YES zur Berufsorientierung: Die Ausbildungsmesse der Stadt Moorrege

YES zur Berufsorientierung: Die Ausbildungsmesse der Stadt Moorrege

Mit dem bevorstehenden Schulabschluss nähert sich für viele Schülerinnen und Schüler der Zeitpunkt, an dem sie die Weichen für ihre berufliche Zukunft stellen müssen. Die Frage, ob es eine Ausbildung, ein duales Studium in einem Unternehmen oder doch ein traditionelles Studium an einer Hochschule sein soll, steht im Raum. Auf der YES-Messe, ehemals bekannt als LIT – Lehrstellen-Info-Tag, in Moorrege, erhielten Jugendliche die Möglichkeit, direkt mit Unternehmen und Ausbildern in Kontakt zu treten, Informationen über Ausbildungen und duale Studiengänge zu sammeln und Karrieremöglichkeiten zu erkunden sowie Fragen zu stellen.

Wir von ME2BE waren vor Ort, als die Ausbildungsmesse der Stadt Uetersen bereits zum 18. Mal stattfand. Die Unternehmen der Region standen bereit, um Fragen zu beantworten und wertvolle Einblicke zu bieten. An unserem Stand konnten wir mit unserer digitalen Berufsorientierungsplattform DIGI:BO einen bedeutenden Beitrag zur beruflichen Orientierung im Kreis Pinneberg leisten.

„Wenn wir es schaffen, Kinder in die Berufe zu leiten, für die sie Talente und Interesse haben, dann ist das das Beste, was neben anderen Bildungsmöglichkeiten passieren kann.”

Wir treffen Bürgermeister und Gemeindevertreter Wolfgang Balasus, welcher der Bedeutung der Messe sowie dem Thema Berufsorientierung besondere Aufmerksamkeit schenkt. Als gelernter Politiklehrer und langjähriger Schulleiter verfügt er über umfangreiche Erfahrung in der Vorbereitung von Jugendlichen auf das Berufsleben. Wir sprechen mit ihm über die Möglichkeiten, die die Region ihren jungen Menschen in Bezug auf Ausbildung und berufliche Orientierung bietet. Seine Worte geben der YES-Messe einen sinnstiftenden Rahmen.

„Ich habe mich immer dafür eingesetzt, Jugendliche auf das Berufsleben vorzubereiten, denn das ist eine der wichtigsten Aufgaben. Junge Menschen müssen fit für das Leben gemacht werden, und das bedeutet auch, dass sie eine solide berufliche Grundlage benötigen. Dies ist vor allem die Aufgabe der Schule“, betont Balasus. Als ehemaliger Lehrer verfügt der Bürgermeister über ein umfangreiches Netzwerk in der Region und freut sich, Erfolgsgeschichten von ehemaligen Schülern zu hören.

„Ich treffe oft ehemalige Schülerinnen und Schüler oder auch ihre Eltern. Ich erinnere mich an eine Schülerin, der ich geraten hatte, zunächst einen mittleren Schulabschluss zu machen und dann weiterzusehen. Sie hat nach ihrem Abschluss das Gymnasium besucht, Medizin studiert und ist heute Internistin in unserer Region! Aber auch der umgekehrte Weg ist möglich. Viele Schüler sind am Gymnasium frustriert, wechseln die Schule, machen einen sehr guten mittleren Schulabschluss und gehen dann mit neuer Motivation ans Abitur und überzeugen.“

Bürgermeister Wolfgang Balasus und Redakteurin Patricia von ME2BE

Fachkräftemangel in Moorrege?! Die Region ist gewappnet

Bürgermeister Balasus unterhielt sich mit uns über den Fachkräftemangel im Kreis Pinneberg. Die Messe in Moorrege ist nur ein Teil der Maßnahmen, die ergriffen werden sollen, um diesem Mangel entgegenzuwirken. „Auch hier in Moorrege haben wir mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Sowohl große Unternehmen als auch kleinere Betriebe haben Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Glücklicherweise verfügen unsere Schulen über eine ausgezeichnete Berufsorientierung, und die Jugendlichen nutzen auch externe Angebote. In unserer Region sind die Wege kurz!“

