Das Kennenlern-Event an der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule in Kiel
Am Siegeltag * der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule (FJS) stehen nicht Mathe, Deutsch und Religion auf dem Stundenplan der Schülerinnen und Schüler der 10 a und 10 b, sondern ein gemeinsames Frühstück mit Vertretern von sechs namhaften Unternehmen aus Kiel. In entspannter Atmosphäre mit frisch gebrühtem Kaffee, knackigen Brötchen, Käse, Honig, Wurst und Marmelade lernen die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen potenzielle Arbeitgeber kennen. Es sind Repräsentanten der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH), der Stadtwerke Kiel, der ThyssenKrupp Marine Systems GmbH, der DEHOGA Schleswig-Holstein, der Bäckerei Günther und der Bartels-Langness Handelsgesellschaft mbH & Co. KG anwesend. Alle Mitarbeiter der sechs Unternehmen bekommen im 20-Minuten-Takt die Möglichkeit, sich mit einer kleinen Gruppe Schülerinnen und Schüler auszutauschen und die Jugendlichen mit ihrer Begeisterung für ihre Tätigkeit und für das Unternehmen zu überzeugen.
Das erste Date
„Mit dem BOM-Dating wollen wir den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, in entspannter Atmosphäre Erfahrungen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen und Gespräche, die auf der BOM begonnen haben, zu vertiefen”, erklärt Organisatorin und Lehrerin Margrit Gebel. Mit den Worten „Es ist ein Dating, traut euch Fragen zu stellen und nutzt eure Chance!”, eröffnet sie die Veranstaltung und bittet zum Gespräch.
Das gemeinsame Frühstück versteht sie als Auftakt für eine Veranstaltungsreihe, bei der Schülerinnen und Schüler diejenigen Unternehmen, die auf der Messe und im Messemagazin „Mein BOM Book” präsent sind, besser kennenlernen. Das erklärte Ziel sei es, Hemmungen abzubauen und eine gewisse Sicherheit im Umgang mit potenziellen Arbeitgebern zu entwickeln. Aus Erfahrung weiß sie, wie groß der Respekt vor neuen Situationen für viele Schülerinnen und Schüler tatsächlich ist. „Wir haben die Jugendlichen daher heute mit dem Frühstück überrascht und werden in der Nachbereitung die Betriebe mit Hilfe des digitalen Berufsorientierungsportals DIGI:BO genauer unter die Lupe nehmen. Geplant ist, zu erarbeiten, welche Ausbildungsberufe die anwesenden Unternehmen anbieten und anhand des Ratgebers ein mögliches Bewerbungsgespräch und die dazugehörigen Unterlagen vorzubereiten”, so Margit Gebel. Denn ebenso wie ME2BE versteht sie Berufsorientierung als Lebens-, Welt- und Wertorientierung. Wichtig ist ihr vor diesem Hintergrund, dass die Schülerinnen und Schüler eigene berufliche Perspektiven entwickeln und auch Einblicke in Firmen bekommen, die ihnen im Vorfeld noch nicht präsent waren.
