Hand in Hand in Handewitt

Hand in Hand in Handewitt

Eine gelungene Berufsorientierung ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Beteiligten

Svenja Draeger ist Berufsberaterin der Arbeitsagentur in Flensburg. Seit Beginn des Jahres ist sie für die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I der Siegfried-Lenz-Schule zuständig. Ihr erster Eindruck von Handewitt ist mehr als positiv und sie schätzt die engagierte Zusammenarbeit aller Verantwortlichen im Sinne einer gelungenen Berufsorientierung.

Frau Draeger, wie war Ihr eigener beruflicher Werdegang?

Ich habe nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung bei der Arbeitsagentur absolviert und innerhalb der Agentur sechs Jahre Berufserfahrung gesammelt. Durch diese praktische Erfahrung bekam ich die Chance, an der Fachhochschule in Schwerin ein Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin anzuschließen. Jetzt bin ich mittlerweile seit neun Jahren in der Berufsberatung tätig und kann sagen, dass ich in meinem Traumjob angekommen bin.

Warum ist die Berufsberatung für Sie ein Traumberuf?

Tatsächlich war es immer schon ein großer Wunsch von mir, mit Jugendlichen zu arbeiten. Als die Chance auf eine freie Stelle in der Berufsberatung bestand, habe ich nicht gezögert. Die anderen Tätigkeitsfelder habe ich auch gerne bearbeitet, aber diese Aufgabe ist für mich besonders erfüllend.

Sind Sie die einzige Berufsberaterin an der Siegfried-Lenz-Schule?

Nein, ich teile mir die Zuständigkeiten mit meinem Kollegen Herrn Görrissen. Er betreut die Sekundarstufe II und ich bin für den Sekundarbereich I zuständig. An einer Schule in dieser Größenordnung ist das wichtig, um den Bedürfnissen der unterschiedlichen Altersgruppen gerecht zu werden.

Wie oft sind Sie an der Schule?

In der Regel jede Woche dienstags. Ich habe dort eine offene Sprechstunde rund um die Themen Berufswahl, Praktikums- oder Ausbildungsfragen sowie Bewerbungsunterlagen. Generell stehe ich den Schülerinnen und Schülern für allgemeine und konkrete Planungsfragen zur Verfügung.

Gibt es ein verbindliches Programm, das Sie abdecken müssen?

Ja, ich begebe mich zu Beginn des Schuljahres auf eine Vorstellungsrunde in alle Klassen und bringe mich, in Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern, in den BO-Unterricht ein. Die Berufsorientierung startet in Klasse 7 mit dem Besuch des sogenannten Stärkenparcours, den wir als Mitinitiator und mit finanziellen Mitteln begleiten. Ab Klasse 8 steige ich dann aktiv in die Berufsberatung ein und stehe vorwiegend den Abschlussklassen während meiner Sprechstunde zur Verfügung. Wir haben zum Beispiel einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Ausbildungsangebote der Region und können Unterstützung bei der Bewerbung bieten. 

Haben Sie einen Tipp, wenn es mit einer Ausbildungsstelle nicht auf Anhieb klappt?

Ich rate immer, auf einen Alternativplan zurückgreifen zu können. Der ist außerordentlich wichtig und sollte rechtzeitig  ‘geschmiedet’ werden. Gerne dürfen die Schülerinnen und Schüler hierfür in meine Sprechzeit kommen, um Alternativen gemeinsam zu entwickeln und sich über diverse Überbrückungsmöglichkeiten (wie z.B. die Berufsvorbereitungen) zu informieren. 

In welcher Form begleiten Sie die Jugendlichen über die Schulzeit hinaus?

Über die Schulzeit hinaus bleibe ich für sie Ansprechpartnerin. Wenn es zum Beispiel Probleme während der Ausbildung gibt, Lernrückstände entstanden sind oder die falsche Berufswahl getroffen wurde, unterstützen wir mit vielfältigsten Mitteln, um den Jugendlichen eine neue Orientierung zu geben.

Apropos Orientierung: Wie erleben Sie den Berufsorientierungsunterricht an der Schule und wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Zunächst einmal wünschen wir uns alle, dass nach Corona wieder regelmäßig Praktika stattfinden können. Ein gutes Mittel, um berufliche Perspektiven zu entwickeln und Hemmschwellen abzubauen.

Welche Hemmschwellen erleben Sie da besonders?

Manch einer traut sich einfach nicht, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen, um bei einer potentiellen Ausbildungsstelle anzurufen. Hier könnte auch ein verstärktes Coaching im Unterricht Abhilfe schaffen. Meiner Beobachtung nach sind die Schülerinnen und Schüler durch die Coronazeit generell noch verhaltener geworden, wenn es um den Start in eine berufliche Ausbildung geht. Viele gehen lieber weiter zur Schule, um noch keine Entscheidung treffen zu müssen, dabei wären sie mit ein bisschen mehr Mut in einer Ausbildung vielleicht viel besser aufgehoben.

Was schätzen Sie an der Siegfried-Lenz-Schule besonders?

Die Schule hat alle Schülerinnen und Schüler gut im Blick und lässt keinen aus der Verantwortung. Das betrifft auch meine Arbeit und das Zusammenspiel mit der Coaching-Fachkraft Frau Rakel und den zuständigen Lehrerinnen und Lehrern. Ich schätze den regen Austausch untereinander und das große Engagement, damit keiner unserer Schützlinge auf der Strecke bleibt.

 

TEXT Anja Nacken
FOTO Sophie Blady