Die Schülervertretung (SV) ist das Bindeglied zwischen Schülern und Lehrern. Doch das Engagement hat nachgelassen, sagen Lea (17) und Siri (18). Beide sind seit drei Jahren in der SV des Gymnasiums Kronshagen. Und sie finden, dass sich die Arbeit zwischen Schoko-Nikoläusen und Schulkonferenzen lohnt.
Warum engagiert ihr euch in der Schülervertretung?
Siri: Ich habe schon in der Mittelstufe gesehen, welche Projekte in der SV angeboten wurden, und fand das spannend. Allerdings hatte ich auch etwas Angst, es nicht in die SV zu schaffen. Es hat aber geklappt – und ich mag es, Projekte für die Schüler zu planen.
Lea: Ich wollte eigentlich gar nicht in die SV. Siri hat mich mehr oder weniger mit reingezogen. Und ich habe gedacht, dass die Chancen, dass wir es in die SV schaffen, ohnehin gering sind. Ich dachte, dass sich super viele bewerben würden.
Sind an eurer Schule denn so viele so engagiert?
Lea: Nein, tatsächlich hat das abgenommen. Deswegen bin ich auch in der SV gelandet. Inzwischen macht es mir aber viel Spaß. Vor allem, die Sachen zu organisieren, über die ich mich früher schon gefreut habe, als ich noch nicht dabei war.
Siri: Als wir noch in der Mittelstufe waren, haben sich deutlich mehr für die SV beworben. Da wurden dann auch viele nicht gewählt. In unserem ersten Jahr waren das dann noch zwei Bewerbungen. Und in den vergangenen Jahren wurden alle Bewerber geschlossen in die SV gewählt, weil sich genauso viele beworben haben, wie es Plätze gab.
Ihr habt beide die Projekte angesprochen, die die SV organisiert. Worum geht es da?
Lea: Wir haben jedes Jahr ein paar Klassiker, beispielsweise zu Nikolaus oder am Valentinstag, wo sich die Schüler untereinander Schoko-Nikoläuse oder Rosen schicken können. Das fand ich auch in der 5. Klasse schon toll. Das waren Highlights, bei denen man die SV richtig wahrgenommen hat.
Siri: Das funktioniert sogar mit anderen Schulen. Da werden dann die geschriebenen Karten unter den Schülervertretungen übergeben, damit auch Freunde an anderen Schulen beschenkt werden können.
Warum macht ihr als SV das? Was steckt dahinter?
Siri: Das sind einfach kleine Nettigkeiten – und wir werden als SV präsent. Von der anderen Arbeit bekommen die Schüler ja sonst nichts mit.
Was macht ihr denn sonst?
Siri: Wir sind auch beim Fasching für die Unterstufe dabei. Da kommen die jüngeren Schülerinnen und Schüler am Nachmittag alle verkleidet und wir machen einen Wettbewerb, wer das beste Kostüm hat, Spiele, ein Büfett. Das ist eine Aktion nur für die Jüngeren, auch weil die bei anderen Sachen nicht dabei sein können. Beispielsweise bei unserer DKMS-Registrierungsaktion.
Habt ihr auch politische Ziele, um die Schule verbessern?
Siri: Ganz konkrete, große Dinge haben wir eigentlich nicht…
Lea: Bestimmte Themen gibt es dann aber schon. Wir hatten beispielsweise vor einiger Zeit eine Ausstellung zum Thema Rassismus. Das war ein großes Projekt, wo wir auch viel positives Feedback zu bekommen haben. Was auch immer wieder aufkommt, ist das Thema Menstruationsartikel auf den Toiletten. Die gibt es zwar im Sekretariat, viele trauen sich aber nicht, dort zu fragen. Und wir haben auch mit akuten Vorfällen zu tun, beispielsweise Mobbing.
Seid ihr denn mit der Schule zufrieden, wenn ihr keine großen Forderungen auf der Agenda habt?
