Flex-Klasse?  Was ist das?

Flex-Klasse? Was ist das?

Das Handlungskonzept STEP ist für die Flex-Schülerinnen und Schüler in Handewitt ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft.

Heike Rakel ist seit 2021 zertifizierte Coaching-Fachkraft an der Siegfried-Lenz-Schule in Handewitt und betreut das Handlungskonzept STEP des Landesprogramms Arbeit (LPA). Der Name ‚STEP’ steht für „Selbsteinschätzung, Training, Entwicklung und Perspektiven“ und hat die Funktion Schülerinnen und Schüler der Flex-Klassen bei der Suche nach beruflichen Perspektiven zu unterstützen.

Frau Rakel, wie lange sind Sie bereits Coaching-Fachkraft?

Seit 2015. Zunächst habe ich das Vorgängerprojekt mit dem Namen ‚Handlungskonzept PLuS‘ an verschiedenen Schulen betreut. Der Unterschied war, dass sich dieses vorangegangene Coaching-Programm an ESA-, MSA- und Förderschülerinnen und -schüler wandte. Das neue Handlungskonzept ist nun auf die Flex-Klassen beschränkt.

Warum diese Änderung?

Ein Handlungskonzept-Programm läuft in der Regel über sechs Jahre und wird dann überarbeitet. Das neue Konzept ist im letzten Sommer erstellt worden und sieht vor, dass sowohl Schülerinnen und Schüler der Flex-Klassen als auch solche mit sonderpädagogischem Förderbedarf durch dieses Programm besonders unterstützt werden. Ziel ist eine verstärkte Etablierung dieser Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt.

Was bedeutet der Begriff Flex-Klasse genau?

In einer Flex-Klasse werden die letzten beiden Schuljahre auf drei Jahre verteilt. Durch dieses Modell erhalten Schülerinnen und Schüler – die aus unterschiedlichen Gründen mehr Zeit brauchen – die Möglichkeit, den ersten allgemeinbildenden Schulabschluss (ESA) sicher zu erreichen. Uns als Coaches fällt dabei die Aufgabe zu, die Schülerinnen und Schüler auf den Übergang vorzubereiten.

Welche unterschiedlichen Gründe können für den Besuch einer Flex-Klasse sprechen?

In die Flex-Klasse werden Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschulen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf aufgenommen. Das Gerücht, dass in diesen Klassen nur die ‚Schwachen‘ untergebracht werden, entspricht nicht der Realität. Ich betreue auch Flex-Schülerinnen und Schüler, die zum Beispiel im Leistungssport aktiv sind und daher einfach mehr Zeit für die Schule brauchen oder solche, bei denen ein Schulwechsel eine längere Anpassungszeit erfordert.

Über wie viele Schülerinnen und Schüler sprechen wir hier an der SFL-Schule?

In Handewitt gibt es drei Flex-Klassen in den Stufen 8, 9 und 10 mit jeweils etwa 18 Schülerinnen und Schülern. Für das Coaching-Programm stehen insgesamt 31 Plätze zur Verfügung. Jugendliche der Jahrgänge 9 und 10 werden nach Absprache mit der Klassenleitung bevorzugt in das Programm aufgenommen.

Was sieht das STEP-Programm an Aufgaben vor?

Ich erarbeite ab Klasse 8 mit den Schülerinnen und Schülern die sogenannten ‚Module der beruflichen Orientierung’. Diese insgesamt sieben Module dienen dem Erwerb und der Stärkung persönlicher und berufsbezogener Kompetenzen. Wir erörtern Fragen wie: Welche Berufe gibt es? Welcher Beruf könnte für mich in Frage kommen? Wie bewerbe ich mich richtig? Meine Arbeit mit den Jugendlichen ist sehr praxisnah. Ich helfe beispielsweise bei der Suche nach Praktikumsstellen, trainiere Bewerbungsgespräche und fertige mit ihnen zusammen Bewerbungsunterlagen an. Manchmal fahre ich sie auch zu den Praktikumsstellen, um Bescheinigungen abzuholen. Darüber hinaus gestalte ich mit Modul-Themen den BO-Unterricht mit, organisiere Betriebsbesichtigungen, betreue Schülerinnen und Schüler auf BO-Messen, spreche mit den Unternehmen und vieles mehr. Ich sehe meine Hauptaufgabe in einer engmaschigen Betreuung und in einer gemeinschaftlichen Erarbeitung von Ausbildungsplänen. Nicht nur als Coach, sondern auch als Mutter von drei Kindern kenne ich die Probleme und Fragen rund um dieses Thema und weiß, wie wichtig diese Unterstützung ist.

Was haben Sie für eine Ausbildung absolviert?

Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung als Vermessungstechnikerin im Katasteramt durchlaufen und danach berufsbegleitend Bautechnik und Deutsch auf Berufsschullehramt studiert. Heute bin ich beim Ausbildungsverbund Flensburg angestellt und habe vom Ministerium eine zertifizierte Qualifikation als Coaching-Fachkraft.

TEXT Anja Nacken

FOTO Sophie Blady