Ein Gespräch mit dem stellvertretenden Schulleiter der  Goethe-Gemeinschaftsschule in Kiel, Markus Michalski

Ein Gespräch mit dem stellvertretenden Schulleiter der Goethe-Gemeinschaftsschule in Kiel, Markus Michalski

Seit 2007 engagiert sich Markus Michalski für die Goethe-Gemeinschaftsschule. Der seit 2009 im Schulleitungs-Team tätige Lehrer für Sport und Mathematik ist zudem Koordinator für die Jahrgänge acht bis zehn. Getreu Hermann Hesses Gedanken zu jedem Anfang, dem ein Zauber innewohnt, ist der engagierte Lehrer Fan des ersten Halbjahres, da Lehrkräfte und Schülerschaft mit frischem Elan und ambitionierten Plänen ins neue Schuljahr starten. Wir von ME2BE haben mit ihm über die digitalisierte Schule, Nachhaltigkeit, den BO-Unterricht und die BIM gesprochen.

Welches sind die Schwerpunkte der Goethe-Gemeinschaftsschule?

Unser Leitspruch lautet: Nicht für alle das Gleiche, sondern für jeden das Beste. Diese individuelle Betreuung versuchen wir so gut es geht umzusetzen. Jede Lerngruppe setzt sich aus einer heterogenen Schülergruppe zusammen und unser Ziel ist es, auf jeden einzelnen einzugehen, um jedem zum bestmöglichen Schulabschluss zu verhelfen – eine anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe. Es wäre schön und förderlich, wenn die Lerngruppen kleiner wären, doch wir haben sehr große Klassen und die Kolleginnen und Kollegen sind stark gefordert. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft das Lernen mit digitalen Medien. Seit 2016 sind wir Modellschule, wobei wir uns bereits 2009 mit digitalen Wandtafeln auf den Weg ins digitale Zeitalter gemacht haben, sodass wir seit mehreren Jahren kreidefrei sind. Als Schule versuchen wir, uns am Leben der Kinder zu orientieren. Wenn Kinder zu Hause digital arbeiten, kann die Schule nicht analog bleiben. Das mit einem guten Medienkonzept, geschulter Begleitung und geeigneter Medienkompetenz sowie dem Umgang digitaler Endgeräte umzusetzen, ist uns wichtig. Den Mittelweg zu finden zwischen Füller und Tablet, nicht zu digital, aber auch nicht zu analog, ist die Herausforderung.

Was ist mit den Kindern, die von Haus aus keine digitalen Endgeräte nutzen können?

In den ersten Jahren war das ein Problem und nicht alle Eltern wollten oder konnten ihren Kindern ein Gerät zur Verfügung stellen. Einige hatten auch Sorge, dass das Gerät abhanden kommt. Diese Sorge konnten wir aus dem Weg räumen, indem wir besondere Sicherheitsschließfächer angeschafft haben – sogar mit Steckdosen zum Aufladen während der Pausen. In den letzten Jahren haben die Stadt und das Land viele Mittel für Familien bereitgestellt, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen. So sind alle Kinder mit ihrem eigenen oder einem Leihgerät ausgestattet.

Was schätzen Sie persönlich an der Goethe-Gemeinschaftsschule?

Ich schätze die ruhige Lernatmosphäre, die das Kollegium schafft. Auch unser denkmalgeschützter Altbau trägt dazu bei und auch die Natur und die vielen Bäume, wenn man aus dem Fenster schaut. Darauf haben wir auch bei unserem Neubau geachtet. Die entspannte Lernatmosphäre wird durch unser Doppelstundenkonzept unterstützt, was dazu führt, dass die Schülerinnen und Schüler nicht alle 45 Minuten von einem Klassenraum zum anderen hetzen müssen und sich konzentriert auf den Lernstoff einlassen können. Die Kinder haben so nur drei Fächer am Tag, müssen weniger Materialien mitbringen, das führt zu einer entspannteren Grundhaltung. Bedauerlich ist nur, dass wir bereits lange darauf warten, dass unser Schulhof wieder gestaltet wird. Da sind wir in intensiven Verhandlungen mit der Stadt. Vor Jahren musste der Schulhof wegen Rohrreparaturen aufgerissen werden. Wir hoffen, er wird den Schülerinnen und Schülern mit genügend Bäumen, Sitzgelegenheiten und Pausenaktivitäten bald wieder einen besseren Ausgleich bieten.

Gibt es Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit?

Seit einigen Jahren achten wir auf Mülltrennung in den Klassenzimmern. Mittels der Digitalisierung sind wir dabei, in einigen Fächern auf digitale statt analoge Bücher zurückzugreifen. Seit langer Zeit versuchen wir außerdem, die Anzahl der Kopien zu minimieren und auch hier noch digitaler zu werden – eine große Umstellung für einige Lehrerinnen und Lehrer. Zudem nutzen wir Recyclingpapier. Veränderungen an Schulen brauchen ihre Zeit.

Gibt es für das kommende Schuljahr nennenswerte Pläne?

Unser größter Wunsch ist es, zu dem Stand vor der Pandemie zurückkehren zu können; zu dauerhaftem Präsenzbetrieb und Normalität. Wir haben einiges aufzuholen, da es viele Ausfälle gab und oftmals nur in Kleingruppen gelernt werden konnte. Mit unserem positiven Start ins neue Schuljahr hoffen wir, bis Weihnachten gute Lernerfolge zu erreichen. Sollten die Coronazahlen wieder steigen, könnten wir, wenn nötig, von heute auf morgen auf Pandemiebetrieb umstellen.

Ein Mann steht unter einer Büste.Gibt es spannende Projekte?

Unser langjähriges Projekt YOURJOB, früher Rückenwind, erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit bei den Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrkräften und den Bewohne rinnen und Bewohnern der Altenheime. Im Rahmen dessen besuchen Achtklässlerinnen und Achtklässler regelmäßig Bewohner mehrerer regionaler Altenheime. Man isst, spielt, spricht miteinander und es entstehen teilweise sogar wertvolle Freundschaften. Die dabei entwickelte Sozialkompetenz ist unbezahlbar und wird mit einem Zertifikat honoriert, das bei späteren Bewerbungen positiv auffallen kann.

Was erwarten Sie von der kommenden BIM?

Wir freuen uns auf eine Reihe neuer Unternehmen und darauf, den Schülerinnen und Schülern ein noch größeres Angebot bieten zu können. Letztes Jahr waren es etwa 35 Aussteller, dieses Jahr werden es zehn mehr sein. Ich hoffe, dass die Elternschaft das Messeangebot dieses Jahr besser nutzt und ihre Kinder begleitet.

TEXT Kristina Krijom
FOTO Henrik-Matze