Die Bedeutung der YES-Messe für die Berufswahl der Jugendlichen wird deutlich, als wir am Messestand der Firma Kock GmbH Zerspanungstechnik Halt machen. Das Unternehmen Kock besteht bereits seit den 1950er Jahren und produziert, schärft und handelt mit Werkzeugen. Die Industrien Metall, Holz, Papier und Kunststoff in Schleswig-Holstein, Hamburg, Nord-Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern vertrauen auf die Werkzeuge von Kock, um unter anderem Flugzeuge und Schiffe herzustellen. Bjarne Peters, Präzisionswerkzeugmechaniker und Ansprechpartner vor Ort, berichtet, wie er vor einigen Jahren auf dieser Messe, damals noch als Lehrstellen-Infotag bekannt, seinen Ausbildungsplatz fand. Heute ist er Ausbilder und auf dem Weg zum Meister. Seinen Beruf erklärt er einfach: „Wir machen alles scharf, was stumpf war. Das können eine Haushaltsschere, ein riesiges Industriemesser oder auch Bohr- und Fräswerkzeuge sein.“ Dieser Handwerksberuf beinhaltet jedoch nicht nur manuelle Arbeit. „Wir verwenden sowohl manuelle Methoden als auch CNC-gesteuerte Maschinen“, erklärt Bjarne Peters. Neben zwei Präzisionswerkzeugmechanikern werden auch zwei Industriekaufleute in diesem Jahr gesucht.

Das Messeteam der Kock GmbH

„Lang ist der Weg durch Lehren, kurz und wirksam durch Beispiele.“ – Seneca

Bürgermeister Balasus hofft, dass viele Jugendliche auf der heutigen Messe, wenn auch nicht unbedingt einen Ausbildungsplatz, zumindest einen Praktikumsplatz finden können. „Berufspraktika sind von entscheidender Bedeutung. Ohne praktische Erfahrungen ist es schwer, den richtigen Beruf zu finden“, betont er. Diese Überzeugung teilt er auch mit den vertretenen Unternehmen. „Die Unternehmen sollten sich weiterhin öffnen, wie sie es bereits tun, für Messen, aber auch für Praktikanten. Schülerinnen und Schüler, die den Wunsch haben, einen Beruf praktisch kennenzulernen, sollten dazu die Gelegenheit erhalten. Dies ist mindestens genauso wichtig wie eine gute Berufsorientierung in der Schule. Der direkte Kontakt zwischen Jugendlichen und Unternehmen muss gewährleistet sein. Manch einer erkennt seinen Berufswunsch erst während eines Praktikums. Ich habe während meiner Lehrerzeit oft erlebt, dass jemand nach einem Praktikum herauskam und sagte: ‚Jetzt weiß ich, was ich werden will, und ich habe einen Ausbildungsplatz gefunden!'“

Wir treffen viele Unternehmensvertreter, die ihre aktuelle Position durch ein Praktikum gefunden haben.

Ein Beispiel ist Isabell, die den Beruf der Chemielaborantin bei der Oemeta Chemische Werke GmbH auf der Messe repräsentiert. Oemeta hat seinen Sitz in Uetersen, nördlich von Moorrege. Das Unternehmen ist ein Anbieter von High-End Kühlschmierstoffen für die metallverarbeitende Industrie und ist trotz seiner regionalen Wurzeln international präsent, mit sieben Tochtergesellschaften weltweit. „Ich habe im Sommer 2019 ein Praktikum bei Oemeta absolviert, und das hat mir so gut gefallen, dass ich mich direkt für die Ausbildung beworben habe“, erinnert sich Isabell. „Oemeta ist eine sehr familiäre Firma, die dennoch global aktiv ist. Mir gefällt besonders das nette Team, in dem ich arbeite, und ich finde unsere Produkte sehr spannend.“

Isabell teilt den interessierten Jugendlichen auf der Messe ihren Arbeitsalltag als Chemielaborantin mit. Die Welt des Chemielaboranten ist das Labor. Sie planen und führen chemische Versuche durch, dokumentieren diese und werten Untersuchungen aus. Im Labor prüfen sie organische und anorganische Stoffe, stellen Stoffgemische her und beobachten chemische Prozesse. Bei der anschließenden Analyse wenden sie verschiedene chemische und physikalische Verfahren an.

