereitschaft. Bislang habe ich in drei Abteilungen gearbeitet, wobei es mir im Bürgerbüro am besten gefallen hat. Die Abteilung ist sehr kommunikativ, ich begegne vielen Menschen und Aufgaben: das Ausstellen von Ausweisdokumenten und Führungszeugnissen hat mir gefallen. Das ist ein Bereich, in dem ich mir eine dauerhafte Tätigkeit gut vorstellen könnte. In der Schule liegt mir das Thema Privatrecht besonders, weil ich hierbei auch etwas für mein eigenes Leben lerne, beispielsweise auf dem Gebiet des Mietrechts. Zum Ausgleich tanze ich gerne Zumba oder Step-Aerobic oder unternehme etwas mit meinem Freund oder meiner besten Freundin. An der Stadt Heide, in der ich auch wohne, schätze ich, dass alle sehr offen sind und man sich auf der Straße grüßt.“
Mayelle (28) absolviert das duales Studium Public Administration/Allgemeine Verwaltung bei der Stadt Heide und an der FHVD in Altenholz
Heide kannte ich nur als Urlaubsort, aber inzwischen wohne ich hier und schätze die Stadt sehr.
„Mein Abitur habe ich am RBZ in Itzehoe absolviert. Gerade befinde ich mich im siebten Trimester meines dreijährigen dualen Studiums Public Administration/Allgemeine Verwaltung. Im ersten Jahr liegt der Fokus auf der Theorie, im zweiten und dritten Jahr wechseln sich Trimester aus Theorie an der FHVD in Altenholz und Praxis bei der Stadt Heide ab. Vorher hatte ich eine Zeit lang Pharmazie studiert, doch die Arbeit im Labor konnte ich mir langfristig nicht vorstellen. Dadurch, dass ich im privaten Umfeld zufällig die Arbeit eines Rechtspflegers mitbekam, beschäftigte ich mich mit der Ausbildung und stieß bei meiner Recherche auf mein jetziges Studium. Ich bin mit meiner Studienwahl sehr zufrieden, da ich immer auf der Suche nach einem allgemeinen Studium war, das mir die Möglichkeit gibt, nach dem Abschluss in vielen Bereichen arbeiten und mich dann spezialisieren zu können. Mich spricht die vielfältige Mischung aus Büroarbeit, Beratung und Außenterminen an. Bislang habe ich während meiner Ausbildung die Finanzabteilung und die Bauverwaltung durchlaufen und sehr abwechslungsreiche Aufgaben erlebt. Die Theorie setzt sich vorwiegend aus Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zusammen. Mich überrascht, dass sich die Wirtschaftswissenschaften als mein Lieblingsfach herausgestellt haben. Die Stadt Heide ist ein vorbildlicher Ausbilder und legt viel Wert auf das Feedback der dualen Studierenden und Azubis. Ich schätze sehr, dass meine Aufgaben analytische Fähigkeiten fordern und mag es, einen Fall oder eine Geschichte vor mir zu haben, sie zu analysieren und eine Lösung zu finden. Neben den analytischen Fähigkeiten sollte man Empathie und Verantwortungsbewusstsein mitbringen. Gerade als gebürtige Brasilianerin, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, finde ich es wichtig, dass die Menschen verstehen, was hinter den Beschlüssen der Stadt steht, in der sie leben. Heide kannte ich nur als Urlaubsort, aber inzwischen wohne ich hier und schätze die Stadt sehr. Sie ist keine Großstadt, trotzdem gibt es hier viele Aktivitäten für junge Menschen. Ob ich nach meinem Studium den Master anschließen möchte, überlege ich noch. Wenn ich nicht studiere oder arbeite, spiele ich gerne Volleyball, besuche meine Familie oder Konzerte; außerdem reise ich gerne mit meinem Freund und interessiere mich für Sprachen. Als nächstes würde ich gerne einen Gebärdensprachkurs absolvieren.“
TEXT Sophie Blady, Kristina Krijom, Anja Nacken
FOTO Stadt Heide, Michael Ruff, Sophie Blady
Mehr zur Stadt Heide in unserem HIERGEBLIEBEN-Magazin und auf ME2BE.
Dieser Beitrag ist auch in der HIERGEBLIEBEN-Ausgabe 2022/02 erschienen. Zum nächsten Artikel mit Bärbel Reimers, die über die Ausbildung bei der Stadt Heide spricht, geht es hier.