Michael David Pate, Jahrgang 1980, geboren und wohnhaft in Heide, gilt als einer der talentiertesten Filmemacher Schleswig-Holsteins. Seine Filme und Geschichten handeln nicht selten von der Generation YouTube, die es mit Psychopathen, Zombies oder paranormalen Phänomenen aufnimmt. Mit seinem selbst produzierten Debüt lm „Gefällt mir!“ gelang ihm 2014 der Durchbruch. Für ME2BE Hiergeblieben bringt uns Michael auf den neuesten Stand seiner Projekte und verrät uns, warum er auch weiterhin in Dithmarschen leben und arbeiten möchte!
ME2BE: Moin Michael. Vor vier Jahren haben wir dich kurz vor der Premiere zum Film ‚Kartoffelsalat’ getroffen. Wie geht’s dir? Was machst du gerade?
MDP: Krass, wie die Zeit rennt! Ja, danke, mir geht es so weit ganz gut. Ich zeichne gerade Storyboards für ein neues Filmprojekt.
Bist du mit deiner Firma Take 25 Pictures Heide treu geblieben?
Na klar! Ich wohne hier mit meiner Frau und meinen vier Kindern. Heide ist immer noch mein Spot.
Dein Debüt lm ‚Gefällt mir!’ wurde 2014 zum Überraschungserfolg. Seitdem sorgen deine Projekte für Schlagzeilen. Wir erinnern uns. Damals unterbrach ein Sondereinsatzkommando der Polizei deinen Filmdreh mit Neonazis und Reichskriegsaggen auf dem Marktplatz, weil ein Passant die Szene für real hielt! Was ist seitdem alles passiert?
Seitdem ist einiges passiert! 2015 hatten wir ‚Kartoffelsalat’ unabhängig produziert und ohne Verleiher in rund 500 Kinos in Europa platziert. Im deutschsprachigen Raum hatte der Film ca. 480.000 Zuschauer. Und wir waren damals die Ersten, die bekannte YouTuber als Schauspieler gecastet haben. 2016 habe ich dann eine gesamte Staffel ‚Die Wracktaucher’ für den deutschen Fernsehsender DMAX gedreht. 2017 habe ich für die 20th-Century-Fox-Produktion ‚Heilstätten’ Regie, Schnitt und Buchüberarbeitung übernommen. Das war eine völlig neue Erfahrung.
In Heide habe ich alles, was ich brauche, um mich wohl zu fühlen!
Was genau war neu für dich?
Es war meine erste Auftragsregie. Ich fand ein hochprofessionelles Team vor, erhielt ein festes Tarifgehalt als Regisseur und konnte mich vollkommen auf die Arbeit mit den Schauspielern konzentrieren. Als Independent Producer bist du für alles verantwortlich. Ein gewaltiger Unterschied! Der Film wurde überraschend erfolgreich vermarktet, hatte in Deutschland beachtliche 200.000 Zuschauer und wurde in Cannes in 50 Länder verkauft. In Teilen Südamerikas behauptete sich der Film parallel gegen Blockbuster wie ‚Avengers’ und ab Mexiko wurde bereits die Millionen-Grenze geknackt! Am Ende haben wir das erreicht, was wir uns vorgenommen haben und Deutschlands kommerziell erfolgreichsten Horrorfilm abgeliefert!
In dem Film besuchen drei YouTube-Stars eine verlassene Heilstätte, in der es angeblich spuken soll und hoffen mit ihrer Angst-Challenge, viele Klicks zu erhalten. Bis tatsächlich etwas Paranormales passiert! Was war für dich als Regisseur die größte Herausforderung?
Die Arbeit mit den Schauspielern. Ich mag es nicht, wenn viel geschauspielert wird und fordere organische Reaktionen! Deshalb stehe ich auf ‚Impro’, sowohl im Casting als auch in den Proben. In einem Horrorfilm musst du klassischerweise Angst und Panik überzeugend darstellen. Das klappt am besten, wenn du selbst in Panik gerätst! Wir hatten Proben, in denen wir vermummt und augenscheinlich bewaffnet waren. Es geht darum, extreme Gefühle hervorzurufen, da gibt’s echte Angst und Tränen. Das macht das Horrorgenre aber auch so interessant.
Was gefällt dir besser: Indie-Produktionen oder der Auftrag eines Major Labels?
Beides hat Vor- und Nachteile. Durch die Arbeitsteilung bei Auftragsproduktionen kann man viel Zeit sparen und effektiver arbeiten. Bei Independent-Produktionen habe ich dafür eine garantierte künstlerische Freiheit und viel Entscheidungsgewalt. Außerdem kann man das Budget deutlich schmaler halten.
Weil du Schauspieler ohne Gage verpflichtest…?
… nein, weil ich beispielsweise weiß, wie man Schnittkosten niedrig hält! Apropos Schauspielergagen bei Indie-Filmen: Durch den Erfolg von ‚Kartoffelsalat’ konnten wir sogar Schauspielerrückstellungen auszahlen! Das kommt so gut wie nie vor!
‚Heilstätten’ habt ihr in Berlin gedreht – 341 Kilometer von Heide entfernt. Zum täglichen Pendeln ungeeignet, oder?
Da wühlst du echt was auf! Das war ein ständiges Hin- und Herfahren. Oft stieg ich morgens um 5 Uhr in Heide in den Zug und war dann vier Stunden später in Potsdam, nur um vorher möglichst lange bei meiner Familie bleiben zu können. Berlin und Heide sind zwei unterschiedliche Universen! In Berlin triffst du jeden Tag interessante Leute aus der Szene, zum Beispiel laufen dir abends am Rosenthaler Platz Deutschlands größte Filmschaffende über den Weg. Es ist dann immer schön, wieder nach Hause in den Norden zu kommen. Die Erdung tut gut.
Wo gelingt dir das am besten?
Ganz klar, zuhause in der Familie. Dort kann ich mit meinen Kids im Pool planschen, abends mit Freunden grillen, Storys schreiben oder Projekte planen. Ich habe hier in Heide alles, was ich brauche, um mich wohl zu fühlen.
Dein Lieblingsfilm oder deine Lieblingsserie?
‚Breaking Bad’ bleibt meine Lieblingsserie. Bei Filmen wird es schwieriger. ‚Jurassic Park’ und ‚Titanic’ gehören zu meinen persönlichen Klassikern, aber auch ‚Nightcrawler’ oder ‚Der Clou’ gefallen mir.
Mit welchem Schauspieler würdest du gern mal drehen?
Jake Gyllenhaal.
Welcher Regisseur begeistert dich?
Mich inspiriert der Perfektionismus von David Fincher. Einfach großartig, wie er digitale Effekte nutzt, um die Abgründe der menschlichen Seele zu zeigen, ohne dass man es als Zuschauer wahrnimmt!
Mittlerweile bist du auch unter die Autoren gegangen. Welche kreativen Projekte stehen demnächst an? Dreh doch bitte auch mal bei uns im Norden …
… ja, das geht los. Zurzeit arbeiten wir an einem Biopic über die Wacken-Gründer und die Anfänge des Festivals. Und für dieses Jahr stehen die Dreharbeiten zu einer Musical-Fortsetzung von ‚Kartoffelsalat‘ an. Der Film wird im Frühling bereits in die Kinos gehen.
TEXT Christian Dorbandt
FOTOS Kai Westensee, Andrea Hansen / 20th Century Fox
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