Neue Impulse für die GGS

Neue Impulse für die GGS

Auf ein Wort mit dem Schulleitungsteam der Goethe-Gemeinschaftsschule – Markus Michalski und Daniel Schimmer

Seit nunmehr einem Jahr ist Daniel Schimmer kommissarischer Schulleiter an der Goethe-Gemeinschaftsschule. Wir treffen ihn heute im Austausch mit Markus Michalski, dem kommissarisch stellvertretenden Schulleiter, der selbst bereits im 17. Jahr an dieser Schule als Lehrer tätig ist. Wir möchten wissen: Auf welche Veränderungen hat sich die Schule mit der Neuzusammensetzung der Schulleitungsposition eingelassen? Wie sind ihre Eindrücke nach einem Jahr der Zusammenarbeit im Schulleitungsteam?

Markus Michalski ergreift als erster das Wort: „Was sich hier an der Goethe-Gesamtschule im letzten Jahr entwickelt hat? Ich glaube, Daniel, da bist in erster Linie Du gefragt. Wie waren denn deine Eindrücke aus einem Jahr vom ersten Tag an bis jetzt? Auf welche Veränderungen hat sich die Schule eingelassen? Was haben wir fortgeführt von dem, was wir schon vorher angestoßen hatten?” Und Michalski fragt persönlicher weiter: „Kannst Du auf den Punkt bringen, wie Du uns als Kollegium wahrgenommen hast?”

Daniel Schimmer muss gar nicht lange überlegen: „Da gibt es eine Bildungsstudie, die Hatti-Studie aus dem Jahr 2009, die besagt: ‚It’s the teacher that matters!’ Die Lehrperson ist ausschlaggebend für guten Unterricht. Bezugnehmend darauf muss ich sagen, dass es hier unglaublich viele sehr gute Lehrkräfte gibt. Das war das erste, was mir hier an der Schule aufgefallen ist.”

It’s the teacher that matters!

Teamspirit im Kollegium der GGS

Die Begeisterung über den Teamspirit innerhalb des Kollegiums lässt sich deutlich heraushören, wenn das Schulleitungsteam übereinstimmend berichtet, dass die Lehrkräfte, die an der Goethe-Gemeinschaftsschule arbeiten, in erheblichem Maße damit beschäftigt seien, sich in vielen Bereichen für ihre Schülerinnen und Schüler zu engagieren. Die Kolleginnen und Kollegen seien unglaublich gut ausgebildet und sie bildeten sich auch stetig fort. Markus Michalski selbst qualifiziert sich mit einem anderen Kollegen noch einmal weiter, um die Lehrberechtigung für Informatik zu erhalten, ein Schulfach, das an der GGS demnächst neu eingeführt wird. Die Schulleitung habe dafür Sorge zu tragen, dass entsprechend gut ausgebildetes Personal zur Verfügung stehe. „Damit setzen wir on top noch eine Qualifizierung auf das, was wir ohnehin schon seit Jahren tun”, sagt Markus Michalski.

Was macht eine gute Lehrperson aus?

Markus Michalski und Daniel Schimmer sehen sich an und werden sich schnell einig. Natürlich seien Weiterbildung, Qualifizierung für Ausbildungskräfte, Initiativen und das Engagement in unterschiedlichen Bereichen nennenswert. Beispielsweise habe man im musisch-ästhetischen Bereich in diesem Jahr große Erfolge erzielen können. Markus Michalski: „Wir haben gemerkt, wow, diese Kolleginnen und Kollegen, die arbeiten einfach wahnsinnig intensiv und engagiert für ihre Kinder, für ihre Schülerinnen und Schüler.” Und Daniel Schimmer ergänzt: „Das trifft aber auch auf alle anderen Bereiche dieser Schule zu. Es wäre nicht angemessen zu sagen, der- oder diejenige arbeitet ganz besonders vorbildlich. Darum geht es auch gar nicht, sondern es ist einfach ganz klar, dass alle hier an einem Strang ziehen und sagen: Wir sind Teil einer Mannschaftsschule.”