Chemielaborantin Isabell repräsentiert die Oemeta Chemische Werke GmbH

 

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„Warum denn in die Ferne schweifen , das Gute ist so nah.”

Bürgermeister Balasus freut sich selbstverständlich, wenn die Jugendlichen im Kreis Pinneberg oder gleich in der Gemeinde Moorrege bleiben. „Die Kommunen wollen natürlich die Jugendlichen halten. Aber wir haben glücklicherweise auch viele Ausbildungsangebote. Früher war das anders. Da fand man in der Gemeinde keinen Ausbildungsplatz und ging nach Hamburg.”

Anders machte es Christian von SCHÜTT Elektrotechnik GmbH. Er ist werdender Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Seit über 60 Jahren kümmert sich der Betrieb mit Sitz in Uetersen um Automatisierung sowie Gebäude-, Regel- und Messtechnik. Fachkräfte und angehende Fachkräfte können bei Hausanschlüssen und Trafostationen über klassische Elektroinstallationen bis hin zur Automatisierungs- und Sicherheitstechnik für ihre Kunden da sein. Wir fragen Christian, was er in seiner Ausbildung lernt. „Wir machen vom Rohbau bis Installation so ziemlich alles. Es gibt in Gebäuden eine Menge an elektrischen Anlagen, die einwandfrei funktionieren müssen.” Wie groß die Bedeutung von Christians Ausbildung ist, wird klar, wenn man überlegt, was alles unter Strom steht: Klimaanlagen, Lichter, Telefon, Smart-Home-Anwendungen. Auszubildende in diesem Beruf lernen, die elektronische Welt, die sich hinter den Wänden der meisten Gebäude verbirgt, zu planen und zu installieren. Es fallen regelmäßige Wartung der Anlagen und anfallende Reparaturarbeiten an.
„Ich bin umgezogen und Schütt ist nur fünf Minuten von mir zu Hause entfernt. Nach einem Praktikum war mir klar, dass ich dann meine Ausbildung hier anfangen will.”

Die Azubis der SCHÜTT Elektrotechnik GmbH

 

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Noch mehr Handwerk gibt es auch bei MAACK C.H. GmbH & Co. KG. Hier können die Messebesucher und wir von ME2BE einen Eindruck der Handwerksausbildung erhaschen. Der Familienbetrieb vereint gleich drei Ausbildungsberufe unter einem Dach: Zimmerleute, Maurer (m/w/d) und Tischler (m/w/d). „Das ist ein großer Vorteil. Diese Vielfalt ermöglicht es uns, eine breite Palette an Bauleistungen anzubieten”, erklärt Maurer Mahdi. Als Mitglied der Baugewerbe-Innung Westholstein im Bezirk Pinneberg und des Fachverbands Tischler Nord ist für das Unternehmen Maack das Thema Ausbildung sehr wichtig. „Wir bieten regelmäßig Ausbildungsplätze in allen drei Gewerken an. Dadurch können wir sicherstellen, dass wir stets über qualifizierte Fachkräfte verfügen und gleichzeitig jungen Menschen die Möglichkeit geben, eine erstklassige handwerkliche Ausbildung zu absolvieren”, sagt Zimmermann Fabian-Andrés.

Mahdi und Fabian-Andrés von der MAACK C.H. GmbH & Co. KG

Orientierung vor Ort – Weiter zur Schule gehen, Ausbildung oder Studium?

Ab dem Nachmittag öffnet sich die YES-Messe auch für die Öffentlichkeit, und viele Eltern strömen herein, um ihre Kinder bei der Berufswahl zu unterstützen. Die Vielfalt der fast 50 Ausbildungsbetriebe bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Erkundung. Bürgermeister Balasus freut sich über die Durchlässigkeit des Bildungssystems, die auf der Messe deutlich wird. Gerade in dieser Region stehen den Jugendlichen vielfältige Optionen offen. Ob sie den Mittleren Schulabschluss anstreben und daraufhin eine Ausbildung beginnen oder sich für die Fachhochschulreife oder das Abitur mit einem anschließenden Studium entscheiden – eine Option schließt die andere nicht aus. Daher ist es nicht überraschend, dass die Unternehmen der Region sich an die verschiedenen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anpassen und sowohl Ausbildungs- als auch Studienplätze anbieten.

