Wirtschaft aus Leidenschaft

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Diplom-Betriebswirt und Dozent Claus-Dieter Piontke über BWL an der FH Kiel und die Management-Generationen der Zukunft

Seit über drei Jahren leitet Claus-Dieter Piontke die Veranstaltung „Unternehmenspolitik / Strategische Unternehmensanalyse“ an der FH Kiel im Fachbereich Wirtschaft. Der Kurs richtet sich an Bachelor-Studierende im 5. Semester der Betriebswirtschaftslehre und erfreut sich wegen des hohen Praxisbezugs großer Beliebtheit. ME2BE (selbst Kooperationspartner dieser Veranstaltung) wollte von dem 55-jährigen Diplom-Betriebswirt und Business-Coach wissen, welche Herausforderungen auf BWL-Studierende zukommen wird.

ME2BE: Herr Piontke, Sie sind ein Kieler Eigengewächs, haben nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann an der FH Kiel BWL studiert und bilden heute an gleichem Ort im gleichen Fach unsere Manager von morgen aus. Was hat sich am meisten im Vergleich zu Ihrer Studienzeit verändert?
Piontke: Das Studienfach heißt noch immer BWL, ansonsten hat sich so einiges verändert. Studiert habe ich – streng genommen – ­nicht am gleichen Ort. Damals war die FH Kiel noch am Westufer beheimatet und hatte nicht diese Campus-Atmosphäre, wie heute in Neumühlen-Dietrichsdorf. Im Vergleich zu meiner Studienzeit gibt es heute erweiterte Studienmöglichkeiten, z.B. berufsbegleitende Online-Studiengebote. Die auffälligste Veränderung jedoch ist die kulturelle Vielfalt unter den Studierenden. Zu meiner Zeit gab es kaum fremdsprachige Studierende aus dem Ausland oder mit Migrationshintergrund. Das empfinde ich heutzutage als extrem bereichernd!Im CHE-Ranking schneidet der Fachbereich Wirtschaft der FH Kiel gut ab. Was ist das Besondere am BWL-Studium an der FH Kiel?
Unsere Studienbegleitung ist intensiver als an Universitäten, die Angebote der FH Kiel sind attraktiv, es gibt keine überfüllten Hörsäle und der Praxisbezug ist besonders hoch. Es gibt nicht nur das obligatorische Praxissemester, sondern auch Veranstaltungen, wie „Strategische Unternehmensanalyse“, zu der Studierende „echte“ Firmen besuchen und somit ihr theoretisches Wissen im Studium praktisch anwenden können. Alle FH-Dozenten müssen über eine mehrjährige Berufserfahrung verfügen. Die Studierenden schätzen diesen Erfahrungsschatz, da wir immer wieder praktische Anwendungsbeispiele geben können … das Prinzip angewandter Wissenschaften!

„Gutes Teamworking und konstruktive Menschenführung sind elementare Bausteine eines Unternehmenserfolgs.“

Welche Anforderungen stellt die Wirtschaft an Bachelor-Absolventen der BWL? Welche Managertypen werden in Zukunft gebraucht?
Unternehmen müssen agil und flexibel sein, um sich wirtschaftlichen Situationen schnell anpassen zu können. Junge Managerinnen und Manager benötigen ein fundiertes  Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge, Zielorientierung und Vertrauensprozesse. Das Thema „Softskills“ hat enorm an Bedeutung gewonnen. Wir leben heute in einer Wirtschaftswelt der intensiven Zusammenarbeit. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen heute mehr Verantwortung als jemals zuvor. Heute wissen alle: Gutes Teamworking und konstruktive Menschenführung sind elementare Bausteine eines Unternehmenserfolgs. Im Grundstudium bieten wir dazu Veranstaltungen an. Es geht um Teamentwicklungsphasen, Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung, Change Management, Projektmanagement oder Transaktionsanalyse.

Wird der autoritäre Managertyp aussterben oder wird es ihn immer geben müssen?
Es wird niemals nur einen einzigen Führungsstil geben. Im Augenblick kann ein partizipativ-kooperierender Führungsstil oder ein autoritärer Führungsstil zum wirtschaftlichen Erfolg führen. Längerfristig und über das Ganze betrachtet ist in unserer modernen Wissensgesellschaft der kooperativ-partizipative Führungsstil als Erfolgsfaktor unabdingbar. Die Fakten dazu lauten: Menschen suchen Führung, aber auch Geborgenheit und Vertrauen. Alle stehen systemisch bedingt unter einem Leistungsdruck. Wichtig ist, den richtigen Stil zur richtigen Zeit zu wählen.

Wie bewerten Sie die Ausbildungsqualität im Management-Bereich?
Als sehr positiv. Die Studierenden verlassen unsere Hochschule mit einem sehr guten Ausbildungsniveau. Die Ausbildungsqualität in Deutschland genießt ja allgemein eine hohe Anerkennung. Im Managementbereich gibt es nach wie vor die Situation, dass unsere Managerinnen und Manager in allen Unternehmensgrößen gut vertreten sind. Lediglich das absolute Spitzenlevel ist überwiegend von Universitätsabsolventen besetzt.

Welchen Tipp geben Sie BWL-Studierenden mit auf den Weg?
Habt Leidenschaft für den Job und für die Menschen!

TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Eric Genzken