zwei sitzende Männer

Markus Michalski und Daniel Schimmer sind sich einig

Beziehung geht über alles

Dass sich das Kollegium untereinander versteht und gut zusammenarbeitet, ist sicher sehr lobenswert. Aber inwiefern profitieren Schülerinnen und Schüler davon? Für die gelte selbstverständlich das gleiche, sind sich Markus Michalski und Daniel Schimmer einig. Es kommt im Lehrer-Schüler-Verhältnis immer auf eine möglichst gute und vertrauensvolle Beziehung zueinander an. Da sei man sich mit dem Schulsozialarbeiter auch von der pädagogischen Seite her völlig einig. Daniel Schimmer formuliert es dann so: „Ein typisches Bild an dieser Schule ist, dass Sie eine Lehrkraft mit einem Schüler auf dem Schulhof sehen, die sich mit dem Kind oder dem Jugendlichen unterhält, ganz klassisch. Daran merkt man einfach, okay, hier geht es ganz viel um Beziehungsarbeit.”

Markus Michalski ergänzt: „Wenn wir erleben, wie zugewandt Lehrpersonen mit den Schülern umgehen und diese positiv bestärken, das ist natürlich etwas, das wir in unserer Feedbackkultur mit dem Kollegium genauso machen“. – „Genau”, hakt Daniel Schimmer ein: „Für uns als Schulleitungsteam ist das Kollegium unsere Klasse, (lacht).“ Und Markus Michalski hält ein leidenschaftliches Plädoyer für die Menschen, die hier arbeiten: „Nicht zuletzt unser Konzept, dass Klassenlehrkräfte ihre Klassen die vollen sechs Jahre begleiten, hat sich seit Jahrzehnten bewährt. Das ist nicht selbstverständlich. An der GGS finden sich hoch ausgebildete Leute, die professionell mit Kindern arbeiten. Das hier ist eine Expertenorganisation. Hier arbeiten Lehrkräfte, die mit Herz und Verstand jeden Tag hingehen und auf Augenhöhe ihre beste Arbeit für diese Schülerinnen und Schüler leisten.”

Schulentwicklung in post-pandemischen Zeiten

Wie sich Schule im Allgemeinen entwickelt und wie die Schulentwicklung der GGS sich auf die veränderten Bedingungen, nicht zuletzt auch aufgrund der Corona-Pandemie, eingestellt hat, möchten wir wissen. Dazu gibt das Schulleitungsteam eine recht pragmatische Einschätzung. Natürlich habe die Pandemie – nicht nur bei Kindern und Jugendlichen – Folgen gehabt, die sich auf das allgemeine Sicherheitsgefühl von Kindern und Elternhäusern ausgewirkt haben. Schule sei da eine ganz wichtige Konstante gewesen. „Wir waren ja immer verlässlich da”, sagt Daniel Schimmer.

Entweder vor Ort in der Schule oder man habe sich in Videokonferenzen gesehen, man habe miteinander gesprochen, sei intensiv im Kontakt gewesen. Dies setze man nunmehr in Präsenz kontinuierlich fort. Die Digitalisierung habe im Grunde die häuslichen Lebensbedingungen der Schülerinnen und Schüler noch einmal viel stärker in den Fokus der Schule gerückt. Wenn beispielsweise mehrere Kinder in einer Familie leben, aber nur ein digitales Gerät zur Verfügung steht, kann nur ein Kind am Video-Unterricht teilnehmen. Das andere halt nicht. „Hier haben wir die Kinder kontinuierlich in ihren Prozessen unterstützt und sind darauf eingegangen, was sie halt parallel zum Unterricht an Baustellen aufgemacht haben. Die Baustelle war und ist aber nicht hier vor Ort”, ist Markus Michalski überzeugt.