Eindruck hinterlassen
Wer kommt an? Wer und was bleibt im Gedächtnis? Und wo gehen ungeahnte Türen auf? Das BOM-Dating ist eine Veranstaltung, bei der alles möglich ist. Wer am Ende mit einem Praktikumsplatz nach Hause geht oder ob sogar eine Ausbildungsstelle winkt, weiß keiner der Teilnehmenden im Vorfeld – das BOM-Dating ist eine Chance für beide Seiten. „Bei einem gemeinsamen Frühstück sind die Gespräche viel persönlicher und intensiver als auf der Messe, das gefällt mir. Ich habe heute beispielsweise erfahren, dass ich auch mit einer Ausbildung mein Fachabitur erlangen kann und in vielen Berufen gute Aufstiegschancen mit attraktiven Lohnerhöhungen möglich sind. Das hat mir die Augen geöffnet, und ich werde meinen Plan, nach der Schule ans RBZ zu gehen, auf jeden Fall nochmal überdenken”, erfahren wir von der 16-jährigen Janne. Wie groß die Erwartungshaltung von Eltern, Freunden und Familie oft ist, weiter zur Schule zu gehen, weiß auch Cem Selvi, Ausbildungsleiter bei ThyssenKrupp Marine Systems. Er hat sich für eine Ausbildung entschieden und schildert den Schülerinnen und Schülern seinen eigenen Lebensweg. Dabei legt er offen, welche Chancen ein Ausbildungsberuf bietet und wie der Aufstieg bei einem Weltmarktführer wie ThyssenKrupp aussehen kann. Seine lockere Art kommt bei den Jugendlichen gut an und sorgt für Denkanstöße. Ryan, der eigentlich plant, weiter zur Schule zu gehen, verrät uns: „Cem Selvi hat einen sehr sympathischen Eindruck bei mir hinterlassen, und ich könnte mir gut vorstellen, eine Ausbildung bei dem Unternehmen zu absolvieren.” Wie bemüht die Ausbilder sich oft um das Wohlergehen der Azubis kümmern und dass der Einstieg ins Berufsleben über eine Ausbildung nicht unbedingt ein Sprung ins kalte Wasser sein muss, verdeutlicht Jörg Homfeldt, Ausbildungsmeister bei den Stadtwerken Kiel. Ihm ist es wichtig, das Teamgefühl und das Vertrauensverhältnis zwischen den Ausbildern und den Auszubildenden hervorzuheben, um den Schülerinnen und Schülern die Angst vor dem unbekannten Neuen zu nehmen. Bestätigen kann dies Azubi Jan Hendrik. Er ist im zweiten Ausbildungsjahr und freut sich, heute Fragen zu seiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik zu beantworten. „Ich bin selber noch nicht lange aus der Schule raus und weiß, wie wichtig es für Schülerinnen und Schüler ist, Orientierung zu finden. Da ich auch weiß, wie aufgeregt viele Jugendliche auf den Messen sind, finde ich eine entspannte Atmosphäre sehr wichtig“, betont er.
Das matched
Doch wer konnte am Ende überzeugen? Für wen hat sich eine Tür geöffnet, die vielleicht den Beginn einer erfolgreichen beruflichen Karriere ebnet? Das Leuchten in den Augen von Greta aus der 10b verrät: Sie konnte ihre Chance nutzen. „Mir hat das BOM-Dating richtig gut gefallen und ich freue mich sehr über ein Praktikumsangebot bei den Stadtwerken Kiel. Überzeugen konnte ich mit ehrlichem Interesse über die Ausbildungsmöglichkeiten und vielen Fragen zum Praktikum.“ Dass auch die Personalleiter spannende Impulse für ihre Arbeit mit jungen Menschen mitnehmen konnten, erfahren wir von der ehemaligen Schülerin der Friedrich-Junge-Gemeinschaftsschule und heutigen Ausbildungsleiterin der GMSH Kim-Christin Haß: „Das BOM-Dating ist ein wirklich spannendes neues Format. Als Unternehmen konnten wir uns bei Kaffee und Brötchen auf Augenhöhe mit den Schülerinnen und Schülern unterhalten und auch mal über private Interessen und Themen quatschen. So entsteht Raum für neue Ideen auf einer emotionalen zwischenmenschlichen Ebene, der auf einer Messe oder bei einem Bewerbungsgespräch meist verschlossen bleibt. Auch wir erfahren beim BOM-Dating, was die Jugendlichen beschäftigt und wie wir ihr Interesse am ehesten gewinnen können. Auch für uns als Unternehmen bringt dieses Format viele neue Erkenntnisse, die wir in unserem nächsten Bewerbungsverfahren berücksichtigen werden.”
Dass das BOM-Dating schon bald in die nächste Runde gehen wird, steht schon jetzt fest. Ob wieder gefrühstückt, gesnackt oder vielleicht sogar gespielt wird? Wir lassen uns überraschen.
TEXT und FOTO Sophie Blady
Anwesende Unternehmen:
Bäckerei Günther
thyssenkrupp
*(Anm. d. Red.: Die FJS ist eine zertifizierte Berufswahl-SIEGEL-Schule. Dies bedeutet, sie schließt z.B. Kooperationen mit Betrieben in der Region, organisiert schuleigene Berufsorientierungsmessen usw.)