Ein solches Unternehmen ist das in der Region bekannte Pharmaunternehmen Nordmark Pharma GmbH aus Uetersen, welches sich auf die Herstellung von Wirkstoffen und Arzneimitteln biologischen und biotechnologischen Ursprungs spezialisiert hat. Wir treffen auf das große Messe-Team und sprechen mit Ausbildungsleiterin und Personalreferentin Charlotte Schliebs über die Ausbildung bei Nordmark. „Wir bilden bedarfsorientiert aus, da wir unsere Azubis gerne nach ihrer Ausbildung übernehmen möchten“, erzählt sie uns. Nordmark bildet verschiedene Berufe aus, darunter Chemielaborant (m/w/d), Industriekaufmann (m/w/d), Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d), Pharmakant (m/w/d), Industriemechaniker (m/w/d) in der Fachrichtung Instandhaltung, Mechatroniker (m/w/d), Fachinformatiker (m/w/d) in der Fachrichtung Systemintegration, Elektroniker (m/w/d) für Betriebstechnik und Elektroniker Automatisierungstechnik (m/w/d). Darüber hinaus bietet Nordmark eine Vielzahl dualer Studiengänge an. Ein neues Modell ist das Triale Modell Betriebswirtschaft für Industriekaufleute. Charlotte Schliebs freut sich über das rege Interesse an Nordmark auf der YES-Messe. „Ich hoffe, wir konnten igabeinsbesondere für die weniger bekannten Berufe, wie Chemielaborant und Pharmakant, Begeisterung wecken.“ Um mehr über die Arbeit der Pharmakanten zu erfahren, sprechen wir mit Ausbildungsleiter und Pharmazie-Meister Christian Gallert. „Der Pharmakant übernimmt bei uns sowohl Büroarbeiten als auch Produktion. Zum Beispiel ist er dafür verantwortlich, Tabletten zu drageeieren oder Kapseln mit einer Milligramm genauen Menge zu befüllen. Unsere Azubis durchlaufen 22 Abteilungen, da sie alles über beispielsweise Validierung und Qualifizierung lernen müssen. Wir stellen auch eigene Wirkstoffe her! Insgesamt bieten wir so viele spannende Tätigkeiten, dass für jeden etwas dabei sein kann!“

Das Messeteam der Nordmark Pharma GmbH

Berufliche Orientierung hat viele Facetten

Für uns bei ME2BE ist Berufsorientierung ein zentraler Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Wir geben Einblicke in Schulen und Hochschulen in der Region, lassen Auszubildende und Studierende ebenso zu Wort kommen wie Lehrkräfte, und berichten über private und öffentliche Arbeitgeber. Mithilfe unserer digitalen Berufsorientierungsplattform DIGI:BO stellen wir Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften Informationen und Materialien zur Verfügung, die eine umfassende und vielseitige Berufsorientierung ermöglichen – sei es im Unterricht oder zu Hause. Auf der Yes-Messe stellen wir stolz DIGI:BO vor, um Jugendliche in ihrer Berufswahl zu unterstützen, insbesondere jene, die noch unsicher sind. Unsere Mission ist im Einklang mit den Überlegungen von Bürgermeister Balasus: „Früher hatten Jugendliche kaum Optionen. Die Berufswahl wurde von den Eltern bestimmt, und man landete oft in einem Beruf, ohne eine echte Leidenschaft dafür zu haben. Als ich mich damals an einen Berufsberater wandte, konnte ich meine Talente noch nicht klar identifizieren. Daher wurde ich einfach an eine verfügbare Stelle in Moorrege verwiesen. Heutzutage gibt es eine Fülle von Berufsmöglichkeiten, von denen viele Jugendliche gar nichts wissen. Es ist großartig, dass Plattformen wie DIGI:BO jetzt Transparenz und Zugänglichkeit für diese Angebote bieten.”

Auch der Messestand von ME2BE war gut besucht

Mit diesen Worten verabschieden wir uns aus Moorrege und von der Yes-Messe! Im nächsten Jahr wird die Messe dann in Tornesch stattfinden, und auch wir von ME2BE werden wieder mit dabei sein!

Euer ME2BE-Messeteam

TEXT Patricia Rohde
FOTO Ajet Ibrahimi