Schule muss ein sicherer Ort sein

Das Schulleitungsteam berichtet weiter, dass Schulentwicklung in den Jahren vor der Pandemie sich häufig allein auf den Unterricht, also die Vermittlung von Fachwissen, fokussiert habe. Der Fachunterricht sei natürlich nach wie vor das zentrale Element einer Schule. Darüber hinaus habe Schule jedoch zu berücksichtigen, dass die Welt sich in einem umfassenden gesellschaftlichen Wandel befindet. Zukunft sei nicht mehr in dem Sinne vorhersagbar. „Zukunft wird vielmehr von umfassenden Transformationsprozessen bestimmt sein“, sind sich Daniel Schimmer und Markus Michalski einig.

Diese unsichere Perspektive erfordere erwachsene Menschen, die damit umgehen können. Schülerinnen und Schüler müssten für diese Zeiten gewappnet sein. Dies sei letztlich die Herausforderung für die Schule von heute. Somit arbeite man an der GGS intensiv daran, fächerübergreifend die Kompetenzen und das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Auch Demokratiebildung und die Ausbildung der eigenen Urteilskraft gehörten dazu. Schule könne die Funktion eines sicheren Ortes übernehmen, an den sich die Kinder und Jugendlichen von heute auch 2040 noch erinnern werden und von dem sie profitieren sollten.

GGS der Zukunft – wichtiger Teil der Bildungslandschaft

Wie wird die Goethe-Schule der Zukunft aussehen? Das Schulleitungsteam wirkt zuversichtlich, wenn sie berichten, gemeinsam mit allen Beteiligten für diese Schule arbeiten zu wollen und eine Schule aufzustellen, die an diesem Standort weiter bestehen kann. In Zukunft werde die Schlüsselkompetenz Kreativität immer wichtiger, um Innovation und Integration fördern zu können. Dazu gehörten unter anderem auch neue Unterrichtskonzepte wie Selbstlernverfahren, Projektarbeit und die Vermittlung von Präsentationstechniken. Weiterhin gehöre aber auch dazu, dass sich Schulen dem Arbeitsleben öffnen – und auch umgekehrt, dass Betriebe und Organisationen sich den Schülerinnen und Schülern gegenüber öffnen. „Im Moment gehen da ganz viele Türen auf”, berichtet Daniel Schimmer. Und Markus Michalski führt weiter aus: „Wer glaubt, dass Bildung an der Tür zum Klassenzimmer und mit dem Schulabschluss aufhört, der hat ja den Job nicht verstanden!”

Damit wäre dann auch klargestellt, dass die Goethe-Gemeinschaftsschule der Zukunft ein wichtiger Teil einer umfassenden und ganzheitlich orientierten Bildungslandschaft sein möchte. Es gehe weniger darum, den Schülerinnen und Schülern beizubringen, wie man eine Steuererklärung verfasst – dies wird auch in Zukunft nicht das Ergebnis von sechs Jahren Schulzeit an der GGS sein. Vielmehr strebe man an, Schülerinnen und Schüler zu ermächtigen, sich auch in den folgenden 60 bis 70 Jahren ihrer Lebenszeit weiterzubilden und an der Gestaltung ihrer Lebenswirklichkeit aktiv beteiligen zu können. Und auf dieses Ziel arbeiten auch heute schon sehr viele Beteiligte hin.

Daniel Schimmer: „Ganz wichtig ist mir noch hervorzuheben, wie konstruktiv ich das Zusammenwirken von Schulleitung, Kollegium, Schüler- und Elternschaft, Unternehmen und anderen externen Partnern wahrnehme.“ Der amtierende Schulleiter lobt ausdrücklich: „Wir haben in der Zeit, in der ich neu an dieser Schule bin, unglaublich hart gearbeitet. Dieses tägliche Ringen um die richtige Entscheidung, die beste Lösung – das kann ich nach einem Jahr an dieser Schule sagen –, das ist an der Goethe-Gemeinschaftsschule schon ziemlich einmalig!”

TEXT Natascha Pösel
FOTO Henrik Matzen