Siri: Eigentlich schon. Wir bringen aber immer Anträge bei den Schulkonferenzen ein. Beispielsweise, dass auch die Zehntklässler in den Mittagspausen zum Supermarkt gehen dürfen und nicht nur die Oberstufenschüler. Dabei geht es um Freiheiten, aber wir haben auch oft die Rückmeldung bekommen, dass das Mensa-Angebot immer teurer wird. Und da wollen viele lieber zum Supermarkt gehen, wo es günstiger ist und es ein größeres Angebot gibt.
Lea: Dabei geht es auch darum Gleichheit zwischen den Schülerinnen und Schülern zu schaffen, die G8 oder G9 machen.
Was hat die SV denn für eine Bedeutung für die Schülerinnen und Schüler?
Lea: Von den Projekten profitiert auf jeden Fall die ganze Schülerschaft – natürlich immer je nachdem, was wir gerade organisieren. Und auch in der Zusammenarbeit mit Schulleitung und Lehrern passieren Dinge, von denen alle an der Schule was haben.
Ihr investiert dafür eure Zeit und Energie. Gibt es auch einen Mehrwert für euch?
Siri: Die Zeit, die wir außerhalb der Schule investieren, hält sich tatsächlich in Grenzen – und ich mache das wirklich gerne. Denn ich sehe, dass das, was wir machen, auch angenommen wird.
Lea: Mir gibt es ein gutes Gefühl, wenn ich mich engagiere. Wenn ich weiß, dass ich etwas mache, worüber sich andere freuen. Ich habe mir als Fünftklässlerin immer gewünscht, dass Schule schön ist. Dass es Highlights gibt, auf die man sich freuen kann – abseits vom Schulalltag. Und es ist schön, wenn man zu dem beiträgt, was man sich selbst früher gewünscht hat.
Ihr seid als SV Schnittstelle zwischen Schülern und Lehrern. Wie findet das statt?
Siri: Zu den jüngeren Schülern haben wir den Kontakt durch eine “Junior SV”. Ansonsten erfahren wir die Anliegen der fünften bis achten Klassen gar nicht. Was in den anderen Jahrgängen los ist, bekommen wir direkt als SV mit – schließlich sind die Mitglieder auch Teil der Jahrgänge. Manchmal kommen Schülerinnen und Schüler mit ihren Anliegen einfach direkt zu uns.
Lea: Wir als SV treffen uns einmal in der Woche und besprechen uns. Und da können dann auch alle kommen, die etwas auf dem Herzen haben. Das passiert allerdings recht selten.
Siri: Wir haben auch schon einmal überlegt, ob wir einen Briefkasten machen. Das haben wir aber noch nicht umgesetzt. Wir haben aber einen Instagram-Account, auf dem wir zeigen, was wir machen.
Wir funktioniert denn die Kommunikation mit Lehrern und Schulleitung?
Lea: Wir versuchen, das immer persönlich zu machen, weil Mails beim Schulleiter auch mal untergehen können. Dafür ist er immer sehr offen und geht auf uns zu und unterstützt uns auch oft. Wir haben viele Freiheiten und Möglichkeiten.
Ihr seid bald fertig mit der Schule – wisst ihr denn schon, was ihr dann machen wollt?
Siri: Ich weiß es noch nicht genau. Ich bin gerade in der Findungsphase. Aber ich denke, dass es eher in Richtung Wirtschaft geht.
Lea: Ich bin mir auch noch unsicher, würde aber gern in Richtung Journalismus gehen. Irgend etwas, das ein breites Feld umfasst.
Habt ihr das Gefühl dass die Arbeit in der SV euch darauf vorbereitet?
Siri: Was die Arbeit in Team angeht auf jeden Fall. Denn wir machen hier immer alles zusammen und kommunizieren viel.
Lea: Ich glaube auch, dass mir die SV später helfen kann. Einfach, weil wir kommunizieren, immer Kompromisse oder eine Lösung finden müssen. Das sind Dinge, die mich interessieren und die ich auch aus der SV mitnehmen werde.
TEXT Robert Otto-Moog
FOTO Michael Ruff